Behandelter Abschnitt 5Mo 24; 25
So wird auch in Kapitel 24 die Frage der Ehescheidung behandelt, wobei wir sagen müssen, dass der Willkür des Menschen in dieser Hinsicht ein gewisser Spielraum eingeräumt wurde. Das ist keine Ansichtssache; denn unser Herr Jesus Christus hat hier entschieden. Niemand kann das Gesetz oder überhaupt die Schriften des Alten Testaments richtig verstehen, wenn er nicht bedenkt, dass Gott darin mit dem Menschen im Fleisch handelt. Obwohl es also Weisheit und Güte und Gerechtigkeit gibt, ist es der Mensch im Fleisch, der auf die Probe gestellt wird, und daher ist es noch nicht die Vollkommenheit des göttlichen Geistes, die sich zeigt. Letztere wird erst gefunden, wenn Christus kommt. Der erste Adam ist nicht der zweite. Gott war mit dem ersten Menschen damals am Werk. Kein Teil des Gesetzes entbehrt der Weisheit Gottes; aber da Christus noch nicht offenbart war, ging Er in der Tat nicht über den Menschen hinaus, wie er damals war. Das, was für den zweiten Menschen geeignet war, konnte nicht auf Israel in seinem damaligen Zustand angewendet werden.
Und Gott, so scheint mir, hat dies in der Schrift auch äußerlich deutlich gekennzeichnet, indem es Ihm nicht gefallen hat, uns sein Wort auch in derselben Sprache zu geben. Das ständige Zeugnis gegen die Torheit, die beiden Testamente zu verwechseln, findet seine Zurechtweisung in der offensichtlichen Tatsache, dass das Alte Testament in der einen Sprache, das Neue Testament in der anderen ist. Einen so offensichtlichen Unterschied hätte man für unübersehbar halten können; aber selbst Gläubige nehmen Kurzsichtigkeit in göttlichen Dingen in Kauf, und zwar gerade so weit, wie die Tradition sie beeinflusst; denn die Menschen denken kaum über die Schrift nach, und so wissen sie nicht, wie sie die klarsten und sichersten Tatsachen sowie Gottes Worte vor aller Augen anwenden sollen.
Aber es gibt noch viel mehr als den Gebrauch verschiedener Sprachen ‒ es gibt den Unterschied zwischen dem ersten Menschen, der in Sünde gefallen ist, und dem zweiten Menschen, der zuerst in die unteren Teile der Erde hinabgestiegen ist und dann in die Himmel aufgestiegen ist, nachdem er das mächtige Werk der Erlösung vollbracht hat (Eph 4). Das ist gewiss der ganze Unterschied, der zwischen dem Alten und dem Neuen Testament besteht, und zwar nicht in den Herzen der Gläubigen, sondern als Zustand der Dinge. Folglich ist die Beziehung ganz anderer Art. Daher können die Bestimmungen, die passend und angemessen waren, als Gott den ersten Menschen als Gegenstand vor sich hatte, nicht auf den zweiten zutreffen, unter dessen Offenbarung und Erlösung wir uns befinden. Das müssen wir bedenken, wenn wir über diese Vorbilder oder das Gesetz im Allgemeinen, das nichts vollkommen machte, richtig urteilen wollen.
Wiederum finden wir im Rest von Kapitel 24 und in Kapitel 25 eine Reihe von Geboten der Barmherzigkeit und Güte gegenüber dem Volk sogar in den alltäglichsten Angelegenheiten des häuslichen Lebens ‒ nicht nur gegenüber der Frau, sondern auch gegenüber den Mitmenschen, den Dienern, den Fremden, der Ernte und den Weinbergen, bis hin zur Pflege des Viehs. Der arme Mann, der im Unrecht war und geschlagen wurde, wurde nicht vergessen. Man darf ein gewisses Maß nicht überschreiten und nichts tun, was dem Bruder Schande zufügen würde. Schläge mögen fällig und notwendig sein; aber es darf nichts geben, was die Achtung zerstört. Der Herr hat ein eigenes Interesse an allem, was zu seinem Volk gehört, und Er möchte es zu seiner eigenen Pflege und Ermahnung heranziehen ‒ ein wichtiger Punkt, den wir einmal bedenken sollten.
Außerdem finden wir, dass alles, was wie ein Vorteil ist, der ausgenutzt wird, wo Gefühle gegen einen anderen erhoben wurden, auf die strengste Weise getadelt wird. Es wird auf einem gerechten und gleichen Maß bestanden. Aber Amalek darf nicht aus dem Gedächtnis verschwinden. „Erinnere dich daran, was Amalek dir getan hat auf dem Weg, als ihr aus Ägypten zogt, wie er dir auf dem Weg entgegentrat und deine Nachzügler schlug, alle Schwachen hinter dir her, als du erschöpft und müde warst; und er fürchtete Gott nicht. Und es soll geschehen: Wenn der Herr, dein Gott, dir Ruhe verschafft hat vor allen deinen Feinden ringsum, in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir als Erbteil gibt, es zu besitzen, so sollst du das Gedächtnis Amaleks unter dem Himmel austilgen. Vergiss es nicht!“ (V. 17–19). Nun, wer wird es wagen zu sagen, dass dies falsch war? Sollte nicht der Richter der ganzen Erde tun und sagen, was recht ist?
Und das gibt mir Gelegenheit, ein paar Worte aus dem Neuen Testament anzufügen, die oft in ihrem Geist vergessen werden, wenn man sich an ihre Worte erinnern kann. Es ist das Teil eines Christen, das Böse so sehr zu verabscheuen wie das Gute zu lieben. Hüte dich vor der geringsten Sympathie mit dem, der es für gut hält, gleichgültig, lau, nicht eifrig zu sein, der zweifellos mag, was an sich angenehm und freundlich ist, aber ohne Abscheu vor dem, was Gott entehrt. Es gibt einen völligen Defekt im christlichen Charakter, der (um im Vorbild zu sprechen) nicht das Fell der Seekuh hat und auch nicht die blaue Decke. Unser Herr Jesus fühlte sich stark gegen das Böse. Er allein ist die Vollkommenheit, und Er hat dies zu unserem Nutzen und Beispiel gezeigt. Hier sehen wir das gleiche Prinzip im Fall Amaleks eingeschärft.
Die Wahrheit steht ganz im Gegensatz zum Zeitgeist, ganz anders als das, was die Menschen einen lieblichen Ton oder den Geist Christi nennen. Wer so redet, weiß wenig von Christus. Hätten solche nämlich gehört, wie Jesus religiöse Formen und Menschen geißelte, die nicht im Glauben wandelten, wären sie oder ihre Freunde unter den Tadel gefallen, der ihn erfüllte ‒ etwa in Matthäus 23 ‒, so ist zu befürchten, dass eine ähnliche Denk- und Gefühlsrichtung den Sohn Gottes verurteilt hätte. Das ist umso wichtiger für die, die wie wir Christen in Gemeinschaft mit Christus und seinem Kreuz wandeln müssen, während gleichzeitig die Macht des Bösen in der Welt regiert. Wir können den Prüfungen ernster Art nicht entgehen, sondern sollten sie in Gnade ertragen. Genau das ist praktiziertes Christentum! Das Friedensreich wird der Sturz der Macht des Bösen sein, und folglich wird die Gerechtigkeit regieren. Aber was jetzt die Schwierigkeit mit sich bringt, ist die Vollkommenheit der Wege Gottes im Christentum, während das Böse äußerlich bleibt. Gott lässt das allerschlimmste Böse zu, erhebt aber den Christen darüber. Es hat sich gegen den Sohn Gottes selbst erhoben; und der Christ folgt Ihm und seinem Kreuz nach. Daher ist dies genau der Ort und die Art und Weise, wie er zu wandeln hat. Das Böse lässt Gott bis zum Äußersten wüten, aber die Gnade und Wahrheit in Christus in der Kraft des Geistes wird in sein Herz gebracht und regiert seine Wege. Daher ist er aufgerufen, das Böse ebenso zu verabscheuen wie das Gute zu lieben; und das Herz, das keinen göttlichen Hass gegen das Böse zeigt, hat wirklich nur wenig Liebe für das Gute. Das eine ist das Maß des anderen. Sie können nicht von Christus getrennt werden, was auch für den Christen gelten sollte.