Fritz Binde
Schriften von Fritz Binde
Kol 1,22.23 - Die Hoffnung des EvangeliumsKol 1,22.23 - Die Hoffnung des Evangeliums
«. . . euch darzustellen heilig und tadellos und unverklagbar vor seinem Angesicht, wenn ihr nämlich im Glauben gegründet und fest bleibet und euch nicht abwendig machen lasset von der Hoffnung des Evangeliums . . .» Kolosser 1,22-23
Fest gegründeter Glaube und unbewegliche Hoffnung sind nach diesem Apostelwort die beiden Grundbedingungen für unsere Vollendung in Christus. Unser Glaube gründet sich fest auf die Heilsbotschaft Jesu und seiner Apostel, und unsere Hoffnung richtet sich unbeweglich auf die volle Auswirkung des erschienenen Heils in uns und in der ganzen Schöpfung. Der Glaube an das Evangelium (Mk 1,15) brachte uns den Beginn unserer Lebenserneuerung, die Hoffnung des Evangeliums verbürgt uns die Vollendung dieser Lebenserneuerung. Glaube und Hoffnung entsprechen einander wie die tiefgründige Wurzelfestigkeit einer Pflanze und die zielstrebige Gipfelhöhe ihres Wuchses. So wie
der Glaube ohne Werke tot ist, so ist er ohne die Hoffnung hilflos verkrüppelt. Darum muss jede gesegnete Bibelstunde unseren Glauben tiefer gründen und festigen und unsere Hoffnung höher beleben und stärken. Dabei wird sich unser Glaube als der immer gewissere Grund der Hoffnung erweisen, die in uns ist (1Pet 3,15), und wir werden den Ruhm dieser Hoffnung fest behalten bis ans Ende (Heb 3,6). Und so allein werden die vielen schmerzlichen »Aber« unseres Glaubenslebens zum fröhlichen »Dennoch« unseres Hoffnungslebens.
Denn wir sind wohl errettet und freudig im Glauben, aber in Hoffnung (Röm 8,24; 12,12). Im Glauben wissen wir uns als Kinder Gottes, aber »es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden« (1Joh 3,2), und unseren Vater in den Himmeln, der im Verborgenen ist (Mt 6,6), haben wir noch nicht gesehen. Im Glauben leben wir als Glieder am Leibe Christi, aber unser Haupt, das wir über alles lieben, kennen wir noch nicht sichtbar, wie es ist (1Pet 1,8). Im Glauben halten wir uns für Diener Christi, aber wir dienen ihm vorerst wie Knechte, die auf ihren Herrn warten (1Kor 4,1; Lk 12,37). Im Glauben haben wir unser Bürgertum in den Himmeln, aber sind noch Fremdlinge auf Erden (Phil 3,20; 1Pet 2,11). Im Glauben wissen wir uns als Erben Gottes und Miterben Christi (Röm 8,17), die versiegelt worden sind mit dem Heiligen Geist der Verheißung, der das Unterpfand unseres Erbes ist (Eph 1,13.14; 4,30; 2Kor 1,22), und danken dem Vater, der uns fähig gemacht hat zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Lichte (Kol 1,12), aber unser Erbe wird noch für uns aufbewahrt in den Himmeln (1Pet 1,4). Im Glauben wissen wir uns bestimmt, dem Bilde des Sohnes Gottes gleichförmig zu werden (Röm 8,29; 1Joh 3,2), aber jetzt tragen wir noch das Bild dessen, der vom Staube ist (1Kor 15,49). Im Glauben haben wir die Erlösung durch Christi Blut, nämlich die Vergebung unserer Sünden (Eph 1,7), und wissen uns abgewaschen und gereinigt (1Kor 6,11; Off 1,5), aber täglich bedürfen wir noch der fortlaufenden Selbstreinigung von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes (2Kor 7,1), und es bleibt ein Ziel unserer Hoffnung (1Joh 3,3), einmal rein zu sein, gleichwie er rein ist. Im Glauben erkennen wir uns in Christus und Christus in uns (Joh 14,20; 2Kor 13,5; Kol 3,3), aber beides nur im betrübenden Gegensatz zu unserem selbstischen Ich, vor dem wir uns nicht genug hüten können, und um ganz von uns los zu kommen, damit Christus ganz in uns erscheine, bleibt die Hoffnung der Herrlichkeit (Kol 1,27). Im Glauben wissen wir, dass unsere Trübsal zeitlich und leicht ist und uns eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit verschafft (2Kor 4,17.18), aber trotzdem fühlen wir uns oft über die Maßen beschwert, so dass wir am Leben verzweifeln möchten (2Kor 1,8). Im Glauben kämpfen wir den guten Kampf, der uns verordnet ist (1Tim 6,12; Heb 12,1) und jagen dem Kampfpreis unserer Berufung nach (Phil 3,13.14), aber ergriffen haben wir es noch nicht. Im Glauben können wir wissen, dass uns die Krone der Gerechtigkeit bereit liegt (2Tim 4,8), aber aufgesetzt wird sie uns noch nicht. Im Glauben sind wir errettet aus der Gewalt Satans und versetzt in das Reich des Sohnes (Kol 1,13), aber der Feind geht noch umher, uns zu schrecken und zu übervorteilen (2Kor 2,11; 11,14; 1Pet 5,8) und ist unter unseren Füßen noch nicht zertreten (Röm 16,20). Im Glauben wissen wir, dass, wenn unsere irdische Leibeshütte abgebrochen wird, wir einen Bau von Gott haben in den Himmeln, aber in diesem jetzigen Leibe seufzen wir vor Sehnsucht, mit unserer Behausung, die vom Himmel ist, überkleidet zu werden (2Kor 5,1-5); denn wir haben den Schatz immer noch in irdenen Gefäßen (2Kor 4,7). Im Glauben wissen wir, dass einmal alle Knie sich vor Christus beugen werden (Phil 2,10.11), aber jetzt sehen wir ihm den Erdkreis noch nicht unterworfen. Im Glauben erwarten wir eine Gemeinde, die herrlich sei (Eph 5,27), aber jetzt sehen wir sie noch voller Schäden und Flecken. Im Glauben wissen wir, dass auch einmal die Schöpfung freigemacht werden wird von dem Dienst der Vergänglichkeit, dem sie auf Hoffnung unterworfen ist, aber noch seufzt sie und liegt in Geburtswehen (Röm 8,19-22). Im Glauben erwarten wir neue Himmel und eine neue Erde, in welchen Gerechtigkeit wohnt (2Pet 3,13), aber noch nimmt die Ungerechtigkeit auf der alten Erde überhand, und kein Friede wohnt auf ihr (Mt 24,12). Wohl haben wir im Glauben desto fester das prophetische Wort als ein Licht am dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in unseren Herzen (2Pet 1,19), aber doch sehen wir jetzt nur wie durch einen Spiegel, undeutlich, ein Rätsel, und erkennen nur stückweise (1Kor 13,12).
Wie überzeugend reden diese vielen »aber« von dem, was uns noch fehlt, weil es noch zukünftig ist. Da begreifen wir: Sollen wir im Glauben an das Evangelium immer fester gegründet werden, so müssen wir in der Hoffnung des Evangeliums immer unbeweglicher werden. Dabei lernen wir den Glauben immer besser begreifen als ein Beharren auf dem, das man hofft, und als eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht (Heb 11,1). Denn Hoffnung, die gesehen wird, ist keine Hoffnung (Röm 8,24). Wäre die Hoffnung des Evangeliums begründet im Sichtbaren, so wäre sie veränderlich und eitel wie dieses selbst. Wohl wächst die Hoffnung des Glaubens mit der Erfahrung des Glaubens; denn Erfahrung bringt Hoffnung (Röm 5,4), aber sie muss einen viel tieferen Grund haben, als den unserer Erfahrung. Sie muss auch einen besseren Grund haben, als den unserer Gefühle. Wäre die Hoffnung des Evangeliums etwa nur ein Ergebnis unserer Sehnsucht, die dem schmerzlichen Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit entstammt, so wäre sie gar keine wirkliche Hoffnung, sondern nur wechselvolles, träumendes Wähnen und Wünschen des Menschen. Nein, die Hoffnung des Evangeliums muss selber unbeweglichen Grund haben, wenn wir in ihr unbeweglich werden sollen. Und den hat sie. Ihr unbeweglicher Grund sind die Offenbarungen und Verheißungen Gottes in der Heiligen Schrift, die allesamt in Jesus Christus Ja und Amen sind (2Kor 1,20). So ist also die Hoffnung des Evangeliums gegeben mit dem Evangelium selber. Sie entspricht der Offenbarung über die Tragweite unserer Erlösung in Christus und der Vollendung des Heilsratschlusses Gottes mit den Seinen, mit der Menschheit und mit der ganzen Schöpfung.
Diese göttlich gesicherte Hoffnung des Evangeliums ist uns zunächst zu unserer Unterweisung gegeben. Ihre belebenden Lichtstrahlen er- hellen die Finsternis und die Todesschatten, die auch die Zukunft der Menschheit bedecken. Wir hatten früher »keine Hoffnung« (Eph 2,12); grausiger kann die Nacht des Unglaubens nicht bezeichnet werden. Der Sinn des Lebens und Sterbens war den Völkern, trotz der Weisheit der Griechen, verborgen geblieben, und auch dem Volke Israel fehlte noch die zureichende frei und froh machende Einsicht in den Gang Gottes mit der Welt und Menschheit. Die erlösende Hoffnung für das Menschengeschlecht ist erst mit dem erschienenen Erlöser in die Welt gekommen. Als Christus dem Grabe entstieg, wurde die Hoffnung des Evangeliums geboren. »Gelobt sei Gott und der Vater unseres Herrn Jesu Christi, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten« (1Pet 1,3). Der Sinn unserer Wiedergeburt ist gottgeschenktes Erwachen zu einer lebendigen Hoffnung. Sind wir wiedergeboren, so sind wir hoffnungsberechtigt; denn die lebendige Hoffnung ist Hoffnung des ewigen Lebens, das mit der Wiedergeburt seinen Anfang in uns nahm (Tit 1,2; 3,7). Die lebendige Hoffnung ist aber auch zugleich die eine Hoffnung unserer Berufung, in der wir gemeinsam eben zum Empfang des ewigen Lebens und zur Erlangung der Herrlichkeit unseres Herrn Jesu Christi (2Thes 2,14) berufen sind (Eph 4,4). Und zwar hat diese Hoffnung unserer Berufung zwei Seiten. Einmal gilt sie als Hoffnung, die wir auf Gott setzen dürfen, der uns ja sein Leben und damit Kind- und Erbschaft geschenkt hat, und zum anderen besteht sie als Hoffnung, die Gott auf uns setzt, da wir ja nun sein Eigentum und Erbe in Christus geworden sind. In letzterem Sinne erbat Paulus für die Epheser erleuchtete Augen des Herzens, zu wissen, welches die Hoffnung seiner (Gottes) Berufung und welches der Reichtum der Herrlichkeit seines (Gottes) Erbes in den Heiligen ist (Eph 1,18). Wie weittragend und inhaltsreich ist also diese Doppel-Hoffnung unserer Berufung. Sollten nicht auch wir erleuchtete Augen des Herzens erflehen, um in der Hoffnung des Evangeliums unterwiesen zu werden, also in der Hoffnung des ewigen Lebens und der Hoffnung unserer Berufung?
Sodann ist uns die Hoffnung des Evangeliums eröffnet zum Trost. Was wären wir mit einem für uns gekreuzigten Christus ohne die Hoffnung des ewigen Lebens! »Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen« (1Kor 15,19). Warum? Unsere Erlösung hätte keinen End- und Ewigkeitssinn, erlaubte keine Ewigkeitshoffnung und böte darum auch keinen wirklichen Trost. Zulänglicher Trost fließt nur aus zureichender Hoffnung. Solche zureichende Hoffnung kann nur die Offenbarung Gottes geben, die über alle Höhe des Menschenwissens und alle Lebenslänge der Menschheit hinaus in ewige Gewissheit reicht. Gott kann uns nur zum »Gott alles Tros- tes« werden (2Kor 1,3; Röm 15,5), indem er uns als »Gott der Hoffnung« mit aller Freude und allem Frieden im Glauben erfüllt, damit wir völlige, überreichliche Hoffnung haben durch die Kraft des Heiligen Geistes (Röm 15,13). Und wiederum ist uns alle Heilige Schrift nebenher der Belehrung zu dem besonderen Zweck geschrieben, durch die Geduld und durch den Trost der Schrift Hoffnung zu fassen (Röm 15,4). Ja, er selbst, unser Herr Jesus Christus, und unser Gott und Vater, der uns geliebt und einen ewigen Trost und gute Hoffnung durch Gnade gegeben hat, tröstet unsere Herzen (2Thes 2,16). Wie könnten wir uns der Trübsale rühmen, wenn wir uns nicht, in der Gnade stehend, der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes rühmen könnten? (Röm 5,2.3). Wie könnten wir in Trübsalen geduldig sein, wenn wir nicht zuvor fröhlich wären in Hoffnung? (Röm 12,12). Wie könnten wir die Leiden der Jetztzeit ertragen, wenn wir nicht in Hoffnung, die nicht zuschanden werden lässt, wüssten, dass diese Leiden nicht in Betracht kommen gegenüber der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll? (Röm 8,18; 5,5). Wie könnten wir es in dieser Welt voll Ungerechtigkeit aushalten, wenn wir nicht im Geist durch den Glauben die Gerechtigkeit erwarteten, auf die man hoffen muss? (Gal 5,5). Und wie könnten wir die Unzulänglichkeit des Volkes Gottes ertragen, wenn nicht die gnadenreiche Vollendung der Gemeinde vor unserem Herrn Jesus Christus bei seiner Ankunft unsere Hoffnung wäre (1Thes 2,19)? Ja, wie könnten wir uns noch selbst ertragen, wüssten wir nicht in sehnender und seufzender Hoffnung, dass wir elenden Menschen dennoch dem Sohne Gottes einmal gleichgestaltet sein werden? (Röm 8,29; 1Joh 3,2). So können wir tatsächlich nur selig leben und sterben, weil wir die Hoffnung des Evangeliums zum Troste haben (1Thes 4,18).
Damit haben wir zugleich die Hoffnung des Evangeliums als Halt und Kraft für unser Glaubensleben. In festem Glauben halten wir uns an der dargebotenen Hoffnung als an einem sicheren und festen Anker unserer Seele, der hineinreicht in das Inwendige des Vorhanges, wohin Jesus als Vorläufer für uns eingegangen ist (Heb 6,18-20). Denn die völlige Hoffnung des Evangeliums vermittelt uns durch die Kraft des Heiligen Geistes Röm 15,13) bereits die Kräfte der zukünftigen Welt (Heb 6,5), die unser Denken und Tun erfüllen, so dass wir durch sie gestärkt, ernüchtert und geschützt einhergehen als im Helm der Hoffnung (1Thes 5,8), damit wir das Bekenntnis und den Ruhm der Hoffnung festhalten können bis ans Ende (Heb 10,23; 3,6).
Diese licht-, trost- und kraftreiche Befestigung in der Hoffnung des Evangeliums, die nicht zuschanden werden lässt, werden wir aber nur in dem Maße erleben, als wir in jeder anderen Hoffnung erschüttert und zuschanden werden. Deshalb muss uns Gott in den Tagen unseres Fleisches je länger desto mehr jeder nur menschlichen Hoffnung berauben, damit die Hoffnung des Evangeliums unsere letzte und einzige werde. So müssen wir immer einsichtsvoller die Hoffnungslosigkeit aller Menschenweisheit erkennen lernen; denn menschliches Wissen kann uns keine erlösende Antwort auf die Frage nach dem Woher? Wozu? Wohin? unseres Geschlechtes geben. Wie hoffnungslos lichtarm sind da zum Beispiel die Auskünfte der Naturwissenschaft. Aber auch die Geschichts- und philosophische Wissenschaft lassen uns zuletzt im Dunkeln. Was sie im besten Fall als Lichtglanz ausstrahlen, ist schließlich nur Widerschein vom göttlichen Offenbarungslichte der Heiligen Schrift. Aber da liegt eben die Gefahr; denn jeder Irrtum macht, um leben zu können, seine Wahrheits-Anleihe bei der Bibel, und je mehr Bibelwahrheit eine Irrlehre enthält, desto gefährlicher ist sie. Das gilt von jeder Philosophie und Theologie, die Gotteswort irgendwie dem Menschenworte beugt und die Hoffnung des Evangeliums zugunsten menschlicher Trughoffnungen verkürzt. Es gilt aber besonders von jenen zahllosen Sonderlehren über die letzten Dinge, in denen vorwitzige Menschenweisheit sich als Hoffnung des Evangeliums ausgibt, wird doch kein Stück christlicher Erkenntnis mehr zum widerlichen, rechthaberischen Parteistreit ausgenutzt, als eben die Hoffnung des Evangeliums. Wie sehr müssen wir da noch lernen, allen Künsten frommer Menschenweisheit abzusagen, die mit der Hoffnung des Evan- geliums ihr gewagtes Spiel treiben. Andernfalls werden wir hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre, anstatt unbeweglich zu werden in der Hoffnung des Evangeliums (Eph 4,14; 1Tim 6,3-5 und 20).
Ebenso müssen wir in jedem Trost erschüttert und zuschanden werden, der auf nur menschlicher Hoffnung beruht. Wie trösten und täuschen sich doch Irr- und Halbgläubige in unbiblischen Hoffnungen in Bezug auf die Erlangung des Königreichs der Himmel und den Empfang ewigen Lebens. Aber auch wie viele Kinder Gottes geben sich in trügerischer Hoffnung einem falschen Trost hin. Sie leben in selbstsicherer, selbstgefälliger Ichbejahung und wollen sich dabei der Hoffnung des Evangeliums getrösten. Das geht nicht.
Es muss erst jeder Halt, an den sich die unbiblische Hoffnung klammert, knicken und brechen, ehe die Hoffnung des Evangeliums unser starker Trost und sicherer Halt werden kann. Zerbrechen muss der so genannte Glaube an die Menschheit, der auf »Weltverklärung« durch Kulturentwicklung hofft. Knicken und brechen muss auch jeder Halt, den wir an religiösem Menschenwirken zu gewinnen suchen oder schon zu haben meinen. Zuschanden müssen wir zum Beispiel werden in der unbiblischen Hoffnung, die man auf die Arbeit der Weltmissionierung setzte und noch setzt. Gutgemeinter frommer Menschenwille wollte die Welt für Jesus erobern, um sie dann dem Meister als sein Herrschaftsgebiet zu Füßen zu legen. Welch eine törichte Anmaßung, ihm den Erdkreis unterwerfen zu wollen! Welch eine trügerische Hoffnung, durch unser Wirken die Welt für ihn besiegen zu können! Zuschanden müssen wir auch werden in jeder unbiblischen Hoffnung, die wir in Bezug auf Evangelisation hegen. Wir müssen einsehen lernen, dass der Vater seinem Sohn im gegenwärtigen Zeitalter nicht ganze Völker, ja noch nicht einmal ganze Land- oder Stadtgebiete, sondern nur Einzelseelen zuführt (Joh 6,44). Ebenso müssen wir zuschanden werden in jeder unbiblischen Hoffnung, in der wir eine Verherrlichung der Gemeinde vor der Wiederkunft des Herrn, etwa in strotzender Geistes- und Gabenfülle oder als sichtbare »Einheit der Gläubigen« erwarten. Am allermeisten aber müssen wir in jeder unbiblischen Hoffnung erschüttert und zuschanden werden, die wir irgendwie auf unser eigenes Ich und seine religiöse Leistung setzen. Wohl dem, der, je älter er im Glauben wird, desto beschämter einsieht, wie unzulänglich all sein Wirken für den Herrn ist und wie sehr er in sich selber nichts ist!
Wenn wir so in jeder menschlichen Hoffnung erschüttert und zuschanden werden, dann allein werden wir »unbeweglich« in der Hoffnung des Evangeliums. Und dann hat diese Hoffnung nur einen Namen und Inhalt: Jesus! Er, der Herr Jesus Christus ist dann unsere einzige Hoffnung (1Tim 1,1). Und zwar ist er unsere Hoffnung als der wiederkommende Christus. »Setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten (dargereicht) wird durch die Offenbarung Jesu Christi (1Pet 1,13). Was keine Kulturentwicklung, keine Missions- und Evangelisationsarbeit, keine Belehrung und Bemühung der gläubigen Gemeinde, kein Wollen und Wirken des Einzelnen hat bringen können, das wird uns Christi Wiederkunft bringen.
Er selbst, der wiederkommende Christus, wird die Hoffnung des Evangeliums verwirklichen.
Darum darf unsere Hoffnung und Erwartung auf nichts Geringeres als auf ihm selber beruhen.
Freilich mischen sich auch da gleich wieder trügerische Hoffnungen ein. Wollen wir in der hohen Hoffnung auf das Kommen des Herrn unbeweglich werden, so dürfen wir uns zu allererst nicht zu den so schwankenden Berechnungen über die Stunde seiner Ankunft verführen lassen. Es gehört mit zu der feinen Weisheit unseres Gottes, uns die Stunde nicht zu offenbaren (Mt 24,36.42.44; 25,13). Denn wüssten wir Tag und Stunde, so würden wir tatsächlich wie jener Knecht sprechen: »Mein Herr kommt noch lange nicht!« (Mt 24,48) und anfangen, die noch vorhandene Zeit für die Besorgung der Fleischesgeschäfte auszukaufen; denn so ist der Mensch. Oder aber die Annäherung. Wie haben wir nun das Kommen des Herrn recht zu erwarten? an den gewissen Tag des Herrn würde uns derart in Aufregung bringen, dass wir in die fieberhafte fromme Menschenmache hineinkämen oder in gespannter Erwartung untätig erstarren würden (1Thes 4,11; 2Thes 2,2; 3,11). Welche Enttäuschungen haben doch schon solche vorwitzigen Berechnungen verursacht! Sie wollten in der Hoffnung des Evangeliums befestigen und unbeweglich machen und haben schließlich gerade das Gegenteil bewirkt.
Ebenso unfruchtbar zur Befestigung in der Hoffnung des Evangeliums ist der immer neue Streit, ob der Herr vor oder in der Mitte oder nach der prophezeiten Trübsalszeit kommen werde; denn die Schriftbelege lassen schließlich alle drei Deutungen zu, das heißt, sie lassen uns wohl absichtlich im Unklaren. Andererseits aber geben uns der Herr und die Apostel allgemeine Erkennungszeichen für die Bestimmung der Nähe der Ankunft Christi genugsam an die Hand, die vollauf genügen, uns in der Hoffnung des Evangeliums und ihrer Verwirklichung durch den kommenden Herrn unbeweglich zu machen (Mt 24; Mk 13; Lk 21; 1Thes 4,13-18; 5,1-3; 2Thes 2,1-12; 1Tim 4,1-3; 2Tim 3,1-9; 4,3-4; 2Pet 1,19; 3,3 und 4,9-10; 1Joh 2,18; Off 5-20).
Wie haben wir nun das Kommen des Herrn recht zu erwarten?
Als einst die Jünger den Herrn fragten: »Welches wird das Zeichen sein deiner Zukunft (Ankunft) und des Endes der Welt
(Vollendung des Zeitalters)?« (Mt 24,3), antwortete ihnen Jesus zunächst: »Seht zu, dass euch nicht jemand verführe! Denn es wer-en viele kommen unter meinem Namen und sagen: ›Ich bin Christus‹ und werden viele verführen.« In dieser Antwort des Herrn haben wir die erste Antwort auf unsere Frage, wie wir ihn erwarten sollen. Hütet euch vor den Irrgeistern und Irrlehrern! heißt sie. Denn nicht nur falsche Berechnungen über die Zeit der Ankunft Christi, sondern auch falsche Christusse und Propheten haben dem Unbeweglich werden in der Hoffnung des Evangeliums immer wieder geschadet. Wie viele Trennungen unter den Gläubigen sind aus dem Streit über die Wiederkunft Christi entstanden, den solche Irrgeister veranlasst haben. Und noch immer läuft man jedem falschen Christus und Propheten nach, wenn es sich um die Hoffnung auf das Kommen des Herrn handelt. Woran erkennt man aber den Irrgeist? Daran: Er wird von sich selber reden, die Menschen an sich und seine rechthaberische Lehre zu binden suchen und also Trennungen unter den Gläubigen verursachen, um herrschen zu können. Da gilt: Geht nicht zu ihm hinaus! Glaubt ihm nicht! (Mt 24,23-26). Lasst euch auch nicht durch große Zeichen und Wunder verführen, die jene tun, und von denen auch heute viel zu sehen ist. Siehe, der Herr hat es euch zuvor gesagt!
Die zweite Bedingung für das rechte Erwarten des Herrn lautet:
»Wachet, denn ihr wisset nicht, in welcher Stunde euer Herr kommen wird« (Mt 24,42).
Wir haben bereits gehört, dass gerade das Nichtwissen der Stunde seiner Ankunft uns in der Hoffnung des Evangeliums wach und unbeweglich halten soll. Bis zum Ende in Wachsamkeit beharren (Mt 24,13), darauf kommt alles an. Es ist erstens ein Wachsein für Christus selbst und zweitens ein Wachsein für die Beobachtung der Zeichen der Zeit auf Grund des Wortes Gottes. Wie sollte uns doch die Hoffnung auf die Ankunft Christi wach halten! Aber leider muss uns der Herr im Gleichnis sagen, dass nicht nur die törichten Jungfrauen, sondern auch die klugen schläfrig wurden und einschliefen (Mt 25,5). Und so ist es noch immer. Das Nichtwissen der Stunde und die scheinbar verzögerte Ankunft des Herrn wird zu einer Pro-e für unser Hoffen, Wachen und Warten, die wir gewöhnlich nicht bestehen. Darum mahnt der Herr: »Hütet euch aber, dass eure Herzen nie beschwert werden mit Rausch und Trunkenheit und Nahrungssorgen und jener Tag unversehens über euch komme! Denn wie ein Fallstrick wird er kommen über alle, die auf dem ganzen Erdboden wohnen. Darum wachet jederzeit und bittet, dass ihr würdig werden möget, zu entfliehen diesem allem, was geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn«
(Lk 21,34-36). Wir sind aber, trotzdem das erwachende Mitternachtsgeschrei längst erscholl, alle noch nicht völlig aufgewacht. Wie viel Rausch aller Art hält doch die Söhne des Lichtes und des Tages noch umfangen! In wie viel Unnüchternheit ist man noch trunken! Mit wie viel Sorgen ist man noch beschwert! (1Thes 5,1-8). Wer von uns weiß, was ganz wach sein heißt? Wahrlich, wenn wir über diese Frage aufwachend nachsinnen, in wie viel Schlaf finden wir uns da noch!
Aber Aufwachen ist noch nicht einmal genug, sondern es handelt sich auch ums Aufstehen. Wir alle wissen, welch ein Unterschied zwischen dem Aufwachen und Aufstehen ist. Nie scheint uns das Bett behaglicher, als in der Zeit zwischen dem Aufwachen und Aufstehen. So ist’s auch im geistlichen Leben. Es ist der Unterschied zwischen Erkennen und Tun. Man ist leidlich wach geworden für Christus und die Bedeutung der Zeit, aber man liegt trotzdem träge auf dem Lotterbett des selbstischen, fleischlichen Behagens und steht nicht auf zum tätigen Kampf des Glaubens. Darum mahnt der Apostel: »Die Zeit erkennend, nämlich, dass die Stunde schon da ist, da wir vom Schlafe sollten aufgestanden sein; - denn jetzt ist unser Heil näher, als wir gläubig wurden; die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe; - so lasst uns nun ablegen die Werke der Finsternis und anziehen die Waffen des Lichts. Lasst uns anständig wandeln als am Tage, nicht in Schmausereien und Schlemmereien, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Hader und Neid; sondern zieht an den Herrn Jesus Christus, und treibt nicht Vorsorge für das Fleisch zur Erfüllung seiner Lüste« (Röm 13,11-14).
Welch ein dringliches Apostelwort für seine und für unsere Zeit! Denn es ist dieselbe Zeit, nämlich die Zeit dieses Zeitalters, die der Apostel Nacht nennt, die vorgerückt ist und die heute noch weiter vorgerückt ist; denn auch uns ist unser Heil, das der wiederkommende Herr bringt, näher, als da wir gläubig wurden. War schon damals das Aufstehen nötig, wie viel mehr jetzt! Die Nacht ist noch viel weiter vorgerückt; wir merken es. Nie ist die Nacht dunkler als vor Tagesanbruch. Nie ist die Nacht kälter als vor Sonnenaufgang. So ist es jetzt. Die verblendeten Söhne des Ungehorsams (2Kor 4,4; Eph 2,2; 2Thes 2,11-12) rühmen die fortschreitende Aufklärung, aber wir wissen: nur die Nacht ist vorgerückt. Aber auch die längste Nacht muss dem Tag weichen, der bereits nahe herbeigekommen ist. Der Herr kommt. Nicht um Mitternacht bricht er ein, da erscholl nur der Weckruf zum Aufstehen, dass man bereit sei, ihm entgegen zu gehen. Er selbst kommt zur Zeit der vierten Nachtwache, wie damals, als er den Seinen, wandelnd auf dem Meere, zu Hilfe kam (Mt 14,22-33). Als der »Morgenstern« will er aufgehen in unseren Herzen (2Pet 1,19). Zu ihm, dem »glänzenden Morgenstern« sprechen der Geist und die Braut: Komm! (Off 22,16-17). Und als »Morgenstern« will er sich dem geben, der überwindend seine Werke bewahrt bis ans Ende (Off 2,28); denn nur die Wachgeworde- nen und Aufgestandenen können den Morgenstern schauen und sein Leuchten empfangen! Wie ein Nachtkleid haben sie beim Aufstehen die Werke der Finsternis abgelegt, und zu angelegten Waffen, mit denen sie das Dunkel strafen, ist ihnen das Licht des Morgensterns geworden in ihren Herzen. Die »Lampe ihres Leibes«, das allein auf den kommenden Herrn gerichtete Einfaltsauge, widerspiegelt fröhlich des Morgensternes Glänzen, und ihr ganzer Leib, gefüllt mit Öl des Heiligen Geistes, ist licht (Mt 6,22; 25,4). Als lichtgerüstete Streiter, die ihres Königs Kleid tragen, erwarten sie ihren Herrn und seinen Tag.
Welche sind es also, die die Kennzeichen der Klugheit und Bereitschaft für die Erwartung ihres Herrn tragen? Es sind die, die sich nicht von sich selbst und Menschen verführen lassen, sondern aus dem ganzen Gottesworte durch den Heiligen Geist Lampe und Gefäß, das ist Auge und Leib, rechtzeitig und hinreichend mit Öl, das ist Geist, füllen lassen. Darin besteht ihre ganze Klugheit. Und sie sind es, die aufgewacht und aufgestanden, mit Licht geschmückt und mit Licht gerüstet, ohne Bestürzung und Verzögerung ihrem Herrn entgegengehen können, Arbeitstag um Arbeitstag. Das ist ihre ganze Bereitschaft. Im Glauben fest und in der Hoffnung des Evangeliums unbeweglich geworden, dünken sie sich nicht bereits die Geringsten unter den Sündern und die Vornehmsten unter den Heiligen (1Tim 1,15; Eph 3,8) geworden
zu sein, wie heute viele tun, sondern schaffen täglich ihr Seelenheil in Furcht und Zittern, in unausgesetzter Glaubens- und Hoffnungsbetätigung als stete Ichverneinung und Jesusbejahung. Nie werden sie wagen, sich selber das Reifezeugnis zu schreiben, als ob sie bereits für das Kommen des Herrn fertig wären, wie jene tat, die mir schrieb: »Ich bin nun fertig. Meinetwegen kann der Herr jeden Augenblick kommen!« und der ich zurückschrieb: »Bitte, senden Sie mir Ihre Fotografie; ich möchte einmal eine ›Fertige‹ sehen!« Sie hat mir aber nie ihr Bild geschickt. Und ebenso wenig werden die wirklich Klugen und Bereiten beten wie jener Bruder betete, der nach einer Andacht über die Ankunft Christi flehte: »Lieber Herr, komme jetzt noch nicht; denn siehe, ich bin noch nicht fertig!« Sondern in der Gnade stehend und gehend, setzen sie ihre Hoffnung völlig auf die Gnade, die ihnen dargereicht werden wird, eben bei der Offenbarung ihres Herrn. Es wird Vollendungsgnade sein. Denn er selbst, der Gott des Friedens und aller Gnade, wird sie heiligen und bewahren, vollbereiten, stärken, kräftigen, gründen, damit sie der Herr heilig und unsträflich und ohne Tadel vor sich hinstellen kann (1Thes 5,23; 1Pet 5,10; Kol 1,22). So wird sie der Tag des Herrn auch nicht wie ein Dieb ergreifen, obgleich er wie ein Dieb kommen wird (1Thes 5,2-9; 2Pet 3,10); sondern sie werden sogar das Kommen dieses Tages beschleunigen (2Pet 3,12); denn um ihretwillen werden die Tage bis zur Ankunft und Erscheinung Christi verkürzt werden (Mt 24,22). Deshalb kann aber auch das Kommen des Herrn durch die Unklugen und Nichtbereiten nicht verzögert werden, wie manche meinen; denn der Aufgang der Sonne richtet sich nicht danach, ob du wach geworden und vom Bett aufgestanden bist! Dennoch bleibt des Herrn Langmut unsere Errettung (2Pet 3,9 und 15).
Was wird uns nun das Kommen des Herrn bringen?
Wer vom Kommen des Herrn hört, der spreche: »Komm!« (vgl. mit Off 22,1), denn die Wiederkunft Christi kommt der ganzen Schöpfung zugute. Leugnet aber gar jemand, der sich gläubig nennt, das zweite Kommen des Herrn, dessen Viertels- oder Halbglaube ist kopf- und ziellos.
Die Wiederkunft Christi wird zuerst um der Seinen willen geschehen. Sie wird uns die Entrückung von der Erde hinweg zu ihm, unserem Haupte hin, und damit die Erlösung unseres Leibes bringen. Das wird die erste Verwirklichung unserer Hoffnung durch den kommenden Herrn sein. Wir sind Fremdlinge auf dieser Erde, die glaubend und hoffend das suchen, was droben ist, wo Christus, ihr erhöhtes Haupt, ist (1Pet 2,11; Kol 3,1-4). Wohl wissen wir, dass wir schon nach Ablegung unserer irdischen Leibeshütte bei dem Herrn sein werden, ehe er wieder zur Erde kommt (Phil 1,23), aber die eigentliche Verwirklichung der Hoffnung des Evangeliums bringt unser persönliches Sterben und Heimgehen noch nicht. Es gibt auch drüben ein noch auf Glauben angewiesenes Warten auf die Verwirklichung dieser Hoffnung; denn die Hoffnung des Evangeliums enthält ja viel mehr als das oft so selbstsüchtige Hoffen auf das so genannte »selige Ende« und das »Plätzlein im Himmel« für die einzelne Seele. Nein, die Hoffnung des Evangeliums verwirklicht sich nur als Gesamthoffnung der gläubigen Gemeinde. Nicht, dass wir bei unserem Heimgang als Einzelne zu ihm kommen, erfüllt diese Hoffnung (1Thes 4,15; Heb 11,39-40), sondern dass er, der Eine, als unser gemeinsames Haupt zu uns allen, den Vielen, kommt, wird uns das volle Heil bringen. So wie wir alle mit Ihm gekreuzigt, getötet, begraben und auferweckt worden sind, so sollen wir alle auch mit ihm geoffenbart werden, wenn er, unser Leben, geoffenbart wird (Kol 3,4). Es handelt sich bei der Entrückung um die Offenbarwerdung und Vollendung des ganzen Leibes Christi in der dargestellten Vereinigung mit Christus, seinem Haupt. Innerlich bereits von der Erdenwelt gelöst und geschieden, sollen wir auch äußerlich über sie erhöht und zu unserem Herrn empor gerückt werden, wenn er kommen wird in den Wolken (Mt 24,29-31). Und eben dabei wird unser irdischer Leib, wenn wir noch in ihm wallen, im Nu in einen himmlischen Leib umgewandelt werden, oder, wenn er bereits ins Grab gesunken ist, neuschöpferisch auferweckt werden in Herrlichkeit (1Kor 15; Phil 3,21; 1Thes 4,13-18). Das wird die erste Erfüllung der Hoff- nung sein, in der wir errettet worden sind; denn erst mit der Er-ösung unseres Leibes werden wir die eigentlich volle Sohnschaft empfangen. Vorher haben wir nur einen »Geist der Sohnschaft«, dann aber gewissermaßen auch das Kleid der Sohnschaft mit dem Sohneserbe (Röm 8,23). Für alle bereits im Herrn Entschlafenen wird die Erfüllung dieser Hoffnung gleichbedeutend sein mit der ersten Auferstehung (Off 20,5-6). Glückselig und heilig, wer teil hat an der ersten Auferstehung!
Wer aber wird an der Entrückung und ersten Auferstehung teilhaben?
Der Apostel schreibt: »wir alle.« Wen meint er aber damit? Er kann nur die meinen, die den »Geist der Sohnschaft« als inneres Zeugnis des Geistes, dass sie Gottes Kinder sind, haben, die nicht mehr fleischlich, sondern geistlich gesinnt sind, nämlich Christi Geist und Gesinnung in sich tragen (Röm 8,14-16). Wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein, kann also bei der Ankunft Christi auch nicht dem Leibe nach mit verwandelt oder auferweckt und mit entrückt werden. Da wird es nicht genügen, Glied einer äußeren Kirche, Gemeinde oder Gemeinschaft zu sein, sondern Glied am Leibe Christi muss man geworden sein, das wird man aber nur durch den innewohnenden Geist Christi (Joh 3,3-6; 14,23; 1Kor 12,13; 1Joh 3,24; 2Kor 13,5) und bleibt es nur in steter glaubenstätiger Ichverneinung und Jesusbejahung. Wie viele, die in ihrem eigenen Geist so klug über Entrückung, erste Auferstehung und die anderen so genannten »letzten Dinge« zu grübeln, zu schreiben und zu reden verstehen, werden an der Verwirklichung der Hoffnung des Evangeliums selber keinen Anteil haben. Es wird sich da erfüllen, was ich einst als irdisches Gleichnis erlebte:
Bruder G. war lebendiger Christ und Dorfschuster. Einst sah ich diesem schuhflickenden Geistes-, Lichts- und Tagessohn zu, wie er am Samstagabend seine Wochenarbeit vollendete. Hoffnungsfroh plauderten wir dabei von der Verherrlichung und Vollendung der Gläubigen bei ihrer Entrückung zum Herrn. Wohlgemut begann der Bruder schließlich seinen Schuster-Werktisch aufzuräumen, indem er alles Werkzeug entfernte, so dass da zuletzt nur noch Holz- und Eisennägel lagen. Nun wird er noch seine liebe Mühe haben, die Holz- und Eisennägel voneinander zu sondern, dachte ich. Aber da nahm er ganz beiläufig einen Magneten, der unbemerkt beiseite gehangen hatte, fuhr damit über den Werktisch hin und her, und - hast du nicht gesehen? - bald hingen alle Eisennägel an dem Magneten. »Wilhelm!« musste ich rufen, »was machst du da? Das Eisen fliegt ans Eisen, das Holz bleibt beim Holz liegen! Das ist ja genau wie bei der Entrückung: Was vom Geist und Wesen Christi ist, wird angezogen und von ihm hinweg genommen, und was Fleisch vom Fleische ist bleibt beim Fleische liegen!«
So wird es sein. Die als die »Erstlinge des Geistes« (Röm 8,23), nachdem sie geglaubt haben, mit dem Heiligen Geist der Verheißung, welcher das Unterpfand ihres Erbes ist, versiegelt worden sind, die werden zum Preise der Herrlichkeit ihres Herrn an dem Tage der Erlösung zu ihm empor gerückt werden (Eph 1,13; 2Kor 1,22; Eph 4,30). Es werden die sein, die fest im Glauben und unbeweglich in der Hoffnung des Evangeliums geblieben sind. Sie haben die Salbung von dem Heiligen empfangen, die in ihnen geblieben ist und durch die sie Freimütigkeit haben, vor ihrem Herrn zu erscheinen, wenn er geoffenbart wird; sie werden nicht von ihm hinweg beschämt werden bei seiner Ankunft (1Joh 2,20 und 27-28).
Nun werden sie mit ihm geoffenbart in Herrlichkeit;
denn nun wird erscheinen, was sie als Kinder Gottes wirklich sind. Bisher war ihr eigentliches Leben mit Christus verborgen in Gott (Kol 3,3; 1Joh 3,2), jetzt aber wird es enthüllt. Die Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, deren sie sich rühmten (Röm 5,2), tritt in Erfüllung. Die Leiden der Jetztzeit, die nicht wert waren, mit der zukünftigen Herrlichkeit verglichen zu werden (Röm 8,18), liegen nun auf ewig hinter und unter ihnen. Jetzt zeigt es sich, welch ein über die Maßen überschwängliches, ewiges Gewicht von Herrlichkeit diese nun vorübergegangenen irdischen Drangsalsleiden bewirkt haben (2Kor 4,17-18). Die Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes ist hereingebrochen (Röm 8,21). Berufen zur Herrlichkeit, erleben sie nun die Erfüllung der Hoffnung ihrer Berufung; denn nun sehen sie sich wirklich herrlich gemacht
(Röm 8,30; 1Thes 2,12). Ohne Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen stellt sie Christus sich selber herrlich dar (Eph 5,27), verherrlicht in seinen Heiligen und bewundert in allen denen, die geglaubt haben (2Thes 1,10). Ja, jede Hoffnung, die Gott auf ihre Berufung gesetzt, ist nun verwirklicht; denn der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen (Eph 1,18) wird jetzt geoffenbart.
Lasst uns diesen Reichtum der Herrlichkeit anbetend in unser noch irdisches Auge fassen! Es sind da drei Hoffnungs- und Herrlichkeitsblicke, die wir tun dürfen.
Erstens, wir werden den Sohn Gottes sehen, wie er ist (1Joh 3,2). Seine Jünger sahen schon auf Erden seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit (Joh 1,14), aber seine eigentliche himmlische Herrlichkeit, wie sie ihm der Vater gegeben hat, sollten sie erst schauen, wenn sie mit ihm beim Vater sein werden (Joh 17,24). Auch wir haben im Anschauen seiner Herrlichkeit, wie sie uns die Schrift offenbart, schon viel seiner Herrlichkeit mit aufgedecktem Angesichte geschaut (2Kor 3,18), aber noch hat ihn keiner gesehen, wie er ist. Wie lieben wir ihn schon, obgleich wir ihn noch nicht gesehen; denn wir dürfen in seiner Liebe bleiben (1Pet 1,7-9; Joh 15,9), aber wie brennt uns das Herz, einst in jener unaussprechlichen und verherrlichten Freude zu frohlocken, die uns hinnehmen wird, wenn wir ihn sehen werden, wie er ist! Was sind alle die armseligen Menschenbilder, die man von ihm macht, wo man ihn entweder als den Schönsten unter den Menschenkindern (Ps 45,2) oder als den Allergemartertsten (Jes 53,2-6) zu zeigen sucht? Wir mögen je länger desto weniger bei ihnen verharren, nein, wir brennen danach, ihn selbst zu sehen, wie er ist. Und dieses brünstige Verlangen im Geist wird am Tage der Offenbarung seiner Herrlichkeit gestillt werden. Ja, das wird Herrlichkeit sein! Versuche ich das Gewicht dieser Herrlichkeit auch nur einigermaßen auf der Waage meiner geistlichen Erkenntnis abzuwägen, so versagen alle Maße und Gewichte. Die Schwere meines Erdenleides fliegt in die Höhe wie Spreu im Winde. Auch alle sinnfälligen Vergleiche fehlen. Die goldenen Pflastersteine der Straßen im Neuen Jerusalem kann ich mir noch sehr wohl denken, ebenso die Mauern aus Edelsteinquadern und die Tore aus Perlen; ach, das alles ist noch so leicht zu fassen! Aber ihn zu sehen, wie er ist: das ist das Unfassbare! Denn er ist der Herr der Herrlichkeit (1Kor 2,8; Jak 2,1). Wahrlich, alle die Schönheit Himmels und der Erden ist gefasst in ihm allein! Oh wie wird unsere Seele vom letzten Nebelhauch des Erdenlebens genesen, wenn unsere Himmelsaugen so ihren Heiland schauen! Wenn du und ich und wir alle, die wir seufzend gingen im Geist, ihn an jenem Tage sehen werden, wie er ist! Er, unsere alleinige Hoffnung, ist dann auch unsere alleinige Sättigung mit Herrlichkeit.
Denn zweitens werden wir dann sehen, dass wir ihm gleichgeworden sind. Trägt dieser zweite Hoffnungs- und Herrlichkeitsblick nicht noch höher? Zeigt er uns nicht ein noch größeres Wunder als der erste? Wahrlich, unfassbar ist es, sich den Sohn Gottes zu denken, wie er ist, aber noch unfassbarer scheint es mir, mich zu denken, dass ich ihm gleich sein werde! Gibt es einen größeren Gegensatz als den zwischen ihm und mir? Habe ich nicht täglich in seiner Nachfolge erkennen müssen, welch ein unzulänglicher Mensch ich in mir selber bin? Und nun soll dieser klaffende Gegensatz aufgehoben und der so bittere Mangel so überschwänglich gestillt werden? Wahrlich, das ist des Glaubens, der nicht zweifelt an dem, was er nicht sieht, höchste Höhe! Dass der himmlische Christus in einzigartiger Herrlichkeit erscheinen werde, das ist meinem Glauben selbstverständlich, aber dass ich Christus am Tage seiner Offenbarung gleich sein werde, das scheint selbst meinem willigsten Glauben unglaublich. Und doch schreibt der Apostel hier gar nicht »wir glauben«, sondern wie immer, wenn des Glaubens höchster Inhalt ausgedrückt werden soll, heißt es hier: »wir wissen aber, dass wir ihm gleich sein werden« (1Joh 3,2). Ja, wir wissen es durch den Geist auf Grund des Wortes Gottes. Die Herrlichkeit, die Gott seinem Sohne gegeben, die hat der Sohn uns gegeben (Joh 17,22); denn Gott hat uns zuvor bestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein (Röm 8,29). Wir sind berufen zur Erlangung der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus (2Thes 2,13.14). Darum werden wir jetzt schon von Tag zu Tag am inneren Menschen erneuert (2Kor 4,16) und werden den Herrn, den Geist (2Kor 3,18). Denn Christus in uns, das ist ja die Hoffnung der Herrlichkeit (Kol 1,27), die überschwänglich sich erfüllt haben wird, wenn wir sehen werden, dass wir ihm gleichgeworden sind.
Vielleicht wird es so sein: Wenn unsere neuen Augen wie geblendet von der Herrlichkeitsfülle seiner Gottesschöne zu uns selbst zurückkehren, werden wir unsere Ebenbildlichkeit gewahr werden. Wir werden uns dem Wesen nach in der gleichen Herrlichkeit erkennen dürfen, wie er sie trägt. Aber doch wird seine Herrlichkeit in unausdenkbar mannigfaltiger Abstufung in uns zur Darstellung gelangen. Denn sie wird zugleich der Lohn sein, der den Werken entsprechen wird, die die Gnade während unseres Erdendaseins in uns hat wirken können (Off 22,12). So wird unser Offenbarwerden mit ihm in Herrlichkeit zugleich auch ein Offenbarwerden vor ihm, unserem Richter, sein
(2Kor 5,10). Da wird jedes von uns in dem Licht offenbar werden, in dem es hier unten im Leibesleben gewandelt und gehandelt hat (1Kor 3,12-15). Dementsprechend wird der Grad unserer persönlichen Herrlichkeit (1Kor 15,41-42) und unseres neuen himmlischen Dienstes sein (Mt 24,42-51; 25,19-30; Off 22,3). Überaus herrlich wird sich des Herrn Wort aus dem Gleichnis von den Talenten erfüllen: »Jedem, der hat, wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben . . . « Der aber auf Erden faul gewesene Knecht, der weder Glauben noch Hoffnung bewahrte und am Ende weder Geist noch Werk hat, wird weder an der ersten Auferstehung oder Entrückung noch an der Belohnung mit Herrlichkeit teilhaben.
Die aber, fest im Glauben und unbeweglich in der Hoffnung des Evangeliums allem Verderben entflohen, nun würdig geworden sind, in unausdenkbar reicher Herrlichkeit vor ihrem Herrn zu stehen (Lk 21,36), die werden den wunderbar aufgebauten Leib Christi darstellen in seiner Vollendung. Mögen sie als einzelne Glieder an diesem Leibe einen reichlichen oder kärglichen Eingang in das ewige Reich ihres Herrn dargereicht bekommen haben (2Pet 1,11), so haben sie doch nun alle das Ende ihres Glaubens davongetragen, nämlich die Errettung ihrer Seele (1Pet 1,9). Der in ihnen ein gutes Werk angefangen hatte, hat es nun vollführt auf seinen Tag hin (Phil 1,6). Sie alle sind hingelangt zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Manne, zu dem Maße des vollen Wuchses der Fülle des Christus (Eph 4,13; 1Kor 12,12) nach der von Gott bestimmten Größe (Kol 2,19). Nun sehen sie sonnenklar, dass die Gewähr für ihre Einzel- und Gesamtvollendung allein in ihrem gemeinsamen Haupt lag, zu dessen Herrlichkeit sie jetzt für ewig erhoben worden sind (Röm 8,17). Sie konnten zu ihrer Vollendung nichts anderes beitragen, als fest im Glauben gegründet bleiben und sich nicht wegbewegen lassen von der Hoffnung des Evangeliums und der Hoffnung der Herrlichkeit: Christus in ihnen!
Das gewährt uns den höchsten Glaubens- und Herrlichkeitsblick, nämlich, wir werden drittens sehen, dass das Lamm allein würdig ist.
Denn trotz unserer Christus-Ebenbildlichkeit, in der unsere Gott-Ebenbildlichkeit überschwänglich wieder kund geworden sein wird, wird doch niemand selbstherrlich zu sagen wagen: Ich bin würdig! Sondern wie jene Ältesten werden wir alle allein vom Sohne Gottes rühmen müssen: Du bist würdig! (Off 4,11). Niemand wird sich selbstgefällig in der erlangten Herrlichkeit bewundern wollen. Denn was wir geworden sein werden, werden wir nicht geworden sein zum Preise unserer Herrlichkeit, sondern zum Preise Seiner Herrlichkeit (Eph 1,14). Ihm gleich geworden zu sein und doch uns niederzuwerfen vor seinem Throne mitsamt jeder empfangenen Krone, das wird der höchste Triumph der Ichverneinung und Jesusbejahung sein. Welch eine alle Vorstellungen überbietende Verherrlichung der überschwänglichen Gnade Gottes in Christus Jesus, unserem Herrn, wird das sein!
Mit dieser Verherrlichung Christi in den Seinen und durch die Seinen ist die Hoffnung des Evangeliums, soweit sie die »Erstlinge des Geistes« betrifft, erfüllt. Es lässt sich aber denken, welch eine Wirkung die Entrückung der gläubigen Gemeinde zu ihrem Haupt und Herrn in den Himmel auf das weitere Weltgeschehen haben muss. Denn der weitere Sinn unseres Versammeltwerdens zu unserem Haupt hin ist ein sehr streitbarer, er bezweckt
die Aufrichtung des Königreiches Jesu Christi
als Reich Gottes und Reich der Himmel wider alle Weltreiche. Um des Kommens seines Reiches willen kam Christus auf die Erde. Die Hoffnung des Evangeliums liegt im Evangelium vom kommenden Gottesreich (Mt 4,23; 6,10.33; 13,19; 24,14; Mk 1,15; Lk 4,43; 9,2.60; 16,16; Joh 3,3). Es wurde immer gepredigt als ein in Hoffnung zu er-artendes, zukünftiges Reich, das nun in Christus, dem Träger dieses Reiches, mitten unter den Menschen erschienen, also nahe herbeigekommen war (Lk 17,21; 19,9.11; Mk 15,43). Christus und die Apostel verkündigten dieses Reich und warben für dieses Reich. Aber die eigentliche Aufrichtung dieses Reiches blieb an die Wiederkunft Christi geknüpft, das wusste sogar der Schächer am Kreuz (Lk 23,42; Mk 11,10; Lk 21,31; 22,16.29.30). Erst musste ein »guter Same« für dieses Reich als die »Söhne des Reiches« da sein (Mt 13,38). Es sind die aus Gott geborenen Söhne des Geistes, die das Reich bereits sehen (Lk 9,55; Joh 3,3) und als Erben des Reiches und Mitgenossen am Reich (Jak 2,5; Off 1,9) in dies Reich kommen werden (Joh 3,5), ja bereits in das himmlische Wesen dieses Reiches Christi versetzt sind (Kol 1,13; Phil 3,3.20). Als berufen zu seinem Reiche (1Thes 2,12) erscheinen sie bei der Ankunft Christi als würdig geachtete Erben des Reiches Gottes (2Thes 1,5) und empfangen nun den Eingang in sein ewiges Reich (2Pet 1,11). Und sie sind jetzt, als die zu ihrem Haupt versammelten Glieder am Leib Christi, zugleich die guten »Streiter Christi« (2Tim 2,3) bei der Aufrichtung seines Reiches. Denn der Leib Christi wird auferbaut in Liebe (Eph 4,16) während dieses ganzen Zeitalters vom Tage der Pfingsten bis zum Tage der Wiederkunft Christi. Das Reich Christi aber wird aufgerichtet durch Gericht in kurzen, furchtbaren Gerichtstagen am Ende dieses Zeitalters. Zur Auferbauung seines Leibes durch den Heiligen Geist erschien Christi der Welt als Retter, zur Aufrichtung seines Reiches wird er der Welt erscheinen als Richter (Mt 12,20; Joh 5,22.27; 9,39; 1Joh 4,17; Jud 15). So kann die Aufrichtung des Reiches Christi nur geschehen durch die Vernichtung des Antichrists und seiner Anbeter
und durch den Sturz aller Weltreiche.
Ja, auch die Ausführung dieser blutigen Gerichte gehört mit zur Hoffnung des Evangeliums! Denn durch Blut wurden die Weltreiche gegründet und befestigt, und durch Blut, das im stellvertretenden Opfer des Lammes Gottes auf Golgatha floss, wurde auch das Reich Gottes begründet (Joh 1,29; 11,51-52), und nur in blutiger Niederwerfung seiner Feinde wird das Reich Christi aufgerichtet werden. So gewiss im gegenwärtigen Zeitalter uns Gottes Gnade angeboten wird, so gewiss wird das Ende dieses Zeitalters Gottes Gerichte allen denen bringen, die die Gnade abgelehnt haben. Denn das Ende und die Vollendung dieses Zeitalters wird Erntezeit sein. »Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Söhne des Reiches. Das Unkraut sind die Söhne der Bosheit. Der Feind, der sie sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende des Zeitalters. Die Schnitter sind Engel. Gleichwie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird es auch am Ende dieses Zeitalters gehen ... « (Mt 13,38-43). Noch lässt Gott beides miteinander wachsen (Vers 30), aber die Ausreife geschieht entweder zur Sammlung in die himmlischen Scheunen bei der Entrückung oder zur Erwartung des Gerichtes auf Erden.
Und so herrlich die Ausreife der Söhne des Reiches zur Entrückung sein wird, wie wir eben gesehen haben, so gräulich wird die Ausreife der Söhne der Bosheit zum Gericht werden. Wird schon das ganze gegenwärtige Zeitalter »Nacht« genannt (Röm 13,12), eine Nacht, in der die wahren Nachfolger Christi das einzige »Licht der Welt« sind, so wird die vorgerückte Nacht immer mächtiger werden, bis sie zur Nacht des Unglaubens und Ungehorsams wird, in der kein Sohn des Lichtes und Tages mehr wirken kann (Joh 9,4). Wir sollen wissen, »dass in den letzten Tagen schwere Zeiten da sein werden; denn die Menschen werden selbstsüchtig sein, geldliebend, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, heillos, ohne natürliche Liebe, unversöhnlich, Verleumder, unenthaltsam, grausam, das Gute nicht liebend, Verräter, verwegen, aufgeblasen, mehr das Vergnügen liebend als Gott, die eine Form der Gottseligkeit haben, ihre Kraft aber ver- leugnen ...« (2Tim 3,1-5). »Es wird eine Zeit sein, in der sie die gesunde Lehre nicht mehr ertragen, sondern nach ihren eigenen Lüsten sich selber Lehrer aufhäufen werden, indem es ihnen in den Ohren kitzelt; und sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren und zu den Fabeln sich hinwenden ...« (2Tim 4,3-4). Vom Glauben abgefallen, werden sie dann achten auf betrügerische Geister und Lehrer der Dämonen, die in Heuchelei Lügen reden ... « (1Tim 4,1-2). Es werden die sein, »die verloren gehen, darum dass sie die Liebe zur Wahrheit nicht annahmen, damit sie errettet würden. Und deshalb sendet ihnen Gott kräftigen Irrtum, dass sie der Lüge glauben, auf dass alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen gefunden hatten an der Ungerechtigkeit« (2Thes 2,10-12).
Was diese gräuliche Ausreife der Söhne der Bosheit zum Gericht am unheimlichsten macht, ist, dass sie sich unter einer gewissen »Form der Gottseligkeit« vollziehen wird. Bei aller teuflischen Steigerung der Eigenliebe wird man sich und andere berauschen mit dem Kulturideal der sozialen Gerechtigkeit als »Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit«. Bei aller teuflischen Ablehnung des Wortes Gottes wird man es missbrauchen zur Aufstellung von allerlei betrügerischen, religiösen Lehren, wie sie der Vernunft und dem Zeitgeist entsprechen. Bei aller sa
tanisch gehässigen Zunahme der Feindschaft gegen das Kreuz Christi und unserer Erlösung durch sein Blut wird man im unheilvollen Wahne der Selbsterlösung von dem Gott und Christus in der eigenen Brust reden und immer ruhmrediger in blinder Ichvergötterung an die eigene Gottgleichheit glauben. Bei aller immer satanisch entschiedeneren Ablehnung des Friedens, den Gott durch das Blut seines Kreuzes gemacht hat (Kol 1,20), wird man ethisch und religiös immer lebhafter vom Aufhören der Kriege und vom kommenden Weltfrieden als Kulturergebnis träumen. Und eben diesen unheimlichen Widerspruch erkennen wir als das »Geheimnis der Bosheit oder Gesetzlosigkeit« (2Thes 2,7), unter welchem die antichristliche Welt heran- und ausreifen wird. Es wird alles aussehen wie lauter Edelmut und Wesensgüte des Menschen und wird doch eitel Hass und Feindschaft der von Satan verblendeten Menschheit (2Kor 4,4) gegen das biblische Evangelium vom Reich Christi sein. Wer wird an Entrückung und erster Auferstehung teilhaben? Dementsprechend wird diesem, trotz aller glänzenden Kulturleistungen immer mehr in Selbstsucht versinkenden Geschlecht auch tatsächlich nichts anderes gelingen als ein immer gewalttätiger werdender Krieg aller gegen alle Familienglieder, Volksglieder, Menschheitsglieder werden widereinander aufstehen und sich übereinander zu erheben suchen, Volkskriege und Völkerkriege werden immer blutiger wüten, Teuerung, Hunger und Seuchen werden folgen. Aber immer ruhmrediger wird man von der eigenen Macht und Größe reden, bis die Verirrung und Verwirrung auf allen Lebensgebieten grenzenlos geworden sein wird.
Dann wird einer erscheinen, eine Art religiöser Napoleon, »der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, welcher widersteht und sich selbst erhöht über alles, was Gott heißt, und ein Gegenstand der Verehrung ist, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst darstellt, dass er Gott sei« (2Thes 2,3-4). Das wird der Antichrist sein, dem sich alles beugen wird, was nicht Christus gehört. Er wird als »der Gesetzlose« offenbart werden, sobald der Abfall von Gott in der eben geschilderten Weise ausgereift sein wird (Vers 3 und 8). Es wird nach der Entrückung der Gläubigen sein. Denn ehe der Gesetzlose geoffenbart werden kann, muss das hinweg getan werden, was sein Erscheinen zurückhält (Vers 6), und das kann nichts anderes sein als die gläubige Gemeinde, die ja das Licht der Welt und das Salz der Erde genannt wird. Sobald die Gemeinde entrückt ist, wird die Welt in Finsternis und Fäulnis versinken und damit reif für die Herrschaft des Antichristen werden. Und es entspricht durchaus der Hoffnung des Evangeliums, dass die Söhne des Geistes, des Lichtes und des Tages nicht unter die Herrschaft des Menschen der Sünde, nämlich unter die Finsternisherrschaft des Antichristen kommen, sondern eben vorher ins Reich des Lichtes entrückt werden; wohl aber werden sie die schwere Zeit des Abfalls mit all ihrer gräulichen Verirrung und Verwirrung und vielerlei Trübsal mit erleben müssen, um durch Leiden vollendet zu werden.
Wer der Antichrist sein und woher er kommen wird, wird sich zeigen, wenn er »geoffenbart« wird. Er wird wahrscheinlich aus dem Reich kommen, dessen König verschieden von seinen Vorgängern sein und drei von den zehn Königreichen, die aus dem vierten der vom Propheten Daniel geschauten Weltreiche hervorgegangen sind, erniedrigen wird (Dan 7,24.25), um die Führung der zehn Staaten an sich zu reißen. In Gemeinschaft mit diesem führenden Staat, dem »Tier« und dem »falschen Propheten« der Offenbarung Johannes, wird der Antichrist seine lästernde und verführende, teuflische Herrschaft auf Erden nach der Wirkung des Satans unter Entfaltung aller betrügerischen Kräfte, Zeichen und Wunder und aller ungerechten Verführung unter denen, die verloren gehen, ausüben, bis die furchtbaren Gerichte Gottes, wie sie die Offenbarung Johannes von Kapitel 6 - 19 beschreibt, an dem gottfeindlichen Geschlecht vollendet sind und der Herr Jesus den Antichristen aufreiben wird durch den Geist seines Mundes und ihn vernichten wird durch die Erscheinung seiner Ankunft (2Thes 2,8-10; Off 19,11-21).
Aber ehe der Herr zur Vollendung dieses Gerichtssieges auf Erden sich anschickt, hat er mit den Seinen die Hochzeit des Lammes im Himmel gefeiert, deren einleitender Festgesang die vier »Halleluja!« (die einzigen im Neuen Testament genannten) sein werden, durch welche die Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit der Gerichte Gottes in Christus gepriesen und der Beginn seiner Königsherrschaft verkündigt wird (Off 19,1-9). Oh wie erlabt sich die Hoffnung des Evangeliums an dieser sicher kommenden Herrschaft unseres Herrn! Sie ist ja der »Ruhm der Hoffnung«, den wir durch alle Drangsalszeiten hindurch standhaft festhalten wollen bis ans Ende (Heb 3,6; 6,11).
Nun kann das Königreich Jesu Christi auf die Erde kommen und alle Weltreiche, die allesamt den gewalttätigen Tiercharakter trugen, als Reich des Friedens ablösen. Denn nun kann ergriffen werden der Drache, die alte Schlange, welche der Teufel und Satan ist, er wird gebunden auf tausend Jahre und verschlossen und versiegelt in den Abgrund, auf dass er nicht mehr die Völker verführe, bis die tausend Jahre vollendet sind (Off 20,1-3).
Ein tausendjähriges Friedensreich
ist also nächst dem Kommen des Herrn zur Entrückung der Seinen und zum Gericht über seine Feinde der Inhalt und Ruhm der Hoffnung des Evangeliums. Denn eine Friedenshoffnung ist die Hoffnung des Evangeliums, und zwar die einzige, die sich erfüllen wird. Christus, der gottgesandte »Friedefürst« (Jes 9,5), der durch das Blut seines Kreuzes den einzelnen Herzen und Häusern Frieden brachte, wird im nächsten Zeitalter, wenn er durch Gericht sein Reich aufgerichtet haben wird, Frieden den Völkern bringen. Vom Himmel her wird er bei seinem Erscheinen die Zügel der Weltregierung in seine Hand nehmen. Und die Seinen, die mit ihm sitzen auf Thronen und mit ihm die antichristliche Welt gerichtet haben, und die Überwinder, die das »Tier« nicht angebetet und sein Bild und Malzeichen nicht angenommen haben, werden mit ihm leben und regieren tausend Jahre (Off 20,4). Und da wird sich endlich auch die Hoffnung Israels erfüllen; denn auch die Hoffnung Israels ist ja eine Friedenshoffnung (Jer 17,13; Apg 28,20). Es ist bezeichnend, dass beinahe alles, was wir über die Frie- densherrschaft Christi im tausendjährigen Reich wissen, schon im Alten Testament geoffenbart worden ist (Ps 22,29; Ps 45,7; Jes 2,2-4; 65,19-24; Ps 85,9-14; Jer 29,11; Sach 9,9-10). Soll doch im verheißenen messianischen Friedensreiche das jüdische Volk in sein Land zurückgekehrt und die zerfallene Hütte Davids wieder aufgerichtet sein, damit die Juden das irdische Herrschervolk in Christi Reich werden (Mt 8,12; 21,43; Röm 11,25-27; Jer 29,14; 33,6-25; Hes 37,1-14; Amos 9,11-15; Apg 15,16-17; Joel 3,1-5; Sach 12,10; Mt 24,22). Aber nicht nur die Hoffnung des alttestamentlichen Bundesvolkes soll unter der tausendjährigen Königsherrschaft Christi erfüllt werden, sondern sogar die Hoffnung der Kreatur soll sich dann verwirklichen. Denn auch die Hoffnung der Kreatur ist Friedenshoffnung. Wider ihren Willen ist die Schöpfung der Knechtschaft des Verderbens unterworfen »auf Hoffnung« und seufzt, in Geburtswehen liegend, bis jetzt nach der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes (Röm 8,19-22). Wunderbar wird sich auch diese Hoffnung für die Schöpfung erfüllen. Die Erde wird wieder in den paradiesischen Zustand erhoben, dem Menschen seine normale Lebensdauer, den Tieren ihre friedliche Natur wiedergegeben werden (Jes 30,26; 11,5-9; 65,19-25; Ps 96-98). Was sind alle menschlichen Kulturideale mit ihrer trügerischen Hoffnung gegenüber der unüberbietbaren Friedenshoffnung des Evangeliums, wie sie mitsamt der Hoffnung Israels, ja mitsamt der Hoffnung der ganzen Schöpfung unter der kom- menden Königsherrschaft Christi auf Erden verwirklicht werden wird!
Aber trotz der unvergleichlichen Segnungen dieser Christusherrschaft werden sich die Menschen, unter der Anleitung des wieder losgelassenen Satans am Ende des tausendjährigen Friedensreiches, noch einmal gegen Gott und seinen Gesalbten auflehnen (Off 20,7-10). Dieser letzte und äußerste Streit gegen Christus und seine Heiligen wird jedoch zum endgültigen Sturz Satans führen und der Menschheit bringen
das Endgericht (Off 20,11-15).
Erde und Himmel werden entfliehen vor dem Angesicht dessen, der dann auf dem großen weißen Throne erscheinen wird, um die Lebendigen und die Toten zu richten, die vor ihm stehen müssen, heraufgeholt aus Grab und Meer, um gerichtet zu werden vor Gottes aufgetanen Büchern, jeder nach seinen Werken. Dann wird die Hoffnung der Gerechtigkeit, die wir durch den Geist aus Glauben erwarteten (Gal 5,5), ihre höchste Erfüllung finden. Jegliches Böse in der Welt wird sein endgültiges Gericht empfangen. Da werden doch alle Knie der Himmlischen, Irdischen und Unterirdischen sich beugen und alle Zungen bekennen müssen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Verherrlichung Gottes des Vaters (Phil 2,10-11). Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wird in dem Buch des Lebens, so wird er mitsamt dem Tode, dem letzten Feind, der dann abgetan wird (1Kor 15,26), und dem Totenreiche in den »Feuersee« geworfen werden. Dies ist der zweite Tod. Wessen Name aber noch gefunden wird im Buche des Lebens, sei es, dass er zu jenen gehört, die Christus in den Seinen gedient (Mt 25,31-46), oder sei es, dass er der Gerichtszeit am Ende des vergangenen Zeitalters durch Buße und Bekehrung entrann und nun nach den tausend Jahren zur zweiten Auferstehung gerufen wird, oder sei es, dass er während der tausend Jahre auf der Seite Christi verblieb, der wird noch mit Christus Leben und Lohn gemäß seinen Werken empfangen. Mehr sagt die Schrift über die Errettung der Menschen nicht. Mögen andere es wagen, um ihrer Lieblingswünsche willen mit Schriftworten wie mit Börsenwerten zu spekulieren, mögen sie dabei die in den »Feuersee« Geworfenen ewig vernichtet werden oder zur Wiederherstellung aller Dinge aus dem Feuersee wieder herauskommen lassen: Ich will auch in der Weise unbeweglich in der Hoffnung des Evangeliums bleiben, dass ich diese Hoffnung weder über das Schriftwort hinaus verringere noch erweitere. Gottes Güte aber währet ewiglich.
Nun trägt uns die Hoffnung des Evangeliums zum Fernsten und Höchsten empor. Alles Gottwidrige in der Welt hat sein Gericht empfangen und ist an seinen Ort gekommen, nun sollen auch Himmel und Erde, als Schauplätze des sündigen Geschehens im Gericht, geläutert und erneuert werden am »Tage Gottes« (2Pet 3,10-13). In der Hoffnung des Evangeliums erwarten wir nach seiner Verheißung
neue Himmel und eine neue Erde,
in welchen Gerechtigkeit wohnt (Off 21,1). Das Erste, die in Sünde und unter Fluch gekommene Welt, wird dann vergangen sein (Vers 4). Aber wunderbar! Diese erste Welt nahm ihren Anfang mit der Erschaffung des Himmels und der Erde und erreichte ihren Gipfelpunkt in der Erschaffung des ersten Adam, der sie in Sünde brachte, die durch alle Adamiten hindurch drang (Röm 5,12) und der Schöpfung Tod, Gericht und endlich völlige Auflösung brachte. Die zweite Welt aber nahm gerade umgekehrt ihren Anfang mit dem letzten, dem zweiten Adam, der als der rettende Lebensbringer von oben her erschien, dass er die Sünde der Welt wegnehme und sein Geist lebenserneuernd in den Seinen wohne und wirke, um die Herrschaft Satans auf Erden zu stürzen und endlich sogar die Erneuerung der Himmel und der Erde zu bewirken. So wird Christus, auf dem Throne seiner Herrschaft sitzend, einst sprechen: »Siehe, ich mache alles neu!« (Off 21,5). Die Hoffnung des Evangeliums auf Erlösung der Welt von jeder Träne, von Tod, Trauer, Geschrei und Schmerz (Vers 4) wird dann überschwänglich erfüllt sein. Alle gottfeindliche Herrschaft, Gewalt und Macht wird hinweg getan und alle Feinde werden ihm zu Füßen gelegt sein. Wenn ihm aber alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn selbst dem unterworfen sein, der ihm alles unterworfen hat, auf dass Gott alles in allem sei (1Kor 15,24-28). Dann wird Christus sein Reich dem Vater übergeben, und eine laute Stimme aus dem Himmel wird sagen: »Siehe, die Hütte
Gottes bei den Menschen!« Die heilige Stadt,
das neue Jerusalem
(Off 21), wird aus dem Himmel herniederkommen auf die neue Erde, wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. In dieser »Hütte Gottes« wird Gott »bei den Menschen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott«. Auf diese Wiedervereinigung Gottes mit den erlösten Menschen weisen alle Verheißungen der Heiligen Schrift hin. Auf diese Gottesstadt auf der neuen Erde richten sich alle Hoffnungsblicke der Erlösten. Denn unsere ewige Zukunft wird nicht im Himmel, sondern auf der neuen Erde im neuen Jerusalem sein, das die Herrlichkeit aus dem Himmel haben wird. Diese Herrlichkeit Gottes wird die goldene Stadt erleuchten, und ihre Leuchte wird das Lamm sein. In ihrem Licht werden die Völker wandeln, und die Könige der Erde werden ihre Herr-ichkeit zu ihr bringen. Welch ein Gottesleben auf der neuen Erde wird das sein! Der »Strom des Lebens« wird die ewig neue Gottesstadt durchfließen und der »Baum des Lebens« wird unaufhörlich Frucht bringen, und die Blätter des Baumes dienen zur Heilung der Völker. Kein Verbanntes wird mehr sein; »und der Thron Gottes und des Lammes wird in ihr sein; und seine Knechte werden ihm dienen; und sie werden sein Angesicht sehen, und sein Name wird auf ihren Stirnen sein. Und es wird keine Nacht mehr sein und kein Bedürfnis einer Lampe und des Lichtes der Sonne; denn der Herr, Gott, wird über ihnen leuchten, und sie werden herrschen in die Zeitalter der Zeitalter (Off 22,1-7).
Oh selige Erfüllung der unvergleichlichen Hoffnung des Evangeliums!
Ich bin zufrieden, dass ich die Stadt gesehn, und ohn Ermüden will ich ihr näher gehen. Und ihre hellen, goldnen Gassen, lebenslang nicht aus den Augen lassen!