Behandelter Abschnitt Phil 2,5-7
An dieser Stelle weist er darauf hin, was das große Geheimnis der Befreiung von all diesen Bestrebungen der verdorbenen Natur ist:
[Denn] diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war, der, da er in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst zu nichts machte und Knechtsgestalt annahm, indem er in Gleichheit der Menschen geworden ist, und, in seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden (2,5‒7).
In diesem Kapitel können wir Christus betrachten, wie Er war; im folgenden Kapitel sehen wir Christus, wie Er ist. Hier ist Christus der, der herabkommt, obwohl Er anschließend natürlich erhöht wird. Der springende Punkt ist, dass wir auf den Geist Christi schauen sollten, der sich in Ihm zeigte, als Er auf der Erde war. In Philipper 3 ist es nicht so sehr der Geist oder die moralische Absicht, die in Ihm war, sondern seine Person als ein herrlicher Gegenstand, ein herrlicher, anziehender Gegenstand jetzt im Himmel, der Preis, nach dem Paulus jagte: Christus selbst droben, der Kern all seiner Freude. Hier (Kap. 2) ist es die selbstlose Gesinnung der Liebe, die nichts Eigenes sucht, sondern um jeden Preis das Wohl der anderen; das ist die Gesinnung, die in Christus war.
Der Apostel fährt fort, Demut in der Liebe zu bewirken, indem er ihnen den Weg des Herrn selbst vor Augen stellt. Das ist die wahre „Lebensregel“ für den Gläubigen seit seiner Offenbarung; nicht allein das ganze geschriebene Wort, sondern das Wort, das lebendig in Christus gesehen wird, der durch den Heiligen Geist zu einer Quelle der Kraft für jeden wird, der sich mit Ihm beschäftigt.
Was für ein glänzendes Zeugnis für die wahre, eigentliche, wesentliche Gottheit Christi! Es ist umso stärker, weil es, wie viele andere, indirekt ist. Wer, wenn nicht eine Person, die bewusst Gott im höchsten Sinne ist, könnte nicht nur die bedenkenlose Annahme solcher Ausdrücke wie „ehe Abraham wurde, bin ich“ (Joh 8,58) oder „Ich und der Vater sind eins“ (Joh 10,30) annehmen, sondern auch den nicht minder realen, wenn auch verborgenen Anspruch auf die Gottheit, der in genau den Worten liegt, die der Unglaube so eifrig gegen Ihn ergreift? Welchen Sinn hätte es, wenn ein anderer Mensch (und ein Mensch war und ist Er sicherlich) sagen würde: „Der Vater ist größer als ich“ (Joh 14,28)? Es wäre eine merkwürdige Auskunft aus dem Mund (ich will nicht nur sagen eines Sokrates oder eines Bacon, sondern) Moses oder Daniels, Petrus’ oder Paulus’; doch wie angemessen und sogar notwendig ist diese Aussage aus seinem Mund, und gerade deshalb, weil Er wahrhaftig Gott war, weil Er dem Vater gleich war, während Er Mensch war, der Gesandte, und so war der Vater größer als Er! Lies noch einmal die eindrucksvolle Erklärung in Johannes 17,3: „Dies ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ Natürlich war Er ein Mensch, Er hat sich dazu herabgelassen, von einer Frau geboren zu werden, sonst hätte der Unglaube keinen Grund, in dieser Hinsicht zu argumentieren. Aber welcher bloße Mensch hat es je gewagt, außer dem übelsten Betrüger, sich ruhig mit Gott zu vergleichen, ja, von der Erkenntnis des einzig wahren Gottes und von Ihm als ewigem Leben zu sprechen?