Behandelter Abschnitt Mt 21,1-11
Der Einzug des Königs in Jerusalem.
Dieses Kapitel führt die Leser in die letzte Woche des Erdenlebens des Herrn ein. Die Zeit war sehr gedrängt, und vieles ereignete sich noch in diesen letzten Tagen. Stets hatte es der Herr vermieden, Begeisterung zu erwecken, hier aber geriet die ganze Stadt in Bewegung. Der Herr erzwang mit dieser Handlung eine Art Anerkennung Seiner Person, eine Stellungnahme zu Ihm. Mit Absicht ging Er nach Jerusalem, um von Seinem Volke als König verworfen zu werden.
Der Einzug selbst ist im Kleinen ein Vorbild jenes großen kommenden Einzuges, wenn Er auf dem Ölberge erscheinen und dann in Jerusalem einziehen wird. Alles, was die Propheten geweissagt hatten, mußte erfüllt werden. Ja mehr, Er, der die Weissagung den Propheten gab, kam, um sie selbst zu erfüllen (Sach 9,9). Auf einer Eselin zog der König unter großer Begeisterung des Volkes ein. Wie aber wird jener zukünftige Einzug sein, wenn der König auf einem weißen Pferde kommen, und von Seinem Volke erkannt und angenommen werden wird? Israel wird dann wissen, wer dieser Einziehende ist. Hat Er doch dann Sein Volk aus größter Not, aus den Händen des Antichristen, befreit. Diesem Seinem Einzug wird aber erst ein anderes Kommen vorausgehen, - das Kommen des Herrn zur Heimholung Seiner Gemeinde, das nahe bevorsteht. Beachtenswert sind die Einzelheiten.
I. Der Gehorsam der Jünger (Vers 2).
Der König schickte zwei Seiner Jünger. Widerspruchslos folgten sie ihrem König und Seiner Weisheit, indem sie glaubten, daß das Gesagte in bezug auf die Eselin zutreffe. Der Herr weiß alles, - auch wo die Eselin zu finden, und daß sie angebunden ist. Ihm darf und muß alles zur Verfügung stehen, wie es einem Könige geziemt. Das Wort "der Herr bedarf ihrer" genügte. Der Herr bedurfte: der Eselin, der Jünger, sie zu lösen, bald darauf des Lobes der Kinder, und noch gleichen Abends der Gastfreundschaft Seiner Freunde in Bethanien. Heute noch bedarf Er der Seinen und wartet auf ihre Bereitwilligkeit. Er stellt jeden an seinen Platz (Mk 13,34), gibt aber auch jedem, was zur Ausübung seiner Aufgaben nötig ist (1Kor 12,12-28). Oder sind wir gar noch angebunden wie die Eselin? Wenn ja, lassen wir und eiligst lösen, damit wir beitragen, Seinen Triumph zu steigern. Der Herr bedarf unserer Leiber, Gaben und Mittel (Röm 13,1). Stehen wir unserm Herrn und König wirklich zur Verfügung?
II. Der einziehende König.
Beachten wir dabei:
1. Wo Er einzog.
In Jerusalem, Seiner auserwählten Stadt. Sie stand in jenen Tagen im festlichen Schmuck; denn Hunderttausende von Juden waren zum Passahfest nach Jerusalem gekommen. Diese gewaltige Volksmenge sollte Zeuge dieses großen Tages sein und sie an die Weissagung erinnern. Aber gerade dieses Jerusalem, dem durch den Einzug des Königs noch einmal Gottes Gnade besonders angeboten wurde, sollte wenige Tage später der Verwerfung und der Vollstreckung des Todesurteils über ihren König schuldig werden. Darum aber weinte der König über diese Stadt (Lk 19,41-44).
2. Wann Er einzog.
Zur bestimmten Zeit (Dan 9,25-26).
3. Zu wem Er einzog.
Zu den Seinen (Joh 1,11). nach außen schien Sein Einzug willkommen zu sein, und doch war es bloßer Schein; denn sie betrachteten Ihn nur als den Propheten von Galiläa (das in ihren Augen sehr verachtet war), und nicht als den, der Er war, ihr Messias. Einige wenige hatten Ihn erkannt. Gehörst du zu diesen?
4. Wie Er einzog.
Nicht wie ein Sieger auf weißem Roß, als dieser wird Er noch kommen (Off 19,11), sondern auf einer Eselin in Sanftmut und Demut, Eigenschaften, die Ihn als Friedefürsten kennzeichneten, ganz nach der gegebenen Weissagung (Sach 9,9).
III. Die begeisterte Menge.
Bei vielen war gewiß die Freude echt, weil sie ihre Heilung und Gutes mit Ihm erlebt hatten. Gleich einem König zog Er ein, über ausgebreiteten Kleidern, was als besondere Ehrung galt. Selbst die Zweige der Bäume auf den Boden gestreut, sollten in diesen Jubel mit einstimmen. Viele bekannten Ihn sogar als den Sohn Davids, indem sie Ps 118,26 zitierten: "Hosianna dem Sohne Davids. Der König selbst wurde durch die Begeisterung nicht hingerissen, da Er wußte, daß sie bald "Kreuzige Ihn" rufen würde.
IV. Die erfüllte Schrift.
Unter den vielen anderen Weissagungen betreffs des Herrn war auch die über Seinen Einzug in Jerusalem. Alles über Ihn Geschriebene mußte erfüllt werden. Hier öffneten sich zum letzten Male vor Seinem Leiden die Tore Jerusalems (Ps 24). Wenige Tage später sollte Er als der Gebundene einziehen (Mt 26,57 ff.). Da waren die Huldigungszweige schon in Dornen verwandelt.
V. Der große kommende Advent.
Des Königs Einzug in Jerusalem sollte nur den einen großen Einzug vorschatten, da Er als Herr der Herren und König der Könige einziehen wird. Dann aber nicht als der Demütige, reitend auf einem Esel, sondern als der große, mächtige König und Befreier Israels auf weißem Pferd (Off 1,7; 11,15; 19,11-16). Dann wird Er kommen, um alle Seine Feinde zum Schemel Seiner Füße zu legen (Ps 110), um einzuziehen in Jerusalem und unter Seinem Volke zu wohnen, das Ihn nunmehr nicht verwerfen, sondern Ihm huldigen wird. Seine Gemeinde wird dann mit Ihm erscheinen und mit Ihm regieren. Das wird ein Einzug sein, wie ihn die Welt nie gesehen hat! Inzwischen aber wollen wir noch mit Ihm leiden und als die Verworfenen dahingehen, stets ausrufend: "Komme bald, Herr Jesus!"