Behandelter Abschnitt 2Mo 30,22-32
2. Mose 30,22-32 - Das heilige Salböl
Die Stiftshütte und alle dazugehörenden Geräte waren fertig gestellt. Nun sollte die Weihe erfolgen. Die Geräte der Stiftshütte, die ja der Wohnung Gottes zu dienen bestimmt waren, sollten hochheilig sein (Vs. 29). Die Hauptsache aber fehlte noch, die Salbung mit dem heiligen Öl. Erst nach dieser Handlung konnte der Herr die Wohnung beziehen.
Ist das nicht ein äußerst wichtiger Wink für alle die Gotteskinder, die sich nach vermehrter Geistesausrüstung ausstrecken? Nur da, wo die Wohnung (unser Leib) ganz bereit gemacht wird, daß sie würdig ist als Wohnung der Majestät Gottes, wird die Salbung und damit der Einzug erfolgen. Wer nicht mit jeder Sünde und Unreinigkeit völlig bricht, bilde sich ja nicht ein, daß der Heilige Geist bei ihm einziehe. Gott gibt Seinen Geist nur denen, die Ihm gehorchen (Apg 5,23).
Im Mittelpunkt stehen natürlich Aaron und dessen Söhne. Der Hohepriester Aaron ist ein Vorbild auf den einen Hohenpriester, Christus, Aarons Söhne sind Vorbilder auf die, die des Christus sind, die Diener der Gemeinde. Auf Ihm ruhte der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes (Jes 11,2; 61,1-3). Von Ihm sagt Petrus in Apg 10,38: „Gott hat Jesum von Nazareth mit Heiligem Geiste und mit Kraft gesalbt.“ Niemals bedurfte Er der Ermahnung: „Werdet voll Geistes“ (Eph 5,18), diese ist an Seine Nachfolger gerichtet. „Er war mit Freudenöl gesalbt mehr als Seine Genossen" (Ps 45,8). Lassen wir noch einige Einzelheiten, die über dieses Salböl ausgesagt werden, an unserm Auge vorüberziehen.
Der Name dieses heiligen Salböls. Es heißt „Ö1 der heiligen Salbung“ (Vs. 31). Damit ist zugleich sein Zweck bestimmt. Dem Öl selbst waren die kostbarsten wohlriechenden Gewürze beigemischt, in Art und Menge ganz genau mit Namen bezeichnet und dem Gewicht des Heiligtums entsprechend festgelegt. Also nicht menschliche Überlegungen und Vorschriften waren dabei bestimmend. Alles ist in köstlicher symbolischer Bedeutung hinweisend auf den Heiligen Geist.
Gott betrachtete das Salböl als Sein eigen. Er sagt: „Ein Ö1 der Salbung soll Mir dieses sein“ (Vs. 31 b). Gott befahl, es auf die von Ihm bestimmten Personen und Gegenstände zu sprengen.
Wie das heilige Salböl Sein Eigentum war, umfaßte Gottessouveräner Anspruch auch alles, was mit diesem Öl besprengt wurde. Gott selbst legte also mit dieser Handlung Seine Hand auf Aaron samt dessen Söhnen und auf das Heiligtum; alles gehörte fortan Ihm allein und stand für Seinen Gebrauch zur Verfügung. Spricht nicht gerade darum Paulus die ernste Ermahnung in 1Kor 6,19.20 aus: „Wisset ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist, welchen ihr habt von Gott, und seid nicht euer selbst. Denn ihr seid teuer erkauft, darum so preiset Gott in eurem Leibe und in eurem Geiste, welche sind Gottes.“
Gott salbt also nur das, was Er Sich erwählt hat und was sich aber auch Ihm restlos und rückhaltslos zur Verfügung stellt.
Die Anwendung des heiligen Salböls. (Vs. 26-30). Die Stiftshütte und alle Geräte mußten mit diesem gesalbt werden. Erst nach dieser Handlung erfüllte die Herrlichkeit Gottes die Wohnung (Kap. 40). All die zu salbenden Gegenstände werden mit Namen aufgeführt. Das Zelt, die Lade, der Tisch, der Leuchter, der Räucheraltar, der Brandopferaltar und das Becken, zusammen sieben. In dieses Heiligtum gehörten nun vor allem die Priester, um dem Herrn des Hauses zu dienen. In 2Tim 2,21 nennt der Apostel die Diener Gefäße und sagt: „Wenn nun jemand sich von diesen reinigt - d.h. von den Gefäßen der Unehre absondert -, so wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich, dem Hausherrn zu jedem guten Werk bereit.“ Haben wir den hohen und würdigen Zweck unseres Lebens erkannt, brauchbare Gefäße der Ehre zu sein? Das Öl fließt gewiß erst dann in der ganzen Fülle, wenn alle Vorbedingungen erfüllt sind. Denken wir an ein Beispiel aus dem Leben Abrahams. Er erhielt den Ruf Gottes, allein auszuziehen, konnte sich aber nicht gleich von allem lösen und nahm Tarah, seinen Vater, und Lot, seinen Neffen, mit. Beide bereiteten Abraham große Schwierigkeiten und hinderten ihn viele Jahre hindurch, das ihm von Gott gestellte Ziel zu erreichen, bis er endlich von beiden gelöst wurde. Dann erst erlangte er den vollen Segen (1. Mose 13,14 bis 18). Gott kann nur Menschen gebrauchen, die sich lösen ließen vom eigenen Ich, vom Geld, von Ehre, von der Abhängigkeit von Menschenmeinung, oft sogar von den allernächsten Angehörigen (Mt 10,37; 1Kor 7,29-31).
Eine weitere Anwendung des heiligen Salböls. „Und Aaron und seine Söhne sollst du auch salben und sie Mir zu Priestern weihen“ (Vs. 30). Also nicht allein die Wohnstätte Gottes mit ihren Geräten mußte gesalbt werden, sondern vor allem die Diener. Das ist ein köstlicher Hinweis, sowohl auf den Hohenpriester Christus, als auch auf die Söhne, d. h. auf die Diener Christi. Erst wurde Aaron gesalbt, nachher die Söhne. Ebenso wurde erst der Hohepriester gesalbt nach Seiner Taufe, und an Pfingsten wir, dessen Söhne. Der Herr ist vom Heiligen Geiste gezeugt (Lk 1,35), dasselbe gilt von uns, den Seinen (Joh 1,13; 3,3 ff.). Voller Ehrfurcht dürfen wir es erfassen, daß der Geist Seines Sohnes auf uns ruht (Gal 4,6; 1Pet 4,14). Der Heilige Geist ist Sinnbild des Lebens, der Kraft. Daß nur der Geist allein belebt, geht so klar aus Hes 37,7-10 hervor. Wohl waren die Totengebeine zusammengerückt, Haut und Fleisch waren darüber gewachsen, aber es fehlte noch die Hauptsache, der Odem, das Leben, d. h. der Geist (vgl. Röm 8,5 ff.). Die einzige und entscheidende Bedingung nennt uns Johannes in 1Joh 2,27: „Und die Salbung, die ihr von Ihm empfangen habt, bleibt in euch.“ „Bleibet in Mir,“ sagt der Herr in Joh 15,5 ff. Dann werden wir auch stets viel Frucht bringen. Lassen wir uns nicht wiederum von der Welt, ihren Lockungen und ihrem Besitz anziehen und betrügen und aus diesem „Bleiben“ fallen. Das müßten wir am Tage Christi als den schwersten, nie wiedergutzumachenden Verlust buchen. Von uns, Seinen Priestern, soll dasselbe gesagt werden können, was Er, der Hohepriester, von Sich Selbst sagte: „Ich tue allezeit, was dem Vater wohlgefällt“ (Joh 8,29). Welch wunderbares Vorbild!
Das heilige Salböl durfte nicht zu profanen Zwecken verwendet werden (Vs. 32). „Auf Menschenfleisch soll es nicht gegossen werden.“ Aaron wurde erst besprengt, nachdem er von oben bis unten eingekleidet war, denn die Kleider hüllten ihn in einer Gott wohlgefälligen Weise ein, wie wir bereits sahen. Das Fleisch taugt zu nichts Gutem, es gehört ans Kreuz (Röm 7,18). Es gibt kein heiliges Fleisch und es kann auch nicht geheiligt werden. Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch (vgl. Joh 3,6; 1Kor 15,50). Das Fleisch, die Welt kann den Heiligen Geist nicht empfangen. Der Herr sagt: „Gebt nicht das Heilige den Hunden, und werfet die Perlen nicht vor die Säue“ (Mt 7,6). Menschen, die in ihrer Gesinnung Hunden und Schweinen verglichen werden können, finden kein Wohlgefallen an heiligen Dingen. Erschreckend sind die Werke des Fleisches (lies Gal 5,19 ff.). Sollte das heilige Salböl dadurch entweiht werden, daß dieses Fleisch damit besprengt wird? Niemals! Außer den Priestern durfte niemand gesalbt werden. Frage dich selbst: Bin ich schon ein gesalbter Priester Gottes?
Das heilige Salböl durfte auf keinen Fremden kommen. „Wer davon auf einen Fremden tut, der soll ausgerottet werden“ (Vs. 33). Wir sahen früher, daß auch kein Fremder am Passahmahl teilnehmen durfte, und hier besteht der gleiche Ausschluß jedes Fremden vom Salböl. Petrus hat dieses Verbot genau befolgt. In Apg 8,18-24 lesen wir von Simon, dem Zauberer, der scheinbar eine Bekehrung erlebt hatte, glaubte und getauft wurde. Als er an wahrhaft Gläubigen die Auswirkungen des Heiligen Geistes sah und erkannte, was durch die Handauflegung der Apostel geschah, bot er ihnen Geld an und sagte: „Gebt auch mir diese Gewalt, auf daß, wenn ich irgend jemand die Hände auflege, er den Heiligen Geist empfange.“ Was war die erschütternde Antwort des Apostels: „Dein Geld fahre samt dir ins Verderben.“ (Apg 8,20). Ist die Zahl derer nicht groß, die wie Simon ähnliches in unlauterer Weise begehren? Man läßt sich taufen, läßt sich die Hände von anerkannten Gottesmännern auflegen, um auch Großes zu wirken wie sie, aber welcher Art sind oft die Beweggründe? Man will glänzen, und das ist vor Gott ein Gräuel (Spr 16,5). Viele strecken sich aus nach Geistesgaben, aber auch nur zu ähnlichem, unheiligem Zweck (vgl. Mt 7,21 ff.). Der Heilige Geist ist nicht zu unserm Ruhm gegeben, sondern zur Verherrlichung Christi (Joh 16,14). Viele beten darum, aber wie Simon, zu ihrem Verderben. Ganz anders schreibt Paulus den Gläubigen über diese größte Gabe (Eph 1,13; 2Kor 1,21.22). „Nachahmung verboten.“ So lesen wir gelegentlich auf der Umhüllung besonderer Erzeugnisse. Ja, nach unserem Wort wird die Nachahmung des heiligen Salböls, wie auch des heiligen Räucherwerks, sogar mit dem Tode bestraft (Vs. 33.38). Gott hat sozusagen dieses heilige Salböl wie auch das Räucherwerk gesetzlich geschützt. Wir hörten bereits, daß das Salböl nichts geringeres ist als ein Symbol des Heiligen Geistes. Diesen nachzuahmen ist geradezu verwegen. Schreiber dieser Betrachtung hat an einigen Versammlungen teilgenommen, wo man es wagte, diese Fälschung zu begehen. Die Folgen waren sehr schlimm. Man brüstet sich der Geistestaufe und lebt in offenbaren Sünden und betrügt selbst Mitgläubige im Handel. Solcher Nachahmung machten sich Ananas und Saphira schuldig. Sie gaukelten der Gemeinde vor, sie brächten dem Herrn ein ganzes Opfer dar, wie von Joses oder Barnabas in Apg 4,36.37 berichtet wird. Dieses Ehepaar wollte von der Menge angesehen sein und gerühmt werden wie Joses, handelte aber trügerisch. Während die echte Gabe des Joses offenbar viel Freude und Erquickung bewirkte, brachte das Opfer des Ananias und seines Weibes Enttäuschung und Traurigkeit, ihnen selbst aber den Tod.
Vielfach ahmt man auch schöne Gebete nach und lernt sie sogar auswendig, um als besonders geistlich zu erscheinen; das ist eine unaufrichtige und darum verbotene Nachahmung. Der Herr sagt: „Ihr Herz ist ferne von Mir“ (Jes 29,13). Es ist kein „Dienst im Geiste“ (Phi1. 3,3). Man ahmt auch eine Erweckung nach durch seelische Erregung und andere ganz ungeistliche Methoden. Es gibt ferner so manche Fälle, da auch Bekehrungen nachgeahmt werden. Lesen wir, was Paulus an die Korinther schreibt (1Kor 1,26-31), und wir werden erkennen: vor Gott gilt nur das Opfer Christi, das kostbare Blut.
Der Segen des heiligen Salböls. In Ps 133,3 lesen wir vom Segen brüderlicher Eintracht, der wie der köstliche Balsam ist, der auf Aaron herabfloß, auf seinen Bart und auf seine Kleider. Man erkannte Aaron an der Salbung, wie man heute das Gotteskind an der Salbung erkennt (1Joh 2,27). Das Wirken des Heiligen Geistes im Gläubigen kann nicht verborgen bleiben. Dr. Kurz schreibt in einem Bericht, daß die Orientalen viel Öl gebrauchen. Sie salben sich damit, genießen es in ihren Speisen und brauchen es in ihren Lampen. Das soll im übertragenen Sinne auch bei uns so sein. Wir wollen geistgesalbte Menschen sein; der Geist soll zur Nahrung und Stärkung des inwendigen Menschen dienen, und unsere Lampen sollen allein vom echten Öl, dem Öl des Heiligen Geistes, leuchten. Von Menschen dieser heiligen Salbung fließen Ströme lebendigen Wassers (Joh 7,38). Maria von Bethanien salbte mit diesem heiligen Salböl, der köstlichen Narde, unsern Herrn, und dadurch wurde das ganze Haus vom köstlichen Geruch erfüllt. So verbreiten auch heute noch Gesalbte einen lieblichen Geruch Christi (2Kor 2,15).