Behandelter Abschnitt Phlm 1,1-3
Phlm 1-3: Paulus, ein Gefangener Christi Jesu, und Timotheus, der Bruder, Philemon, dem Geliebten und unserem Mitarbeiter, und Appia, der Schwester, und Archippus, unserem Mitkämpfer, und der Versammlung, die in deinem Hause ist: Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!
Nach dem Lesen dieses kurzen Briefes wäre es gut, die letzten zwölf Verse des Briefes an die Kolosser zu lesen und dabei besonders auf die verschiedenen Namen zu achten, die von Paulus erwähnt werden. Nicht weniger als acht jener im Philemonbrief erwähnten Namen werden im Kolosserbrief gefunden und einige von ihnen auf die Weise, dass ihre Geschichte beleuchtet wird.
Philemon, ein vielgeliebter Freund und Mitarbeiter des Apostels, lebte offensichtlich in Kolossä. Apphia scheint seine Ehefrau und Archippus sein Sohn gewesen zu sein, der auch ein begabter Mann war, mit einem im Herrn empfangenen sehr bestimmten Dienst. Philemons Haus war ein Treffpunkt für Gottes Volk, so dass Paulus von „der Versammlung in deinem Haus“ schreiben konnte.
Onesimus, mit dem sich der Brief hauptsächlich beschäftigt, war früher ein Diener oder Leibeigener von Philemon gewesen (Phlm 16). Er hatte seinem christlichen Herrn Unrecht getan und war dann davongelaufen (Phlm 15.18). In Gottes großer Barmherzigkeit war der ausgerissene Sklave allerdings in Kontakt mit Paulus in Rom – während dessen Gefangenschaft – gekommen und durch dessen Hilfe bekehrt worden (Phlm 10); so klar bekehrt, dass Paulus nicht lange danach von ihm sprechen konnte als einem „treuen und geliebten Bruder“ (Kol 4,9).
Tychikus reiste zu jener Zeit von Rom nach Kolossä, um Paulus’ Brief an diese Versammlung zu überbringen, und der Apostel nutzte diese günstige Gelegenheit, Onesimus in seine Gesellschaft zurückzusenden zu seinen eigenen Leuten, so dass er wieder dem Herrn begegnen könnte, dem er einmal Unrecht getan hatte. Es war keine leichte Angelegenheit für Onesimus, noch einmal in der Gegenwart von Philemon zu stehen, auch wenn seit der Zeit seines falschen Tuns die Gnade Gottes zu seiner Bekehrung gewirkt hatte. Paulus schrieb mit Überlegung einen erläuternden und fürsprechenden Brief an Philemon, indem er Onesimus zum Überbringer dieses Briefes machte. Dieser kurze Brief, den wir jetzt vor uns haben, sah Gott geeignet an, eine inspirierte Schrift in seinem Wort zu werden. Er füllt seine eigene Nische innerhalb der Wahrheit aus, die uns in der Schrift offenbart wird.
Zuerst zeigt er uns, wie der bekehrte Sünder seine Füße auf Pfade praktischer Gerechtigkeit gewandt hat. Als Onesimus seinem Herrn, Philemon, Unrecht tat, war er ein unbekehrter Mann. Jetzt ist er ein geliebter Bruder geworden, aber dies befreit ihn nicht von Verpflichtungen, die er sich durch seine frühere Sünde zugezogen hat. In Bezug auf Gott war diese Sünde vergeben neben allen seinen anderen Sünden, da er „gerechtfertigt von allem“ dastand (Apg 13,39); aber in Bezug auf Philemon war Bekenntnis und eine Art Wiedergutmachung nötig. Auf welche Weise die Wiedergutmachung in diesem Fall geschah, zeigt dieser Brief. Es begegnet uns hier eine wichtige Lektion. Wenn wir anderen ein fühlbares Unrecht getan haben, kann kein wirksamerer Beweis unserer Reue abgegeben werden als der des Bekenntnisses und der Wiedergutmachung, soweit sie in unserer Macht steht. Es ist immer ein schwieriger Prozess, aber es ist praktische Gerechtigkeit, am besten wirksam als Zeugnis und am meisten Gott verherrlichend.