Behandelter Abschnitt 5Mo 24,1-4
Verse 1–4 | Ehescheidung und Scheidebrief
1 Wenn ein Mann eine Frau nimmt und sie heiratet, und es geschieht, wenn sie keine Gnade in seinen Augen findet, weil er etwas Anstößiges an ihr gefunden hat, dass er ihr einen Scheidebrief schreibt und ihn in ihre Hand gibt und sie aus seinem Haus entlässt; 2 und sie geht aus seinem Haus und geht hin und wird [die Frau] eines anderen Mannes; 3 und der andere Mann hasst sie und schreibt ihr einen Scheidebrief und gibt ihn in ihre Hand und entlässt sie aus seinem Haus; oder wenn der andere Mann stirbt, der sie sich zur Frau genommen hat: 4 So kann ihr erster Mann, der sie entlassen hat, sie nicht wieder nehmen, dass sie seine Frau sei, nachdem sie verunreinigt worden ist. Denn das ist ein Gräuel vor dem HERRN; und du sollst das Land nicht in Sünde bringen, das der HERR, dein Gott, dir als Erbteil gibt.
Es scheint, als wenn diese Regelung getroffen wurde, weil Ehescheidung bereits regelmäßig vorkam. Vielleicht war es schon Praxis in Ägypten. Ziel dieser Vorschrift scheint zu sein, eine unbesonnene Ehescheidung zu verhindern. Wenn jemand seine Frau verstoßen hat und sie ist erneut verheiratet und erneut verstoßen, dann darf der erste Mann sie nicht wieder zur Frau nehmen.
Obwohl Gott ihnen wegen ihrer Herzenshärte zugestanden hatte, ihre Frauen zu entlassen, betrachtet Er die nachfolgende Ehe der Frau als eine Verunreinigung. Darum sagt der Herr Jesus, dass jeder, der eine Entlassene heiratet, Ehebruch begeht. Dies hätte nicht sein können, wenn Gott die Ehescheidung als eine rechtmäßige Sache nach dem Gesetz angeordnet hätte. Es kann vor Gott keinen rechtmäßigen Grund für Ehescheidung geben.
Nirgendwo steht eine ausdrückliche Zustimmung zur Ehescheidung. Es wurde „gestattet“ wegen der Herzenshärte (Mt 19,8). Gott hasst Ehescheidung (Mal 2,16). Diese Regelung wird auch getroffen, um dem zuvorzukommen, dass ein Mann willkürlich und nach seinem Gutdünken handelt. Er würde sonst so oft seine Frau austauschen können, wie es ihm beliebt.
Doch was für eine Verwirrung würde das im Familienleben bewirken und auch mit Blick auf das Erbe würde es schließlich keine Klarheit mehr geben.
Der Grund für das Entlassen kann alles sein, was der Mann als „etwas Anstößiges“ empfindet. Das hat jedenfalls nichts mit Ehebruch zu tun, denn darauf stand die Todesstrafe (5Mo 22,20-22). Wenn er die Frau entließ, musste er ihr einen Scheidebrief geben. Sie hatte dann den Beweis, dass der erste Mann Abstand von ihr genommen hat und sie nicht mehr zur Frau nehmen kann.
Gott hat Israel einen Scheidebrief gegeben (Jer 3,8). Wie lange hatte Gott gezögert, bevor er diesen Brief gab. Doch dann schreibt Gott diesen Scheidebrief, weil es um ein abgefallenes Volk geht, das in diesem Zustand nie mehr zum Segen zurückkehren wird. Für das Volk als Ganzes gibt es keine Wiederherstellung mehr. Was wiederhergestellt wird ist ein Überrest nach der Wahl der Gnade (Röm 11,5.23.24). Gnade geht über das Gesetz hinaus. In diesem Überrest wird Gott sein Volk wieder annehmen, während das Volk als Ganzes von Ihm durch Hurerei abgefallen ist.
Für die Gemeinde als Namenschristenheit kommt der Augenblick eines Ehescheidebriefs auch. Für die Christenheit als Ganzes ist keine Wiederherstellung möglich (Off 18,21; Röm 11,21.22). Es gibt in der gegenwärtigen Zeit allerdings noch ein Philadelphia (Off 3,7-13). Darauf weist Vers 5 hin.