Behandelter Abschnitt Mt 9,1-8
Die Heilung des Gelähmten. Mt 9,1-8.
Die Gergesener hatten soeben den Herrn aus ihren Grenzen geschickt. Die Schweine waren ihnen lieber als der Herr. Wer heute mit seinen Schweinen, denn sie sind das Bild der Sünde und Unreinheit, nicht aufräumen will - kann weder den Herrn noch Seine Segnungen empfangen. Die Gergesener baten den Herrn, von ihnen zu gehen, und wir lesen nie mehr, daß Er sie wieder besuchte. Nun kam der Herr nach Kapernaum, Seiner eigenen Stadt (Mk 2,1). Doch auch hier war nicht Sein Bleibe, weil selbst Kapernaum Ihn verwarf (Mt 11,23-24), bis Er endlich - von allen verworfen - ans Kreuz geschlagen wurde. Doch, beschäftigen wir uns kurz mit diesem Doppelwunder, denn es umfaßt zweierlei: "Vergebung und Heilung" des Gelähmten.
I. Der trostlose Zustand des Gelähmten.
Die meisten von uns haben auch schon solche Kranke wie diesen gesehen, deren Elend unbeschreiblich ist. Diese Krankheit nimmt jede Hoffnung, denn da kann kein Arzt mehr helfen. Das ist so recht das Bild des Sünders, dem auch kein Mensch helfen kann.
Zur leiblichen Not gesellte sich Sündenelend. Die Sünde schien an seinem Gewissen zu nagen, denn die Tatsache, daß der Herr zuerst von Sündenvergebung sprach, beweist dies. Sündenvergebung ist wichtiger als körperliche Heilung, der Herr setzte erstere voran.
II. Die Liebe seiner Freunde.
Wie trostreich ist es für Kranke, wahre Freunde zu haben, die um sie bedacht sind. Solche hatte dieser Kranke. Diese 4 Männer hatten große Ähnlichkeit mit Naemans Knechten (2Kön 5,13). Viele aus unserer Umgebung kommen nie von selbst zum Herrn, liegen kraftlos in ihren Sünden und müssen begleitet werden. Wir wollen diese vier Männer nachahmen, oder auch jene Mütter, die ihre Kindlein zum Herrn brachten (Mt 19,13). Bringen können wir sie vor allem durch das Gebet, und indem wir sie unter das Wort führen. Zwei Dinge bewogen jene Männer.
1. Die Liebe zum Kranken. Lieben wir auch die Kranken und gehen wir ihnen nach? (Mt 25,36.)
2. Der Glaube an des Herrn Rettermacht. Ihr Glaube war so groß, daß sie alle Hindernisse überwanden. Glaube, Liebe, Hoffnung finden in ihrer Tat kräftigen Ausdruck. Hier vereinten sich entsetzliches Elend, große Sündennot, wahrer Glaube, herzliche Liebe, aber auch große Macht, aus allem herauszuhelfen, zu vergeben und zu heilen.
III. Das Erbarmen des Herrn.
Groß war die Liebe der 4 Freunde, aber weit größer das Erbarmen des Herrn. Der Herr überblickte alles in einem Moment. Er sah den Glauben der 4 Männer, und auch die große Sehnsucht des Gelähmten nach Sündenvergebung. Er sah die Lästergedanken der Pharisäer, denn Er kennt die Gedanken des Herzens von ferne (Ps 139,2) und tadelte sie (Vers 3-4). Wir sehen weiter:
1. Den liebevollen Zuspruch. "Sei guten Mutes." Der Sünder ist stets ängstlich in Gottes Nähe, denn seine Sünden zeugen gegen ihn, aber der Herr ermuntert ihn.
2. Das große Geschenk. "Dir sind deine Sünden vergeben." Der Herr beseitigte sein größeres Übel zuerst, und danach folgte die leibliche Heilung. Welch weiser Gott!
IV. Die Hinderer.
Wie freuten wir uns beim Anblick der 4 liebevollen Helfer, aber nun müssen wir auch die Gegner sehen. Da waren zunächst mal jene, die selbstsüchtig den Weg versperrten, so daß die vier Männer auf das Dach steigen mußten, um ihn auf diese Weise zum Herrn zu bringen (Mk 2,4). Dann aber sehen wir vor allem die boshaften Kritiker: Diese Pharisäer waren völlig blind. Sie sahen weder das Elend des Kranken, noch die Liebe der Träger, noch die Wohltat des Herrn. Ihre eigene Sünde hinderte sie an allem. Furchtbar ist der religiöse Fanatismus, der nur sein System schützt und zu den größten Verbrechen fähig ist. Solche sind nie aus der Wahrheit und darum kennen sie die Stimme des guten Hirten nicht. Dazu hätte ihnen das große Wunder, das der Herr am Gelähmten tat, die Augen öffnen müssen. Aber sie haßten den Herrn, und Haß macht blind.
V. Die Macht Christi.
Vielseitig zeigt sie unser Wort.
1. Seine Macht, den Glauben der Träger zu sehen.
2. Seine Macht, die Buße des Gelähmten festzustellen.
3. Seine Macht, Sünden zu vergeben.
4. Seine Macht, Gedanken zu lesen (Vers 4; Heb 4,12-13).
5. Seine Macht, den Gelähmten zu heilen und ihm zu befehlen, als Zeichen der Heilung sein Bett heimzutragen.
VI. Der große Segen des Wunders.
Groß war die Wirkung und der Segen auf alle Umstehenden.
1. Auf den Kranken selbst. Seine Seele war genesen, seine Sünden waren vergeben und sein Leib geheilt. Noch nie war er in seinem Leben so glücklich, wie in jener Stunde.
2. Auf die vier Freunde. Keine Freude ist größer als die, wenn man andere zu Christus führen darf und sie gerettet werden.
3. Auf die Volksmenge. Sie spürte die Nähe Gottes - sah die Kraft, die sich vor ihren Augen offenbarte, und pries den mächtigen König und Helfer.
4. Auf die Angehörigen des Kranken. Vier Helfer trugen ihn auf seinem Bett, nun aber trägt er es selbst heim. Das war ein großes Wunder! Alle unsere Segnungen müssen dazu dienen, daß Gott verherrlicht wird.
5. Auf die Gegner. Auch sie hätten mit Freude erfüllt werden sollen, aber sie stießen den Geber aller Freude von sich und wurden zu Lästerern.