Schriften von Fritz Binde
Mt 16,24 - Die drei Grundbedingungen der JesusnachfolgeMt 16,24 - Die drei Grundbedingungen der Jesusnachfolge
«Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir» Matthäus 16,24
Die drei Grundbedingungen der Jesusnachfolge heißen:
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Selbstverleugnung
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Kreuzaufnahme
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Tatsächliche Nachfolge
Die beiden ersten Grundbedingungen, Selbstverleugnung und Kreuzaufnahme, sind eigentlich Vorbedingungen, die erst die tatsächliche Nachfolge ermöglichen, aber eben deshalb in ihr beibehalten werden. Ohne Selbstverleugnung gibt es noch nicht einmal einen Antritt zur Jesusnachfolge, viel weniger einen Eintritt in dieselbe. Deshalb wollen wir uns gleich merken:
Die rechte Selbstverleugnung beginnt mit dem rechten Kommen zu Jesus.
Nicht alle, die zu Jesus kommen, folgen ihm nach, und die meisten folgen ihm deshalb nicht nach, weil sie nicht recht zu ihm gekommen sind. Jedes rechte Kommen zu Jesus bedingt ein rechtes Weggehen von uns selbst. Wer sich Jesus zuwenden will, muss sich von sich selber abwenden. Das rechte Kommen zu Jesus ist die rechte Bekehrung, Bekehrung aber ist nichts anderes als Abkehr von uns selbst. Bis zu seiner Bekehrung folgt der Mensch sich selber nach, liebt sich und lässt nicht von sich. Er wird gelockt von dem, was in ihm und was in der Welt ist. Sein ganzes Wesen ist Ich- und Weltbejahung. Soll er sich und die Welt lassen lernen, so muss er sich und die Welt hassen lernen. Welch eine gewaltige Macht muss das doch sein, die den Menschen dazu bringt, sich selbst, sein eigenes Leben und was dazu gehört, zu hassen, auch nicht mehr lieb zu haben die Welt noch was in der Welt ist, des Fleisches Lust, der Augen Lust und hoffärtiges Wesen! Es ist die Liebesmacht Jesu, die das vermag. Er lockt zuerst durch sein Wort, das die Mühseligen und Beladenen, die Sünder und Verlorenen zu sich ruft, die wie verirrte Schafe des guten Hirten Stimme hören, um ihm dann nachzufolgen (Joh 10,27-30). Sein Wort wird ihnen zum Licht auf ihrem Weg. Er lockt sodann durch sein Wesen, so dass die Kommenden aufgrund seines Wortes an ihn glauben lernen, um fortan das Geheimnis des Glaubens: Er im Vater, wir in ihm, er in uns, im Herzen zu tragen. Und er lockt durch die erlösende Gotteskraft seines Kreuzes und seiner Auferstehung, durch die sich der Gläubige dem alten Eigenleben nach für mitgekreuzigt hält und sich zu einem neuen Leben wiedergeboren weiß. Wen Wort, Wesen und Kreuz Christi nicht wirklich zu locken und zu lösen vermögen, der ist noch nie recht zu Jesus gekommen und hat auch noch nie recht an Selbstverleugnung gedacht.
Alle Tage kommen Leute zu Jesus nur in der Weise, wie damals der sogenannte reiche Jüngling zu ihm kam. Der lief sogar ungescheut vorne vor, schonte weder sein Ansehen noch sein Kleid, sondern warf sich vor Jesus niederkniend in den Staub der Landstraße, erbat vom Meister mit einem schönen Kompliment eine Anweisung, was er tun müsse, um ewiges Leben zu ererben, und folgte Jesus nachher doch nicht nach. Warum nicht? Das Evangelium sagt: »Er hatte viele Güter« (Mk 10,17-22); aber sein eigentliches Gut war sein eigenes Leben, für das er die vielen Güter verwandte und das für Jesus nicht zu haben war. Betrübt ging er hinweg, und Jesus rief ihn nicht zurück. Viele kommen so nach auffälligem frommen Brauch zu Jesus, um Belehrung und Gewinn durch ihn zu erlangen, aber sie wollen dabei nicht von sich selbst loskommen; ihre Hinkehr zu Jesus ist keine Abkehr von sich selbst in rechter Selbstverleugnung. Ihr Kommen ist deshalb gar kein wirkliches Kommen zu Jesus, ihre Hinkehr keine Bekehrung. Manche laufen nach solchem unzulänglichen Kommen gleich wieder, wie der reiche Jüngling, betrübt und unmutig von Jesus hinweg. Sehr viele aber laufen unter Beibehaltung ihres Selbstlebens unselig hinter Jesus her; aber Jesusnachfolge ist dieses äußerliche Nachfolgen nicht.
Obgleich Jesus alle Menschen zu sich ruft, so hat er doch nie einen Menschen über die Bedingungen seiner Nachfolge im unklaren gelassen oder gar getäuscht. Unermüdlich liebend ruft er alle zu sich, um unerbittlich scheidend den Gekommenen zu sagen: »Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und seine Mutter und sein Weib und seine Kinder und seine Brüder und seine Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, der kann nicht mein Jünger sein« (Lk 14,26). Und noch zweimal heißt es in demselben Kapitel: ». . . kann nicht mein Jünger sein.« Viele Millionen von Menschen haben dieses dreimalige »kann nicht« in »kann doch!« umzukehren gesucht. Die Umkehrung des Jesuswortes gelang ihnen scheinbar gut, aber die Jesusnachfolge gelang ihnen damit nie! Oh Wort der Wahrheit und des Lebens, du kannst dir nichts abhandeln lassen; sei gepriesen für deine
allein rettende Unerbittlichkeit! Wie kostbar teuer macht doch Jesus Christus seine Einzigartigkeit! Wie scheidet er zwischen sich und den Menschen! Wie stößt der wie kein anderer ab, der wie kein anderer anzieht! Wie königlich weist er jeden Versuch ab, seine Gemeinschaft billiger, als er es vorgesehen, haben zu können! Niemand kann ihn wirklich erreichen, niemand seine Nähe dauernd ertragen, niemand seinen Fußspuren folgen, der um seinetwillen nicht alles drangegeben hat. Alle Bande des Besitzes, ja selbst die der natürlichen Blutsverwandtschaft, die den Menschen an sich selber ketten, will er gelöst sehen, ehe er sich wesentlich mit einer Menschenseele verbindet. Alles und jedes entwertet er um seines Wertes willen! Wer ihn lieben will, soll es beweisen mit dem Hass gegen alles. Derselbe Mund, der neu gebietet: »Ehre Vater und Mutter«, droht auch ganz neu: »Wer Vater und Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert« (Mt 10,37). In ihm ist die mit Gott verbindende Liebe erschienen, in ihm ist aber auch der von allem Menschlichen trennende göttliche Hass erschienen. Es ist dieser Hass frei von jeder menschlichen Bosheit; er ist jedoch die unerlässliche, scharf unterscheidende Wertung zwischen allem, was von unten her stammt und Fleisch vom Fleische ist, und dem Einen, der aus dem Geist gezeugt, von oben her stammt. Mit Schwertesschärfe und in Steineshärte steht der einige Gottessohn vor dem Haufen der Zu- und Mitläufer, und sein Wesen fragt die Einzelseele: Zeige mir, was ich dir wert bin, so will ich sehen, ob du mich und dich erkannt hast!
Mit welch unerbittlicher Schärfe musterte er doch diejenigen, die sich bei ihm zur freiwilligen Nachfolge meldeten! In geradezu mitleidiger Härte, die Enttäuschungen verhüten wollte, eröffnete er ihnen das Abschreckende seiner irdischen Armut, die weniger als Fuchs und Vogel in dieser Welt hat; und wir lesen nicht, dass jener Gesetzeslehrer, der voll selbstvertrauender Begeisterung gesprochen hatte: »Meister, ich will dir folgen, wohin du gehst!« (Mt 8,19) am Ende williger als der reiche Jüngling gehandelt habe. Ein anderer unter seinen Jüngern sprach zu ihm: »Herr, erlaube mir, dass ich hingehe und zuvor meinen Vater begrabe.« Aber Jesus sprach zu ihm: »Folge du mir und lass die Toten ihre Toten begraben!« Welch unmenschlich und unchristlich hartes Ansinnen nach landläufigen Begriffen, nicht wahr! Und doch! Derselbe Heiland, der den toten und neu zum Leben erweckten Jüngling zu Nain seiner Mutter wieder gab (Lk 7,15), derselbe Heiland trennt hier um Seinetwillen den Sohn vom toten Vater, wie er sogar die Söhne Johannes und Jakobus vom lebenden Vater und vom väterlichen Geschäft trennte, damit sie ihm sofort nachfolgen sollten (Mt 4,22).
Wir wissen, warum der Herr so handelte und noch immer so handelt. Er handelt so, weil er das erste Recht auf uns hat. Wir sind durch und für ihn geschaffen (Klgl 1,16-18). Er ist der Urheber unseres Lebens (Apg 3,15). Unsere Zugehörigkeit zu ihm ist unvergleichlich älter als die zu unseren irdischen Anverwandten. Er ist auch der Erretter unseres Lebens. Die Bande seines Blutes, die uns seit Golgatha an ihn binden, sind göttlich-machtvolle und ungleich wertvoller als alle sonstigen hinfälligen Blutsbanden: Er hat unser Leben durch seinen Tod gerettet. Und er ist auch der Herr unseres Lebens. Sein Vater hat uns ihm als bluterkauftes Eigentum gegeben. Alles, was ihm der Vater gibt, kommt zu ihm, dass er es behalte und darüber herrsche: denn ihm ist alle Macht und Gewalt gegeben, und die Herrschaft liegt auf seinen Schultern. So sind wir in ihm und durch ihn erwählt und errettet, um für ihn zu leben. Er hat den ersten und auch den letzten Anspruch auf uns, und wir haben keinerlei Recht, uns ihm und seiner Nachfolge zu entziehen oder letztere zu verzögern.
Aber auch um unserer selbst willen muss der Herr so unerbittlich handeln. Sein Komm-Ruf ist allezeit ein Buß-Ruf. Niemand wird eine rechte Bekehrung als Abkehr von sich selbst beim Kommen zu Jesus erleben, der nicht zugleich eine rechte Buße als Absage an sich selbst erlebt. Ohne solche Buße vor Jesus gibt es keinen Glauben an Jesus. Die Buße ist die Absage an uns und alles Nur-Menschliche, der Glaube ist die Zusage an Jesus Christus und alles Biblisch-Göttliche. Der rechten Buße entspricht das rechte Kommen zu Jesus, dem rechten Glauben die rechte Nachfolge Jesu. Soll beides wohl geraten, so muss Jesus, schon wenn er uns zu sich ruft, uns mit uns selbst entzweien; denn nur wer mit sich selbst entzweit ist, kann mit Jesus eins werden. Diese durch Jesu Wort, durch sein Wesen und Kreuz in uns bewirkte Selbstentzweiung ist das eigentliche Wesen der Buße. Wir wissen, dass diese Buße drei Stufen ihres Tiefgangs hat: Selbsterkenntnis, Selbstbeschämung und Selbstverwerfung. Wer sich nie diese drei Stufen an der Hand Jesu hat hinab führen lassen, der ist auch noch nie wahrhaft zu Jesus gekommen und hat die rechte Selbstverleugnung, diese erste Grund- und Vorbedingung zur Jesus-Nachfolge, noch nie erlebt noch geübt.
Nun fürchtet der Mensch nichts mehr als diese Entzweiung mit sich selbst; er fürchtet sie mehr als den Tod. Sie bedeutet sein Entwurzeltwerden in sich selbst, in seinen Lebensverhältnissen und in der Welt. Darum das Fliehen vor Buße, Bekehrung und Jesus-Nachfolge. Darum die unzulänglichen Bekehrungen und die dementsprechende unzulängliche Jesus-Nachfolge. Man will sein Leben nicht wirklich an Jesus und das Evangelium verlieren, sondern es vor der so unerbittlich hart scheinenden Forderung Jesu retten und bewahren. Darum die Verfälschung seines Wortes, die Umdeutung seines Wesens und die Entleerung seines Kreuzes. Alle drei Grundbedingungen der Jesus-Nachfolge werden dabei ins Gegenteil verkehrt: statt der Selbstverleugnung betont man die Selbstbehauptung, statt Aufnahme des Kreuzes das Loswerden jedes Kreuzes, statt tatsächlicher Jesus-Nachfolge das Beharren und Wandeln auf eigenem Weg. Natürlich bricht man damit auch die drei Stufen hinab in die Tiefe wahrer biblischer Buße ab, und baut statt ihrer drei Stufen zur Ichhöhe hinauf: Selbstweisheit, Selbstgerechtigkeit und Selbstgefälligkeit. Es glaube aber niemand, dass man dies alles so dumm plump tue. Im Gegenteil, der natürliche Mensch ist allezeit gar sehr moralisch und religiös, das erfordert ja schon seine Selbsteinschätzung und Selbstbewertung. So gilt ihm auch die »nackte Selbstsucht« als eine Schande und als ein gemeingefährliches Übel. Schimpft nicht alles ringsumher auf den »gemeinen Egoismus«, die böse Selbstsucht? Und wie preist man die »praktische Selbstverleugnung« und »edle Selbstlosigkeit!« Wie gibt sich doch jeder Mühe, selbstlos zu erscheinen, als »uneigennützig« zu gelten und als »gemeinnütziges Mitglied der menschlichen Gesellschaft« (am liebsten der »besseren Gesellschaft«) angesehen zu werden! Früher erstrebte man als Ziel der Selbstlosigkeit die sogenannte »humane oder rein-menschliche Gesinnung«; jetzt redet man mehr von der »sozialen Gesinnung und Betätigung«, als Übungsgebiet und Ideal der moralisch-religiösen Selbstverleugnung. Ja, viele haben sogar die Worte Jesu ganz und gar diesem Ideal unterstellt und bilden sich dabei ein, Erfüller des reinsten Christentums zu sein. Aber alle diese scheinbaren Selbstverleugnungs-Versuche sind in Wahrheit nichts anderes als verkappte Selbstbehauptungs- Versuche; denn sie entsprechen dem immer wiederkehrenden Versuch des Menschen, an der biblischen Buße und damit an Christi Wort und Kreuz vorbeizukommen. Alle diese Selbstverleugnungsversuche beruhen auf Selbstweisheit, Selbstgerechtigkeit und Selbstgefälligkeit, also auf Ichentfaltung und Ichleistung. Es ist der uralte Wahn des von Satan und sich selbst betrogenen adamitischen Menschen, durch sich selbst über sich selbst hinauskommen zu können: Selbsterlösung durch Selbstentfaltung! Und so sehr der Mensch nach Jesu Worten Fleisch vom Fleisch ist, so tief wurzelt dieser unselige Wahn und dieses irrselige Wirken in seinem natürlichen Wesen.
Selbst die »christlichen« und »gläubigen« Kreise sind voll der Selbstverleugnungsversuche in eigener moralisch-religiöser Kraft. Woher käme sonst das »gesetzliche« Drängen und Treiben, das einerseits zum ichgefälligen, pharisäischen Hochmut führt und andererseits als abgemarterte Schwermut am Wege liegen bleibt? Man fasst die Nachfolge Jesu als vom eigenen Ich aufzubringende religiöse Leistung auf, wobei man schon tapfer in der Selbstverleugnung zu stehen glaubt, wenn man der gröbsten Weltförmigkeit entsagt hat. Aber diese Entsagung ist nur eine äußerliche, selbstbewirkte und darum selbstgerechte. Man gibt allerlei auf, aber sich selbst gibt man nicht auf. So kann man Lebensgewohnheiten, zum Beispiel in Kleidermoden und Verkehr preisgeben, aber sich selbst gibt man nicht preis. Man vertauscht die Weltmode gegen die fromme Mode und bleibt im alten unflätigen Kleide der Ichverliebtheit. Wie viele lassen einen Teil ihrer Lebensgenüsse, zum Beispiel Zigarren und berauschende Getränke fahren, aber sich selbst halten sie umso fester. Aus dem berauschenden Selbstgenuss ihrer Vortrefflichkeit sind sie noch nie nüchtern geworden. Wieder andere opfern beständig einen Teil ihres Lebensgutes, aber sich selbst haben sie noch nie willig zum Opfer gebracht. Nicht wenige möchten in eifriger Selbstbetätigung die ganze Welt für Jesus gewinnen, aber sich selbst haben sie noch nie gewinnen lassen; sie sind Menschen eigener Kraft geblieben, die alles tun können, was ihnen gerade einfällt.
Sie alle haben die rechte Buße im rechten Kommen zu Jesus, nämlich die Absage an sich selbst und die Abkehr von sich selbst, versäumt. Sie alle möchten ohne Selbstverleugnung im bewussten oder unbewussten: »Ich kann doch!« Jesus nachfolgen, aber es geht nicht. Anstatt in andauernder Selbsterkenntnis, Selbstbeschämung und Selbstverwerfung zu verharren, um in solcher Selbstverneinung Christus zu bejahen und allein in ihm erfunden zu werden, beharren sie in der Selbstweisheit, Selbstgerechtigkeit und Selbstgefälligkeit. Ihre Selbstweisheit äußert sich als ich-sicheres, unbeherrschtes Denken, das niemals unter den Gehorsam Christi (2Kor 10,5) gefangen genommen worden ist, aber allezeit die Schrift rechthaberisch gebraucht, um damit dem eigenen Ich Geltung zu verschaffen. Ihre Selbstgerechtigkeit offenbart sich im eigenwilligen, pharisäischen Gottesdienst, der alles vor den Augen der Menschen tut und von menschlicher Anerkennung und Ehre lebt. Ihre Selbstgefälligkeit wird kund im Reden und Richten über andere, das der selbstverliebten Anmaßung entstammt. So gedeiht jenes billige »Christentum« das niemals Christentum, wohl aber immer eine Schmach für den Namen Jesu gewesen ist. Jesusnachfolge findet man da nicht: die erste Voraussetzung dazu, die wirklich-biblische Selbstverleugnung fehlt!
Wer aber vor dem Christus der Bibel sich selbst ab- und ihm zugesagt hat, der hat in Jesu Wort und Wesen geschaut, was wirkliche Selbstverleugnung ist. Durch die Gotteskraft des Kreuzes und der Auferstehung Christi im Heiligen Geist hat er Macht und Stärke im Herrn empfangen, um Christi Jesu Wesen wieder- und weiterzugeben und ihm darin nachzufolgen. Lasst uns also Bild und Wesen Jesu anschauen, vor dem und durch den allein der Mensch sein eigenes Bild und Wesen los wird! (Heb 12,2; 2Kor 3,18; Heb 3,1). Denn wem man nachfolgen will, den muss man allezeit und immer besser ins Auge fassen; wenn man ihn aus den Augen verliert, so verliert sich die Nachfolge.
Siehe, der Sohn Gottes hatte keine Selbstweisheit! Nie ist einer in solcher Abhängigkeit vom Vater in den Himmeln über die Erde gegangen wie er, der Eingeborene. Er entleerte sich selbst jeder selbständigen Gottgleichheit (Phil 2,6.7), und hatte als Knecht seines Vaters unter den Menschen keine andere Weisheit, als dass er sich beständig vom Vater weisen ließ, was er tun sollte. Stets war sein Ohr am Munde seines Vaters, stets sein Mund am Ohr seines Vaters. Obwohl er den Geist über alle Maßen hatte, so erwies er sich doch gerade darin in Kraft als ein Sohn Gottes nach dem Geist, dass er sich ganz nach dem Willen des Vaters vom Geist in die Wüste und wieder heraus, durch Leiden und zum schmachvollen Tode führen ließ. Nie redete, schwieg, lehrte, heilte, prophezeite er anders als nach göttlich-väterlichem Auftrag. Hätte er nicht alle Himmelsherrlichkeit ausreden können? Er tat es nicht, sondern offenbarte nur, was dem Plane des Vaters entsprach. Hätte er in eigener Machtvollkommenheit Wunder tun und heilen wollen, wie anders wäre wohl die Begegnung mit dem kanaanäischen Weibe und sein Gang hinauf nach Jerusalem zum Laubhüttenfest und seine Hilfeleistung dem Freunde Lazarus gegenüber verlaufen. Obwohl an Gebärden als ein Mensch erfunden, ließ er sich doch nie menschlich von Menschen bewegen. Was er tat, tat er gemäß seiner Sendung und zur Erfüllung der Schrift. Am Anfang seines Wirkens, als ihn der Versucher in der Wüste zur Selbstweisheit und damit zur Selbstentfaltung und Selbsterhöhung bewegen wollte, war seine einzige Weisheit und Waffe: »Es steht geschrieben«. Und vor dem Ende seines Wirkens, als er in Gethsemane erleiden sollte, dass unsere Sünde auf ihn geworfen und der Sündlose in sein fremdestes Gegenteil verkehrt, nämlich für uns zur Sünde gemacht werden sollte, entschied unter blutigem Schweiß der, der mit dem Vater ewig eins war: »Vater, nicht wie ich will, sondern wie du willst.« Siehe, das ist Selbstverleugnung des Sohnes Gottes als Selbstentleerung bis zur Selbsterniedrigung im Todesgehorsam am Kreuz! Sieh den Einen und Einzigen, der allein weise ist und doch nie selbstweise war! Seine einzige Weisheit war Gott, und eben darum ist er der einzig Weise; denn die Weisheit Gottes erschien in ihm.
In ihm war aber auch nicht die Spur von Selbstgerechtigkeit. Wie wurde doch vor seiner Göttlichkeit die Verkehrtheit der Menschen offenbar! Nie suchte der Sohn Gottes seine Ehre. Er hat es klar und deutlich bezeugt: »Ich nehme nicht Ehre von Menschen« (Joh 5,41), »Ich suche nicht meine Ehre«, »Wenn ich mich selber ehre, so ist meine Ehre nichts« (Joh 8,50.54). Und vor ihm riefen die ehrliebenden Pharisäer aus: »Was machst du aus dir selbst!« (Joh 8,53). Was er zu ihnen in völliger Selbstverleugnung, allein Gott die Ehre gebend, sagte, - denn das hohe Selbstbewusstsein, mit dem er ihnen gegenüberstand, ruhte ja ganz in Gott - deuteten die Verständnislosen als Selbstvermessenheit. Sie dachten, er wäre ganz wie sie. Er, der vom Standpunkt seiner gottgehorsamen Selbstentleerung und Selbsterniedrigung aus den reichen Jüngling berichtigt hatte: »Niemand ist gut als nur Einer, Gott!« Sieh den Einen und Einzigen, der allein gerecht ist und doch nie selbstgerecht war! Seine einzige Gerechtigkeit war Gott, und eben darum ist er der einzige Gerechte; denn in ihm wurde die Gerechtigkeit Gottes offenbar.
Er hatte auch kein Gefallen an sich selber (Röm 15,3). Durfte sich der Schönste unter den Menschenkindern denn nicht in sich selber bespiegeln? Johannes schreibt: »Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit« (Joh 1,14). Sah und gefiel er sich denn nicht selbst in dieser Herrlichkeit? Nein; denn sonst hätte er sie wohl bewahren wollen. Sondern er gab sie preis. Nie hat einer eigene Herrlichkeit so preisgegeben wie er. Nie hat einer seine Gestalt so zur Niedrigkeit gewandelt wie er. Paulus beschreibt den siebenfachen Wandel seiner Gestalt den Philippern (Phil 2,5-11) so: »Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war, welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt war, hielt er’s nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward gleich wie ein anderer Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. Darum hat ihn auch Gott erhöht, und hat ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen alle derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr sei zur Ehre Gottes, des Vaters.« Also erst Gottesgestalt, dann in Selbstentäußerung Annahme der Knechtsgestalt, in der er der erwählte Knecht und Bote Gottes wurde, damit Annahme der Menschengestalt, und als Mensch nochmalige Selbsterniedrigung bis zur Todesgestalt, ja Kreuzesgestalt. Welcher Abstieg! Da war keine Gestalt noch Schöne mehr, die gefallen konnte: Er wurde für nichts geachtet (Jes 53,2.3). Welche Verkennung! Nur er verkannte sich nicht. Er hat keine Rolle, keine Komödie gespielt, als die Schmähungen derer auf ihn fielen, die Gott schmähten. Er litt als wirklicher Bürge; er trug, verstummte und starb wie der allein Schuldige. So hatte er weder Gefallen an seiner Herrlichkeits- noch an seiner Leidensgestalt. Darum erweckte ihn Gott aus den Toten und gab ihm die Gestalt des Erhöhten und wird ihn noch offenbaren in Herrschergestalt. Nun sieh den Einen, der allein das Recht hatte, Gefallen an sich selber zu haben, und doch kein Gefallen an sich selber hatte! Sieh den Einen und Einzigen, der allein herrlich ist und doch nie selbstherrlich war! Sieh ihn, auf dem allein des Vaters Wohlgefallen ruhte, und der sich doch nie selber gefiel! Er begehrte keine andere Verherrlichung als die, nach dem ihm wohlgefälligen Willen des Vaters für die Sünder in den Tod gegeben zu werden, und eben darum ist er der Herr der Herrlichkeit geworden, und die Herrlichkeit Gottes erschien in ihm, dem Lamme Gottes.
Die ihn so sehen, die sehen sich gerichtet. Die kommen zur Buße, nämlich zur Selbsterkenntnis, Selbstbeschämung und Selbstverwerfung. Die kommen recht zu Ihm. Die müssen sich vor ihm loslassen und ihm alles preisgeben. Mit dem Büßerschlag gegen die eigene Brust werden sie reif für die Selbstverneinung in der Jesusbejahung. Sie haben sich bußfertig von sich ab- und Jesus zugewandt. Aufs Schmerzlichste mit sich selbst entzweit, sind sie aufs Seligste mit ihm eins geworden. Nie wieder mit sich selber zufrieden, haben sie unverlierbaren Frieden in Jesus gefunden. Nie mehr können sie ihn aus Herz und Augen lassen, denn sie wissen: Das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt! Darum fragt ihr Mund: »Wo wohnst du?« (Joh 1,38) und ihr Fuß folgt ihm nun nach, wohin er geht.
Denn solcher grundsätzlichen Selbstverleugnung in Buße und Bekehrung vor seinem Bilde folgt dann die Betätigung derselben im Gang des Alltagslebens. Ach, die ist eigentlich so einfach:
In allen Dingen nicht mehr ich, sondern Christus! Das ist der ganze Inhalt der tätigen Selbstverleugnung. Sie deckt sich durchaus mit dem Inhalt des Glaubensgeheimnisses und Glaubenskampfes: ich in Christus - Christus in mir! Dafür halte ich mich im Glauben, um in diesem Glauben wider alle Hindernisse durchzuhalten. Ich betrachte mich als auf die Seite gesetzt und Christus an meine Stelle gekommen. Früher war ich Mittelpunkt, jetzt ist er es. Früher bezog ich alles auf mich, jetzt beziehe ich alles auf ihn. Früher rechnete ich in allen Dingen mit mir, jetzt rechne ich in allen Dingen mit ihm. Früher fasste ich als moralisch- religiöser Mensch gute Vorsätze und griff dabei nach meiner eigenen Brust und Kraft, um durch mich selbst über mich selbst hinauszugelangen, was nie gelang. Jetzt als bekehrter Mensch fasse ich im Glauben Jesus, und greife dabei nach der Kraft dessen, der mich ergriffen hat, um mich zu sich empor und in sein Wesen hineinzuziehen, was ihm ganz gewiss gelingt. Welch ein Unterschied! So liegt also die fortgesetzte Erneuerung meines Lebens tatsächlich ganz allein in der unausgesetzten glaubenstätigen Selbstverneinung und Jesusbejahung. Und zwar habe ich mich ganz so zu ihm zu verhalten, wie er sich zu seinem Vater verhalten hat. Er wandelte und handelte in beständiger Abhängigkeit vom Vater. Ich wandle und handle in beständiger Abhängigkeit von ihm. Er entäußerte und erniedrigte sich, um gerade in dieser Selbstentäußerung und Selbsterniedrigung das Bild des unsichtbaren Gottes darzustellen. Ich entäußere und erniedrige mich (was allerdings seiner Selbstverleugnung gar nicht zu vergleichen ist), um die Züge seines Bildes anzunehmen.
Dabei ergibt sich bei mir das Dreifache wie bei ihm. Erstens: Er hatte Gott, seinen Vater, als einzige Weisheit, ich habe ihn als Weisheit, der mir von Gott zur Weisheit gemacht ist (1Kor 1,30). Das ist die erste tief ins Alltagsleben einschneidende Selbstverleugnung, keine eigene Weisheit mehr haben wollen. Das macht abhängig, das allein macht Beter. Es ist das Gegenteil alles klugen Selbstvertrauens und aller ichweisen Rechthaberei. Es ist das erste Ergebnis der Furcht Gottes, die aller Weisheit Anfang ist. Es ist deshalb so recht eigentlich auch die erste rechtschaffene Frucht der Buße, die ja Sinnesänderung, also Aufgabe der alten, stolzen Ichweisheit bedeutet. Der Bußfertige legt die Hand auf den Mund und schweigt: seine bisherige Weisheit ist auf den Mund geschlagen. Es ist diese Preisgabe der Selbstweisheit auch die erste Vorbedingung zum Glauben. Was heißt denn glauben anderes, als sich in ganz neuem Erkennen beugen vor Gottes Weisheit, die im Sohne Gottes erschienen ist! Nun traut der Mensch seiner eigenen Weisheit zur Gottes- und Selbsterkenntnis nicht mehr und lässt sich in Verleugnung dieser seiner Weisheit, die ihm nun Torheit erscheint, von Gott in Christus unterweisen. Fortan soll jeder Gedanke gefangengenommen werden unter den Gehorsam, nämlich unter die Weisheit Christi. Nicht mehr ich, nein, Christus soll stets recht haben: Inhalt alles Glaubenslebens. Diese Verleugnung aller Selbstweisheit ist auch die Grundlage jeder Dankbarkeit und Demut. Wir bleiben in Abhängigkeit vor Gott im Namen Jesu Bittende und Empfangende und wagen dabei nie mehr, uns selbständig zu machen. Damit wird die Verleugnung aller Selbstweisheit auch die Mutter der Wachsamkeit und Nüchternheit. Wahre Wachsamkeit stammt immer aus dem Misstrauen gegen uns selbst und alles Menschliche. Wie schnell und unbemerkt sind wir durch uns selbst und andere betrogen. Davor bewahrt uns nur die demütige Abhängigkeit von der Weisheit Christi. Schwärmerei ist immer nur möglich durch Rückkehr zur unnüchternen, eingebildeten Selbstweisheit, die nicht mehr unterscheiden kann zwischen Göttlichem und Menschlich-Eigenem. Was gegen die Weisheit Christi ist, ist auch immer gegen die Gesinnung und die Liebe Christi. Wer sich in der Verleugnung der Selbstweisheit übt, wird sich deshalb auch immer im Lernen von anderen üben, um sich von der Weisheit Christi, die ihnen zuteil geworden ist, sagen zu lassen. Er prüft aber alles persönlich und behält das Beste. Dass die meisten der Kinder Gottes ihren eigenen Gedanken, ihrem menschlichen Wähnen und Meinen mehr recht geben als Christus und dem Worte Gottes, also in der törichten Selbstweis- heit beharren, ist die Ursache ihrer Unweisheit, Unbeständigkeit und damit ihres Unvermögens, Jesus nachzufolgen. Wem aber Weisheit mangelt, der bitte darum (Jak 1,5), er gebe aber zuvor sein Ich und damit die Zweifel preis. Und da uns Christus von Gott zur Weisheit gemacht ist, so macht uns seine Weisheit und Gesinnung auch weise und geschickt zu jedem guten Werk.
Zweitens: Jesus hatte Gott, seinen Vater, als einzige Gerechtigkeit; ich habe Christus als Gerechtigkeit, der mir von Gott zur Gerechtigkeit gemacht ist (1Kor 1,30). In welche tiefe Ruhe des Glaubens wird doch der eingeführt, der seine Selbstweisheit verleugnet und Christus als einzige Weisheit hat. Er weiß sich in der Weisheit Christi geborgen, die ihn kennt, leitet, sich ihm gibt und alles versieht und versorgt. Und welche Freude fällt dem zu, der seine Selbstgerechtigkeit verleugnet und allein Christus als Gerechtigkeit hat. Er weiß sich in der Gerechtigkeit Christi gerettet. Das ist die zweite tief ins Alltagsleben einschneidende Selbstverleugnung, keine eigene Gerechtigkeit mehr haben wollen. Das entblößt und entleert. Das erniedrigt und beschämt. Das macht aber auch so froh und frei. Es ist das Gegenteil alles mühseligen und doch nutzlosen Ringens, sich selbst gerecht machen zu wollen. Es ist das erste Ergebnis der Weisheit Gottes in Christus, dass ich vor ihm begreifen lerne: vor dir, du Alleingerechter, fallen alle meine Hüllen, fällt das letzte Feigenblatt. Vor deinem Geist weiß ich: In mir, das ist in meinem Fleische, wohnt nichts Gutes. Vor dir gebe ich den letzten Glauben an die Zulänglichkeit meiner guten Werke preis. Vor der in dir erschienenen Gerechtigkeit Gottes wird meine eigene zum wegzuwerfenden unflätigen Kleide. Ich verneine sie ganz und gar und für immer; denn nie kann ich in mir selbst und durch mich selbst werden wie du. Vor dir an deinem Kreuze verstehe ich, dass du Sündloser auch für mich zur Sünde gemacht werden musstest, damit ich in dir die Gerechtigkeit Gottes und die Errettung aus dem Gerichte Gottes empfinge, das du erlitten hast. Wie richtet mich das! Wie rettet mich das! Für immer bleibe ich in diesem Gerichte, indem ich ewig meine eigene Gerechtigkeit verneine. Für immer bleibe ich in dieser Rettung, indem ich ewig dich als meine Gerechtigkeit preise. So gehe ich traurig über mich selbst, aber freudig in dir durch meine Tage. Denn nur soweit ich als ein Gerichteter wandle, erscheine ich als ein Geretteter.
Aber wie verändert diese Selbstverleugnung mein Leben! Ich gehe geschieden von mir selbst, aber verbunden mit ihm. Ich wage meine Augen nicht mehr zu mir selbst zu erheben, aber zu ihm sind sie allezeit erhoben. Jede Selbstbewertung ist mir verwehrt, nur in ihm weiß ich mich wert geachtet. Es ist mir verwehrt, mich selbst irgendwie zu rühmen, nur sein Ruhm ist mir geboten. Ich kann nicht mehr Ehre suchen und nehmen von Menschen, aber ihm zur Ehre will ich leben. Weil ich meine eigene Gerechtigkeit verneine, ist es mir auch nicht mehr erlaubt, auf mein Recht zu pochen, wenn nur Jesus recht behält. Noch viel weniger könnte ich mir geschehenes Unrecht rächen, der Richter Jesus Christus steht ja vor der Tür. Und wie könnte einer zu beleidigen sein, der seine eigene Gerechtigkeit verneint? Werde ich nicht, wenn man mir Übles nachsagt, sagen müssen: »Ich bin noch viel verderbter, als man von mir redet, wenngleich ich mich geübt habe, ein gutes Gewissen vor Gott und Menschen zu haben, aber darin bin ich ja nicht gerechtfertigt.« Und sollte ich mich noch selbst den Menschen vorstellen, darstellen, vordrängen, aufdrängen, empfehlen können? Nur der Herr soll mich empfehlen. Als ein in mir selbst Gerichteter darf ich es nur noch wagen, in ihm zu erscheinen. In ihm aber stehe ich furchtlos, freimütig, königlich, priesterlich. Ja, ich siege und herrsche durch den Glauben an ihn; denn nur so kann ich ihn durch mich bejahen und bezeugen. So viele, viele »Gläubige« haben ihrer Selbstgerechtigkeit vor dem für sie gekreuzigten Gottessohne nur theoretisch abgesagt. In Wirklichkeit bejahen sie in jeder Sekunde ihres Lebens ihre Eigengerechtigkeit durch offenes oder verstecktes pharisäisches Ehresuchen und Ehrenehmen vor und von Menschen, durch Sein- und Geltenwollen in sich selbst, durch anspruchsvolles, selbstbewusstes Auftreten oder durch beleidigte und gekränkte Zurückhaltung, ja sogar durch Rachsucht. Sie alle glauben noch an sich selbst. Ehe sie nicht Buße tun, können sie nicht Jesus nachfolgen.
Drittens: Jesus suchte nur das Wohlgefallen seines Vaters und hatte kein Wohlgefallen an sich selbst. Der Einzige, der sich selbst zu heiligen vermochte und für uns heiligte, prangte nicht vor sich selber in seiner Heiligkeit. Sein Geheiligtsein war sein Gottgeweihtsein als Gabe und Opfer für uns (Eph 5,2). So allein konnte ihn Gott für uns auch zur Heiligung und Erlösung machen (1Kor 1,30). Und so verneine ich vor ihm jede Fähigkeit, mich selbst heiligen und erlösen zu können: Er ist meine Heiligung und Erlösung. Damit ist mir jeder Grund zur Selbstgefälligkeit und jede Aussicht auf Wohlgefallen an mir selbst entzogen. Aber ich befleißige mich, ihm wohlzugefallen, eben durch Verleugnung meiner Selbstgefälligkeit, indem ich meine Lust allein an ihm habe (2Kor 5,9; Ps 37,4). Diese Art von Selbstverleugnung schneidet am allertiefsten in unser Leben ein, aber sie bringt uns auch den tiefsten Frieden; denn wer sie übt, weiß sich durch den heiligen Erlöser erlöst von sich selbst. Wenn wir die Tiefe des Sündenfalls ermessen wollen, brauchen wir nur die Höhe des angeborenen Wohlgefallens an uns selbst zu ermessen. Dadurch, dass der Mensch seine eigene Größe neben der Größe Gottes aufrichtete, kam und kommt ja alles Unheil in die Welt. So muss auch das Unheil wieder schwinden, wenn der Mensch seine eigene Größe verneint. Dazu befähigt ihn allein die Größe seiner Erlösung in Christus. Das Wesen der Sünde ist Selbstsucht als Selbstliebe. In der einzig selbstlosen Liebe Christi findet die Sünde ihren Tod und die menschliche Ichgröße ihr Grab. Im Glauben an seine Größe verliere ich den Glauben an meine Größe. In der Liebe zu ihm, die mir der Glaube bringt, stirbt meine Eigenliebe. In der Hoffnung, die ich dem Glauben und der Liebe gemäß ganz allein auf ihn setze, gebe ich die Hoffnung auf mich selbst auf. Das ist Seligkeit; denn es ist die Befreiung vom Unseligsten, was es gibt, nämlich die Befreiung vom Ichwahn. Das ist Frieden; denn der stete Störenfried hieß Ichgröße. Die selige, friedereiche Betätigung meines Glaubens, meiner Liebe und meiner Hoffnung besteht nun darin, dass ich jede Sekunde an Stelle meines Ichs den Herrn Jesus setze. Das allein ist biblische Heiligung und Heiligkeit; denn es ist das stete Jesus-Geweihtsein zur innigsten Gemeinschaft mit ihm.
Aber wie verändert diese Verneinung meiner eigenen selbstgefälligen Erlösungsfähigkeit mein Leben! Ich gehe und stehe im beständigen Protest gegen mich selbst. Jeden Gedanken an Selbständigkeit weise ich ab. Jedes Liebäugeln mit mir selbst empfinde ich als Sünde. Vor jedem Vertrauen zu mir selbst graut mir. Fortgesetzt schalte ich mich aus und ihn ein. Ich rechne dabei weder mit meinem Vermögen noch mit meinem Unvermögen (beides wäre ja wieder Ichbejahung), sondern allein mit seinem Vermögen; das allein ist Glaube. Ich erwarte nichts mehr durch und für mich, sondern alles durch und für ihn. Da ich dabei keine Hoffnungen mehr auf mich selber setze, so erlebe ich auch immer weniger Enttäuschungen an mir selber. Ich erwarte aber auch nichts mehr vom menschlichen Fleisch, sondern alles vom Herrn, dem Geist. So werden mich auch die Menschen immer weniger enttäuschen können, und ich vermag sie in Christus bedingungslos zu lieben und auch bedingungslos zu lassen, ihm zu lassen. Noch weniger erwarte oder befürchte ich von einem Wechsel äußerer Verhältnisse. Überfluss lässt mich so arm, wie Armut reich. Mein Leben ist in keinem von beiden; mein Leben ist in Christus. Ich habe nichts mehr zu gewinnen und zu verlieren als ihn. Wie macht das doch so kindlich heiter und froh! Es ist die allzeitige Freude im Herrn, bei aller tiefen, tiefen Traurigkeit über die Weltkinder, mehr noch über die Gotteskinder, und am allermeisten über mich selbst.
Denn es ist tief betrübend, dass wir von Natur aus so geartet sind, dass wir in unserem neuen Leben ständig vor uns selber ausweichen lernen müssen wie vor unserem schlimmsten Feind. Wer das nicht tut, der kommt eben aus dem ichseligen und irrseligen Vorgreifen, Vergreifen, Versäumen, Vergleichen, Verfehlen und Verstimmtsein gar nie heraus. Jede Ichseligkeit stört unsere Gottseligkeit. Wo wir irgend wieder für uns etwas selbstsüchtig suchen oder beunruhigt fürchten, finden wir nur Qual und Pein. Und wie viele Gläubige haben beinahe nichts anderes als dieses! Nur das fortgesetzte, tätige Erleiden der Selbstverleugnung als Selbstentsagung sichert uns die Ruhe des Geborgenseins, die Freude des Errettetseins und den Frieden des Erlöstseins in Christus Jesus.
So allein gelingt dann auch die Annahme der zweiten Grund- und Vorbedingung der Jesus-Nachfolge,
nämlich die Aufnahme unseres Kreuzes.
»Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich . . . « Wie unsere Selbst-Abnahme, so unsere Kreuz-Aufnahme. Nicht stark, sondern schwach genug müssen wir sein zur Kreuz-Aufnahme. Solange wir in der Stärke unserer Selbstweisheit, Selbstgerechtigkeit und Selbstgefälligkeit das Unsere suchen, bleiben wir Feinde des Kreuzes Christi und unseres Kreuzes (Phil 2,21 und 3,18,19). Aber die Weisheit, Gerechtigkeit und Heiligkeit Gottes weisen uns immer auf das Kreuz hin. Alle Selbstverleugnung gelingt nur unter der Voraussetzung und Beibehaltung des Kreuzes. Sie hat als Ausgangspunkt das Kreuz Christi und als Fortgang unser eigenes Kreuz. Nur als im Glauben mit Christus Gekreuzigte, Gestorbene und Begrabene vermögen wir uns und das Unsere zu verleugnen. Die Gotteskraft des Wortes vom Kreuz ist die einzige Kraft zur Selbstverneinung, wie die Gotteskraft in der Auferweckung Christi die einzige Kraft zur Jesusbejahung ist. Nur die Gottestat im Kreuze Christi bringt uns den Ausgang aus uns selbst heraus, und nur die Gottestat in der Auferweckung und Erhöhung Christi schenkt uns durch den Heiligen Geist den Eingang des Wesens Christi in uns und unseren Eingang in ihn. Wir wissen, dass die Jünger weder den Tod noch die Auferstehung des Herrn vor Pfingsten recht zu werten und zu verwerten vermochten. Darum gelang ihnen bis dahin auch keine wirkliche Selbstverneinung und fruchtbare Jesusbejahung. So blieb denn auch ihre Jesus-Nachfolge brüchig, zögernd, und endete schließlich in Flucht und Ärgernis. Wie muss sie die dreimalige Leidensverkündigung Jesu entsetzt haben! Besonders die Ankündigung seines Kreuzestodes. Wenn wir heute vom Kreuz hören und reden, so denken wir uns kaum etwas dabei; man ist so an diese Rede gewöhnt. Wie aber muss den Jüngern zumute gewesen sein, als der Herr ihnen offenbarte, er werde am Kreuze sterben. Die Tötung am Kreuz war eine heidnische Tötungsart, bestimmt für entlaufene Sklaven und Aufrührer, und diesen unerhört schmachvollen Tod sollte der erleiden, dem sie als dem Sohne Gottes nachfolgten? Treffend berichtet Lukas: »Und sie verstanden nichts davon, und diese Rede war vor ihnen verborgen, und sie begriffen das Gesagte nicht« (Lk 18,34). Aber vielleicht noch unverständlicher war ihnen das Wort: »Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich . . . « Wie, sie sollten ihr Kreuz auf sich nehmen? Das Kreuz nahmen doch nur die auf, die am Kreuz zu Tode gebracht wurden! Sollten denn sie alle am Kreuze sterben? Wie begreiflich, dass ihre Selbstverleugnung in Selbstrettung, nämlich ihre Nachfolge in Flucht endete. Und doch hatte Thomas einmal so heldenmütig gesagt: »Lasst auch uns hinziehen, auf dass wir mit ihm sterben!« (Joh 11,16) Und Petrus: »Und wenn ich mit dir sterben müsste, so will ich dich nicht verleugnen!« Ähnlich sagten auch alle Jünger (Mt 26,35). Welch selbstbewusste, wenngleich wohlgemeinte Worte! Und wie endete diese selbstbewusste Jesusbejahung angesichts des Kreuzes in lauter Jesusverleugnung! Wie anders aber sehen wir sie nach Pfingsten!
Siehe, ohne Kreuz keine wirkliche Selbstverleugnung, und ohne Selbstverleugnung keine wirkliche Kreuz-Aufnahme! Vom Kreuz geht die Selbstverneinung aus, und durchs Kreuz muss sie hindurch. Was wir grundsätzlich vor dem Kreuze Christi als Buße und Bekehrung erlebt haben, muss unter unserem Kreuz erprobt und verwirklicht werden. Sein Kreuz können wir nicht aufnehmen; denn das entsprach allein seinem Auftrag. Auch haben die wenigsten seiner Jünger an hölzernen Kreuzen sterben müssen. Aber es ist im Verlauf unseres Lebens genügend für ein inneres und äußeres Kreuz gesorgt, das wir nach dem Willen des Herrn aufzunehmen haben und worunter unsere Selbstverleugnung sich zu erweisen hat und wir unser Selbstleben zu verlieren haben.
Da müssen wir zuerst immer gründlicher und endgültiger an unserer Selbstweisheit zuschanden werden. Im Nu bläht uns unser Wissen auf. Im Handumdrehen stecken wir in eigenen, eitlen Plänen. Beinahe unvermerkt verlassen wir uns auf unseren Verstand mehr als auf den Herrn. Vielleicht wollten wir gerade nach den Einfällen unserer Weisheit ein vor uns liegendes Kreuz zu beseitigen oder einem befürchteten vorzubeugen suchen; denn Kreuz ist für uns alles, was unserem eigenwilligen Selbstleben zuwider geht. Da muss uns der Herr mit dem Zuchtmittel dieses Kreuzes widerstehen, bis unsere Selbstweisheit daran zerschellt ist und wir das Kreuz in seiner Weisheit, das heißt in Selbstverneinung und Jesusbejahung, ansehen und aufnehmen lernen. Dann ist’s bis zum nächsten Male vorbei mit unserem selbstweisen Wähnen und Meinen und wir danken dem Herrn, dass er uns demütigte, denn vorher irrten wir.
Ebenso muss uns unsere Selbstgerechtigkeit immer nachdrücklicher ausgetrieben werden. Im Augenblick sind wir wieder zu Pharisäern geworden, bewerten uns nach unseren Leistungen und schielen nach Anerkennung und Ehre. Das zu verhüten, schickt uns Gott ein demütigendes Kreuz, auf dass wir uns nicht überheben. Er lässt Menschen über unser Haupt fahren oder erniedrigt uns sonst wie. Alles das wird uns zum Kreuz. Nun fragt es sich, ob wir uns tief genug bücken, um in Selbstverneinung und Jesusbejahung das Kreuz aufzunehmen, und keinen anderen Ruhm suchen als den des Herrn.
Schließlich soll uns unsere selbstgefällige Eigenmächtigkeit genommen werden. Denn unversehens sind wir wieder selbstvertrauende, ichstarke oder an ihrer eigenen Ohnmacht hängende, verzagte Leute. Beides ist gleich selbstgefällig und eigenmächtig. Da ist viel Kreuz nötig, um die eigenmächtig Starken aus ihrem selbstgefälligen Können und die eigenmächtig Schwachen aus ihrem selbstgefälligen Nichtkönnen herauszunehmen. Beide sollen durch ihr Kreuz das Rechnen mit sich selbst verlernen, sich unter ihr Kreuz beugen und es in der Demut und Kraft ihres Erlösers aufnehmen.
Aber selbst bis ins Aufnehmen und Tragen des Kreuzes hinein betrügt uns die törichte Selbstbejahung. In Gestalt der scheinbaren Selbstverneinung liebt sie das selbsterwählte Kreuz. In eigenwilliger Demut und selbstgefälliger Leidenssucht schafft sie sich im Nichtverschonen des Leibes, in Fasten, Martern, Kasteien ihr eigenes Kreuz (Kol 2,18 und 23). Wie viel Kreuz, Qual und Pein bereitet sich die eigensinnige Selbstbejahung im Alltagsleben, die sie dann in ichgefälliger Selbstbemitleidung ihr »tägliches Kreuz« nennt! Welcher Ichbetrug! Ja, sogar in der Aufnahme und im Tragen des echten, uns wirklich von Gott zugeteilten Kreuzes übt sich noch die zähe Selbstbejahung. Anstatt allein das Kreuz Christi zu rühmen (Gal 6,14), rühmt man sich nun des heldenhaft zur Schau getragenen eigenen Kreuzes, oder man bejammert sich selbstgefällig wegen der Schwere des zu schleppenden Kreuzes vor aller Augen und Ohren. Je endgültiger aber unsere Selbstverneinung und Jesusbejahung wird und unter der Zucht des Geistes als Wandel im Geist zur Selbstentsagung und Selbstlosigkeit ausreift, desto innerlicher wird unser Kreuz: die Menschen sehen dann immer weniger davon, Gott allein sieht alles.
Im selben Maße wird unser Kreuz immer leichter und gesegneter, obgleich es nicht seltener wird. Es wird dann immer mehr zum sanften Joch und zur leichten Last Jesu Christi. Denn wenn schon unser Herr nicht von der Aufnahme seines Kreuzes zu uns geredet hat, so hat er doch gesagt: »Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht« (Mt 11,28.29). Was ist denn Jesu Joch? Nichts anderes als seine uns zuteilwerdende Führung durch sein Wort und Bild in Selbstverneinung und Jesusbejahung. Er zwingt uns sein Joch nicht äußerlich auf, sondern erwartet, dass wir es in freiwilliger Innerlichkeit aufnehmen. Je williger wir dies lernen, desto sanfter wird das Joch und desto ruhiger unsere Seele; es ist das sanfte Ausruhen vom Selbstleben. Denn kein raueres Joch gibt es in der Welt als das unruhige Leben unter dem Joch der Selbstbehauptung. Und was ist denn Jesu Last? Nichts anderes als das Ertragen und Tragen seines eigenen Wesens, so dass er durch den Glauben in uns wohnen und Gestalt gewinnen kann. Je mehr sich dies durch Selbstverleugnung und Kreuztragen verwirklicht, desto leichter wird es uns. Aber keine schwerere Last gibt es auf Erden als das furchtbare Tragen unserer uns qualvoll betrügenden Ichheit, mit der wir es uns und anderen entsetzlich schwer machen. Niemand vermag mit dieser Zentnerlast Jesus nachzufolgen. Wenn so viele »Gläubige« Jesus zum Lügner zu machen wagen, indem sie unaufhörlich über sein raues Joch und seine schwere Last klagen, so wird damit nur schmählich offenbar, wie sehr ihr ungläubiger, starker Ichgeist sich noch gegen Christi Geist sträubt und wehrt. Nichts als ihre törichte Ichbejahung und Jesusverneinung macht es ihnen schwer.
Glückselig aber, wer in Selbstverleugnung und Kreuztragen allein mit Jesus rechnet! Der steht in der steten Erfüllung der beiden Grund- und Vorbedingungen der Jesus-Nachfolge, und kann nun auch, drittens:
tatsächlich Jesus nachfolgen.
Das heißt, in unlösbarer Verbindung mit dem erhöhten Christus und in unaufhörlicher Abhängigkeit von ihm, achtest du auf die Fußspuren Jesu auf Erden, um allein in ihnen durchs Leben zu gehen. Getrennt von dem, was in der Welt, in der Sünde und in dir selbst ist, wird dein Gang wohl immer einsamer werden, wie es auch der seine wurde, und wird dir oftmals als ein grauenhaftes Wagnis erscheinen. Aber fürchte dich nicht, glaube nur! Oftmals wird dir auch scheinen, als sähest du keine Fußspur, ja als sähest du ihn selber nicht mehr. Traue jedoch nicht deinen Sinnen, Gedanken und Gefühlen! Traue allein ihm und seinem Wort! Das ist ja das Wesen des Glaubens und der Selbstverleugnung! Er ist bei dir. Er wirkt in dir. Er wird deine Seele immer wieder zur rechten Zeit erquicken und dich auf rechter Straße leiten um seines Namens willen. Wer ihm nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben (Joh 8,12). Habe ihn im Glaubenskampfe gegen alles als deine unveränderliche Weisheit, Gerechtigkeit, aber auch Heiligung und Erlösung! Rechne nie mit dir! Weder mit deiner Macht noch mit deiner Ohnmacht! Rechne nur mit der Liebesmacht seiner Güte und Treue! Begehre nichts als ihn, und alles, was du auf dem Wege brauchst, wird dir durch ihn werden. Er wird dich treulich führen durch Licht und Dunkel, Weite und Enge, Höhe und Tiefe, Garten und Wüste, Labsal und Drangsal, Kraft und Schwachheit, Erhöhung und Erniedrigung, und endlich durchs Todestal hin- über zum Lammesmahl. Du darfst bei alledem getrost in ihm ruhen: Es geschieht dir nichts als Liebes und Herrliches:
Halleluja, es sei gewaget,
durch Not und Tod Dir nachzugehn!
Ich folge, Herr, Dir unverzaget
mit unablässig heißem Flehn;
ich nehme Deine Kreuzesbürde
und die damit verbundne Würde
und lehne mich auf Dich, mein Freund.
Ich weiß, du trägst mich durchs Gedränge
mit aller meiner Lasten Menge,
bis mir Dein Antlitz einst erscheint.