Behandelter Abschnitt Joh 6,1-15
Unser Evangelium gibt uns nun das große Wunder oder vielmehr das Zeichen, das alle vier gemeinsam haben; und dies, wie immer hier, einleitend zu der folgenden Rede – Christus, Mensch geworden und im Tod, die Speise des ewigen Lebens für die, die an seinen Namen glauben. Hier ist es der demütige und aufgefahrene Sohn des Menschen, wie in Kapitel 5 der Sohn Gottes, der die Hörenden lebendig macht, und nach und nach als Sohn des Menschen im Begriff steht, die Ungläubigen zu richten.
Danach ging Jesus weg auf die andere Seite des Sees von Galiläa oder von Tiberias; und eine große Volksmenge folgte ihm, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. Jesus aber ging hinauf auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern. Es war aber das Passah nahe, das Fest der Juden. Als nun Jesus die Augen aufhob und sah, dass eine große Volksmenge zu ihm kommt, spricht er zu Philippus: Woher sollen wir Brote kaufen, damit diese essen? Dies sagte er aber, um ihn zu prüfen; denn er selbst wusste, was er tun wollte. Philippus antwortete ihm: Für zweihundert Denare Brote reichen nicht für sie aus, dass jeder ein wenig bekomme. Einer von seinen Jüngern, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, spricht zu ihm: Es ist ein Knabe hier, der fünf Gerstenbrote und zwei Fische hat; aber was ist dies für so viele? (6,1‒9).
Die Begebenheit ist ganz anders als in Jerusalem. Wir sehen den Herrn in Galiläa, und zwar an dem Teil des Sees, der von der Stadt Tiberias seinen Namen hat, sowie in der Provinz, die an der westlichen Seite angrenzt. Eine große Menschenmenge folgt Ihm wegen der Zeichen, die Er an den Kranken vollbrachte. Der Herr zieht sich auf das Hochland zurück, wo Er mit seinen Jüngern sitzt, denn das Passahfest steht bevor. Keines der Motive, die in den synoptischen Berichten erwähnt werden, finden wir hier: weder die Enthauptung Johannes des Täufers, noch die Rückkehr der Apostel von ihrer Mission, noch das Bedürfnis nach Ruhe nach den Mühen des Lehrens oder anderer Arbeiten. Jesus füllt das Bild aus, alles liegt in seiner Hand. Er ist es, der die Initiative ergreift; nicht, dass die Jünger vorher nicht ratlos gewesen wären, und auch nicht, als ob Johannes dies nicht ebenso gut wüsste wie Matthäus und die anderen, sondern weil es dem Heiligen Geist gefiel, uns Christus selbst als alleinigen Meister der Situation vorzustellen, wie immer in seinem Evangelium. Die Nähe des Passahfestes wird wiederholt in diesem Evangelium vermerkt. Auch hier gab es den Grund dafür, dass die darauffolgende Rede wie auch das gewirkte Zeichen auf das Essen und Trinken als Zeichen der Gemeinschaft gegründet ist. „Als nun Jesus die Augen aufhob und sah, dass eine große Volksmenge zu ihm kommt, spricht er zu Philippus: Woher sollen wir Brote kaufen, damit diese essen?“ (V. 5). Der Evangelist ist jedoch vorsichtig und verliert keine Zeit, uns mitzuteilen, dass dies nicht aus einer Ungewissheit heraus geschah, sondern um Philippus zu prüfen: Er wusste, was Er tun wollte. Dennoch wartet Er auf die verzweifelten Worte des Philippus, der aus derselben Stadt wie Andreas kam. Er würde jetzt alle lehren, was seine gnädige Macht gern mit den Kleinen und Verachteten tut, wenn es um die größte Not geht. Der Bruder des Simon Petrus, der noch vor seinem Bruder den Messias sah, dachte an einen kleinen Jungen mit fünf Gerstenbroten und zwei Fischen, nicht aber an Jesus. Und wo war Petrus? Wo Johannes, der Jünger, den Er liebte? Nirgends war Glauben. Fleisch kann sich wahrlich in seiner Gegenwart nicht rühmen.
Wenden wir uns dem zu, in dem wir uns rühmen dürfen und sollen, wobei wir den Vater ehren, wenn wir Ihn ehren.