Behandelter Abschnitt Phil 1,7-8
Apostolische Besorgnis (Phil 1,7-8)
Der ganze Brief ist ein auffallender Beweis für die herzliche, innere Beziehung und Zusammengehörigkeit von Hirt und Herde. Die Besorgnis des Apostels, die Heiligen des Herrn am Tag Christi wie eine geschmückte
Apostolische Besorgnis (Phil 1,7-8)
Der ganze Brief ist ein auffallender Beweis für die herzliche, innere Beziehung und Zusammengehörigkeit von Hirt und Herde. Die Besorgnis des Apostels, die Heiligen des Herrn am Tag Christi wie eine geschmückte Braut vor dem Bräutigam zu sehen, erfüllte sein Herz. Nach Vers 7 verzehrt sich Paulus ganz für das geistliche Wohl der Philipper. Ähnlich wie in 2Kor 12,15a "Ich will aber sehr gern alles verwenden und völlig verwendet werden für eure Seelen". Vers 6 zeigt uns das Vertrauen des Apostels in das Wirken des Herrn, der das gute Werk in den Philippern angefangen hat und es auch vollführen wird. In Vers 7 sieht er nun den Anteil der Gnade bei den Philippern selbst. Es wird also eine dreifache Tätigkeit genannt, die des Herrn, der das Werk begonnen hat und es vollenden wird. In Vers 7 sieht er nun den Anteil der Gnade bei den Philippern selbst. Es wird also eine dreifache Tätigkeit genannt, die des Herrn, der das Werk begonnen hat und es vollenden wird; die des Apostels, der sich so unablässig für die Philipper verwendet; und das Eingehen der Philipper auf die ihnen verkündigten Wahrheiten.
I. Der Gegenstand der Besorgnis des Apostels. Für wen war er besorgt? In diesem Fall für die Heiligen in Philippi, wie er es übrigens auch für alle Heiligen und für alle Gemeinden war. Vergessen wir nicht, dass Paulus nur ein Werkzeug Gottes war und dass das hier ausgedrückte Sehnen, das Sehnen des Herrn selber nach Seinen Heiligen ist. Der Herr ist also innig um die Seinen, um dich und mich besorgt. Gleich die nächsten Verse, die ein Gebet des Apostels sind, werden uns eingehender darüber belehren. Paulus war für das Wachstum und Vorwärtskommen der Philipper mit heiliger Besorgnis erfüllt. Er wusste, wie sehr ihn die Philipper liebten, und darum empfand er es als eine besondere Pflicht, sich für sie zu verwenden.
II. Die Ursache der besonderen Zuneigung des Apostels. Die Philipper waren eins mit dem Apostel. Wir sahen bereits in Vers 5, dass sie Teilhaber am Evangelium waren und für ihren Diener beteten (Vers 19). Sie waren eng mit ihm verbunden und teilten Freud und Leid mit ihm. Sie schämten sich seiner Bande nicht (2Tim 1,16). Man muss dabei unwillkürlich an ähnliche Begebenheiten denken, die uns die Heilige Schrift erzählt. Zum Beispiel, während die Königin Esther mit einem Bittgesuch vor den großen König Ahasveros trat, lagen die Juden in Sacktuch vor Gott und während Petrus im Gefängnis lag, beteten die Heiligen in der Stille (Esther 4; Apg 12; Heb 13,3). Die herzlichen Gefühle der Philipper äußerten sich dem Apostel gegenüber nicht nur in bloßer Hochachtung und Bewunderung seiner Person und seiner noblen Charakterzüge, sondern sie schätzten und unterstützten seine Arbeit durch ihren würdigen Wandel am Evangelium (Vers 27).
III. Ein doppelter Grund. Wir sahen eben die Ursachen der tiefen Verbundenheit des Apostels mit den Philippern und nun begründet er sie mit weiteren Tatsachen.
1. Weil ihr mich im Herzen habt. Bei jenen Gläubigen war es nicht, wie es im Sprichwort heißt: "Aus den Augen, aus dem Sinn", sondern sie trugen den Apostel in ihrem Herzen. Die innere Verbundenheit der Philipper mit dem Apostel war zu begreifen, hatte er sie doch auf den neuen und lebendigen Weg geführt. Ihre Freude und Gemeinschaft mit dem Herrn unterhielt dieses Liebesfeuer und den Eifer am Evangelium. Was ist unsere Stellung zu denen, die uns das Wort bringen? Gleicht sie derjenigen der Philipper, oder muss Schamröte unser Angesicht bedecken, weil wir vielleicht Mitmenschen oder gar Diener Gottes verleumdet und Unwahrheiten über sie ausgestreut haben? Möchten alle, die sich betroffen fühlen, ernstlich Buße tun, und gutmachen, was sich noch gutmachen lässt.
2. Weil ihr meine Mitteilnehmer der Gnade seid. Die Philipper hatten aus derselben Heilsquelle getrunken wie Paulus, auch waren sie desselben Geistes teilhaftig und durch dieselbe Gnade neue Menschen geworden. Unaussprechlich groß war ihr Einst und Jetzt, verschieden wie Licht und Finsternis. Man denke an Paulus, der einst mit hasserfülltem Herzen kein Mitleid bei der Steinigung des Stephanus empfand, nun aber zu denselben Heiligen so innige Liebe hatte. Paulus musste es in seinem Brief an Titus selbst bekennen (Kap. 3, 3). Derselbe Wechsel war bei den Philippern eingetreten; wir denken an den Kerkermeister zu Philippi, der die Füße der Apostel in den Stock schraubte, aber noch in der gleichen Nacht, in der er ein Mitteilnehmer der Gnade wurde, die Striemen der Apostel abwusch und ihnen zu essen vorsetzte (Apg 16,34).
IV. Die aufrichtige Gegenliebe. Nicht nur die Liebe und Zuneigung der
Philipper zum Apostel wird genannt, sondern Paulus drückt auch erneut
seine tiefe Liebe zu ihnen aus. Er liebte die Philipper wie sich selbst.
Bei ihm galten keine eigenen Interessen, sondern er liebte die Gläubigen
wie sein Herr und gab sich selbst für sie hin. Und weil er sie in dieser
Weise liebte, sehnte er sich nach ihnen mit dem Herzen Jesu. Paulus
wollte damit sagen: Gleich wie Jesus sich nach euch sehnt, so verlangt
auch mich nach euch. Er, der Gefangene, trug die Gemeinde auf seinem
Herzen. Nicht seine Gefangenschaft, sondern das Wohlergehen der
Philipper beschäftigte ihn. Hier sehen wir so recht den selbstlosen
Charakter des Apostels, der sich inmitten von Leiden, ähnlich wie der
Herr am Kreuze, um das Wohlergehen anderer kümmerte. Im Grunde genommen
sind wir unsern Mitgläubigen nur das, was sie uns in der Stille vor Gott
sind. Wie bewundernswert ist darin unser Herr, von dem wir lesen, dass
Er immerdar lebt um sich für uns, die Seinen, zu verwenden (
Wenn wir in Vers 7 die innige Zuneigung der Philipper zu ihrem Diener Paulus sehen, so müssen wir in Vers 8 die Gefühle des Apostels bewundern. Beachten wir, wie weit er dabei ging. Er schreibt: "Gott ist mein Zeuge". Damit wollte er sagen, Gott selbst sieht, wie unablässig ich euer gedenke in allen meinen Gebeten. Gott sieht meine Herzensstellung, und dass ich euch in meinem Herzen trage, wie eine Mutter ihr geliebtes Kindlein. Das war somit auch der Grund, weshalb er sich so sehr darnach sehnte, sie wieder zu sehen und ihnen erneut zu dienen. In diesem Wort darf Paulus in bezug auf seine Bruderliebe, die in der Schrift geradezu als ein Kennzeichen der Wiedergeburt gilt, Gott selbst als Zeugen anrufen (1Joh 3,14). In Röm 1,9 ruft der Apostel Gott als Zeugen seines Dienstes an indem er sagt: "Denn Gott ist mein Zeuge, welchem ich diene in meinem Geiste in dem Evangelium Seines Sohnes, wie unablässig ich euer erwähne, allezeit flehend bei meinen Gebeten". Ist nicht Gott auch unser Zeuge, sieht Er nicht auch unsere Bruderliebe und unsern Dienst? Paulus hat eben vom Tage Christi geredet und an dem Tage wird Gott für oder gegen uns zeugen müssen. Da wird offenbar werden, ob wir wirklich die Brüder geliebt, oder ob wir sie nur kritisiert haben? Und es wird sich zeigen, ob wir uns oder Gott gelebt und gedient haben.
Fragen wir uns noch zum Schluss, woher sowohl beim Apostel Paulus als auch bei den Philippern diese reichen Früchte kamen? Sie stammten für beide Teile aus derselben Quelle, aus der Liebe Christi. Paulus und die Philipper waren Reben am gleichen Weinstock, sogen von demselben Saft und brachten deshalb so köstliche Früchte. Lasst auch uns des Herrn Wunsch erfüllen: "Bleibet in mir und ich in euch und ihr werdet viel Frucht bringen".