Der wahre Versöhnungstag für Juda
Die letzten drei Kapitel beziehen sich fast ausschließlich auf den Zeitabschnitt, der als die „große Drangsal“ (Mt 24,21) bzw. „eine Zeit der Drangsal für Jakob“ (Jer 30,7) bezeichnet wird; danach wird dann das Reich Christi sichtbar aufgerichtet. Die Ausführungen über den Antichristen haben unsere Aufmerksamkeit bereits auf diese kurze, aber ernste Zeit gelenkt. Diese Zeit der großen Drangsal ist die moralische Folge davon, dass der Herr Jesus Christus verworfen worden ist. In seiner Regierung wird der HERR letztmalig seinen Zorn ausgießen, weil Juda so sehr versagt hat.
Sach 12,1: Ausspruch des Wortes des HERRN über Israel. Es spricht der HERR, der den Himmel ausspannt und die Erde gründet und des Menschen Geist in seinem Innern bildet:
Gott spricht im ersten Vers von sich selbst als von dem, „der den Himmel ausspannt und die Erde gründet und des Menschen Geist in seinem Inneren bildet“.
Der letzte Teil dieses Satzes verdient unsere besondere Aufmerksamkeit: Gott bildet den Geist des Menschen in ihm. Der Geist ist also ein Etwas, das vom Körper getrennt existiert. Weder darf der Geist mit dem Odem verwechselt werden noch ist er einfach dasselbe wie der Verstand. Der Verstand ist eine der Funktionen des Geistes. Er ist der Sitz der Vernunft: „Wer von den Menschen weiß, was im Menschen ist, als nur der Geist des Menschen, der in ihm ist? So weiß auch niemand, was in Gott ist, als nur der Geist Gottes“ (1Kor 2,11). Von der Logik her ist es unmöglich, die Persönlichkeit des menschlichen Geistes zu leugnen und nicht zugleich auch die Persönlichkeit des Geistes Gottes. Wer also leugnet, dass der menschliche Geist eine Persönlichkeit ist, leugnet damit gleichzeitig, dass auch der Heilige Geist eine Persönlichkeit ist.
Der menschliche Geist ist der eigentliche Mensch, der während dieses Lebens den Leib bewohnt. Beim Tod legt er die leibliche Hülle ab und geht entkleidet in die unsichtbare Welt, die von den Juden Scheol und von den Griechen Hades genannt wurde. Doch damit ist nicht das Grab gemeint, sondern der Aufenthaltsort der verstorbenen Geister – ganz gleich, ob sie errettet oder verloren sind. Der Geist des Gläubigen ist nach dem leiblichen Tod „ausheimisch von dem Leib und einheimisch bei dem Herrn“ (2Kor 5,8). Der Geist des nicht erlösten Menschen befindet sich „in Qualen“ (Lk 16,23), erwartet jedoch noch das abschließende Gericht, wenn „der Tod und der Hades in den Feuersee geworfen werden“ (Off 20,14).
Sadduzäer jeglicher Couleur leugnen, dass der menschliche Geist tatsächlich eine
Persönlichkeit ist, ein unsichtbares Etwas, das Gestalt einnimmt in dem Menschen, den wir mit unseren Augen sehen. Gott verbindet diese besondere Schöpfung, den Geist, mit der Erschaffung der Himmel und der Erde: „So spricht Gott, der HERR, der die Himmel schuf und sie ausspannte, der die Erde ausbreitete mit ihren Gewächsen, der dem Volk auf ihr den Odem [Atem] gab und den Hauch [Geist] des Lebens denen, die darauf wandeln“ (Jes 42,5). Diese Bibelstelle unterscheidet deutlich zwischen Odem und Geist. Das eine (der Odem) ist vergänglich, das andere (der Geist) besteht ewig. Zwar wird diese Aussage über den Geist des Menschen hier nur sozusagen beiläufig erwähnt. Dennoch ist sie, wenn man sie sorgfältig bedenkt, von großer Bedeutung und schützt wirksam vor Sadduzäismus [also vor der Leugnung, dass der Geist des Menschen eine Persönlichkeit ist].