Behandelter Abschnitt Röm 5,12-17
Röm 5,12-21 - Das Problem der Sünde (1) Adam und sein Geschlecht
Bis Kapitel 5 ist uns nun das Evangelium mit Bezug auf unsere Sünden vorgestellt worden. Unsere tatsächlichen Übertretungen standen dabei im Blickpunkt, und wir haben entdeckt, auf welchem Weg Gott uns von ihnen gerechtfertigt und in seine Gunst gestellt hat. Doch in Verbindung mit unserem gefallenen Zustand musste mehr als nur diese Frage gelöst werden. Es gab da noch eine Frage, die wir die Frage der Familien oder der Geschlechter nennen können.
Röm 5,12: Darum, so wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen und durch die Sünde der Tod und also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben; …
Das Haupt unseres Geschlechts ist Adam, und zwar in seinem gefallenen Zustand. Denn erst nach dem Sündenfall zeugte er Söhne und Töchter. Sein Fall trat ein durch eine sündige Tat, aber diese Tat führte einen Zustand der Sünde herbei, der sein ganzes Sein durchdrang. Dadurch wurde seine geistliche Veranlagung so grundlegend verändert, dass sie sich auf alle seine Nachkommen auswirkte. Er konnte Kinder nur „in seinem Gleichnis, nach seinem Bild“ zeugen (1Mo 5,3) – dem Gleichnis und Bild eines gefallenen Menschen. Ein Erbgut dieser Art ist eine entsetzliche Tatsache, und die Schrift bezeugt dies. Bietet Gott mit dem Evangelium auch ein Heilmittel gegen diesen Gifthauch an, der sich über das Menschengeschlecht ausgebreitet hat? Hat Er eine Lösung für das Problem der Natur, aus der die sündigen Taten entspringen – für das Problem der Wurzel, die diese abscheulichen Früchte hervorbringt? Sein Heilmittel in der Frage der Früchte selbst haben wir ja bereits in den ersten Kapiteln betrachtet.
Er hat ein Heilmittel. Die Lösung dieses Problems ist geschehen. Ab Römer 5,12 werden die Auswirkungen von dem entfaltet, was Gott in dieser Hinsicht getan hat. Was Er getan hat, wird hier nicht mit vielen Worten beschrieben, obwohl klar darauf zu schließen ist. Zugegeben, die Stelle ist etwas schwierig, und die knappen Worte tragen zu der Schwierigkeit bei. Sie wird noch erhöht dadurch, dass einige Verse in verschiedenen Übersetzungen mangelhaft wiedergegeben sind. Eine dritte Erschwernis ergibt sich daraus, dass diese Seite des Sündenproblems allzu oft übersehen wird, und wo das der Fall ist, da sinken wir in Wasser ein, die uns nicht vertraut sind, und verlieren den Boden unter den Füßen.
Zunächst wollen wir beachten, dass die Verse Römer 5,13-17 eine Einschaltung bilden. Damit das leichter zu erkennen ist, sind sie in verschiedenen Übersetzungen in Klammern gesetzt. Um den Sinn zu erfassen, lesen wir von Vers 12 bis Vers 18. Wir sehen dann, dass der wesentliche Gehalt der Stelle in dem Gegensatz liegt zwischen einem Menschen, der gesündigt hat und andere in die Folgen seiner Übertretung hineinzog, und einem anderen, der Gerechtigkeit vollbrachte und andere unter deren gesegnete Wirkungen brachte. Die ganze Schriftstelle betont einen krassen Gegensatz zwischen Adam auf der einen und Christus auf der anderen Seite. Wenn Adam als Haupt einem gefallenen Geschlecht vorsteht, das dem Tod und der Verdammnis unterworfen ist, sehen wir in Christus das Haupt eines neuen Geschlechts, das in Gerechtigkeit und Leben dasteht.
Was Gott getan hat, können wir daher so umschreiben: Er hat in dem Herrn Jesus Christus ein neues Haupt für Menschen erweckt. Bevor Er formell den Platz als Haupt einnahm, vollbrachte Er eine vollkommene Gerechtigkeit durch Gehorsam bis zum Tod. Kraft seines Todes und seiner Auferstehung stehen Gläubige nicht länger in Verbindung mit Adam, sondern mit Christus. Sie sind sozusagen Christus eingepflanzt worden. Sie sind nicht länger in Adam, sondern „in Christus“. Das ist die grundlegende Tatsache, die in unserem Schriftabschnitt angedeutet wird und deren herrliche Folgen sorgfältig ausgearbeitet werden.