Behandelter Abschnitt Phlm 1-3
Einleitung
Timotheus und Titus erhielten Anweisungen für ihr persönliches Verhalten in der Gemeinde. Paulus hatte sie darüber belehrt, wie sie sich in vielen Situationen zu ver- halten hätten und was sie den Gläubigen vorstellen sollten. Diese Briefe sind auch für dich von großer Bedeutung. Du lernst darin, wie du dich als Christ in einer Chris- tenheit verhalten sollst, in der ein großes Durcheinander herrscht. Du erhältst dort Hinweise, wie du darin zur Ehre Gottes und zum Segen für die dich umgebenden Menschen leben kannst. Der Brief an Philemon hat einen ganz anderen Inhalt. Darin findest du keine lehrmäßigen Unterweisungen. In diesem Brief geht es ausschließlich um eine praktische Angelegenheit.
Paulus redet in diesem Brief zu einem gläubigen Herrn über einen Sklaven, der ihm, Philemon, entlaufen war und den Paulus nun wieder zu ihm zurückschickte. Es ist ein Brief über einen Sklaven, der seinem Herrn gegenüber schuldig geworden ist.
Paulus will diesem Herrn helfen, seinen Sklaven, der ihm solch einen Schaden zuge- fügt hatte, in Liebe aufzunehmen. In diesem Brief siehst du, dass es beim christlichen Glauben nicht nur um das geht, was man glaubt, sondern auch darum, wie man die- sen Glauben auslebt.
Es geht nicht nur darum, Gott und den Herrn Jesus zu kennen, sondern auch darum, die Eigenschaften Gottes und des Herrn Jesus darzustellen. Als Apostel hätte Paulus von Philemon fordern können, Onesimus wieder aufzunehmen oder ihn sogar frei- zulassen. Doch Paulus tritt hier nicht als Apostel auf. Er will, dass sich die Lehre in der Praxis zeigt. So zeigt er, dass es nicht nur wichtig ist, dass du über die Wahrheit sprichst, sondern auch, wie du die Wahrheit in die Praxis umsetzt. Es geht nicht nur darum, etwas Richtiges zu sagen, sondern es auch richtig zu sagen. Der Ton macht die Musik.
Vielleicht denkst du: „Was kann ich schon aus einer Begebenheit lernen, die so weit von meiner Lebenswirklichkeit entfernt ist? Ich habe mehr davon, wenn ich meine Stellung in Christus kennenlerne und lerne, dementsprechend zu leben, als zu erfah- ren, wie Philemon seinen Sklaven aufnehmen sollte.“ Das wäre jedoch ein Denkfeh- ler. Gerade der Brief an Philemon zeigt beispielhaft wie kein anderer Brief, wie du deine Stellung in Christus in deinem Leben ausleben solltest. Obwohl dieser Brief also keine lehrmäßigen Belehrungen enthält, wirst du merken, dass er nur von je- mandem geschrieben werden konnte, der die ganze Wahrheit über Christus innerlich aufgenommen hatte. Wenn du diesen Brief liest, wirst du sehen, wie das ganze Leben des Verfassers und sein ganzes Denken durchdrungen waren von dem, was er in Christus war. In dem, was er schreibt, setzt er die Wahrheit in die Praxis um – die Wahrheit über den einen Leib (der Brief an die Epheser), die Wahrheit über die Ge- sinnung Christi (der Brief an die Philipper) und die Wahrheit über den neuen Men- schen (die Briefe an die Epheser und Kolosser).
Was hier beschrieben wird, sollte tägliche Praxis der Gläubigen in vergleichbaren Si- tuationen sein. Wenn wir auch nichts mehr mit Sklaverei zu tun haben, so kannst du doch in Situationen kommen, wo jemand dir gegenüber schuldig wird, wie One- simus gegenüber Philemon. Es kann auch sein, dass du von derartigen Situationen bei anderen weißt. Du könntest dann eine vermittelnde Rolle übernehmen, so wie Paulus hier zwischen Onesimus und Philemon vermittelt. Wie wir mit solchen Situa- tionen umgehen sollten, lernen wir in diesem Brief. Dazu ist er geschrieben worden, und so müssen wir ihn lesen.
Du wirst in diesem Brief vergeblich nach Hinweisen suchen, wie man mit Sklaverei umgehen muss oder wie man sie zu sehen hat. Darum geht es überhaupt nicht. Beim Christentum geht es nicht um die Veränderung der Verhältnisse, sondern um die Veränderung der Herzen der Menschen. Und selbst wenn das Herz verändert ist, heißt das noch nicht, dass der Gläubige sich auch willig in die Verhältnisse schickt.
Ich finde es jedenfalls oft noch schwierig, mit Unrecht, das mir angetan wurde, rich- tig umzugehen. Das hängt sicher auch von der Art des Unrechts ab. In diesem Brief geht es um Diebstahl und um die Weigerung, seiner Verantwortung nachzukom- men.
Es gibt auch noch anderes Unrecht, bei dem jemandem etwas weggenommen wird und das noch viel einschneidender ist. Ich denke dabei an körperlichen Missbrauch oder an eine Manipulation des Willens. Dabei ist natürlich klar, dass dieses Unrecht von anderer Art ist als das Unrecht, das Anlass zu diesem Brief war. Solltest du mit einem derart abscheulichen Unrecht zu tun haben, musst du lernen, auch damit um- zugehen. Das wird sicher ein Prozess sein, der seine Zeit braucht, doch mit der Hilfe des Herrn und solcher, denen du vertrauen kannst, kannst du da ein gutes Stück vo- rankommen. Wenn du denkst, ich könnte dir dabei behilflich sein, dann scheu dich nicht, Kontakt mit mir aufzunehmen.
Philemon wohnte aller Wahrscheinlichkeit nach in Kolossä, wie sich aus dem Brief an die dortige Gemeinde ableiten lässt (Kol 4,9). Der Brief an Philemon und der Brief an die Kolosser hängen somit eng zusammen. Noch etwas lässt den starken Zusam- menhang zwischen dem Brief an Philemon und den Briefen an die Kolosser und die Epheser erkennen. In den Briefen an die Epheser und die Kolosser werden nämlich die Herren von Sklaven ausdrücklich als solche angesprochen (Eph 6,9; Kol 4,1).
Auch Philemon gehörte zu ihnen und wurde ebenfalls direkt angesprochen.
Es scheint so, dass er durch den Dienst des Paulus zum Glauben gekommen ist. Je- denfalls kann man das in Vers 19 zwischen den Zeilen lesen. Paulus war nie in Ko- lossä (Kol 2,1) und muss Philemon anderswo begegnet sein. Diese Begegnung oder Begegnungen haben schließlich zu seiner Bekehrung geführt. Danach hat er mit Pau- lus und auch mit Timotheus zusammengearbeitet (V. 1). Hier ist Philemon wieder zurück in Kolossä. Es ist wohl anzunehmen, dass die in Vers 2 erwähnte Frau, Apphia, seine Ehefrau ist. Von Archippus vermutet man, dass er sein Sohn ist, aber das ist nicht mehr als eine Vermutung. Philemon muss ein ziemlich großes Haus ge- habt haben, denn in seinem Haus versammelte sich die Gemeinde. Dass er zumin- dest einen Sklaven hatte, Onesimus, kann bedeuten, dass er nicht unbemittelt war.
Es geht um Onesimus in diesem Brief. Onesimus war ein unbekehrter Sklave, der ge- flohen war. Er wird nicht deshalb geflohen sein, weil Philemon ihn hartherzig behan- delt hätte. Mir scheint, dass das Problem mehr bei ihm selbst lag. Allem Anschein nach war er ein nutzloser Bursche (V. 11). Vor seiner Bekehrung hat er seinem Na- men keine Ehre gemacht. Onesimus bedeutet nämlich „nützlich“. Es scheint sogar so, dass er ein Dieb geworden war.
Philemon wird ihn nicht an die Kette gelegt haben, sondern ihm ein großes Maß an Freiheit gegeben haben. Philemon hatte ihm vertraut. Onesimus hat dieses Vertrauen schwer missbraucht. Er hat sich nicht nur in einem günstigen Augenblick auf die So- cken gemacht, sondern sich dabei auch mit dem Notwendigen versorgt. Schließlich musste er ja leben. Vielleicht glaubte er, dass er nicht mehr als den noch ausstehenden Lohn mitnahm. Wer sich nicht vom Herrn leiten lässt, kann zu den merkwürdigsten Auffassungen in Bezug auf „Mein und Dein“ kommen und handelt dann auch danach.
Ob Rom sein Ziel war oder ob er dort schließlich nach manchem Umherirren gelan- det ist, ist nicht bekannt. Jedenfalls führte der Herr es so, dass er dort dem Apostel Paulus begegnete. Möglicherweise stieß er in Rom „zufällig“ auf Paulus. Er kam mit ihm ins Gespräch, und der Herr öffnete sein Herz, so dass er sich bekehrte. Es ist auch nicht undenkbar, dass er Paulus, über den er im Haus des Philemon viel gehört haben wird, aus eigenem Antrieb aufgesucht hat. Der Herr kann sein Gewissen un- ruhig gemacht und ihm in Erinnerung gerufen haben, dass Paulus irgendwo in Rom gefangen saß.
Sicher ist, dass er bei Paulus im Gefängnis und durch seinen Dienst Paulus zur Be- kehrung kam (V. 10). Dadurch kam seine Beziehung zu Gott in Ordnung. Nun musste auch noch seine Beziehung zu Philemon in Ordnung gebracht werden. Das war noch ein weiter Weg.
Du siehst also, dass mit der Bekehrung noch nicht alle Probleme schlagartig ver- schwunden sind. Die Bekehrung ist der Anfang eines neuen Lebens. Von diesem Au- genblick an gehen Wachstum im Glauben und das Ordnen der Vergangenheit Hand in Hand. Alles, wovon du weißt oder später erkennst, dass du da an jemandem schuldig geworden bist, musst du in Ordnung bringen. So habe ich einige Zeit nach meiner Bekehrung den Besitzer eines Ladens aufgesucht, wo ich als Junge regelmä- ßig Süßigkeiten geklaut hatte. Ich hatte einen Betrag als Entschädigung bei mir. So- weit ich mich erinnere, entsprach dieser bei weitem nicht dem Wert dessen, was ich gestohlen hatte. Doch er hat meine Entschädigung, die ich bei mir hatte, angenom- men und mir vergeben.
Der Gedanke an eine Rückkehr zu seinem Herrn wird bei Onesimus keine große Freude ausgelöst haben. Trotzdem sah er ein, dass das notwendig war, vielleicht, weil Paulus ihn davon überzeugt hatte. Paulus sagte ihm auch seine bedingungslose Unterstützung zu. Er nahm es auf sich, Onesimus im Blick auf Philemon zu helfen. Wie er das tat, ist mehr als das, was wir meinen, wenn wir davon sprechen, dass wir „für jemanden ein gutes Wort einlegen“. Er schickte Onesimus nicht einfach zurück, sondern gab ihm einen Empfehlungsbrief mit. Darin bezeugte Paulus die Echtheit seiner Bekehrung und wie er ihm danach von großem Nutzen war. Hier kannst du etwas von Paulus lernen. Du kannst dir einmal überlegen, wie du jemandem weiterhelfen und ihn unterstützen kannst, der vor einer ähnlichen Aufgabe wie One- simus steht.
Auch von Onesimus kannst du etwas lernen. Von Natur aus bist du auch ein wegge- laufener Onesimus, ein nutzloser Nichtsnutz (Röm 3,12). Durch deine Bekehrung hat sich das geändert. Durch die Kraft des Heiligen Geistes kannst du nun für deine Um- gebung nützlich sein. Dass du anders geworden bist, fällt zuerst und am deutlichsten in deinem täglichen Wirkungsbereich auf, sei es zu Hause, in der Schule oder bei der Arbeit. Gerade da, wo Onesimus als Sklave hingestellt war, konnte er nun zeigen, dass er nützlich war. So sendet der Herr jeden von uns in seine eigene Umgebung, in die Familie oder den Arbeitsbereich zurück, damit wir dort Zeuge sind und nützlich für den Herrn (Mk 5,19). Du und ich, wir sind Gottes Onesimus.
Verse 1-3 Absender, Empfänger und Segenswunsch
Wie in der Einleitung bereits erwähnt, tritt Paulus hier nicht als Apostel auf. Wenn er das gewollt hätte, hätte er seine Autorität gleich zu Anfang seines Schreibens heraus- gestellt. Er hätte das tun können, wie er später in Vers 8 sagt. Doch in diesem Fall sieht er davon ab. Es geht ihm nämlich nicht darum, eine Wahrheit zu entfalten oder zu verteidigen, sondern um etwas anderes. Er möchte Philemons Herz erreichen und von Herz zu Herz mit ihm reden. Deshalb betont er nicht die unterschiedlichen Posi- tionen, die sie in der Gemeinde einnahmen, sondern das, was sie gemeinsam besa- ßen. Ausgangspunkt für das, was er Philemon sagen möchte, ist die Gnade, die sie beide von Gott empfangen hatten. Paulus geht eigentlich noch einen Schritt weiter, indem er als jemand auftritt, der Philemon um einen Gefallen bittet.
Aus dieser Haltung heraus will er seine eigenen Gefühle äußern und die von Phile- mon ansprechen, und zwar hinsichtlich einer Person, die sie beide kennen: One- simus. Doch jeder von beiden kennt ihn auf eine andere Weise. Philemon kennt One- simus von früher, Paulus kennt ihn, wie er jetzt ist. Zwischen damals und jetzt liegt die Bekehrung des Onesimus. Paulus kennt die schönen Folgen dieser Bekehrung.
Philemon kennt nur das frühere Leben des Onesimus mit seinen traurigen Folgen. Paulus weiß das. Er versucht auch nicht, die Vergangenheit von Onesimus schönzu- reden oder als weniger schlimm hinzustellen. Seine einzige Absicht ist es, Philemon dazu zu bewegen, Onesimus zu vergeben und wieder aufzunehmen. Deshalb tritt er so bescheiden auf.
Durch ein solches Auftreten zeigt er Philemon, wie er wünscht, dass Philemon als Herr des Onesimus den entlaufenen Sklaven behandeln sollte. Auf diese Weise würde Philemon die Gnade des Apostels zeigen können oder besser noch: die Gnade des Herrn. Der Herr hat sich tiefer erniedrigt als jeder andere es jemals getan hat.
Nicht dass Er dadurch etwas aufgegeben hätte, das Er in sich selbst war. Doch Er konnte damit etwas tun, was Er auf keine andere Weise hätte tun können. Nur so konnte Er nämlich bei den Seinen ein inneres Empfinden seines gnädigen Handelns bewirken (Joh 13,13-15). So konnte auch Paulus sein Apostelamt nicht verleugnen, er konnte es im Augenblick aber einmal hintanstellen und ein Beispiel für ein liebevol- les Vorgehen geben. In dieser demütigen Haltung konnte er bitten, statt zu befehlen.
Paulus tritt hier also nicht als Apostel auf, sondern als „Gefangener Christi Jesu“. Schon das muss das Herz Philemons unmittelbar berührt haben. Der Absender des Briefes ist jemand, der um Christi willen leidet. Auch du wirst schnell einen Unter- schied feststellen können zwischen jemandes Brief, dem es gut geht, und jemandes Brief, der in seinem Leben manche Rückschläge zu verarbeiten hat. Wenn Letzterer einen Brief schreibt, dann wird das, denke ich, einen stärkeren Eindruck machen.
Paulus sagt damit gleichzeitig, dass er nicht ein Gefangener der Menschen war. Men- schen waren für ihn nur Werkzeuge in der Hand des Herrn. Paulus wusste sich in der Hand des Herrn. Dass er jetzt im Gefängnis saß, war für ihn kein Schicksals- schlag. Nein, der Herr hatte ihn dorthin gebracht, um dort mit ihm, diesem „auser- wählten Gefäß“, Gemeinschaft zu haben und dem Apostel die tiefsten Gedanken sei- nes Herzens mitzuteilen. Dadurch haben wir nun drei Briefe, die uns die reichsten Segnungen der Christen mitteilen: die Briefe an die Epheser, die Philipper und die Kolosser.
In seiner Gefangenschaft hatte Paulus auch auf besondere Weise Gemeinschaft mit einem Bruder wie Epaphras, den das gleiche Los getroffen hatte (V. 23; siehe auch Kol 4,12). Und wir sehen in diesem Brief auch, wie sein Herz an Onesimus hing, der ihm in seiner Gefangenschaft diente.
Es gibt noch einen zweiten Absender, Timotheus. Timotheus war zwar kein Apostel, hatte aber doch einen besonderen Platz in der Gemeinde. Doch auch davon ist hier keine Rede. Timotheus wird hier als „der Bruder“ vorgestellt, eine Bezeichnung, die man geradezu als einen Titel betrachten kann und die auch für Philemon galt. Es ist ein Titel von gewaltiger Bedeutung. Im allgemeinen Sinn umfasst der Ausdruck „Brüder“ auch Schwestern. Das versteht jeder, der weiß, dass der Herr Jesus sich nicht schämt, uns seine Brüder zu nennen (Heb 2,11.12). Dadurch verbindet Er sich mit allen Gläubigen. Paulus gebraucht diesen Titel mehrmals als einen Appell an Philemon (V. 7.20). So wurde auch Paulus von Ananias direkt nach seiner Bekehrung angesprochen (Apg 9,17). Und während seines Dienstes suchte das Herz des Apos- tels immer wieder Ruhe in der Gemeinschaft mit den Brüdern und Schwestern.
Brüder voneinander sind wir bis in alle Ewigkeit. Es ist eine ewige familiäre Bezie- hung, die durch das Werk des Herrn Jesus entstanden ist. Seine erste Äußerung der Freude nach seiner Auferstehung kommt in den Worten zum Ausdruck: „Geh aber hin zu meinen Brüdern.“ Die Gemeinschaft der Gläubigen mit ihrem Gott und Vater ist dieselbe, die der Herr Jesus mit seinem Gott und Vater hat (Joh 20,17).
Paulus wandte sich an Philemon. Der Name bedeutet „Liebender“ oder „liebreich“. Er hatte seinem Namen Ehre gemacht, wie man Vers 5 entnehmen kann. Er war reich an Liebe und hatte sie anderen erwiesen. Da blieb es nicht aus, dass er auch von an- deren geliebt wurde. Wer liebt, wird selbst auch geliebt. Paulus hatte seine Liebe er- fahren (V. 7) und spricht deshalb von „dem Geliebten“. Philemon wurde von Gott geliebt, von Paulus und Timotheus und von allen, die Philemons Liebe beobachteten. Philemon zeigte auch Liebe für das Werk des Herrn. Er war ein „Mitarbeiter“ des Paulus und des Timotheus im Dienst für den Herrn. Das ist ein weiterer Beweis da- für, dass Paulus alles erwähnt, was ihn mit Philemon verbindet.
Die Annahme, dass Apphia die Frau von Philemon war, scheint mir nicht zu weit hergeholt zu sein. Es ist das einzige Mal, dass der Apostel in der Anrede seiner Briefe eine Frau erwähnt. In anderen Fällen passte das nicht, hier aber wohl. Apphia war selbst ja auch Leidtragende, vielleicht sogar die am meisten Geschädigte. Sie hatte ei- nen Bediensteten verloren. Auch ihrem Namen fügt Paulus etwas hinzu. Er nennt sie „Schwester“ und bringt damit zum Ausdruck, dass sie durch das wunderbare Band des Glaubens an den Herrn Jesus miteinander verbunden waren. Auch hier deutet nichts darauf hin, dass Paulus in der Gemeinde einen höheren Platz hatte.
Archippus wird ein Mitbewohner gewesen sein, sonst wäre er in der Anrede nicht zusammen mit dem Familienoberhaupt und dessen Frau genannt worden. Man hat vermutet, dass er ihr Sohn war. Beweise dafür gibt es jedoch nicht. Es kann auch sein, dass er einfach nur für eine bestimmte Zeit bei ihnen im Haus war, vielleicht weil er Ruhe brauchte oder wieder zu Kräften kommen musste. Jedenfalls war er ein „Mitkämpfer“ im Evangelium. Es kann sogar sein, dass es ihm schwerfiel, sich wie- der am Kampf zu beteiligen. Er musste nämlich angespornt werden, seinen Dienst zu erfüllen (Kol 4,17).
Die Tatsche, dass Paulus diese Namen erwähnt, drückt aus, dass sie Gemeinschaft miteinander hatten, dass sie also etwas Gemeinsames besaßen. Durch Christus sind sie miteinander verbunden und haben so Interesse füreinander. Alle Unterschiede hinsichtlich der gesellschaftlichen Stellung, des Geschlechts oder der Sprache sind für diese Gemeinschaft kein Hindernis. Im Licht des Kreuzes verschwinden alle Un- terschiede. In der neuen Schöpfung ist Gott alles und in allen, und in Christus gibt es weder Juden (Paulus) noch Griechen (Philemon) noch Sklaven (Onesimus) noch Freie (Philemon), weder Mann (Philemon) noch Frau (Apphia) (Gal 3,28).
Die Sache ging auch die Gemeinde im Haus von Philemon etwas an. Zweifellos wer- den sie gewusst haben, was geschehen war. Wenn Onesimus zurückkehren würde, mussten sie auch wissen, wie das mit seiner Arbeit war. Sie mussten dann auch wis- sen, dass sie einen neuen Bruder hinzubekommen hatten. Die ganze Gemeinde sollte diesen entlaufenen Sklaven in der Gesinnung des Herrn Jesus aufnehmen.
Im Brief an die Kolosser schreibt Paulus nichts davon, dass Onesimus ein entlaufener Sklave war. Dort stellt er ihn nur als einen treuen und geliebten Bruder vor (Kol 4,9). Von dem Problem zwischen Onesimus und Philemon brauchten nur die direkt Be- troffenen etwas zu wissen. Darin liegt ein wichtiger Hinweis: Familienprobleme, die in einer Gemeinde auftreten, müssen nicht überall breitgetreten werden. Deshalb er- wähnt Paulus im Brief an die Kolosser, der für alle Gläubigen in Kolossä bestimmt war, nichts davon.
Die Gemeinde in Philemons’ Haus war nicht das, was wir heute als „Hausgemeinde“ bezeichnen. Eine Hausgemeinde kann aus ganz verschiedenen Gründen entstehen. Sie besteht aus einer Anzahl von Gläubigen, die sich regelmäßig in einem Haus tref- fen, um sich über den Glauben an Christus auszutauschen. Jede Hausgemeinde be- steht für sich. Man schätzt vor allem den kleinen Rahmen und erfährt dadurch einen stärkeren persönlichen Kontakt.
Es ist sicher nicht unbiblisch, eine Hausgemeinde zu bilden, aber das ist keine Ge- meinde, wie sie dir in der Bibel begegnet. Ein Gemeinde im biblischen Sinn beachtet die Anordnungen, die besonders im Brief an die Korinther in Bezug auf das Zusam- menkommen der Gemeinde gegeben werden. Das geschah auch im Haus von Phile- mon oder wo sonst noch von einer „Gemeinde im Haus“ die Rede ist (vgl. Röm 16,5; 1Kor 16,19; Kol 4,15).
In der Bibel ist von der Gemeinde an einem bestimmten Ort die Rede. Dort mögen Gläubige an verschiedenen Stellen zusammenkommen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es an diesem Ort mehrere Gemeinden gibt. So kamen die ersten Christen an vie- len Stellen in Jerusalem zusammen, um das Brot zu brechen (Apg 2,46). Praktisch ge- sehen war es auch gar nicht möglich, mit mehreren Tausend Gläubigen an einer Stelle in Jerusalem zusammenzukommen.
Paulus beschließt seine Anrede mit dem bekannten Gruß. Gnade ist die unverdiente Gunst, durch die Gott, der Vater, und der Herr Jesus uns errettet haben und in der sie uns jetzt beistehen. Friede ist die entsprechende Folge. Es ist die Ruhe im Blick auf alle Umstände, und zwar durch das Bewusstsein, dass alles, was Er in seiner Liebe für seine Kinder bestimmt hat, in der Hand unseres Gottes und Vaters ist. Das- selbe gilt für den Herrn Jesus Christus, der der Herr seiner Diener ist.
Verse 4-10 Philemons Liebe und Glaube und der Appell des Paulus
Paulus beginnt den Brief an Philemon, wie er viele seiner Briefe beginnt: Er dankt Gott für das, was er über Philemon gehört hatte. „Ich danke meinem Gott“, sagt er zu Philemon. Das weist auf das persönliche und vertraute Verhältnis hin, das Paulus zu Gott hatte. Ein solches Verhältnis ist von großer Bedeutung. Ich hoffe, dass auch du von Gott „mein Gott“ sagen kannst und dass du in der Fürbitte für andere vertrauten Umgang mit Ihm pflegst. Paulus dachte stets in seinen Gebeten an Philemon. Wenn er in seinen Gebeten Philemons Namen erwähnte, dann geschah das nicht, um Gott etwas zu sagen, was ihm Sorge bereitete. Natürlich darfst du auch die Sorgen vor Gott ausbreiten, die du um andere hast.
Doch gibt es auch Gläubige, bei denen du sofort Dankbarkeit empfindest, wenn du an sie denkst, weil sie so viel Liebe und Glauben haben? Lässt du sie das auch einmal spüren? Es wird Philemon zweifellos gutgetan haben, dass Paulus in seinen Gebeten immer an ihn dachte. Trotz der Tatsache, dass sie einander wahrscheinlich seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hatten, hatte Paulus ihn nicht vergessen. Ich hoffe, dass auch du nicht aufhörst, für Gläubige zu beten, denen du einmal begegnet bist und die dich beeindruckt haben, und dass dein Gebet für sie nicht mit der Zeit nachlässt.
Grund für die Dankbarkeit, die Paulus empfand, waren die Berichte, die er über Phi- lemon empfangen hatte. Diese Berichte gaben Zeugnis von seiner Liebe und seinem Glauben. Liebe und Glaube gehören zusammen. Die Liebe, Hauptthema dieses Brie- fes, wird hier zuerst genannt. Philemon hatte Liebe zum „Herrn Jesus und … zu al- len Heiligen“. Das gehört zusammen. Du kannst nicht von Liebe zum Herrn Jesus re- den und gleichzeitig eine Abneigung gegen deine Brüder und Schwestern haben (1Joh 4,20). Mit Glauben ist Glaubensvertrauen gemeint, es kann aber auch mit Treue übersetzt werden. Philemon vertraute dem Herrn Jesus und den Heiligen.
Dem Herrn Jesus zu vertrauen, das mag ja gehen. Aber vertraust du auch deinen Ge- schwistern? Es ist schon so, dass es für eine gesunde Gemeinschaft wirklich unerläss- lich ist, dass man von Vertrauen zueinander ausgeht. Das hat nichts mit Naivität zu tun. Du bist nüchtern genug, um zu wissen, dass dich auch einmal jemand betrügen kann. Trotzdem ist es nicht leichtfertig, wenn du den Heiligen vertraust. Wenn du anfängst, ihnen zu misstrauen und ihnen zu unterstellen, dass sie nicht ehrlich sind, ohne dafür deutliche Hinweise zu haben, richtet das die Gemeinschaft zugrunde. Misstrauen ist ein großes Übel. Bei Philemon war das Gegenteil der Fall.
Paulus sagt diese Dinge nicht, um Philemon zu schmeicheln. Es stimmte wirklich, dass Philemon Liebe und Vertrauen zu allen Heiligen hatte. Gleichzeitig sagt Paulus das sicher auch, um Philemon auf das vorzubereiten, was er kurz darauf für One- simus von ihm erbitten wird. Dieser entlaufene Sklave gehörte nun ebenfalls zu „al- len Heiligen“. Es ist so, als müsste Philemon seine Liebe zu „allen Heiligen“ nun dadurch unter Beweis stellen, dass er Onesimus Liebe erweist. Vielleicht hast du auch schon einmal empfunden, dass es manchmal einfacher ist, Geschwister zu lie- ben, die weit weg von dir wohnen, als die, die du jeden Tag siehst und mit denen du jeden Tag zu tun hast.
Wenn man einander besser kennenlernt, hat das manchmal zur Folge, dass die Liebe abnimmt oder sogar aufhört; es kann aber auch sein, dass sie zunimmt. Letzteres ist natürlich das Ziel. In einer Ehe ist das auch so. Am Anfang sieht jeder bei dem ande- ren nichts Negatives. Wenn man einander besser kennenlernt, lernt man auch die weniger schönen Seiten des anderen kennen. Wenn man dann anfängt, einander Vor- würfe zu machen, läuft die Sache schief. Nimmt man sich darin jedoch gegenseitig an, wird das Band nur noch fester.
Nachdem Paulus von seinem Dank gesprochen hat für das, was er über Philemon ge- hört hatte, schreibt er ihm, warum er für ihn betet, und leitet das mit dem Wörtchen „dass“ oder „damit“ ein. Er wünscht, dass die Gemeinschaft von Philemons Glauben stark sei, damit er all das Gute anerkennt, das in ihnen Christus gegenüber ist. Auch das dient zur Vorbereitung, um das Herz des Philemon mit den Gefühlen des Paulus auf eine Linie zu bringen. Philemon wird in der Gemeinschaft des Glaubens stark sein müssen, um Onesimus, der ihm geschadet hatte, vergeben und als einen Bruder aufnehmen zu können. Auch Onesimus hat nun in dieser Gemeinschaft des Glau- bens seinen Platz, und um Onesimus so sehen zu können, benötigt Philemon die Kraft des Herrn. Der Herr will sie ihm geben.
Um Philemon das deutlich zu machen, möchte Paulus, dass Philemon weiß, was sein Herz in Bezug auf den Herrn bewegt. Sein Herz ist voll davon, Gutes für Christus zu tun. Wenn das auch bei Philemon so wäre, dann würde es diesem umso leichter fal- len, Onesimus zu vergeben und ihn aufzunehmen. Paulus beginnt hier nicht im Ein- zelnen darzulegen, worin all das Gute in seinem Herzen bestand, das er für Christus tun wollte. Er betet nur dafür, dass der Herr dies Philemon deutlich machen möge.
Du brauchst es nicht vor dir her zu posaunen, was du alles für den Herrn tust und wie großartig dein Glaubensleben ist, damit andere das auch ja sehen. Leute, die mit ihrer großen Kenntnis und ihrem Glauben angeben, sind mehr mit sich selbst be- schäftigt als mit dem Herrn. Wenn du möchtest, dass andere Jesus Christus in dir er- kennen, dann bete dafür. Das Gute in dir ist nicht dein Fleisch. Darin wohnt nichts Gutes (Röm 7,18). Das Gute ist der Glaube und was durch ihn bewirkt wurde. Wo Glaube ist, ist auch das Gute. Wo kein Glaube ist, gibt es auch nichts Gutes.
Paulus hatte manches Gute über Philemons Dienst gehört. Die Heiligen waren in ih- rem tiefsten Inneren durch Philemon belebt worden. Alle, die mit ihm in Berührung kamen, sahen und empfanden seinen Glauben und seine Liebe. Sie wurden dadurch erquickt, was etwas mit Ruhe zu tun hat, mit einer Arbeitspause, durch die man neu gestärkt wird, um weiterarbeiten zu können.
Diese Berichte waren auch für Paulus eine Wohltat. Sie haben ihn erfreut und getrös- tet. Es ist schön, wenn man sich an dem, was von einem anderen berichtet wird, er- freuen kann. So mitten im Satz spricht Paulus ihn einfach noch einmal als „Bruder“ an. Das passt in das Konzept eines Briefes, der ganz besonders die Empfindungen des Gläubigen anspricht. Paulus betont damit noch einmal, dass er und Philemon auf derselben Grundlage der Gnade stehen. Hier fehlt jegliche Schärfe im Ton.
Es ist nicht so, dass Paulus nicht hätte befehlen können, Onesimus als Bruder aufzu- nehmen. Er hatte dazu sogar „große Freimütigkeit“. Das war aber keine menschliche Freimütigkeit, sondern eine Freimütigkeit in Christus. Christus hatte ihm sozusagen die Freiheit gegeben, das zu befehlen. Wenn er das getan hätte, hätte er nichts Ver- kehrtes getan. Trotzdem machte er von dieser Freimütigkeit keinen Gebrauch, weil er ein höheres Motiv hatte: das Motiv der Liebe. Wenn du zu einer Sache Freimütig- keit hast, dann ist es, wie du siehst, noch nicht selbstverständlich, dass du auch da- von Gebrauch machst.
Um die Dinge richtig abzuwägen, wie Paulus das hier tut, muss man schon nahe beim Herrn sein, seine Gesinnung haben und allein auf die Interessen des Herrn und die des anderen ausgerichtet sein. Es ist natürlich viel einfacher, etwas zu befehlen, besonders, wenn man dazu befugt ist. Mit viel Mühe und Anstrengung einen ande- ren zu einem bestimmten Handeln zu bewegen, ist viel schwieriger. Dazu musst du, ebenso wie Paulus, etwas von der Liebe Gottes als dem Wesen des Christentums ver- standen haben. Da geht es nicht um befehlen, um das Halten von Gesetzen, sondern um den Glauben, der durch die Liebe wirkt (Gal 5,6). Natürlich gibt es Gebote, die wir zu befolgen haben (z. B. 2Thes 3,6). Hier geht es aber darum, Gnade und Liebe zu erweisen. Es geht darum, wie Gläubige miteinander umgehen und wie sie sich ge- genseitig annehmen. Das kann man nicht durch einen Befehl regeln. Dazu muss man an die Liebe appellieren, so wie Paulus hier an Philemons Liebe appelliert. Ange- sichts der Liebe, für die Philemon bekannt war, wäre ein Befehl auch unpassend ge- wesen.
Paulus spricht Philemons Herz an, wenn er sich ihm als „Paulus, der Alte“ und noch- mals als „ein Gefangener Christi Jesu“ vorstellt. Paulus wird hier etwa 60 Jahre alt gewesen sein. Nach unserer Vorstellung ist er damit noch nicht wirklich alt. Trotz- dem bezeichnet er sich als einen alten Mann, was sicher auch an den vielen Entbeh- rungen liegt, die er durchgemacht hatte. Das konnte man ihm wahrscheinlich anse- hen.
Vor Philemons innerem Auge entsteht jedenfalls nicht das Bild einer beeindrucken- den Persönlichkeit, eines Mannes mit einer starken Ausstrahlung, der leidenschaft- lich argumentiert. Für das natürliche Empfinden hat der einst so große Apostel an Würde verloren. Aber gerade ein solches Auftreten ist ein viel stärkerer Appell an die Herzensbereitschaft Philemons, wenn er den großen Apostel so demütig im Blick auf Onesimus bitten hört. Er sieht, wie Paulus den Platz eines armen Bittstellers ein- nimmt (Spr 18,23).
Bis jetzt konnte Philemon sich gefragt haben, worauf Paulus eigentlich hinauswollte und was wohl der Inhalt seines Anliegens war. Nun aber kommt Paulus zur Sache: Sein Anliegen an Philemon betrifft Onesimus. Wenn Paulus dessen Namen ganz un- vermittelt genannt hätte, wären bei Philemon wohl allerlei unangenehme Erinnerun- gen und unschöne Gefühle hochgekommen. Doch Paulus lässt der Namensnennung von Onesimus eine Beschreibung vorausgehen, die die Gefühle Philemons sicher be- sänftigt haben.
Paulus spricht über Onesimus als mein „Kind, das ich gezeugt habe in den Fesseln“. Diese Mitteilung hört sich fast wie eine Geburtsanzeige an. Eine Geburt ist ein freudi- ges Ereignis. Meist steht auf einer Geburtsanzeige, dass man „mit Freuden“ die Ge- burt bekanntgibt. So spürst du die Freude des Paulus, wenn er mit dieser Formulie- rung Philemon mitteilt, dass er während seiner Gefangenschaft ein geistliches Kind gezeugt hat.
Es kann durchaus sein, dass der feinfühlige Philemon beim Lesen tief empfunden hat, dass dieses Ereignis für Paulus ein großer Trost gewesen sein muss. Paulus hatte erleben dürfen, dass er jemanden zum Herrn hatte führen dürfen, obwohl er in sei- ner Bewegungsfreiheit eingeschränkt war. Das konnte nur das Werk Gottes sein. Ich weiß nicht, ob er schon sofort so weit war, dass er sich mit Paulus über diese neue Geburt freuen konnte. Doch wird das sicher seine Gefühle beschwichtigt haben. Der Brief ist damit auch noch nicht beendet. Paulus setzt seine vorbereitenden Bemühun- gen weiter fort, die Philemon bewegen sollen, sich mit Onesimus zu versöhnen.
Wir nennen ihn Onesimus. So hätte auf der Geburtsanzeige stehen können. Dieser Name bedeutet „nützlich“. Mit diesem Namen hatten seine Eltern die Erwartung ausgedrückt, dass so sein Leben sein möge: nützlich. Leider entsprach er den Erwar- tungen seiner Eltern nicht. Das Gegenteil hatte sich gezeigt. Doch dies hatte sich mit seiner Bekehrung geändert: Aus dem „Nutzlosen“ wurde ein „Nützlicher“. So sollte es bei jedem Bruder und jeder Schwester sein. Die Liebe geht davon aus, dass sich je- der Bruder und jede Schwester zum Nutzen einbringt. Die Bekehrung macht aus je- mandem, der nur an sich selbst denkt und auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist, ei- nen Menschen, der für andere nützlich ist.