Behandelter Abschnitt Joh 6,1-9
Die Wege der Gnade in Befreiung
Johannes 5 stellt uns Christus als den Sohn Gottes vor, der Leben gibt, wem Er will. Kapitel 6 stellt uns Christus als den Sohn des Menschen vor, der denen Leben gibt, die Ihn annehmen, und als den Erhalter des Lebens, das Er gibt.
Im ersten Teil des Kapitels werden uns zwei Ereignisse berichtet (Joh 6,1-21), die das großartige Thema der Unterredung des Herrn im letzten Teil des Kapitels bildhaft darstellen. In der ersten Szene handelt Christus als König, der ihnen Brot aus seiner königlichen Freigebigkeit zur Erhaltung des natürlichen Lebens gibt. In der zweiten Szene wird Christus im Bild als Priester in der Höhe vorgestellt, der die Seinen unterstützt und ihr geistliches Leben erhält in ihrem Wandel durch diese Welt, in der alles gegen sie ist. In der folgenden Unterredung stellt der Herr große Wahrheiten vor, die seine Menschwerdung (Joh 6,32-51), seine Werke (Joh 6,51-56), seine Auferstehung (Joh 6,57) und seine Himmelfahrt (Joh 6,62) betreffen. Er wird somit vorgestellt, damit alle, die an Ihn glauben, leben und dieses neue Leben genährt wird, damit jedes geistliche Bedürfnis gestillt wird.
Die Speisung der Fünftausend (Joh 6,1-14)
Dieses neue Zeichen ist ein Zeugnis von dem Einschreiten Gottes für den Menschen nach Psalm 132,15: „Seine Speise will ich reichlich segnen, seine Armen mit Brot sättigen.“ Das große Thema dieses Kapitels – Christus, der die Herzen der Seinen zufriedenstellt – wird somit in diesem Zeichen fortgesetzt. In Johannes 4 erlöst Christus von der Macht der Sünde, in Johannes 5 schenkt Er Befreiung von der Knechtschaft des Gesetzes, und in Johannes 6 macht Er frei von Mangel.
Joh 6,1-9: Nach diesem ging Jesus weg auf die andere Seite des Sees von Galiläa oder von Tiberias; und es folgte ihm eine große Volksmenge, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. Jesus aber ging hinauf auf den Berg und setzte sich daselbst mit seinen Jüngern. Es war aber das Passah nahe, das Fest der Juden. Als nun Jesus die Augen aufhob und sah, dass eine große Volksmenge zu ihm kommt, spricht er zu Philippus: Woher sollen wir Brote kaufen, auf dass diese essen? Dies sagte er aber, ihn zu versuchen; denn er selbst wusste, was er tun wollte. Philippus antwortete ihm: Für zweihundert Denare Brote reichen nicht für sie hin, auf dass ein jeder etwas weniges bekomme. Einer von seinen Jüngern, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, spricht zu ihm: Es ist ein kleiner Knabe hier, der fünf Gerstenbrote und zwei Fische hat; aber was ist dies unter so viele?
Wir finden eine große Volksmenge auf dem kahlen Berg ohne Nahrung. Was die menschlichen Kräfte anging, war es unmöglich, diesem Bedürfnis zu entsprechen. Aber der Herr ist dort, und Er wird ihrem Bedürfnis entgegenkommen. Bevor Er dies jedoch tut, benutzt
Er die Situation, um den Glauben seiner Jünger zu prüfen. Haben sie Glauben, von den Mitteln des Herrn Gebrauch zu machen, wenn ihrerseits alle Hoffnung dahin ist? So sagt der Herr zu Philippus: „Woher sollen wir Brote kaufen, auf dass diese essen?“ Dann erfahren wir, dass Er dies sagte, „um ihn zu versuchen, denn er selbst wusste, was er tun wollte“.
Können wir daran zweifeln, dass es auch heute ist, so wie es damals war? Im Volke Gottes können für den Menschen unüberwindbare Schwierigkeiten entstehen, um uns zu prüfen. Wir bekennen, Ihm zu folgen, indem wir bezeugen, nichts ohne Ihn tun zu können, sondern dass seine Gnade uns genügt. Dann wird unser Bekenntnis durch eine Schwierigkeit, die wir selbst nicht überwinden können, geprüft. Wir erfahren jedoch, dass „er selbst wusste, was er tun wollte“ – Worte, die uns versichern, dass es auf unserem individuellen Weg oder im Volk Gottes keine Schwierigkeit geben wird, die Er nicht lösen kann. In den letzten und schwierigen Tagen mögen Lehrer und Führer uns enttäuschen, aber da ist Einer, an den wir uns am dunkelsten Tag und in der größten Schwierigkeit wenden können, in der Gewissheit, dass Er weiß, was Er tut.
Allzu häufig liegt die Ursache unserer Probleme darin, dass wir von uns aus zögern, die demütigende Tatsache zuzugeben, dass wir nicht wissen, was zu tun ist. Wir meinen alle, es zu wissen und es würde alles richtig, wenn andere unsere Vorschläge ausführten. Und so versäumen wir es, uns an den zu wenden, der weiß, was Er tut. Wie bei den Jüngern zeigen Schwierigkeiten die Schwachheit unseres Glaubens, während gleichzeitig die Größe der Machtfülle in dem Herrn offenbar wird. Philippus denkt für die Lösung dieses Problems nur an die Macht des Geldes. Er gibt allerdings zu, dass sein Plan die Menge nur mit etwas Wenigem versorgen könne. Wie anders der Herr: Wenn Er handelt, gibt Er so viel, wie sie wollten.
Während Philippus davon spricht, welche Menge sie benötigen, beklagt Andreas, dass sie so wenig haben. Keiner der Jünger denkt an den Herrn und die überreichen Vorräte in Ihm, die für den Glauben zur Verfügung stehen.