Behandelter Abschnitt 1Pet 2,11-12
Die Ermahnung zu Beginn des Kapitels gründet sich auf die Wiedergeburt aus unverweslichem Samen durch Gottes lebendiges und bleibendes Wort. Deshalb sollten sie und natürlich auch alle anderen Christen alle Bosheit und alle Arglist und deren Begleiterscheinungen oder Auswirkungen ablegen und ernstlich die reine Milch des Wortes begehren, damit sie dadurch zur Errettung der Herrlichkeit heranwachsen, die bereit ist, offenbart zu werden. Dies ist eine andere, nicht weniger allgemeine und notwendige Ermahnung, die sich auf die hohen, heiligen und königlichen Vorrechte des Priestertums gründet, die den Christen schon jetzt auszeichnen, die aber in der Herrlichkeit erst noch offenbart werden sollen, wie in Offenbarung 1; 4; 5 und 20 beschrieben wird. Was Israel durch die Verwerfung Christi verloren hat, ist ihnen geblieben, nur in einem höheren Grad und mit einem noch viel höheren Bereich in Gottes souveräner Gnade. Das veranlasst den Apostel, auf entsprechende Redlichkeit zu drängen.
Geliebte, ich ermahne euch als Fremdlinge und als solche, die ohne Bürgerrecht sind, euch der fleischlichen Begierden zu enthalten, die gegen die Seele streiten, und dass ihr euren Wandel unter den Nationen ehrbar führt, damit sie, worin sie gegen euch als Übeltäter reden, aus den guten Werken, die sie anschauen, Gott verherrlichen am Tag der Heimsuchung (2,11.12).
Zum ersten Mal spricht der Apostel diese Gläubigen als „Geliebte“ an, denn es gibt keinen Grund für die Hinzufügung von „offensichtlich“, obwohl es in der A. V. üblich ist. Es sollte hier so sein, wie das Wort in 1. Petrus 4,12 wiedergegeben wird; und im zweiten Petrusbrief (1,17; 3,1.8.14.15.17). Der liebevolle Ausdruck ist für diese Aufforderung gegen fleischliche Begierden ebenso angemessen wie für das Zaudern unter feuriger Prüfung. Auf beiden Seiten lauerte die Gefahr, und die entsprechenden Ermahnungen kamen von seinem Herzen zu dem ihren.
Aber er richtet sich auch an sie „als Fremdlinge und als solche, die ohne Bürgerrecht sind“, nicht im buchstäblichen Sinn von Kapitel 1,1, sondern in der tieferen und geistlicheren Sicht von Vers 17. Wenn die Gnade sie in den Himmel rief, was hatten sie dann mit den Themen, Beschäftigungen und Interessen der Erde zu tun? Sie warteten auf die Offenbarung des Herrn Jesus in Herrlichkeit, sie waren berufen, in allem Verhalten heilig zu sein, wie der, der sie berufen hat, und obwohl sie frei waren, ihn als Vater anzurufen, der unparteiisch nach dem Werk eines jeden richtet. Sie sollten die Zeit ihrer Fremdlingschaft in Furcht verbringen, doch in einer Furcht, die nicht aus Misstrauen, sondern aus Zuversicht bestand; denn sie gründete sich auf das Bewusstsein der göttlichen Gnade in ihrer Erlösung zu unendlichen Werten. Hier hatte er ihnen ihre unschätzbaren Nähe und Würde vor Gott beschrieben, während Israel im Augenblick offensichtlich alles verloren hatte. Es war ihr Segen als Christen, nicht ihr Unglück als Juden, der sie dazu rief, als Fremdlinge und ohne Bürgerrecht durch die Wüste zu ziehen. Diese geben auch ihrem gegenwärtigen Zustand als Fremde den größeren Nachdruck, dass sie sich der fleischlichen Begierden enthalten, die gegen die Seele streiten. Sogar das, was erlaubt ist, muss vor Gott maßvoll gebraucht werden.
Wie auffallend ist der Unterschied zwischen dem Gebrauch geistlicher Vorrechte durch die Gnade, wie hier, und dem sanktionierten Prinzip, wie auch dem Ehrgeiz der Weltkirche! Babylon ist jetzt in Purpur und Scharlach gekleidet, mit Gold und Edelsteinen und Perlen geschmückt, mit einem goldenen Becher in der Hand, voll von Gräueln und den unreinen Dingen ihrer Unzucht, mit dem Geheimnis auf ihrer Stirn, und dabei trunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu (Off 17). Gegenwärtige Erhöhung auf der Erde, universale Macht und sichtbare Herrlichkeit, der gröbste Götzendienst, der mutwilligste und verderblichste Verrat an der heiligen Absonderung Christi und der mörderische Hass gegen Gottes Heilige und die Zeugen Jesu: das sind ihre schrecklichen, unauslöschlichen und unverwechselbaren Merkmale für alle, die von Gott gelehrt sind.
Welch ein Gegensatz war schon das erste Streben nach äußerer Ehre und Autorität zu der Warnung unseres Herrn an die Zwölf! „Ihr wisst, dass die Fürsten der Nationen diese beherrschen und die Großen Gewalt über sie ausüben. Unter euch soll es nicht so sein; sondern wer irgend unter euch groß werden will, soll euer Diener sein; und wer irgend unter euch der Erste sein will, soll euer Knecht sein –so wie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele“ (Mt 20,25-28).
Von Anfang an hatte unser Herr denen, die Ihn hörten, vorgeschrieben, ihre Feinde zu lieben, denen, die sie hassen, Gutes zu tun, die zu segnen, die sie verfluchen, für die zu beten, die sie misshandeln. So lehrt Petrus in diesem Brief, und so hat er gelebt: Glückselig, wenn wir um der Gerechtigkeit willen leiden, und wenn wir an den Leiden Christi teilhaben, freuen wir uns jetzt, damit wir uns auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit mit Jubel freuen können. Das katholische System war lange vor der Weltherrschaft des Papsttums nur das entwickelte Geheimnis der Gesetzlosigkeit; das Fleisch wucherte in der Welt und nach der Welt zur Freude Satans, so weit entfernt von Christus, den der Heilige Geist kennt, wie ein Theater oder ein Zirkus vom Himmel ist. Aber größere Gräuel als diese sollten noch kommen, bis zum Signal und endgültigen Gericht, das nicht schlummert, wenn Gott der Herr stark ist, der dann Babylon für immer richten wird.
Nach dem Willen Christi sollten die hohen Privilegien des Glaubens nur die Freude des Gläubigen an Gott und seine Wachsamkeit als Fremdling und ohne Bürgerrecht stärken, indem er sich von den fleischlichen Begierden, die gegen die Seele kämpfen, fernhielt. Es sind jetzt nicht die unliebsamen und bitteren Gefühle des gefallenen Menschen, wie in Vers 1, sondern die zügellosen und unzüchtigen. Wie oft entspringen fleischliche Lüste aus Mangel an Gebet und Wachsamkeit aufrichtiger Wertschätzung und reiner Zuneigung und gleiten unversehens in die Fleischlichkeit ab; wie der Fall der Galater aus der Gnade darin bestand, dass sie fortfuhren, im Fleisch zu vollenden, was sie im Geist begonnen hatten! Wie leicht folgen nach und nach kleine Vertraulichkeiten, die in der Innigkeit der christlichen Liebe zur unheiligen Freiheit, wenn nicht gar zum schlimmsten Übel heranreifen. So kann auch die Begierde eine andere Richtung und Form annehmen, wie die Habsucht oder jede andere Christus fremde Nachgiebigkeit. Diese fleischlichen Begierden, von denen viele von den Menschen als wohltuend für sich selbst gepriesen werden, sind ein Krieg gegen die Seele und ein Gräuel vor Gott. Wie sehr stehen sie im Gegensatz zu dem neuen und ewigen Leben, das wir in Christus haben. Sie sind unvereinbar mit Gottes wunderbarem Licht, in dem wir wandeln! Wie bösartig und entwürdigend für den Christen! Sie betrüben den Heiligen Geist, entehren Christus und streiten gegen die Seele.
Daher die Aufforderung, unter den Heiden ehrbar (καλὴν) zu wandeln (V. 12a). Denn es gab diese christlichen Juden unter ihnen. Wenn auch die Quelle des Verhaltens der Glaube ist, der auf den Vater schaut und Ihn anruft, so ist es doch auch eine Verpflichtung, die Ungläubigen und Unfreundlichen durch praktische Übereinstimmung mit Christus zu gewinnen, ohne denen, die danach suchen, Anlass zu geben. Denn die Menschen der Welt misstrauen den Motiven und Wegen der Gläubigen, haben aber ein starkes, wenn auch nicht kluges Gespür für ihre Verantwortung und sind stets auf der Hut vor ihrem Zögern und Versagen. Deshalb mahnt der Apostel mit Nachdruck, „damit sie, worin sie gegen euch als Übeltäter reden, aus den guten Werken Gott, Die sie anschauen, Gott verherrlichen am Tag der Heimsuchung“ (V. 12b).
Es war ein früher und weit verbreiteter Vorwurf unter den Heiden, dass Christen Atheisten sein müssten, weil sie sich von den Götzen abwandten; und kein Bild aus Gold, Silber, Stein oder Holz, noch ein Bild mit einem menschlichen Gesicht, begegnete dem Auge des Menschen in ihren Versammlungen. Die Juden wussten sehr wohl, dass dies so war, weil ein lebendiger und wahrer Gott sie von solchen Eitelkeiten weggebracht hatte, um Ihm zu dienen. Aber sie waren selbst bitterlich eifersüchtig darauf, dass die Christen nicht zu Proselyten des Gesetzes wurden, anstatt an seinen auferstandenen Sohn, Jesus, den Erlöser, zu glauben und auf seine Wiederkunft vom Himmel zu warten; und noch wütender waren sie darüber, dass irgendjemand aus dem Geschlecht Abrahams denselben Glauben und dieselbe Hoffnung haben sollte wie die Unbeschnittenen.
Unter Griechen und Römern wiederum war der Dienst am Staat ein hochgeschätztes Ziel; und wer nicht seinen Teil der Lasten trug oder seine Bestrebungen schätzte, wurde ohne Ende verachtet. Hier keine bleibende Stadt zu haben, sondern die kommende zu suchen, zu erklären, dass das christliche Gemeinwesen im Himmel ist, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Erlöser erwarten, erschien Juden wie Griechen als eine abscheuliche Torheit.
Auch die Liebe als das Band der Vollkommenheit setzte sie dem schamlosen Verdacht der Böswilligen aus, die die neue Brüderschaft, die die Welt in Erstaunen versetzte, mit einem bösen Bild belegten, indem sie die Frauen einschlossen, die durch den Glauben Christi davon befreit waren, bloße Dienerinnen und Gespielinnen des anderen Geschlechts zu sein, und nun in einer nahen und gemeinsamen Beziehung standen, wo weder Jude noch Grieche, weder Sklave noch Freier, weder Mann noch Frau sein können; „denn ihr seid alle einer in Christus Jesus“ (Gal 3,28). Es ist leicht zu verstehen, was die Menschen über das denken und sagen, was nur im und durch den Glauben bekannt ist, und was, wie sie in ihrer Unkenntnis der Gnade und der Wahrheit meinen, die Tür zu wahlloser Unzucht und Unreinheit öffnet. Aber der Apostel ermahnt sie, dass durch die Beachtung der guten Werke der Angesprochenen auch diejenigen, die gegen sie als Übeltäter sprachen, sich über ihre Vorurteile erheben und Gott am Tag der Heimsuchung verherrlichen könnten.