Behandelter Abschnitt Joh 11,46-57
Folgen der Auferweckung des Lazarus (
Das erstaunliche Wunder Christi der Auferweckung des Lazarus hatte den Ruhm des Herrn aufs höchste gesteigert. Das Wunder erfüllte das ganze Land mit Staunen mehr als jenes zu Nain (Lk 7 17).
Die Trauerfamilie in Bethanien war sehr beliebt und viele Bekannte kamen, um sie zu trösten (Vers 31). Unter ihnen waren auch Gegner des Herrn. Als diese Jesu großes Wunder sahen, dienten sie als Verkläger und sandten:
Eilboten nach Jerusalem. Anstatt auf das große Wunder hin an Jesus zu glauben. gesellten sie sich zu Jesu Feinden und bezeugten, was sie gesehen hatten. Es ist ein Vorrecht, die großen Taten Gottes zu rühmen (Apg 2,11). Sie aber taten, es aus unlauteren Beweggründen, ähnlich einigen in Philippi, Paulus selbst aber freute sich (Phil 1,15.18) und zeigt uns in z. Korinther 5, 14 den rechten Beweggrund Christi Zeuge zu sein. Jene Boten berichteten dem Hohen Rat nicht nur, was sie gesehen hatten, sondern, dass durch dieses Wunder viele an Jesus glaubten, und das erfüllte sie mit Neid. Ähnliches geschieht noch heute. Viele ärgern sich, wenn Menschen Jesus annehmen, oder wenn gar an ihrem Ort eine Gemeinde von Gotteskindern entsteht.
Eine Ratsitzung. Eiligst wurde der Robe Rat
einberufen, um der neuen Lage entgegenzuwirken. Der Rat bestand aus 70
Männern, einer Einrichtung, die bis auf Mose zurück ging (
Was sollen wir tun? Sollen wir eingreifen oder zusehen'' (Apg 4,16; 5,38.) Dreierlei beschäftigt sie:
1. Jesu gewaltige Wundermacht. Der Rat war ehrlicher als viele Theologen von heute, die Jesu Wunder leugnen;
2. Jesu große Macht über das Volk (Kap. 12, 19);
3. Die Befürchtung, dass die Römer eingreifen könnten (Vers 48)
Es folgte Vorschlag auf Vorschlag, aber keiner brachte die gewünschte Lösung.
Der Vorsitzende ergreift das Wort ‑ Kaiphas sprach recht unhöflich von seinen geschulten Kollegen. Er sagt ihnen: "Ihr wisset nichts.» Alle erwarten spannend seinen Rat. Kaiphas war jenes Jahr Hoherpriester. Johannes erklärt, dass sein Rat eine göttliche Eingebung war (Vers 51). Johannes sagt, weil Kaiphas Hoherpriester war, stand er unter göttlicher Leitung und weissagte. Ganz unbewusst sprach er eine der größten Wahrheiten aus. Ähnliches taten andere. Man denke an die Überschrift, die Pilatus über Jesu Kreuz setzte und an ihre ewiggültige Bedeutung (Kap. 19, 19). Oder denken wir an das Lob in Markus 15,31: „Andern hat Er geholfen, sich selbst kann Er nicht helfen.“ Und was sagte Kaiphas: „Es ist besser, es sterbe einer für das Volk, als dass das ganze Volk verderbe.“ Damit weissagte er unbewusst, dass Jesu Kreuzestod die einzige Rettung Israels sei, ja mehr, dass Jesu Tod das Heil der ganzen Welt sei (Joh 1,9; Apg 4,12). Menschlich gesehen war sein Vorschlag ein grausamer politischer Mord. Von Gott aber, von Ewigkeit her betrachtet die segenbringendste aller Gottestaten. Kurz, Kaiphas sagt, uns kann nur Jesu Tod retten. Was Kaiphas als Mensch tat, haben Regenten zu allen Zeiten getan; unbequeme Gegner durch einen Mord beseitigt. Manchmal folgte sogar noch ein heuchlerisches Staatsbegräbnis. Aber in Kaiphas' Rat lag
Gottes ewiger Ratschluss. Das lesen wir in 1. Petrus 1,20 und Petrus wiederholt ihn an Pfingsten (Apg 2,23; 4,28). Jesu stellvertretender Tod ist unser einziges Rettungsmittel.
Einen lehrreichen Beleg für Kaiphas Weissagung finden wir in der Geschichte des Propheten Jona. Jona ist bekanntlich ein großes Vorbild auf Jesu Tod und Auferstehung (Mt 12,40). Jona befand sich im sinkenden Schiff. Alle Bemühungen der Mannschaft, das Schiff zu retten, blieben erfolglos. Da trat Jona auf und wies der Besatzung den einzigen und sicheren Weg ihrer Rettung an. Er sagte ihnen: „Nehmet mich und werfet mich ins Meer, so wird das Meer sich gegen euch beruhigen“ (Jona 1,12).
Das gesegnete Ergebnis. Nach nutzlosen Anstrengungen und Zögern gehorchten die Matrosen dem Wort des Propheten. Sie nahmen Jona und warfen ihn ins Meer und das Meer ward ruhig. Jesus aufnehmen als den, der für uns starb, bringt dem Sünder Ruhe Mt 11,28.29). Jesus sagt: Hier ist mehr als Jona (Mt 12,41). Jesum aufnehmen heißt gerettet sein (Kap. 1, 12; 3, 16). Er rettet nicht allein Israel (Vers 51. 52), sondern alle zerstreuten Gotteskinder (Vers 52; 1. Joh, 2, 2; Apg 16,311.
Streifen wir noch kurz drei Wahrheiten der folgenden Verse:
Zunächst die Juden. Sie sind entschlossen, den Herrn zu töten (Vers 53). Ferner sehen wir Jesu Weg in die Wüste (54). Er mag das angesichts Seines baldigen Todes getan haben. außerdem war sein Dienst an Israel vollendet. Und schließlich sehen wir die Vorbereitung der Heuchler auf das Fest. Sie reinigten das Äußere ihres Gefäßes, aber das Innere war voller Mordpläne (Mt 23,25). O die verblendeten Formenmenschen, die nur den Namen haben und nicht mehr (Off 3,11.