Behandelter Abschnitt Phil 2,5-8
(Vers 5–8) Um diese demütige Gesinnung in uns hervorzubringen, lenkt der Apostel unsere Blicke auf Christus, wie er sagt: „Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war.“ Dann gibt er ein schönes Bild der demütigen Gesinnung, die in Christus ihren Ausdruck fand, wie Er den Weg von der Herrlichkeit der Gottheit zur Schmach des Kreuzes beschritt. So wird Christus uns in all Seiner demütigen Gnade als unser vollkommenes Vorbild vorgestellt. Wenn die Herde dem Hirten folgt, werden die Augen der Schafe auf Ihm ruhen, und nur wenn ein jeder von uns auf Ihn schaut, wird auch die Einheit in der Herde erhalten bleiben. Je näher wir bei Christus sind, je näher werden wir auch einer dem anderen sein.
In Christus sehen wir die Wesenszüge des Einen, der in Vollkommenheit diese demütige Gesinnung hatte, die darin zum Ausdruck kommt, dass Er jeden Gedanken an sich selbst beiseite setzte, indem Er den Weg des Dieners beschritt und gehorsam wurde bis zum Tod. Wenn der Apostel diesen Weg beschreibt, zeigt er uns nicht nur jeden einzelnen Schritt nach unten, sondern die Gesinnung, in der Christus diesen Weg beschritt – die demütige Gesinnung. Es ist uns nicht möglich, allen Seinen Schritten zu folgen, da wir nie in der Höhe waren, aus der Er kam. Auch sind wir nicht aufgerufen, in die Tiefen zu steigen, in die Er hinabging. Aber wir werden ermahnt, Seine Gesinnung zu haben, in der Er diese Schritte ging.
Unser Blick wird zunächst auf Christus auf dem allerhöchsten Platz gelenkt, „in Gestalt Gottes“. Da war es, dass Er es in Seinem Sinn hatte, sich selbst zu nichts zu machen. Er schaute nicht auf sich selbst. Um den Willen des Vaters auszuführen und den Segen für Sein Volk sicherzustellen, war Er bereit, den niedrigen Platz einzunehmen. So konnte Er in bezug auf Sein Kommen in diese Welt sagen: „Siehe, ich komme,. . . um deinen Willen, o Gott, zu tun“ (Hebräer 10,7).
In dieser Gesinnung nahm der Herr Jesus die Gestalt eines Knechtes an. Als Er auf der Erde war, konnte Er zu Seinen Jüngern sagen: „Ich aber bin in eurer Mitte wie der Dienende“ (Lukas 22,17). Jemand hat gesagt: „Christus nahm nicht nur die Gestalt eines Dieners an; Er wird sie auch nie wieder aufgeben... Als der gesegnete Herr in Johannes 13 im Begriff stand, in die Herrlichkeit zu gehen, könnten wir denken, dass dies das Ende Seines Dienstes bedeutet hätte. Es ist aber nicht so. Er steht auf von dem Platz, wo Er zu Tisch lag, und wäscht ihre Füße; und das ist es, was Er heute tut. . . . In Lukas 12,37 lernen wir, dass Er auch in der Herrlichkeit den Dienst fortsetzt – „Er wird sich umgürten und sie sich zu Tisch legen lassen und wird hinzutreten und sie bedienen“.. . Er wird den Dienst nie wieder aufgeben. Selbstsucht liebt es, bedient zu werden, Liebe jedoch liebt zu dienen; so wird auch Christus nie den Dienst aufgeben, denn Er wird Seine Liebe nie aufgeben.“ (J.N. Darby)
Der Herr nahm jedoch nicht nur die Gestalt eines Knechtes an, sondern Er ist „in Gleichheit der Menschen geworden“. Er hätte auch ein Diener in der Gleichheit eines Engels sein können, denn sie sind ausgesandt um zu dienen; Er aber ist ein wenig unter die Engel erniedrigt worden (Hebräer 2,9) und wurde „in seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden“.
Wenn der Herr auch „in Gleichheit der Menschen“ geworden ist, so hat Er es doch abgelehnt, diesen Umstand dafür zu benutzen, sich selbst unter den Menschen zu verherrlichen und zu erheben. Seine demütige Gesinnung führte Ihn dazu, sich selbst zu erniedrigen. Er wurde in einem Stall geboren, in eine Krippe gelegt und Er lebte unter den Geringen dieser Welt.
Auch wenn Er sich selbst erniedrigte, um mit den Geringen zu wandeln, so hätte Er doch einen Platz als Führer in dieser Welt einnehmen können – den Platz, der Ihm rechtlich zusteht. Durch Seine demütige Gesinnung getrieben jedoch „wurde Er gehorsam“. Als Er in diese Welt kam, sprach Er: „Siehe, ich komme, um Deinen Willen, o Gott, zu tun“ (Hebräer 10,7). Als Er durch diese Welt schritt, sagte Er. „Ich tue allezeit das Ihm Wohlgefällige“ (Joh 8,29). Als Er diese Welt verließ, konnte Er sagen: „Nicht mein Wille, sondern der Deine geschehe“ (Lukas 22,42).
In dieser Gesinnung wurde Er nicht nur gehorsam, sondern gehorsam bis zum Tod.
In dieser demütigen Gesinnung begegnete der Herr nicht nur dem Tod, sondern Er unterwarf sich dem schmachvollsten Tod, den ein Mensch sterben kann – dem „Tod am Kreuz“.
Wenn wir so diesen wunderbaren Weg betrachten, der unseren Herrn von der höchsten Herrlichkeit bis zu dem schmachvollen Kreuz immer weiter herab geführt hat, dann laßt uns nicht einfach damit zufrieden sein, das zu bewundern, was moralisch hervorstrahlt. Das ist auch dem natürlichen Menschen möglich. Wir haben Gnade nötig, damit wir nicht nur bewundern, sondern damit es einen praktischen Einfluß gibt, der in unseren Leben gemäß der Ermahnung des Apostels hervorgebracht wird: „Diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war“. In dem Licht dieser demütigen Gesinnung in Jesus sollten wir unsere Herzen wohl einmal ernstlich fragen, inwieweit wir den eitlen Ruhm, der uns so zu eigen ist, gerichtet haben, und inwieweit wir mit der demütigen Gesinnung versucht haben, uns selbst zu vergessen, um anderen in Liebe zu dienen und um etwas von der demütigen Gnade Christi zu offenbaren.