Einleitung
Der Zweck des Briefes
Die Gemeinde in Thessalonich entstand als Ergebnis der Missionsarbeit des Paulus in dieser Gegend (Apg 17,1-9) (Thessalonich liegt etwa 160 Kilometer von Philippi entfernt.). Nach seiner Gewohnheit blieb Paulus jeweils in der Gegend, wo er gepredigt hatte, um die neuen Gläubigen, die sich durch seine Arbeit bekehrt hatten, zu befestigen. Doch in diesem Fall war er gezwungen, seine Arbeit dort abzubrechen und zu fliehen, weil in Thessalonich Verfolgungen gegen das Evangelium aufkamen (Apg 17,10; 1Thes 2,17). Paulus und seine Mitarbeiter waren offenbar nur „an drei Sabbaten“ (Apg 17,2) – etwa drei Wochen – bei den Thessalonichern. Diese Neubekehrten brauchten also geistliche Hilfe und Unterweisung.
Mehr als einmal hatte Paulus versucht, zu ihnen zurückzukehren, aber „der Satan hat uns daran gehindert“ (1Thes 2,18). Als Paulus nach Athen kam, schickte er Timotheus nach Thessalonich zurück, damit dieser den Gläubigen dort diente (1Thes 3,1.2). Bei Timotheus’ Rückkehr nach Athen war Paulus schon nach Korinth weitergezogen, wo sie sich dann schließlich trafen (1Thes 3,6; Apg 18,5). Timotheus berichtete Paulus bei ihrem Wiedersehen von dem geistlichen Zustand und den Nöten der Thessalonicher: Es „mangelte“ ihnen nämlich noch an ihrem Glauben (1Thes 3,10). Daraufhin schrieb Paulus diesen Brief. Zu dieser Zeit (ca. 52 n.Chr.) waren die Thessalonicher erst seit wenigen Monaten gläubig. Dies ist der erste inspirierte Brief des Paulus.
In der Versammlung gab es also eine Mischung aus Juden und Heiden, die gläubig geworden waren. In Apostelgeschichte 17,4 heißt es, dass „einige von ihnen glaubten“. Da sich die Begebenheit in „einer Synagoge der Juden“ (Apg 17,1) abspielte, ist es klar, dass es sich bei diesen neuen Gläubigen um Juden handelte. Aber dann heißt es weiter, dass auch „von den anbetenden Griechen eine große Menge“ glaubten. Diese Heiden waren Proselyten, hatten sich also aus dem Heidentum zum jüdischen Glauben bekehrt. Doch als sie die frohe Botschaft Gottes hörten, die Paulus verkündete, glaubten sie an den Herrn Jesus Christus. Diese heidnischen Gläubigen bildeten die Mehrheit der Gläubigen in Thessalonich. „Jason“ (Apg 17,6) sowie „Aristarchus und Sekundus“ (Apg 20,4) waren einige dieser Bekehrten. Von den Juden hingegen glaubten nur „einige“.
Ein Leitfaden für die Sorge an Neubekehrten
Wenn wir die Aufgabe haben, Neubekehrte zu begleiten, fragen wir uns vielleicht, was man den neugeborenen Seelen an die Hand geben sollte, um ihnen auf dem Glaubensweg zu helfen. Wir glauben, dass die Antwort in diesem Brief zu finden ist. Was Paulus den Thessalonichern schreibt, zielt darauf ab, dieses Bedürfnis zu stillen, und daher ist dieser Brief ein Leitfaden für alle, die sich um Neubekehrte kümmern. Walter Scott (1838–1933) sagt:
Der Brief beschäftigt sich hauptsächlich mit der Entfaltung der ersten, frischen Zuneigungen in den neubekehrten Gläubigen in Thessalonich.1
Das Anliegen des Apostels Paulus in diesem Brief ist, dass diese Neubekehrten in Thessalonich in ihrem neu gefundenen christlichen Glauben für den Herrn lebten. Obwohl Paulus Timotheus nach Thessalonich zurückgeschickt hatte, damit dieser sie im Glauben förderte und unterstützte (1Thes 3,2), war es offensichtlich, dass dieses Werk nicht vollendet war (1Thes 3,10). Paulus nimmt daher nichts als selbstverständlich an, als er ihnen diesen Brief schreibt. Der Brief befasst sich mit den allerersten Grundlagen, die im christlichen Leben nötig sind, und gibt uns wertvolle Hinweise, wie wir Neubekehrte unterweisen und betreuen sollten. Das Hauptanliegen des Paulus in diesem Brief ist es, sie zu ermutigen, dem Herrn im Hinblick auf seine Wiederkunft zu vertrauen. Die Dinge, die er ihnen vor Augen führt, sind genau die Dinge, die wir neu erretteten Menschen vor Augen führen müssen. Der Brief ist daher ein Leitfaden für alle, die für Neubekehrte Sorge tragen.
Solange die Kirche auf der Erde ist und das Evangelium von der Gnade und der Herrlichkeit Gottes gepredigt wird, werden Menschen gerettet und ist es notwendig, sich um neue Gläubige zu kümmern. Daher nimmt dieser Brief einen sehr nützlichen Platz im neutestamentlichen Kanon der Heiligen Schrift ein.
Wenn wir den Inhalt des Briefes betrachten, fällt uns auf, dass der
Apostel diesen Neubekehrten bestimmte Dinge nicht vermittelt,
so wie er es in einigen seiner anderen Briefe tut. Zum Beipiel legt er
ihnen nicht die Wahrheit über die Stellung des Gläubigen „in Christus“
dar, ebenso wenig die großen Segnungen, die wir in Christus besitzen.
Auch entfaltet er nicht die Wahrheit des „Geheimnisses“, wie er es in
seinen Briefen an die Epheser und an die Kolosser tut (
Diese Reihenfolge sehen wir in Apostelgeschichte 11. Die Brüder in Jerusalem hatten gehört, dass es in Antiochien einige Neubekehrte gab, und schickten Barnabas, damit er ihnen half. Barnabas, bekannt für seinen praktischen und hingebungsvollen Dienst, „ermahnte“ sie bei seiner Ankunft, „mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren“ (Apg 11,22-24). Nachdem er in diesem Sinne einige Zeit mit ihnen gearbeitet hatte, ging er nach Tarsus zu Saulus (Paulus) und brachte ihn nach Antiochien, wo sie die Gläubigen in der Wahrheit „lehrten“ (Apg 11,26).
In diesem Brief legt Paulus den Schwerpunkt also auf die einfachsten Dinge: auf die Hingabe des Gläubigen an Christus und auf die moralischen Maßstäbe des christlichen Lebens. Paulus wird in diesem Brief als „Mutter“ und „Vater“ im Glauben gesehen – als Seelsorger (1Thes 2,7.11), nicht als Lehrer. In seinem Bemühen, den Neubekehrten zu helfen, gibt Paulus ihnen bezeichnenderweise keine Selbsthilfeprogramme, sondern vielmehr grundlegende Ermutigung, Ratschläge und Ermahnungen.
Die dreifache Sorge des Paulus für die Thessalonicher
Die Sorge des Paulus um die Thessalonicher war dreifach:
dass ihr persönliches Leben mit der Heiligkeit Gottes übereinstimmte, so wie er selbst und die anderen, die mit ihm zusammenarbeiteten, es ihnen vorlebten.
dass sie in der Lage wären, der heftigen Verfolgung durch die Feinde des Evangeliums zu widerstehen.
dass sie das Kommen des Herrn in Bezug auf die verstorbenen Heiligen besser verstehen und ihr Leben im Hinblick auf sein baldiges Kommen ausrichten würden.
Beachten wir: In den beiden Briefen an die Thessalonicher vermeidet der Apostel es, diese lieben Gläubigen für ihre Missverständnisse zu tadeln; vielmehr belehrt er sie geduldig darüber, wo sie sich irren. Neue Gläubige neigen dazu, empfindlich und leicht beleidigt zu sein; sie brauchen viel Lob und Ermutigung. Und wenn eine Korrektur nötig ist, muss sie mit Sanftmut erfolgen. Der Brief ist daher voller Trost und Ermutigung. Dies ist ein schönes Vorbild für uns.
Das Kommen des Herrn – zwei Phasen
Bezeichnenderweise wird das Kommen des Herrn im ersten Brief am Ende jedes Kapitels erwähnt und hebt damit das Hauptthema des Briefes hervor. Paulus nennt die Ankunft des Herrn für die Gläubigen (die Entrückung) „die glückselige Hoffnung“ (Tit 2,13). Diese Hoffnung ist der Kirche nicht nur als Lehre und Tatsache gegeben worden, sondern auch wegen ihrer praktischen Wirkung: Denn es gibt nichts Heiligenderes für die Seele, als in dem Bewusstsein zu leben, dass das Kommen des Herrn unmittelbar bevorsteht. Wenn die Seele eines Menschen von der Naherwartung ergriffen ist, so verändert das den Lauf seines Lebens. Indem der Apostel Paulus das Kommen des Herrn in jedem Kapitel erwähnt, will er die Realität dieses Ereignisses vor ihren Seelen wachhalten, weil er weiß, dass es positive, praktische Auswirkungen auf ihr Leben haben würde.
Der Feind versucht jedoch, ihnen genau diese Wahrheit zu nehmen oder zumindest ihr Denken mit falschen Vorstellungen darüber zu vernebeln. Satan will diese positiven praktischen Auswirkungen bei den Gläubigen natürlich nicht sehen und unternimmt große Anstrengungen, um uns die Naherwartung des Kommens des Herrn zu nehmen und uns mit den irdischen Dingen um uns herum zu beschäftigen. Die Thessalonicher waren von Anfang an in dieser Erwartung des Kommens des Herrn unterrichtet worden. Paulus erwähnt dies in
1. Thessalonicher 1,3, indem er das „Ausharren der Hoffnung“ zusammen mit dem „Werk des Glaubens“ und der „Bemühung der Liebe“ nennt, die das normale Christentum kennzeichnen sollten. Aber irgendetwas hatte diese helle Hoffnung vor ihren Seelen verdunkelt. Paulus spielt darauf in 1. Thessalonicher 3,6 an, wo er „Glaube“ und „Liebe“ erwähnt, jedoch nicht die Hoffnung. Das deutet darauf hin, dass sie im Zusammenhang mit der Hoffnung etwas verloren hatten und die Hoffnung nicht mehr so deutlich vor Augen hatten wie zu Beginn ihrer Errettung. Deshalb sucht Paulus das, was in ihrem Glauben mangelt, zu vollenden, indem er sie gründlicher über die Hoffnung unterrichtet (1Thes 3,10).
Zwei Teile des Briefes
Der Brief besteht aus zwei Hauptteilen:
Kapitel 1–3: Paulus’ persönliche Beobachtungen und Wünsche für die thessalonischen Gläubigen
Kapitel 4–5: Paulus’ praktische Ermahnungen an die thessalonischen Gläubigen
Die Entwicklung des geistlichen Wachstums in diesem Brief
Es gibt eine Entwicklung des Wachstums, die Paulus in seinen Ausführungen an die Thessalonicher verfolgt:
Kapitel 1: von Gott geboren und errettet
Kapitel 2: genährt und erzogen Kapitel 3: auf ihren Füßen stehend Kapitel 4: wandeln, wirken und warten Kapitel 5: einander dienen
Kapitel 1
ANZEICHEN FÜR EINE ECHTE BEKEHRUNG
Wie in der Einleitung erwähnt, enthält der Brief nur sehr wenig Lehre, jedoch viele hilfreiche moralische und praktische Ermahnungen, die zu einem normalen christlichen Leben gehören. Bemerkenswerterweise beginnt Paulus seinen Brief jedoch nicht mit diesen Ermahnungen, sondern damit, dass er seine persönliche Sorge um die Thessalonicher als neubekehrte Gläubige zum Ausdruck bringt. In den ersten drei Kapiteln bekräftigt er seine Liebe zu ihnen und bringt seine Wünsche für sie auf verschiedene Weise zum Ausdruck. Das Ziel dieser recht langen Vorrede besteht darin, in den Herzen und Köpfen dieser frisch Bekehrten fest zu verankern, dass er sie aufrichtig liebt und an ihrem Wohlergehen interessiert ist.
Dies ist in der christlichen Arbeit entscheidend. Wenn die Menschen, denen wir helfen wollen, verstehen, dass wir wirklich an ihrem Wohlergehen interessiert sind und keine Hintergedanken haben, sind sie eher bereit, das anzunehmen, was wir zu sagen haben. Das bedeutet: Wir müssen darauf bedacht sein, das Vertrauen derer zu gewinnen, denen wir dienen. Daher müssen wir uns von Anfang an so verhalten, dass die Menschen unsere Aufrichtigkeit erkennen und die Absichten unseres Dienstes ihnen gegenüber verstehen.
Um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen, denen wir dienen, müssen wir uns aufrichtig für sie einsetzen. Wenn sie sehen, dass wir Zeit, Geld und Energie für sie aufbringen, werden sie eher bereit sein zu glauben, dass wir aufrichtig an ihnen interessiert sind.
Der Apostel Paulus ist dafür ein gutes Beispiel. Als er drei Jahre lang unter den Ephesern lebte, begehrte er weder Silber noch Gold noch Kleidung, sondern arbeitete mit seinen Händen, um seine eigenen Bedürfnisse und die seiner Begleiter zu stillen. Er arbeitete, um die Schwachen zu unterstützen, weil der Herr selbst uns lehrt, dass „Geben seliger ist als Nehmen“ (Apg 20,33-35). Vertrauen aufzubauen braucht gewöhnlich Zeit, doch Menschen in praktischen Angelegenheiten zu helfen, öffnet Türen. Wenn wir beispielsweise über die nötigen Fähigkeiten verfügen, können wir ihnen vielleicht helfen, etwas in ihrem Haus zu reparieren usw. Paulus hatte das Vertrauen der Thessalonicher bereits gewonnen, doch er nahm sich in den ersten Kapiteln dieses Briefes noch Zeit, um auf diesem Vertrauen aufzubauen und seine Liebe und Fürsorge für sie zu bekräftigen.
Die Anliegen des Paulus für diese Neubekehrten lassen sich folgendermaßen kurz zusammenfassen:
Kapitel 1: Es müssen Anzeichen für eine echte Bekehrung vorhanden sein. Kapitel 2: Es werden Führer und Vorbilder benötigt.
Kapitel 3: Nachbetreuung ist wichtig.
Der Gruß (V. 1.2)
1Thes 1,1: Paulus und Silvanus und Timotheus der Versammlung der Thessalonicher in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus: Gnade euch und Friede!
Paulus erwähnt in seiner Begrüßung in keinem der beiden Briefe an die Thessalonicher sein Apostelamt, wie er es in vielen anderen Briefen tut. Er will sich ihnen nicht auf einer offiziellen Ebene nähern, so als ob er eine verbindliche Mitteilung von Gott weitergeben würde, sondern er will auf einer persönlicheren Ebene als Seelsorger und Ratgeber zu ihnen sprechen.
Er schließt „Silvanus und Timotheus“ in seinen Gruß ein. Dies sind die griechischen Varianten ihrer richtigen Namen Silas1 und Timotheus. Dass die beiden die griechischen Varianten annahmen, ist ein Beweis dafür, dass diese Gruppe christlicher Arbeiter, die in die Welt hinauszog, um das Evangelium zu verbreiten, die Gewohnheit hatte, sich der Kultur der fremden Länder, in die sie reisten, so weit wie möglich anzupassen, ohne dabei die Grundsätze der Heiligkeit usw. aufzugeben. Sie taten dies in dem Bemühen, die Menschen für den Herrn zu gewinnen.
Nach diesem Prinzip arbeitete Paulus auf jeder seiner Missionsreisen. Er sagt: „Und ich bin den Juden geworden wie ein Jude, damit ich die Juden gewinne; denen, die unter Gesetz sind, wie unter Gesetz (obwohl ich selbst nicht unter Gesetz bin), damit ich die, die unter Gesetz sind, gewinne; denen, die ohne Gesetz sind, wie ohne Gesetz (obwohl ich nicht ohne Gesetz vor Gott bin, sondern Christus gesetzmäßig unterworfen), damit ich die, die ohne Gesetz sind, gewinne. Den Schwachen bin ich geworden wie ein Schwacher, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige errette“ (1Kor 9,20-22). Das zeigt, wie sehr sich diese christlichen Arbeiter für ihre Sache, die Heiden mit dem Evangelium zu erreichen, einsetzten. Silas war ein Prophet (Apg 15,32) und Timotheus ein Lehrer (1Tim 1,3; 4,6.13).
Dass Paulus „Silvanus und Timotheus“ erwähnt, bedeutet nicht, dass sie Mitverfasser des Briefes sind; vielmehr bezeugen sie, dass die Ausführungen des Paulus an „die Versammlung der Thessalonicher“ glaubwürdig sind. Da der Brief sich an eine Gemeinde richtet, soll alles „durch den Mund von zwei oder drei Zeugen“ bestätigt werden (2Kor 13,1; Joh 8,17). Daher war es angemessen, auch andere Namen miteinzubeziehen.
Die Vaterschaft Gottes und die Herrschaft Christi
Gleich zu Beginn erwähnt Paulus „Gott, den Vater, und den Herrn Jesus Christus“. Die Thessalonicher sollen wissen, dass sie unter der wachsamen Obhut dieser göttlichen Personen stehen. Gott, der Vater, und der Herr Jesus Christus haben ihnen nicht nur das Heil gesichert (1Joh 4,14), sondern ihnen ist auch sehr am geistlichen Fortschritt der Thessalonicher gelegen. Der Apostel drückt auch seinen Wunsch aus, dass ihnen „Gnade“ und „Friede“ gegeben werde, damit dies gelingen möge.
Bezeichnenderweise erwähnt Paulus in seinem Brief an diese Neubekehrten, dass Gott der Vater und Christus Herr ist. Dies kommt in dem Brief mehrmals vor und ist kein Zufall. Paulus wusste: Dass wir Gott als unseren Vater kennen und Jesus in praktischer Hinsicht als unseren Herrn anerkennen, ist für Wachstum und Entwicklung unerlässlich.
Gott als unseren Vater zu kennen, ist charakteristisch für das
Christentum (Joh 14,7-10; Röm 8,14.15; Gal 4,6). Sogar ein kleines Kind
in Christus kennt den Vater (1Joh 2,14). Das ist ein Anzeichen dafür,
dass ein Mensch „ewiges Leben“ hat – eine eindeutig christliche Segnung
(Joh 17,3). Das Alte Testament spricht von Gott als „Vater“ (
Es ist noch etwas anderes unerlässlich: Wenn der Gläubige geistliche Fortschritte machen will, muss er Christus in seinem Leben als Herrn anerkennen. Jesus als Retter zu haben und Ihn als Herrn zu haben, ist nicht dasselbe. Jesus als Retter zu haben bedeutet, an Ihn zu glauben und an das, was Er am Kreuz vollbracht hat, um unsere Sünden wegzutun. Auf diese Weise werden wir von der Strafe für unsere Sünden gerettet und für den Himmel passend gemacht. Jesus als Herrn zu haben bedeutet, dass wir seine Autorität, seine Herrschaft in unserem Leben praktisch anerkennen. Es ist nur folgerichtig, dass Christus Herr ist: Weil Er einen so hohen Preis bezahlt hat, um uns zu erlösen, gehören wir nicht mehr uns selbst (1Kor 6,19.20); wir gehören jetzt Ihm und sollen unser Leben für seine Anliegen einsetzen. Weil Er unser Herr ist, hat Er das Recht, unser Leben in jeglicher Hinsicht zu bestimmen. Das Herrsein Christi ist eng mit Nachfolge verbunden: Bei der Nachfolge übergibt der Gläubige sein Leben dem Herrn aus eigenem Entschluss – und er sollte froh darüber sein.
Viele kennen Jesus als ihren Retter, doch relativ wenige haben Ihn in ihrem Leben als ihren Herrn. Wir können zwar behaupten, dass Er unser Herr ist – und das ist Er natürlich dem Titel nach und zu Recht –, doch unser Leben wird zeigen, ob Er auch praktisch unser Herr ist. Christus sagt: „Was nennt ihr mich aber: ‚Herr, Herr!‘, und tut nicht, was ich sage?“ (Lk 6,46). Im normalen Christentum sollten wir unser Leben seiner Herrschaft in dem Moment unterstellen, wenn wir errettet werden. Die Schrift stellt die Errettung und die Herrschaft Christi über unser Leben als etwas dar, was gleichzeitig dann geschehen sollte, wenn wir Ihn im Glauben annehmen (Apg 16,31; Röm 10,9). Das war bei Saulus von Tarsus der Fall – dem Vorbild einer Bekehrung (Apg 9,6; 1Tim 1,16).
Es ist also sehr wichtig, dass ein Gläubiger gut bedenkt, dass Christus einen Herrschaftsanspruch hat, denn wenn er nach seiner Errettung an dem Recht festhält, sein eigenes Leben zu bestimmen – das heißt dorthin zu gehen, wohin er gehen will, und zu tun, was er will –, wird dies sein geistliches Wachstum und seinen Fortschritt behindern. Daher ist es bedeutsam, dass Paulus in diesem Brief hervorhebt, dass Christus Herr ist. Er verwendet den Titel „Herr“ etwa 25-mal im ersten Brief und noch einmal 22-mal im zweiten Brief. Tatsächlich wird der volle Titel des Herrn – „der Herr Jesus Christus“ – in den Thessalonicherbriefen häufiger erwähnt als in jedem anderen Buch des Neuen Testaments.
Die Lehre daraus für uns: Weil dieser Aspekt des Christentums für das christliche Leben wesentlich ist, sollte der christliche Mitarbeiter in der Arbeit mit neu erretteten Seelen darauf besonderen Nachdruck legen.