Behandelter Abschnitt 2Mo 31,1-11; 36,1-4
2. Mose 31,1-11; 36,1-4 - Die Erbauer der Stiftshütte
Jeder Bau hat seine Architekten und Baumeister, und die hatte auch die Stiftshütte. Die Oberleitung hatte Moses, was begreiflich ist, denn er hatte alles mit eigenen Augen auf dem Berge gesehen (2. Mose 25,40). Die eigentlichen Erbauer aber waren Bezaleel, der Sohn Uris, und Oholiab, deren Namen voller Bedeutung sind. Bezaleel lautet in Übersetzung „im Schatten Gottes“, In Ps 57,1 lesen wir: „Zu Dir nimmt Zuflucht meine Seele, und ich will Zuflucht nehmen zu dem Schatten Deiner Flügel.“ Das hat gewiß Bezaleel oft getan, wenn er vor Schwierigkeiten in der Arbeit stand. Oholiab heißt: „mein Zelt, ist der Vater“. Unter Seinem Schatten und in Seinem Zelt zu wirken, muß gesegnete Ergebnisse zeitigen. Moses hatte alles, was zu tun war, auf dem Berge gesehen, er hatte hineingeschaut in die Himmelswelt, und er als Diener „treu in seinem ganzen Hause“ (Heb 3,5) wird begreiflicherweise den beiden Bauleuten sehr eingeschärft haben, alles genau nach dem göttlichen Plan zu machen. Vergessen wir auch nicht, daß Moses, der dieses göttliche Uri zuerst schauen durfte, volle vierzig Tage in Fasten vor Gott zubrachte, um für das empfänglich zu werden, was Gott ihm speziell offenbaren wollte. Hier gab es kein eigenmächtiges Handeln, etwa wie Usa es sich zuschulden kommen ließ (1Chr 13,7-11), sondern nur strikten Gehorsam. An diesem Hause Gottes arbeiteten aber nicht nur diese beiden allein sondern alle die willigen Herzens waren halten mit, auch Frauen; letztere werdet wie eine Tabea, besonders mit der Nadel gewirkt haben. Es werden uns einige schöne Einzelheiten über die beiden Männer berichtet.
Beide, Bezaleel und Oholiab. waren einst Sklaven in Ägypten, wurden aber befreit durch das Blut des Passahlammes. Sie haben Gottes Absicht mit ihnen treu erfüllt, denn Gott hatte Pharao sagen lassen, Israel solle Ihm in der Wüste dienen. Diese beiden Männer erfüllten Gottes Willen genau wie später die Thessalonicher, die sich bekehrten, zu dienen dem lebendigen Gott (1Thes 1,9). ,Gott dienen können nur befreite Menschen. Nicht ein theologisches Studium berechtigt zum Dienst, sondern die Wiedergeburt und der Ruf Gottes.
Beide waren von Gott mit Namen gerufen (Vs. 2), genau so wie späterhin Barnabas und Saulus (Apg 13,2). Wir haben heute sehr viele Diener am Wort von Beruf, aber sehr wenig berufene Zeugen, die wie Johannes in 1Joh 1,1 sagen können: „... was wir gehört, was wir mit unsern Augen gesehen, was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben betreffend das Wort des Lebens, verkündigen wir.“ Nur Berufene sind befähigt zu bauen (Eph 2,10). Paulus schreibt in 1Kor 3,10: „Ich als ein weiser Baumeister habe den Grund gelegt.“ Wahrlich, er durfte bauen, denn er war von Gott dazu berufen (Apg 9,15). Zu irgendwelchem Dienst sind alle Gotteskinder berufen, alle „sollen die Tugenden Dessen verkündigen, der sie errettet hat“ (1Pet 2,9). Haben wir unsere Berufung erkannt und verwirklichen wir sie auch?
Beide waren Israeliten, aber aus verschiedenen Stämmen. Bezaleel war aus dem Stamme Juda, dem größten Stamme, und Oholiab aus dem kleinsten, dem Stamme Dan. Gott ruft Menschen mit hohem Wissen wie einen Paulus und einfache ungelehrte Männer, z. B. Fischer, wie Petrus. Er ruft einen braven Nikodemus und eine gefallene Samariterin und braucht beide in Seinem Dienst. Die Bedingung, daß Gott uns brauchen kann, ist, in Ihm zu bleiben (Joh 15,5).
Beide waren von Gott ausgerüstet (Vs. 3), „mit dem Heiligen Geiste und mit Weisheit erfüllt“. Mit dem Geiste erfüllt zu sein war stets die Bedingung zu fruchtbarem Dienst (Apg 1,8; 6,3). Paulus schreibt den Ephesern: „Werdet voll Geistes" (Kap. 5,18). Und wo fängt die wahre Weisheit an? „Die Furcht des Herrn ist der Erkenntnis Anfang" (Spr 1,7), das muß der Grundstein sein, denn durch Weisheit erhalten wir Einsicht. Beachten wir einige schöne Kernworte in unserm Abschnitt: „Ich habe sie mit dem Geiste Gottes erfüllt“; „Ich habe sie berufen"; „Ich habe sie mit Weisheit und Verstand erfüllt“. Denken wir an die vielseitige Arbeit dieser Männer. Sie arbeiteten in Gold, Silber, Erz, im Schneiden und Schleifen von Edelsteinen, in Holz, im Teppichweben usw. Das war nur durch göttliche Ausrüstung möglich. Wo ist der Fachmann, der in so vielen Berufszweigen zugleich wirkt? Aber wen der Herr beauftragt, der sagt wie Paulus: „Ich vermag alles durch den, der mich kräftigt, Christus“ (Phil 4,13). In Ägypten hatten die Israeliten nur Ziegel gestrichen; nun aber vom Herrn befähigt, bauen sie Ihm ein Heiligtum mit den wunderbarsten Gegenständen, wie den siebenarmigen Leuchter oder die Cherubim auf dem Sühnedeckel (2. Mose 25,17.18).
Ein Uhrmacher erzählte mir einst folgendes Erlebnis. Eines Tages kam ein Mann mit seiner Uhr zu ihm, mit der er schon bei einigen Uhrmachern gewesen war, aber keiner konnte sie instand setzen. Dieser Mann hörte jemanden sagen, daß man mit dem Heiland alles könne. Gut, sagte er sich, dann gehe ich zum Stündeler mit der Uhr, um zu sehen, ob das wahr ist, was mir gesagt wurde. Als unser Uhrmacherfreund das hörte, machte er sich an die Arbeit. Aber die Uhr wollte nicht gehen. Nun ging er auf seine Knie und sagte dem Herrn, daß Seine Ehre von dem Gelingen der Arbeit abhänge. Bald entdeckte er, daß zwischen zwei Rädchen ein Haar sich befand, er entfernte es, und nun ging die Uhr tadellos. Der Uhrmacher sagte seinem Kunden, daß es ihm zuerst genau so ergangen sei, wie seinen Kollegen: Die Uhr lief nicht. Dann habe er aber ernstlich gebetet, und daraufhin habe ihm der Herr den Schaden gezeigt. Der Kunde war so überrascht, daß er den Herrn suchte und fand. So gibt der Herr Weisheit denen, die Ihn darum bitten (Jak. 1,5). Erflehe sie nur in allen Lagen, und du erlebst Gott, wie die Erbauer der Stiftshütte Ihn erlebt haben. Der Herr befähigt für den Dienst, Er gibt die Talente, und wir sollen mit diesen handeln (vergl. Luk. 19,12-26). David sagt in 1. Chron. 28,19, daß er durch die Schrift unterwiesen worden war, am Heiligtum zu arbeiten.
Beide dienten zusammen, sie dienten einem Meister. Oft vertragen sich selbst Diener am Wort nicht. Satan vermochte die Evodia und die Syntyche, die am Evangelium arbeiteten, zu trennen (Phil 4,2). Ja, es gelang ihm sogar, Paulus und Barnabas, die der Heilige Geist vereinigt hatte, zu trennen (vergl. Apg 13,2 mit 15,36-41). Wirken wir auch mit oder finden wir nur Fehler an den andern? Zusammen wirken, zusammen beten hat große Verheißungen und führt zu erfolgreichem Dienst. Der Herr sandte Seine Diener zu zweien. Die Schrift kennt kein Einmann-System (Pred 4,9-12).
Beide waren gehorsame Diener. Moses hatte die Stiftshütte bis ins Kleinste droben beim Herrn gesehen und erhielt den Auftrag, alles genau nach dem geschauten Vorbild herzustellen. Er wird den beiden Männern eingeschärft haben, daß selbst das Geringste getreu nach dem göttlichen Muster gemacht werden müsse. Wie Moses selbst waren sicher auch die beiden Diener treu in ihrem ganzen Hause. Ihnen galt das Wort: „Was Er euch saget, das tut“ (Joh. 2,5). Nehmen wir es auch so genau mit Gottes Wort, oder weichen wir aus Bequemlichkeit davon ab? Da wird z. B. jemandem die Wahrheit der Gläubigen-Taufe klar, aber man um geht sie. Warum? Weil man von etlichen deshalb scheel angesehen werden könnte. Andere wissen, daß es dem Herrn mißfällt, mit Unbekehrten Brot zu brechen, aber man tut es doch, um niemanden vor den Kopf zu stoßen. Ist das Treue zum Wort, Liebe zum Herrn? (Joh 14,23.24).
Beide vollendeten das Werk und wurden belohnt. Ihre Arbeit war gewiß sehr schwer und ungewohnt. Oft werden sie vor Problemen gestanden sein und darüber gebetet haben, nur so konnten sie das Werk vollenden. Viele in unsern Tagen fangen begeistert an, springen drein wie ein junges Roß und ziehen sich zurück wie eine Schnecke in ihr Haus. Unser Herr aber sagte: „Ich habe das Werk vollendet, das Du Mir gegeben hast“ (Joh 17,4). Ähnlich durfte Paulus sprechen (2. Tim. 4,7.8). Endlich kam der Tag, da alles vollendet war und Moses ihre Arbeit begutachtete und nun den Leitern ein Lob spenden konnte. Aber nicht nur in menschlicher Anerkennung lag das Lob, sondern vor allem darin, daß der Herr Selbst Besitz nahm von der Stiftshütte und in sie einzog. Die Wolke, das Zeichen der Gegenwart Gottes, erfüllte das Zelt (2. Mose 40,34). Eines Tages wird der Herr auch unsere für Ihn geschaffenen Werke begutachten. Wie wird wohl das Urteil ausfallen? Wird Er sagen können: Getreuer Knecht, getreue Magd, oder muß Er sagen, was Mt 25,21 ff. geschrieben steht? Wir alle werden an jenem Tage zur Verantwortung gezogen werden über die uns anvertrauten Pfunde. Da ist nichts, was wir unser Eigen nennen dürfen, alles ist von Ihm und für Ihn. Unsere Gaben, unsere Fähigkeiten, unsere Zeit, unser Geld, alles ist Sein. Verwalten wir alles zu Seiner Ehre? Werden wir, wie Paulus in 1Kor 3,12-15 schreibt, Lohn empfangen oder werden wir gar Schaden leiden?