Behandelter Abschnitt Joh 12,1-3
Einleitung
Die Auferstehung des Lazarus bezeugt die Herrlichkeit Jesu als Sohn Gottes (Joh 12,1-11). Wir haben das Vorrecht, ein weiteres Zeugnis für seine Herrlichkeit zu sehen: als Sohn Davids (Joh 12,12-19) und als Sohn des Menschen (Joh 12,20-36). Das Ergebnis dieses dreifachen Zeugnisses für die Herrlichkeit Christi wird, soweit das Volk betroffen ist, in den abschließenden Versen dieses Kapitels dargelegt (Joh 12,37-50).
Das Zeugnis für die Herrlichkeit Christi als Sohn Gottes wurde vom Volk deutlich verworfen; aber bevor uns die weiteren Zeugnisse seiner Herrlichkeit entfaltet werden, hat der Geist Gottes diesen bewegenden Vorfall in Bethanien eingeschoben, damit wir sehen können, dass es dort Menschen gab – seine eigenen Schafe –, von denen Er geliebt und geschätzt wurde.
Das Zeugnis für seine Herrlichkeit als Sohn Gottes
Joh 12,1-3: 1 Jesus nun kam sechs Tage vor dem Passah nach Bethanien, wo Lazarus[, der Gestorbene,] war, den Jesus aus den Toten auferweckt hatte. 2 Sie machten ihm nun dort ein Abendessen, und Martha diente; Lazarus aber war einer von denen, die mit ihm zu Tisch lagen. 3 Da nahm Maria ein Pfund Salböl von echter, sehr kostbarer Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete seine Füße mit ihren Haaren. Das Haus aber wurde von dem Geruch des Salböls erfüllt.
Sechs Tage vor dem Passah kam Jesus nach Bethanien. Wir könnten sagen, dass es der einzige Ort auf Erden war, der Christus besonders am Herzen lag. Es war das „Dorf der Maria“, eine Heilige, die von Christus in hohem Maß empfohlen wurde. Es war der Ort, wo seine Herrlichkeit durch die Auferweckung des Lazarus dargestellt wurde. Und „sie machten ihm nun dort ein Abendessen“, und dort, wie wir bei Lukas lesen, „hob [er] seine Hände auf und segnete sie“ bei seiner Himmelfahrt (Lk 24,50).
Es kam nicht oft vor, dass jemand auf dieser Erde ein Fest für Jesus gab. Die Menschen waren gelegentlich froh, Segnungen von Ihm zu empfangen; wie selten dachten sie daran, dem Segnenden etwas zu geben. Am Anfang seines Dienstes hatte Levi „ihm ein großes Mahl in seinem Haus“ gemacht und „ein große Menge“ Sünder eingeladen, sich zu Ihm zu setzen (Lk 5,29). Nun, nach einiger Zeit, am Ende seines Weges auf der Erde, wird ein Fest für Ihn vorbereitet, bei dem Er sich inmitten seiner Heiligen niederlässt.
Wie groß war das Fest, dass Christus in diese bedürftige Welt gekommen war. Er war gekommen, um
den Vater bekanntzumachen (Joh 1,18) Freude zu bringen (Joh 2,10.11) uns das Himmlische zu sagen (Joh 3,12)
unsere Herzen zu Momenten ewiger Zufriedenheit zu führen (Joh 4,14)
uns aus dem Tod ins Leben zu führen (Joh 5,21.24)
uns von Bedürfnissen zu befreien (Joh 6,35)
den Heiligen Geist zu geben (Joh 7,39)
und uns zu den Segnungen des Christentums zu führen (Joh 10).
Auf all diesen gesegneten Wegen war Er ein Geber; aber zuletzt im Haus in Bethanien ist er Empfänger. Schließlich war der Moment gekommen, als einige hingegebene Herzen ein Festmahl für den bereiteten, der ein Festmahl für die ganze Welt bereitet hat:„Sie machten ihm nun dort ein Abendessen.“
Inmitten des immer größer werdenden Hasses der Welt gegenüber Christus ist eine kleine Gruppe, die sich versammelt und Ihm ein Abendessen bereitet. Die Führer dieser Welt mögen ihren Rat halten, um Christus zu töten, und den Befehl erteilen, dass Christus in ihre Hände ausgeliefert wird; aber ungeachtet ihrer bösen Pläne und zwecklosen Befehle und angesichts all dieses Widerstands, machte diese kleine Gruppe „ihm nun dort ein Abendessen“. Sicherlich war dieses Abendessen für Ihn absolut ausreichend, und die Liebe, die es zubereitete, war in seinen Augen sehr kostbar.
Wie es in den letzten Tagen des Judentums für einige wenige, die seine Stimme gehört hatten und durch seine Liebe bewegt waren, dennoch möglich war, Ihm ein Abendessen zuzubereiten, so ist es auch jetzt: In den letzten Tagen des Christentums, inmitten des wachsenden Verfalls, wo sein Name verleugnet und sein Werk verachtet wird, ist es für Einzelne dennoch möglich, Ihm ein Festmahl zuzubereiten. Denn Er kann sagen: „Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen und das Abendbrot mit ihm essen und er mit mir“ (Off 3,20).
In dieser zufriedenen Gruppe in Bethanien dürfen wir sehen, dass Dienst, Gemeinschaft und Anbetung ihre Vertreter haben, aber alle zusammen machen Ihm ein Abendessen. Martha dient weiterhin, aber es belastet sie nicht mehr. Es gab Zeiten, in denen ihr Dienst mehr Raum in ihren Gedanken eingenommen hat als Christus; nun nimmt Christus mehr Raum ein als ihr Dienst. Sie diente, um Ihm ein Abendessen zu bereiten.
Von Lazarus, der Krankheit und Tod durchlebt hatte und auf wunderbare Weise von den Toten auferweckt wurde, lesen wir, dass er „mit ihm zu Tisch“ lag. Er ruht in der Gemeinschaft mit Christus.
Maria, die vorher als Lernende zu seinen Füßen gesessen (Lk 10,39) und erst kürzlich zu seinen Füßen als Trauernde geweint hatte (Joh 11,32), sehen wir nun zu seinen Füßen als Anbetende. Sie salbt seine Füße mit kostbarstem Salböl und trocknet sie mit ihren Haaren. Ihre Handlung zeigt, dass ihrer Meinung nach nichts von ihrem Besitz für Christus gut genug ist. Sie verwendet für Ihn das kostbare Salböl und stellt Ihm die Ehre der Frau zur Verfügung: ihr Haar. Sie dachte in diesem Moment nicht an die Armut oder Segnung anderer; sie war vollkommen mit Christus beschäftigt. Das ist wirklich Anbetung; dennoch wird derjenige, der von Christus eingenommen ist, für andere Segnungen bringen, denn wir lesen: „Das Haus aber wurde von dem Geruch des Salböls erfüllt.“