Behandelter Abschnitt Hld 4,1-16
Hier finden wir die Stimme des Bräutigams zu seiner irdischen Braut, und damit eine ganz andere Beanspruchung als bei der Probe der Erfahrung kurz zuvor. Er lässt sie vollständig wissen, was sie ihm bedeutet, ihre Schönheit, und das in Einzelheiten (V. 1‒5). Dann sagt er ihr in den Versen 7–15, dass sie ganz schön und kein Makel an ihr war, obwohl sie aus den Gefilden der Gefahr und des Todes stammte. Damit, wenn auch natürlich in einem anderen, dem Fall angemessenen Stil der Gnade, können wir vergleichen, wie der Herr den heidnischen Propheten in 4. Mose 23 und 24 gezwungen hat, herrliche Dinge über Israel zu verkünden. Hier ist es der Ausdruck, nicht der der Absonderung zu sich selbst und der Rechtfertigung und der gütigen Macht und Herrlichkeit, sondern der zärtlichen Zuneigung; in diesem Licht müssen die Verse gelesen werden.
Siehe, du bist schön, meine Freundin, siehe, du bist schön: Deine Augen sind Tauben hinter deinem Schleier. Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die an den Abhängen des Gebirges Gilead lagern. Deine Zähne sind wie eine Herde geschorener Schafe, die aus der Schwemme heraufkommen, die allesamt Zwillinge gebären, und keines unter ihnen ist unfruchtbar. Deine Lippen sind wie eine Karmesinschnur, und dein Mund ist zierlich. Wie ein Schnittstück eines Granatapfels ist deine Schläfe hinter deinem Schleier. Dein Hals ist wie der Turm Davids, der in Terrassen gebaut ist: Tausend Schilde hängen daran, alles Schilde der Helden. Deine beiden Brüste sind wie ein Zwillingspaar junger Gazellen, die unter den Lilien weiden.
Bis der Tag sich kühlt und die Schatten fliehen, will ich zum Myrrhenberg hingehen und zum Weihrauchhügel.
Ganz schön bist du, meine Freundin, und kein Makel ist an dir. Mit mir vom Libanon herab, meine Braut, mit mir vom Libanon sollst du kommen; vom Gipfel des Amana herab sollst du schauen, vom Gipfel des Senir und Hermon, von den Lagerstätten der Löwen, von den Bergen der Leoparden. Du hast mir das Herz geraubt, meine Schwester, meine Braut; du hast mir das Herz geraubt mit einem deiner Blicke, mit einer Kette deines Halsschmucks. Wie schön ist deine Liebe, meine Schwester, meine Braut; wie viel besser ist deine Liebe als Wein, und der Duft deiner Salben als alle Gewürze! Honigseim träufeln deine Lippen, meine Braut; Honig und Milch ist unter deiner Zunge, und der Duft deiner Gewänder ist wie der Duft des Libanon. Ein verschlossener Garten ist meine Schwester, meine Braut, ein verschlossener Born, eine versiegelte Quelle. Was dir entsprosst, ist ein Lustgarten von Granatbäumen samt edlen Früchten, Zyperblumen samt Narden; Narde und Safran, Würzrohr und Zimt, samt allerlei Weihrauchgehölz, Myrrhe und Aloe samt allen vortrefflichsten Gewürzen; eine Gartenquelle, ein Brunnen lebendigen Wassers, und Bäche, die vom Libanon fließen.
Wache auf, Nordwind, und komm, Südwind: Durchwehe meinen Garten, lass träufeln seine Wohlgerüche! Mein Geliebter komme in seinen Garten und esse die ihm köstliche Frucht (V. 1‒16).
Es ist der Ausdruck der Liebe Christi, die durch den Geist göttliche Zuneigungen in den Gläubigen bewirkt. Wir können es in allen Evangelien sehen, aber besonders in dem des Johannes, und dort nirgends so eindrucksvoll wie in Johannes 13-17. Dieses „Lied“ ist das göttliche Wort, das der Geist (so wie Er das Prinzip für alle, die diese Mitteilungen mit Gewinn erwogen haben, verwendet hat) auf eine noch genauere und eindrucksvolle Weise auf den gottesfürchtigen Überrest anwenden wird, der uns in den Handlungen der Gnade Gottes folgen soll. Die Liebe, die ihren Gegenstand so empfindet und anspricht, was immer dieser auch sein mag, hat verwandelnde Kraft auf alle, die an Ihn glauben, und befähigt die, die so geliebt werden, in ihrem Maß ein gutes Bekenntnis von Ihm abzulegen. Der rechte Glaube ist der, der uns zur Anbetung führt; und niemand sollte dies so gründlich kennen und empfinden wie der Christ und die Versammlung; ihnen wird die Liebe Christi jetzt in einer ganz außergewöhnlichen Form und Kraft offenbart. Wir brauchen sie in der Tat, um unerschrocken mit Ihm zu leiden, während wir auf sein Kommen warten.