Behandelter Abschnitt 1Kor 7,25-28
Der Apostel hatte von der Beziehung Verheirateter gesprochen, von Christen auf beiden Seiten oder gemischt. Nun sagt er etwas über die Unverheirateten:
Was aber die Jungfrauen betrifft, so habe ich kein Gebot des Herrn; ich gebe aber eine Meinung als einer, der vom Herrn begnadigt worden ist, treu zu sein. Ich meine nun, dass dies gut ist der gegenwärtigen Not wegen, dass es für einen Menschen gut ist, so zu sein. Bist du an eine Frau gebunden, so suche nicht frei zu werden; bist du frei von einer Frau, so suche keine Frau. Wenn du aber auch heiratest, so hast du nicht gesündigt; und wenn die Jungfrau heiratet, so hat sie nicht gesündigt; solche werden aber Trübsal im Fleisch haben; ich aber schone euch (7,25–28).
In „Jungfrauen“ oder οἱ παρθένοι sehen wir eine Verwendung des Wortes, die im klassischen Griechisch nicht gerade unbekannt ist (siehe Jakobs Index zum Anth. Gr.), aber so ungewöhnlich, dass die meisten neutestamentlichen Kommentatoren unwillig scheinen, sie zuzulassen. Von den Alten fand Theodore von Mopsuestia keine Schärfe in der Sprache. „Ὁτ᾽ ἂν οὖν εἴπη περὶ τῶν παρθένων, δῆλον ὅτι περὶ τῆς παρθενίας λέγει, τὰ ὅμοια καὶ ἐπὶ τούτου περί τε τῶν ἀνδρῶν καὶ τῶν γυναικῶν φθεγγόμενος.“ An der Angemessenheit im Zusammenhang dürfte es keinen Zweifel geben. Dass es bei den gewöhnlichen griechischen Autoren selten von Männern gesagt wird, kann niemanden überraschen, der mit der Moral der Heiden vertraut ist. Wenn es also in ihren Werken [der griech. Autoren; Anm. d. Übers.] absolut fremd wäre, sollte ich dies nicht als einen gültigen Einwand gegen seine erweiterte Anwendung in christlichen oder apostolischen Händen betrachten. Welcher Gläubige würde ἀγάπη auf seinen Sinn im klassischen Griechisch beschränken? Wir werden noch eine weitere, weiter unten liegende, zwar natürliche, aber dennoch ungewöhnliche Verwendung des Wortes finden, deren Zulassung für ein angemessenes Verständnis der letzten Verse unerlässlich erscheint, wo es für den eigenen Zustand eines Mannes, nicht für seine Tochter, verwendet wird; doch davon mehr an seiner Stelle.
Es ist die allgemeine Frage des Anfangs einer ehelichen Beziehung durch einen Bruder oder eine Schwester; und auch diese löst der Apostel, nicht aufgrund der Autorität des Herrn als Befehl, sondern indem er ein eigenes Urteil abgibt, das auf dem Gegensatz des Alters zum Christentum beruht. Es ist nicht die unmittelbare, sondern die gegenwärtige Notwendigkeit, die es am wünschenswertesten macht, so zu bleiben, wie man ist: Das ist die Kraft des Wortes überall sonst im Neuen Testament wie in anderen Schriften. Es existierte damals schon und stand nicht nur bevor; noch gibt es irgendeinen Grund, den ich kenne, um zu denken, dass es nicht noch immer so ist, wie es auch sein wird, bis der Herr kommt. Die Menschen leugnen es gewöhnlich, und die Christen vergessen es zu leicht; aber der Apostel hatte es immer vor Augen und stellt es auch uns so vor. Er denkt nie an eine Wahrheit, besonders nicht an eine so ernste, ohne eine entsprechende Wirkung auf die Praxis. Bis zum Tag des Herrn ist die Erde ein Schauplatz der Bosheit, der Verwirrung und des Elends: Warum sollte man sich so verhalten, als ob man dort ein sesshaftes Leben führen möchte, wenn man doch ein Pilger und Fremder ist? Es ist nicht die besondere Zeit der Drangsal oder des Abfalls, bevor der Herr zum Gericht kommt, sondern dass das Evangelium notwendigerweise auf Feindschaft stößt, wo einfach die Welt ihr eigenes Verhängnis als ungläubig und bereits gerichtet entdeckt.