Behandelter Abschnitt Mt 21,12-17
Drei Ereignisse im Tempel. Mt 21,12-17.
Umjubelt von der Volksmenge war der König in Jerusalem eingezogen. Sein erster Weg führte den Herrn in den Tempel. Ist beim Besuchen anderer Orte auch unser erstes Interesse die Gemeinde Gottes? Dreierlei wird von diesem Tempelbesuch berichtet: 1. Die Tempelreinigung; 2. die Heilung der vielen Kranken, und 3. das Lob der Kinder.
I. Die Tempelreinigung.
So laut, wie dem Herrn die Volksmenge entgegenjubelte, ebenso laut schrie die Unreinheit des Tempels. Das war bereits das zweite Mal, daß der Herr den Tempel reinigte (Joh 2). Wie sich damals stets neue Unreinheiten in den Tempel einschlichen (man denke nur an die verschiedenen Tempelreinigungen unter den Königen Judas wie Hiskia, Josias u. a.), so schleicht sich heute in die Gemeinde, die Sein Tempel genannt wird, ja selbst in des Gläubigen Leib, der auch ein Tempel ist, Unreinheit ein. Da gilt es zu wachen und Selbstgericht zu üben.
1. Eine schlimme Unsitte bestand im Tempel.
Scheinbar zur Bequemlichkeit der Fremden hielt man Tauben und Opfertiere feil, und wechselte fremde Gelder (3. Mose 12,6-8). Opfertiere wie Geldwechsel waren nötig, aber sie gehörten nicht hierher, dazu dienten sie in diesem Falle nur der Geldgier. Damals wie heute macht man gern aus der Religion ein Geschäft. Sehr viel wird heute auf diesem Gebiet gesündigt, angeblich, um Geld für des Herrn Sache zu machen; dabei aber steht die Geldliebe im Vordergrunde. So mußte der Herr den Tempel "Kaufhaus und Mördergrube" nennen. Wenn die Christen ihr Vorrecht des Gebens erkennten, dann wäre Überfluß für Gottes Sache vorhanden, wie beim Bau der Stiftshütte (2. Mose 36,5, 6).
2. Gründliches Aufräumen.
Der Herr stieß die Tische der Wechsler um, und die Käufer und Verkäufer trieb Er hinaus, indem Er sich auf Jes 56,7 bezog. Die Schrift war dem Herrn allein maßgebend. Uns auch? Sein Haus soll ein Bethaus sein, sonst nichts. Nichts weniger als dieses allein, muß gegenwärtig die Gemeinde sein. Ein Bethaus, darin Gott angebetet wird! Wie demütigend ist es, zu sehen, was Satan alles in das Haus Gottes, die Gemeinde, hineingetragen hat. Keiner vereine, was Gott geschieden haben will (2Kor 6,14-18); dadurch setzen wir uns Züchtigungen aus und berauben uns der Segnungen. Vergessen wir dabei auch nicht die Reinigung des Tempels unseres Leibes (1Kor 6,19). Unendlich viel Unreinheit aller Art ist wiederum in diesen Tempel eingezogen. Auch da kann nur gründliches Aufräumen helfen. Darum hinaus mit allem, wie Geldliebe, Fleischeslust, Haß, Bitterkeit, Neid, Eifersucht usw.
Die Tempelreinigung war zugleich eine Teilerfüllung der Weissagung (Mal 3,1-3), hingegen wird die eigentliche Erfüllung erst kommen, wenn der Herr in Herrlichkeit erscheinen und in Sein Haus einziehen wird. Der Antichrist wird dann sein Bildnis im Tempel haben und diesen schmählich verunreinigen, aber der Herr wird ihn reinigen und allen Völkern ein Bethaus geben (2Thes 2,3-4; Off 13,14; Jes 56,7).
II. Die Heilung der Kranken.
Kaum hatte der Herr den Tempel gereinigt und die Händler hinausgetrieben, siehe, da zogen schon andere ein. Wer? Kranke aller Art kamen zu Ihm, und Er heilte sie alle. Die Räuberhöhle wurde wieder zur Segensstätte. Das ist stets Gottes Weg. Da, wo die Sünde gerichtet wird, und man keine falsche Rücksichtnahme kennt, kehrt unbedingt Segen ein. Die einen flogen aus dem Tempel (wie viele sollten heutigen Tages rücksichtslos aus den Gemeinden fliegen), und die Bedürftigen kamen herein und empfingen reiche Segnungen. Wunderbar ist der Herr auf der ganzen Linie. Da ist rücksichtslose Strenge gegen die Übertreter und unendliche Liebe und Milde zu den Bedürftigen. Die einen flohen vor Angst, und die andern nahten sich Ihm vertrauensvoll (Jes 35,5-6). Die Leere des Tempels wurde sogleich von den rechten Besuchern ausgefüllt. All die reiche Entfaltung der Gnade rührte die Obersten nicht, sie wollen nur eins, den Herrn töten.
III. Das Lob der Kinder.
Aus Angst und Entsetzen hatten die Schuldigen die Flucht ergriffen. Keiner widersprach, als das Geld im Tempel herumrollte und der Handel beseitigt wurde. Des Herrn: "Es stehet geschrieben" hatte sie zur Strecke gebracht. Dazu waren sie mit Neid wegen der vielen Krankenheilungen erfüllt. Die Pharisäer sahen all diese Wunder und verwarfen Ihn trotzdem. Beim Lob der Kinder aber, meinten sie widersprechen zu dürfen. "Hörst du, was diese sagen?" (Vers 16.) Dieses Lob gehört doch nicht dir, denn du bist doch nicht derjenige! Aber auch hier bedient sich der Herr wie immer des Wortes (Ps 8,2). Was den Weisen verborgen war, wurde Unmündigen geoffenbart. Die Kinder vollendeten das auf der Straße begonnene "Hosianna dem Sohne Davids". Beachten wir, wie Kinder glauben und ein Zeugnis sein können (1Sam 2; 2Kön 5,2-3; 2Chr 34). Auf das: "Hörst Du nicht?" erwidert der Herr mit: "Habt ihr nicht gelesen?" Der Herr beschämte sie in ihrer Unwissenheit und Bosheit.
IV. Ein trauriges Zeichen.
Der Herr verließ die Pharisäer (Vers 17). Dort standen sie in den dunklen Säulengängen, verfinstert in ihren Herzen. Sie hatten Ihn wohl erkannt, aber nicht aufgenommen. Und nun verläßt Er sie, und es ist Nacht. Ja, Nacht war es um sie in jeder Hinsicht. So ergeht es allen, die wie die Pharisäer mit der Gnade spielen und durch eigene Gerechtigkeit selig werden wollen.