Behandelter Abschnitt Phil 2,1-3
Eine vierfache Voraussetzung (Phil 2,1-3)
Mit diesen Versen kommt Paulus auf einen schwachen Punkt der Philipper zu sprechen, den er des öftern erwähnt. Es handelt sich um: Gleichgesinnt sein, Einigkeit und Liebe. Im großen und ganzen war der Apostel voller Lob gegen Gott, über das unter ihnen angefangene Werk. Bei den Philippern kannte man keinen Laodizäageist, vielmehr dienten sie dem Herrn von ganzem Herzen. Der Apostel Paulus aber sah eine kleine, trübe Wolke am Horizont jener Gemeinde aufsteigen, und wenn sie auch nur die Breite der Hand eines Mannes hatte, so enthielt sie doch schädigende Tropfen von Spaltungen. Aus diesem Grunde ermahnte Paulus zur Einigkeit. Mit Nachdruck drängt Paulus auf Gleichgesinnung und Liebe und auf Gleichheit mit Christo. Liebe muss die Uniform aller Christen sein. Trennungsgefahren aber bestehen nicht selten gerade in den Gemeinden, in denen viel für den Herrn gewirkt wird; denn wo der Geist Gottes tätig ist, da wirkt auch Satan und sucht durch Trennungen das Werk zu zerstören. Paulus fährt nun da in seinen Ermahnungen fort, wo er in Kap. 1, 27-30 abgebrochen hat und zeigt das große Geheimnis zur Verwirklichung von Einheit und Liebe, nämlich: „Sich selbst vergessen, gesinnt sein wie Jesus Christus auch war“. Die große Evangeliumsbotschaft heißt: „Einander lieben, gleich wie ich euch geliebt habe“. Zugleich darf man hinzufügen, liebe und du wirst geliebt werden. Und nun erwähnt Paulus vier Voraussetzungen und sagt:
I. Wenn es nun irgendeine Ermunterung gibt in Christo.
Paulus braucht dasselbe Wort wie in Röm 12,1. Sich ermahnen lassen heißt: sich von etwas überzeugen, überführen, überreden lassen und darauf eingehen. Paulus will sagen, wenn ihr Ermunterung durch Christo erfahren habt, so erfrischt auch mich durch Gleichgesinntsein. Die Philipper sollten sich vom Herrn, Seinem Wort und Beispiel überzeugen lassen. Sie sollten jede Waffe gegen Mitgläubige fallen und keinerlei Geringschätzung des Nächsten in sich aufkommen lassen. Sie sollten sich befleißen, die Einigkeit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens. Wir sind dann derselben Gesinnung, wenn wir gleiche Liebe haben.
II. Wenn irgend ein Trost der Liebe.
Der eigentliche Sinn ist: ein liebevolles Zureden, ein ermunternder Zuspruch an Traurige, liebevolle, warme Worte aussprechen, die den andern ermuntern, aufrichten und erfreuen. Paulus will sagen, wenn also wahre Liebe Geprüfte erquickt, so denkt dabei an mich, den Gefangenen und ermuntert mich. Doch womit? Damit, dass ihr eure Liebe gegen alle so überströmen lasset, wie gegen mich. Wenn wir also Ermunterung und Trost in Christo erfahren haben, so sollen wir das die Mitmenschen fühlen lassen. Und sind Mitgläubige matt geworden, so ermuntert sie. a) Dieser Trost, diese Ermunterung ist in Christo. Aller Segen strömt aus Ihm. Die, die in Christo sind, haben bekanntlich ewigen Trost (2Thes 2,16; Heb 6,18). Wahrer Trost ist nur in dem, der der Gott alles Trostes genannt wird (2Kor 1,3). Nach diesem Troste schaute schon jener greise Simeon aus und er erhielt ihn (Lk 2,25 ff.). b) Jesu Name ist voller Trost. Jesus heißt Retter, Seligmacher. Er wird Sein Volk erretten, selig machen (Mt 1,21). Christus heißt der Gesalbte und in Lk 4,18 ff. sehen wir, wofür Er gesalbt wurde. c) Des Herrn Person ist voller Trost. Jesus war ein Mensch wie wir, versucht in allen Dingen. Er empfand mit einem menschlichen Herzen und fühlte jeden Schmerz der Seinen damals wie jetzt. d) Jesu Werk ist voller Trost. Durch Sein Werk auf Golgatha hat Er uns den Weg zum Vater geöffnet. Er, der Gerechte, starb für uns, die Ungerechten. Er ging in das obere Heiligtum, besprengte es mit Seinem Blut und erwirkte auf diese Weise freien Zugang für uns zu Gott. Alle dürfen durch Ihn hinzutreten auf dem neuen und lebendigen Weg. Wahrlich, Jesu Werk ist voller Trost für alle Glaubenden. e) Des Herrn Ämter sind überaus trostspendend. Er ist Prophet, um uns zu erleuchten und uns das Vaterherz zu offenbaren. Er ist Priester und zwar nicht nur einer, der Schlachtopfer darbrachte, sondern der sich selbst opferte und mit Seinem Blut für uns vor Gott erschienen ist. Ja, einen solchen Hohenpriester benötigen wir. Er ist König und bald wird Er von Pol zu Pol und über alles herrschen. Gegenwärtig regiert Er in Seiner Gemeinde und wir sind Ihm und Seinem Wort gern und willig unterworfen. Stellen wir nun noch eine Frage bezüglich dieses Trostes. Für wen ist er?
Dieser Trost ist für jeden sündenmüden und sündenüberführten Menschen und verschafft ihm Vergebung und Frieden.
Dieser Trost ist für zerbrochene Herzen, denn sie zu heilen ist der Herr gekommen (Lk 4,18).
Dieser Trost ist für Trauernde und Leidende. Er tröstet sie in all ihrer Traurigkeit (2Kor 1,3).
Dieser Trost ist auch für Sterbende. Man denke an Paulus (Kap. 1, 21) und an Stephanus, als er verschied (Apg 7). Groß, ja, allgenugsam ist der Trost in Christo Jesu in allen Lagen.
III. Gemeinschaft des Geistes.
Wir sind alle durch einen Geist zu einem Leibe getauft und wir haben folglich Geistesgemeinschaft. Diese Gemeinschaft erfährt manchmal Wechsel und Störungen und kommt einem gelegentlich vor, wie eine einst über den Damm getretene, jetzt aber zurückgekehrte Flut, die da und dort nur noch einige Lachen übrig lässt, mit ein paar wenigen Fischen. Soviel aber an uns liegt, wollen wir alles, was der Segensflut hindernd im Wege steht, beseitigen. Lassen wir jeden unfreundlichen Gedanken gegen irgendeinen Mitgläubigen fallen und verurteilen wir eher uns selbst. Die Gemeinschaft mit den Philippern war Paulus besonders lieb, weil es die Gemeinschaft am Evangelium war. Wo Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne ist, da ist durch denselben Geist auch Gemeinschaft untereinander.
IV. Innere Gefühle.
Herzliches Erbarmen, mitleidsvolle Teilnahme ist etwas, das aus Jesu Herzen quillt. Teilnehmende Einstellung für Müde, Gefallene und Erlahmte auf dem Wege ist nach Christi Sinn. Wenn in euch Philippern solche Gefühle sind, so lasst diese vier Dinge: Ermunterung, Trost, Gemeinschaft und Erbarmen alle Menschen erfahren. In der Erfüllung dessen stirbt jeder Parteigeist, jeder eitle Ruhm, da gibt es kein 1Kor 1,12 mehr, weil alle des Christus sind und Ihm unterworfen. Es gibt keinen größeren Feind der christlichen Liebe als den Hochmut. Aber Gottes Wort verlangt von uns, den Nächsten in Demut höher zu achten, als uns selbst. „Lasst eure Gelindigkeit kund werden allen Menschen“ (4, 5).