Behandelter Abschnitt Mt 9,9-13
Die Bekehrung des Matthäus. Mt 9,9-13.
In diesem Wort erzählt Matthäus seine eigene Bekehrungsgeschichte. Sie könnt nicht kürzer gefaßt sein. da ist gar keine Ausschmückung, sondern Bescheidenheit und Demut. Matthäus war vom Hl. Geist geleitet.
In Kap. 8 sahen wir, wie dem Herrn die große Menge folgte, und wie Er unter ihr wirkte; hier nun ruft Er einen Einzelnen zu sich. Oft finden wir den Herrn mit einzelnen Menschen beschäftigt. Der Einzelseelsorge widmete Er sich ganz besonders,. Das sollte uns zur Nachahmung dienen. Auch Paulus übte treulich diesen Dienst (Apg 20,31). Laßt auch uns bei jeder Gelegenheit Mühselige und Beladene zu Ihm rufen, und Abgeirrten zurechthelfen (Gal 6,1).
I. Der göttliche Ruf (Vers 9).
"Folge mir nach!" Dieser Ruf erging an einen, von Menschen
verachteten, Zöllner. Mit Matthäus rief der Herr einen Kranken, wie Er
ihn in Vers 12 bezeichnet, oder einen besonderen Sünder, wie ihn die
Pharisäer in Vers 11 nannten. Kaum wäre Matthäus von sich aus gekommen,
das hätte er nicht gewagt, auch wenn es sein Wunsch gewesen wäre (Joh 15,16). Eben sahen wir, wie sich der König in großer Macht durch
Heilungen offenbarte, hier aber erweist Er Seine große Gnade den
Gefallensten. Zöllner waren bekanntlich sehr verrufen, besonders bei den
Führern des Volkes, weil sie bei den Römern, den Feinden Israels, im
Sold standen. Diesen Ausgestoßenen ruft der Herr nicht nur in Seine
Nachfolge, sondern er darf sogar der Schreiber des Evangeliums werden.
Hätte der Herr Ansehen bei Menschen gesucht, dann hätte Er einen aus
besserer Klasse dafür erwählt. Aber solche Unterschiede kannte der Herr
nicht, weil Er genau wußte, daß alle verlorene und schuldige Sünder sind
ohne Ausnahme. Hätte Er einen Zöllner auf Grund seiner Sünde
zurückgewiesen, so hätte Er alle zurückweisen müssen (Röm 3,10). Dabei
läßt uns der Herr so recht in Sein Herz voll Erbarmen blicken (Vers 13).
Der Herr wußte, wer Matthäus war, kannte seine Vergangenheit, sah ihn
aber auch schon im Geiste als treuen Zeugen und Apostel in Zukunft vor
sich stehen. Der göttliche Ruf umschließt stets diese zwei Seiten, ein
Heraus aus der Sünde und ein Hinein in des Meisters Dienst (
II. Die Antwort des Glaubens (Vers 9).
Überwältigt von Gottes Barmherzigkeit erhob sich Matthäus sofort und folgte dem Herrn nach. Er hatte erkannt, daß er ein Sünder war. Selbsterkenntnis ist stets der erste Schritt aus dem alten Leben heraus und hinein in die Gottesgemeinschaft (Eph 2,10). Die Antwort des Glaubens war eine doppelte:
1. Sein fester Entschluß. Prompt, wie ein Soldat, stand er auf und folgte dem Herrn nach. Die Richtung war ihm ja klar gezeigt worden. Wenn der Herr ruft, dann gilt es sofort zu handeln, etwa, wie ein Saulus von Tarsus (Apg 26,19; Mk 1,18) es tat.
2. Seine großen Opfer. Wahre Jesusnachfolge ist überhaupt ohne Opfer nicht denkbar (Mk 10,28). Matthäus verließ alles, er sah im Herrn mehr als einst der reiche Jüngling. Willig gab er die leicht einträgliche Beschäftigung eines Zöllners, gegen die mit Gefahren verbundene Jesusnachfolge, dran. Als Sohn Abrahams folgte er in gleichem Gehorsam dem Rufe, wie einst sein Vater (1. Mose 12,1-4). Gleicht unsere Antwort des Glaubens der des Matthäus?
III. Der Ausdruck der Liebe (Lk 5,29).
Große Gnade und viel Erbarmen waren Matthäus zuteil geworden (Vers
13; 1Joh 3,1). Diese nun erwiderte er sofort auf praktische
Weise. a) Dem Herrn gegenüber. Matthäus bereitete dem Herrn und Seinen
Jüngern ein Mahl. Er handelte ähnlich der Maria und Martha, die nach
Joh 11 reichen Trost durch die Auferweckung ihres Bruders Lazarus
erfahren hatten, und dann anschließend dem Herrn aus Dankbarkeit ein
Mahl bereiteten. Einen ähnlichen Zug sehen wir bei Jonathan David
gegenüber (1Sam 18,4). Wahre Liebe bleibt nichts schuldig. b) Den Mitmenschen gegenüber. Matthäus lud seine früheren Genossen
dazu ein. Er bot ihnen damit Gelegenheit, seinen neuen Meister und
Brüder kennen zu lernen, um auch sie, wenn möglich, für Christi
Nachfolge zu gewinnen. Wer den Herrn und Seine reiche Vergebung erfahren
hat, kann nicht anders, als andere zu Christus führen (
IV. Schmach tragen.
Matthäus hatte sich kaum für den Herrn entschieden, da fühlte er schon die Schmach Christi. Die Pharisäer verhöhnen ihn zwar nicht direkt, aber sie fragen die Jünger: "Warum isset euer Meister mit den Zöllnern?" Bald mußte Matthäus merken, daß die Jesusnachfolge mehr wie Haus und Freunde kostet. Er durfte aber auch erfahren, wie der Herr in jeder Lage beisteht, indem Er den Jüngern in ihrer Verlegenheit half und die Pharisäer strafte. Dazu sind diese Art Menschen sehr feige. Die Pharisäer durften den Herrn nicht angreifen, obwohl es Ihm galt, sondern redeten zu den Jüngern. Vielleicht gar mit der Absicht, sie ihrem Herrn abwendig zu machen?
Schmach tragen war stets das Los derer, die dem Herrn nachfolgten; das ist zwar eine große Ehre und wird dereinst reichen Lohn bringen. Auch wir wollen gern und willig mit Ihm außerhalb des Lagers gehen und Seine Schmach tragen (Heb 13,13).