Behandelter Abschnitt 2Tim 2,23 - 3,7
Verse 23-3,7 Letzte Tage und schwere Zeiten
Nachdem davon die Rede war, dass wir den Namen des Herrn aus reinem Herzen anrufen sollen, ist dir wohl bewusst, dass „die törichten und ungereimten Streitfra- gen“ dem direkt entgegenstehen. Debatten und Streitgespräche werden zum Ver- gnügen für die Öffentlichkeit organisiert, die dann auch noch den Gewinner wählt. Meistens führt das Menschen nicht näher zusammen, sondern macht die Kluft nur noch größer. Die Meinungsverschiedenheiten werden nicht beigelegt. Es entsteht nur noch größere Uneinigkeit. Oft geht es auch nicht einmal um Inhaltliches. Es ist ein nutzloses und undiszipliniertes Wortgefecht. Die aufgeworfenen Fragen kommen nicht aus einem reinen Herzen, sondern von Menschen, die nach ihren eigenen Vor- stellungen und ihrem eigenen Willen handeln wollen. Lass dich nicht darauf ein, höre dir das erst gar nicht an, sondern weise es ab. Wenn du auf Streitfragen ein- gehst, beteiligst du dich daran, Streitigkeiten zu erzeugen. Und das solltest du als Knecht des Herrn nun wirklich nicht tun.
Statt einen Geist des Aufruhrs zu fördern, solltest du gegenüber allen, ohne Unter- schied, freundlich und mild sein. Wenn du freundlich bist, stößt du niemanden ab, sondern ziehst die Menschen vielmehr an. Freundlichkeit ist eine Haltung, die Ver- trauen schafft. Wichtig ist auch, dass ein Knecht des Herrn in einer Position, wie Timotheus sie einnahm, in der Lage ist, andere zu lehren. Seine Belehrung ist klar und einleuchtend. Sie ist nicht schwer zu verstehen und besteht nicht aus ver- schwommenen und rätselhaften Formulierungen. Ein weiteres wichtiges Kennzei- chen für einen Knecht des Herrn ist seine Geduld. Er erträgt das Böse, das man ihm antut oder über ihn redet, ohne sich zu erregen oder sich dagegen aufzulehnen.
Dass er törichte Streitfragen abweist, bedeutet nicht, dass er die Person abweist. Der- jenige, der der Wahrheit widersteht, soll für den Herrn gewonnen werden. Deshalb wird er die Widersacher nicht mit bissigen Bemerkungen zu korrigieren versuchen, sondern in Sanftmut. Sanftmut ist ein Kennzeichen des Herrn Jesus (Mt 11,29) und hat nichts mit Schwäche zu tun, sondern gerade mit Standfestigkeit. Wenn es etwas gibt, wodurch Menschen zur Buße kommen, ist es gerade diese Eigenschaft. Wer sanftmütig ist, gleicht dem Herrn Jesus.
Gott bringt Menschen zur Buße, damit sie die Wahrheit erkennen, indem Er sie mit seinem Sohn in Verbindung bringt. Paulus benutzt hier das Wort „etwa“, weil er weiß, dass nur Gott Buße bewirken kann und darin souverän ist. Er überlässt das Er- gebnis Gott. Auch hier siehst du wieder, dass die Verantwortung eines Dieners und die Souveränität Gottes sich nicht gegenseitig ausschließen.
Im Herrn Jesus, der die Wahrheit ist (Joh 14,6), erkennen wir sowohl die Wahrheit über Gott als auch über den Menschen. Wer Ihn in den Blick bekommt, bekommt die Wahrheit in den Blick. Wenn die Aufmerksamkeit auf den Herrn Jesus gerichtet wird, werden Widersacher vielleicht wieder nüchtern aus dem Fallstrick des Teufels. Es geht hier nicht um Ungläubige im Allgemeinen, sondern um solche, die bekennen, Ihm anzugehören, aber in den Fallstrick des Teufels geraten sind. Sie beteiligen sich daran, das Wort Gottes zu verdrehen, und lehren falsche Dinge über den Herrn Je- sus. Als Gefangene des Teufels tun sie seinen Willen. Sie ziehen hinaus und verbrei- ten Lügen. Sie sind so vom Teufel verblendet, dass sie glauben, die Wahrheit vorzu- stellen (vgl. Joh 16,2).
Es geht also um eine Buße bei solchen, die bekennen, Christen zu sein. Erst wenn sie Buße tun, werden sie die ganze Wahrheit erkennen und die Scheinwahrheit, die sie gepredigt haben, verwerfen. Bis zu diesem Augenblick leben sie in einem Rausch, ei- nem Wahn, während sie glauben, sie würden die richtige Lehre bringen. Buße führt sie zur Ernüchterung, so dass sie klar sehen und denken können, um den Willen Got- tes tun zu können.
Für ein Handeln nach dem Willen Gottes sind die Verhältnisse nicht besonders güns- tig. Paulus will, dass du weißt, dass wir in den letzten Tagen leben und dass dies schwere Zeiten sein werden. Mit den „letzten Tagen“ ist gemeint, dass wir die Schlussphase der Zeit der Gemeinde als Zeugnis hier auf der Erde erreicht haben.
Der Ausdruck „schwere Zeiten“ weist darauf hin, dass man keinen klaren Unter- schied mehr zwischen echten Christen und bloßen Namenschristen erkennen kann. Der Teufel wird seine ganze Kraft aufbieten, damit so viele Christen wie möglich dem Herrn untreu werden. Er wird wie immer versuchen, Christen zur Sünde zu verleiten, doch ganz besonders wird er sich bemühen, weltliche Elemente in das Christsein einzuführen.
Das macht die Liste mit den Kennzeichen deutlich, die Paulus anschließend aufzählt. Wenn du diese Liste nämlich mit der Liste in Römer 1,29-32 vergleichst, stellst du eine große Übereinstimmung fest. Allerdings geht es in Römer 1 um Kennzeichen von Menschen, die ohne Gott leben, während es hier die Kennzeichen von Menschen sind, die bekennen, mit Gott in Verbindung zu stehen. Du siehst also, dass der Teufel bemüht ist, durch das Einführen weltlicher Elemente das christliche Zeugnis auszu- höhlen, so dass nichts mehr als ein leeres Haus übrigbleibt. Auf diese Weise kommt die gleiche Entartung, die es unter den Heiden gab, unter dem Deckmantel des Christentums wieder zum Vorschein. Den Sünden von Römer 1 wird so die der Heu- chelei noch hinzugefügt.
Wenn wir die Liste der Reihe nach durchgehen, siehst du, in wie vielen Formen sich das Böse bei religiösen Menschen äußert. Wir brauchen uns nicht bei jeder einzelnen Äußerung lange aufzuhalten. Versuche jedoch ehrlich gegen dich selbst zu sein und die Dinge, die du in deinem eigenen Leben erkennst, dem Herrn zu bekennen und dich mit seiner Hilfe zu bemühen, sie nicht mehr zu tun oder nicht mehr so zu sein. Die Liste beginnt vielsagend mit „selbstsüchtig“. Wörtlich steht hier „eigenliebig“.
Das Nächste ist „geldliebend“ und beschreibt die materialistische Haltung. Wenn sie ihren Mund auftun, zeigt sich, wie „prahlerisch“ sie sind. Was sie sagen, macht deut- lich, wie „hochmütig“ sie sind. „Lästerer“ reden böse und schlecht über andere, um ihnen zu schaden. Sie haben kei- nerlei Achtung vor Vater und Mutter, sondern sind „den Eltern ungehorsam“. Das macht die Degeneration des Familienlebens deutlich. Diese Menschen sind auch „un- dankbar“, eine Haltung, bei der man alles für selbstverständlich hält und meint, man brauche nur zu winken, um bedient zu werden. Es ist die überzogene Vorstellung, ein Recht auf alles zu haben, was ich mir wünsche, und dafür niemandem danken zu müssen. Oft leben solche Menschen „unheilig“. Sie führen eine Leben voller Unrein- heit und Gottlosigkeit.
Von Liebe ist bei ihnen keine Rede. Sie sind sogar „ohne natürliche Liebe“, was sich in Homobeziehungen äußern kann. Auch sind sie „unversöhnlich“. Sie können keinen anderen ertragen und nehmen auf niemanden Rücksicht. Dagegen stellen sie als „Verleumder“ andere gern in ein schlechtes Licht. Sie sind „unenthaltsam“ und kennen keine Selbstbeherrschung. Völlig unbeherrscht lassen sie sich gehen und scheuen sich dabei auch nicht, sowohl in ihren Worten als auch in ihrem Verhalten „grausam“ zu sein. Das ist so, weil sie „das Gute nicht lieben“. Sie haben keinen Blick und auch kein Empfinden für das Gute. Sie verhalten sich fast wie Roboter. An ihrem Auftreten gibt es nahezu nichts wirklich Menschliches mehr.
Verräter sind bereit zu verraten. Judas ist ein Beispiel dafür (Lk 6,16; vgl. Apg 7,52). Ohne über die möglichen Folgen nachzudenken, reden und handeln sie „verwegen“. Warnen nützt nichts. „Aufgeblasen“ wie sie sind, stehen sie selbst im Zentrum ihres Denkens. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass die Liste mit einem absoluten Tiefpunkt abschließt: Die Liebe zum Vergnügen hat die Liebe zu Gott völlig ver- drängt. Die ganze Liste schildert ein Leben, das nur daraus besteht, selbstsüchtigen Zielen nachzujagen, wobei die Ansprüche Gottes völlig ignoriert werden.
Es geht hierbei um Werkzeuge des Feindes, die den Anschein erwecken, dass sie in Gottesfurcht leben. Aber das ist nur eine Form (Mt 23,25). Ihr Leben strahlt nicht die Kraft eines Lebens mit Gott aus. Sie leugnen sogar, dass Gott ihnen überhaupt Kraft geben kann. Das Wort Gottes, das lebendig und wirksam ist, schlagen sie nicht auf. Sie haben so ihre eigenen Vorstellungen über Gott. Gott ist für sie jemand, der dafür sorgt, dass sie alles haben, was sie brauchen. Die Befriedigung ihrer Bedürfnisse be- stimmen sie allerdings selbst. Im Grunde genommen sind sie selbst Gott. Du kannst es dir nicht erlauben, mit solchen Menschen in Kontakt zu bleiben. Da sollst du nicht diskutieren, sondern gehorchen und dich abwenden.
Solch eine Gesellschaft bietet ideale Voraussetzungen für solche, die sich einschlei- chen wollen: Menschen, die verkehrte Dinge reden und lehren, um das Zeugnis Got- tes zu untergraben. Oft sind es Frauen, durch die falsche Lehren verbreitet werden. Im Allgemeinen sind Frauen emotionaler veranlagt. Das ist an sich nichts Verkehrtes und muss auch nicht automatisch zu der hier beschriebenen Handlungsweise führen. Nicht umsonst schreibt Johannes seinen zweiten Brief, in dem es gerade um Irrlehre geht, an eine Frau (2Joh 1). Sie ist aufgefordert, einen Irrlehrer zu erkennen. Wenn bei einer Frau jedoch die Gefühle die Oberhand gewinnen und sie dazu noch in der Sünde lebt, getrieben durch eine verdorbene innere Haltung, finden Irrlehrer in ihr ein williges Werkzeug. Der Irrlehrer muss einem solchen „Weiblein“ nur noch schmeicheln, und schon hat er sie für sich gewonnen. Anschließend kann er sie so manipulieren, dass sie seine Irrlehren verbreitet.
Es sind „Weiblein“, die durchaus bereit sind zu lernen. Immerzu hungern sie nach neuen Lehren. Doch statt zur Erkenntnis der Wahrheit zu kommen, weichen sie im- mer weiter von der Wahrheit ab. Ständig sind sie auf der Suche, kommen aber nie zu einer festen Überzeugung. Gegenwärtig gibt es viele neue Lehren, die das Bedürfnis nach geistlichem Leben ansprechen. Das ist jedoch ein Evangelium ohne das Kreuz, ohne einen gestorbenen und auferstandenen Christus.
Die Ursache dafür, dass jemand nicht zur Erkenntnis der Wahrheit kommen kann, liegt oft in der Tatsache, dass man sich der Wahrheit nicht unterwirft, sondern die Wahrheit sich unterwerfen und nach eigenem Empfinden selbständig festlegen will. Die Gefühlslage bestimmt den Wahrheitsgehalt: Etwas ist wahr, wenn man dabei eine gutes Gefühl hat. Um zur Erkenntnis der Wahrheit zu kommen, muss man zu- erst eine lebendige Verbindung mit dem Herrn Jesus haben.