Behandelter Abschnitt Mt 9,1-8
Der Herr hatte zwei Besessene geheilt. Er hatte den Dämonen erlaubt, sich in eine Schweineherde einzunisten. Die Schweine waren unreine Tiere, deren Genuss in Israel verboten war. Die ganze Herde stürzte schliesslich in den Abgrund, den Abhang hinunter und ging zu Grunde. Die ganze Stadt trauerte über den Verlust ihrer Schweine und bat den Herrn, sie wieder zu verlaffen. Wie schon erwähnt: die Schweine waren ihnen lieber als der Herr.
Daraufhin ist der Herr nach Kapernaum hinübergefahren; dort wartete neue Arbeit auf ihn, die der Vater ihm auf den Weg gelegt hatte. Die Leute brachten einen Gelähmten zu ihm — und wir finden hier das bedeutsame Wort: „Als Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtbrüchigen . . ." Unser Glaube erstreckt sich notwendigerweise nur auf die eigene Person. Wenn wir ein Herz haben für andere, kann uns der Herr auch Glauben schenken für andere, so dass wir ihnen damit zu Hilfe kommen. „Da er ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten . . ." und was steht dabei? Etwa: „Steh auf und wandle?" Nein, das ist nicht das erste.
Er sagt: „Sei getrost mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben." Daraus kann man schliessen, dass seine Lähmung mit besonderen Sünden in Zusammenhang stand, was ja nicht notwendig und nicht immer der Fall ist. „Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben", heisst es hier. Das musste sich der Gelähmte sagen lasten, da, wo er öffentlich bekannt war. „Und siehe, etliche — nicht alle — etliche der Schriftgelehrten — sprachen bei sich selbst — sie wagten nicht, es offen auszusprechen — sie sagten aber bei sich selbst: „Dieser lästert Gott." Es war ein innerer Vorgang, über den der Herr sie bestraft. „
Da Jesus ihre Gedanken sah, sprach er: „Warum denkt ihr so Arges in euren Herzen?" Wohl uns, wenn wir uns über alle Gedanken, die nicht aus Gott sind, strafen lasten, damit wir vor Schlimmerem bewahrt bleiben, und der Herr richtend, strafend, ausscheidend, lösend, wie mit einem zweischneidigen Schwert immer tiefer einschneidend, hineindringen kann in die Quellen unseres Lebens, unserer Gedanken- und Phantasiewelt, alles unter seine Zucht stellend, alles unter seiner Zucht bewahrend und unter der lösenden Macht seiner Gnade. „Und da Jesus ihre Gedanken sah, sprach er weiter: „Was ist leichter, zu sagen: — dir sind deine Sünden vergeben — oder zu sagen: stehe auf und wandle? Damit ihr aber sehet, dass des Menschen Sohn Macht hat auf Erden, Sünden zu vergeben, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Stehe auf und wandle!"
Ein Gebot des Herrn hat lösende Macht. Wir dürfen nie sagen: wir können seine Gebote nicht erfüllen. Das ist Unglaube. Nein, in eigener Kraft können wir sie allerdings nicht erfüllen, aber auf neutestamentlichem Boden dürfen wir damit rechnen, dass der Herr nie etwas verlangt, was er nicht auch selbst durch seinen Geist schaffte, wenn wir bereit sind, seine Werkzeuge zu werden und nicht bei unseren Bedenken und Einwenden stehen bleiben. Wenn der Herr einmal geredet hat, dürfen wir niemand und nichts das Wort geben und nichts anderes mehr in die Wagschale werfen. Dann wendet er sich an den Gichtbrüchigen und sagt zu ihm: „Steh auf ..." — und er stand auf und ging heim. Als es aber die Leute sahen, verwunderten sie sich und priesen Gott . . ." Sie priesen nicht Jesum, sondern sie sahen die Hand ihres Gottes in dem, was Jesus tat. Der Herr Jesus war eine Offenbarung Gottes. Durch ihn hat Gott wieder geredet und gewirkt, und durch ihn ist er den Menschen wieder nahegetreten. „Ich kann nichts aus mir selbst tun", sagt unser Heiland. „Was ich sehe den Vater tun, das tut gleich also der Sohn . . ." So gaben die Gottesfürchtigen dann auch Gott die Ehre. „Sie priesen ihren Gott . . ."