Behandelter Abschnitt Joh 12,1-11
Die Salbung in Bethanien (Joh 12,1-11)
In Johannes Kapitel 11 lesen wir, was der Herr den Schwestern Maria und Martha durch die Auferweckung ihres Bruders war. Hier nun sehen wir, dass die Schwestern dem Herrn aus Liebe ein Abendessen bereiteten. Bethanien war oft dem Herrn eine Oase inmitten feindseliger Stürme. Hier weilte Er noch kurz vor Seinem Tode und Himmelfahrt (Lk 24,50). Ist unser Heim auch in Bethanien für Gottes Volk (Mt 10,40; 25,43; Mk 9,37; Joh 13,20) ? Hier verbrachte der Herr vor Seinem Tode noch einige
Glückliche Stunden. Hier bereiteten einige Seelen dem Herrn aus Dankbarkeit eine besondere Freude. Das Abendessen ist im Orient ein Gemeinschaftsmahl, da man die Ereignisse des vergangenen Tages und die Pläne von morgen bespricht. Unvergesslich blieb für die Familie in Bethanien jener Abend. An diesem Mahl waren:
Zwei besondere Teilnehmer. Der Herr und Lazarus. Natürlich war Jesus der Mittelpunkt, um den sich alles drehte (Mt 18,20). Aber immer wieder werden die Schwestern auf Lazarus geblickt haben, um den sie kurz zuvor trauerten. Da Jesus ihnen ihren Bruder wieder geschenkt hatte, liebten sie Ihn um so mehr. Die Schwestern taten, was sie konnten, um dem hohen Gast zu danken. Das Vorrecht, den nochmals in ihrer Mitte zu haben, dessen baldiges Begräbnis Maria durch ihre Salbung im Voraus ehrte, blieb unvergesslich. Jesus aufnehmen gibt Freude (Lk 19,6; Apg 8,39).
Zwei vielsagende Worte. „Martha diente.“ Diesmal ohne jeden Murrgeist (Lk 10,40). Eine so zahlreiche Gästezahl zu bedienen, kann die ruhigste Hausfrau in Aufregung bringen. Marthas Augen waren nun nur auf Jesus gerichtet. Ihm galt ihre ganze Aufmerksamkeit. Dienen wir auch dem Herrn und in welchem Geiste? Plötzlich erhob sieh Maria und bereitete dem Herrn
Eine hochgeschätzte Liebestat. Maria nahm ein Pfund echter, sehr kostbarer Narde und salbte damit den Herrn. Achten wir auf zwei Worte, echt und kostbar. Hier floss Liebe aus reinem Herzen und solche kann nur Echtes und Kostbares erzeugen. Alles Unechte ist dem Herrn ein Gräuel. Haben wir dem Herrn auch nur Echtes und Kostbares gebracht oder reut es uns wie den Judas? Marias Narde war auch hoch im Preis. Durch Judas erfahren wir ihren hoben Wert, 300 Denare. Nach Matthäus 20,2 stellte ein Denar einen Taglohn dar. Damit gab Maria ein ganzes Jahreseinkommen für die Narde aus. Wie wertvoll sie war, zeigen:
Die vielseitigen Eindrücke der Tat der Maria. Sie wirkte:
Auf den Herrn. Ihm allein galt sie und sie bewegte Ihn zu tiefst so, dass Er allerlei darüber sagte:
Sie hat es Mir getan (Mk 14,8). Der Herr roch nicht nur den lieblichen Geruch der Narde, sondern spürte die Liebe, die aus Marias Herz strömte (Hld 1,12). Wird wohl der Herr an jenem Tage auch unsere Taten rühmen können? Oder galten sie nur, um vor Menschen zu scheinen (Mt 23. 28) ? Wird Er von uns sagen können, was Er von Mose sprach (4. Mose 12,7; Mt 25,21) ? Nur aus diesem Geiste sollen unsere Opfer fließen.
Sie hat getan, was sie tun konnte (Mk 14,8). Ein höheres Lob gibt es nicht. Solch Lob hat Er keinem der Jünger gespendet. Marias Tat war unvergleichlich und originell.
Sie hat ein gutes Werk getan (Mt 26,10). Wir sind nach Epheser 2,10 zu guten Werken geschaffen, und Maria wandelte darin. Die Heilige
Schrift notiert die guten Werke, zum Beispiel die jener Frauen in Lukas 8,3, die dem Herrn mit ihrer Habe dienten, oder die der Tabea (
Sie hat es auf den Tag meines Begräbnisses getan. Das ist wohl der bedeutendste Zug ihrer Tat. Was die Jünger noch nicht fassten, dass Jesus am Kreuz für sie sterben werde, erkannte Maria. Sie lernte es zu Jesu Füßen (Lk 10,39). Dass der, der mit zu Tische lag, sechs Tage später für sie sterben werde, drängte sie zu dieser Tat. Es war ein Dankopfer, im voraus gebracht.
Was bewirkte die Tat bei Judas? Er nennt sie eine Verschwendung (Mt 26,9). Im nächsten Kapitel lesen wir von seinem Verrat. Er konnte diese Liebestat am Herrn nicht ertragen, weil seine Bosheit ihn strafte. Marias Herz überfloss von Liebe, sein Herz erfüllte die Geldliebe (l. Tim. 6, 10). Judas hüllte seinen Geiz in das fromme Mäntelchen der Armenliebe.
Aber nicht nur Judas, sondern alle Jünger übten Kritik an Marias edler Tat. Jesus aber nahm sie in Schutz mit dem Vorwurf: Was machet ihr ihr Mühe (Mt 26,10)? Zugleich klingt es, als sage Jesus: Möget ihr mir diese Tat nicht gönnen, der ich nur noch kurze Zeit bei euch bin? Wollt ihr Maria diese letzte Ehre, die sie mir damit erwiesen hat, verwehren? Judas begann die böse Kritik, bald fand er etliche, die einstimmten (Mk 14,4) und diese verunreinigten die übrigen Jünger (Mt 26,8).
Das ganze Haus war vorn Duft der Salbe erfüllt. Wohl galt sie allein dem Herrn aber was wir dem Herrn sind, gereicht auch den andern zum Segen. Gotteskinder sind ein guter Geruch Christi i2. Kor. 2, 15; Phil 4. 18). Womit erfüllen wir unser Haus?
Auf die Zukunft. (Mt 26,13). Jesus verbindet der Maria Tat mit der Evangeliumsverkündigung. Sie war ein Glaubensakt, denn sie wies auf das Kreuz und die damit verbundene Auferstehung hin, die die Grundwahrheiten des Evangeliums sind (1Kor 15,3.4). Und was ist die Wirkung auf uns heute?
Eine geschätzte Gabe (Joh 12,1-11)
Die geschätzteste aller Liebesgaben ist zweifellos die der Maria von
Bethanien. Ihr zollt Jesus das höchste Lob (Mt 26,12.13;
Ein Dankopfer. Der Herr halte Großes in Bethanien getan. Er halte Lazarus auferweckt, was alle zu tiefsten Dank bewog. Alle am Mahl boten ihr Bestes. Der Maria Dank aber überwog alles, was bis dahin am Herrn getan worden ist. Schulden wir Ihm nicht gleichen Dank? Hat Er uns nicht alle aus den Toten auferweckt (Eph 2,1)? Sollten nicht auch wir Ihm unsere Dankopfer bringen (Ps 50,14: Heb 13,15)?' Marias Opfer war:
Ein echtes Opfer. Der Urheber aller Opfer ist Gott selbst (Jak 1, 17i. Der Höhepunkt ist die Dahingabe Seines geliebten Sohnes 3, 16; Römer 8,31. Mit Paulus sinken wir anbetend nieder und danken für Seine unaussprechliche Gabe (2Kor 9,15). Und wir sollen Nachahmer Gottes sein (Eph 5. 1) und Ihm das Beste weihen. Von Anfang der Schrift finden wir gottwohlgefällige Opfer. Greifen wir nur einige heraus. Abel brachte Gott ein Opfer dar, das Er annahm. Es wies auf das Kostbarste auf das Blut Jesu hin; er steht somit an der Spitze aller Glaubenshelden (Heb 11. 4). Abraham opferte Gott seinen einzigen Sohn und versetzte damit Gott geradezu in Staunen (1. Mose 22,16): ,Weil du das getan und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten.
Gott lohnte ihn mit einem großen Namen und einer reichen Verheißung. Vergessen wir Hanna nicht mit ihren Opfer, indem sie den langerbetenen Samuel Gott weihte. Wir bringen nie Opfer, die Gott nicht lohnt 11. Sam. 2, 21). Vergessen wir nicht die Riesenopfer Davids zum Tempelbau. Lies nachdenklich 1. Chronika 29,1-4. Keiner der Genannten aber übertrifft Maria (Mt 26,13; Mk 14,8; Lk 10,39 und Joh 1 2, 1-11). Alle vier Evangelisten rühmen Maria.
Ein kostbares Opfer. Das brachte Maria von Bethanien in ihrer wertvollen wohlriechenden Narde. Sie konnte mit der Braut in Hohelied 1,12 sagen: „Während der König an seiner Tafel saß, gab meine Narde ihren Duft.“ Maria brachte die Narde, um dem Herrn den höchsten Dienst zu tun, Ihn zu salben, die letzte Ehre zu erweisen, denn sie tat es auf den Tag Seines Begräbnisses. Sie dankte Ihm damit für Sein Opfer, das Er in Kürze für sie am Kreuze bringen werde. Diesen Dank erwartet der Herr von uns allen, besonders beim Abendmahl; Er wünscht, dass wir dankend Seines Todes gedenken (Lk 22,19; 1Kor 11,26). Maria tat es sogar vor Jesu Kreuzestode. Ihre Erkenntnis überstieg die der Jünger. Das hatte sie zu Jesu Füßen gelernt (Lk 10,39). Marias Narde war auch:
Ein wertvolles Opfer. Die Salbe war sehr hoch im Preis (Vers 5). Nach Matthäus 20,2 überstieg sie das Jahreseinkommen eines Arbeiters. Viel verwenden wir für unsere leiblichen Bedürfnisse, aber wie wenig geben wir im Verhältnis dem Herrn. Gott bemisst unsere Opfer nicht nach dem rein materiellen Wert, das sehen wir bei der Witwe in Markus 12,42 mit ihren zwei Scherflein. Der Herr schätzte ihre Gabe höher ein als die der Reichen, die viel einlegten, weil es ihr alles war. Wir schützen die Menschen nach hohen Zahlen ein, Gott aber nach der Herzensgesinnung. Marias Narde war:
Ein duftendes Opfer. Die Narde erfüllte das ganze Haus mit Wohlgeruch. Damit ahmte sie den Herrn nach, der sich selbst Gott zum duftenden Wohlgeruch hingab (Eph 5,2). Paulus lehrt uns, dass auch wir Gott diesen Wohlgeruch schulden (2Kor 2,15). Von Maria sagt .Jesus: „Sie hat getan, was sie tun konnte.“ Kann Er das auch von uns sagen?
Auch materielle Gaben sollen dem Herrn ein Wohlgeruch sein. Lies Philipper 4,10-20. Gib dem Herrn wie die armen Mazedonier. Sie gaben sich erst selbst Gott hin und dann ihre Gaben (2Kor 8,1 ff.) Nur solche Opfer bereiten dem Herrn Wohlgeruch. Es gibt auch Opfer, die sind Gott ein Gestank (Apg 5,1-11; 8,18-22). Was verbreiten wir, Duft oder Gestank?
Zweierlei charakterisierte der Maria Opfer: a) ihr großer Glaube, der hinter ihren Opfer stand. Es wies hin auf Jesu Tod und Auferstehung. b) ihre innige Liebe zum Herrn. Seine Liebe trieb sie zu dieser Tat (2Kor 5,11; 1Joh 4,19). Liebe aus reinem Herzen.
Ein angenommenes Opfer. Ihre Narde glich dem Weihrauch, der vom goldenen Altar aufstieg, den Gott von Hohenpriester, der Ihn für Israel brachte, annahm. Er kam mit einem Segensspruch über Israel heraus, das war der Beweis der Annahme.
Nirgends in der Schrift wird Maria, die Mutter Jesu, so gerühmt wie die von Bethanien. Sagen wir das den Mariaverehrer