Behandelter Abschnitt 2Tim 2,20-22
Verse 20-22 Ein Gefäß zur Ehre und ein reines Herz
Man kann wohl sagen, dass die Verse, die du in diesem Abschnitt findest, sehr aktu- ell sind. Die Verwirrung in der Christenheit nimmt zu. Wie kannst du darin deinen Weg finden? Glücklicherweise hat der Herr diese Situation vorausgesehen: Der Zu- stand würde nicht mehr so sein wie in der Anfangszeit der Gemeinde. Damals wagte keiner der Ungläubigen, sich der Gemeinde anzuschließen (Apg 5,12-14). Im vorigen Abschnitt hast du gesehen, dass der Herr durchaus weiß, wer Ihm angehört (Joh 10,14), auch wenn du das nicht immer erkennen kannst.
Du hast auch die Seite deiner Verantwortung gesehen, dass du alles meiden sollst, was im Widerspruch zur Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes steht. Der Maßstab da- für ist Christus, seine Person und sein Werk und das Wort Gottes. Wenn die Voll- kommenheit Christi oder die seines Werkes oder des Wortes Gottes in Zweifel gezo- gen wird oder wenn sie verkehrt vorgestellt oder in einigen Aspekten geleugnet wird, brauchst du dich nicht zu fragen, ob du es mit einem Gläubigen zu tun hast oder nicht. Das kannst du dem Herrn überlassen. Deine Aufgabe ist es, dich zurück- zuziehen, und zwar von jedem, der das tut, und von jeder christlichen Gruppe, wo das geduldet wird.
Um das eine und andere zu verdeutlichen, benutzt Paulus das Bild eines großen Hauses. Vielleicht erinnerst du dich, dass er auch in seinem ersten Brief von einem Haus gesprochen hat (1Tim 3,15). Dort bezeichnet er die Gemeinde des lebendigen Gottes als „Haus Gottes“. Damit will er ausdrücken, dass alle wahren Gläubigen die- ses Haus bilden. Hier spricht er nicht vom „Haus Gottes“, sondern von „einem gro- ßen Haus“. Wenn du wissen willst, was er damit meint, musst du nachsehen, was sich in dem Haus befindet. So wie das große Haus auf etwas hinweist, weisen auch diese Gefäße auf etwas hin. Zunächst einmal ist mit einem Gefäß eine Person ge- meint (vgl. Apg 9,15; 1Thes 4,4). Weiter fallen zwei Dinge auf, wenn man die Be- schreibung der Gefäße liest: sie unterscheiden sich (a) im Material (Gold, Silber, Holz, Erde) und (b) im Gebrauch (zur Ehre, zur Unehre).
Schauen wir uns zuerst die unterschiedlichen Materialen an. Wichtig ist noch zu wis- sen, worauf diese Materialien hinweisen. Darüber gibt 1. Korinther 3,12.13 weiteren Aufschluss. Dort kannst du lesen, dass das Feuer den Unterschied deutlich macht: Gold und Silber werden durch Feuer nicht verändert, Holz und das, was aus der Erde hervorkommt, verbrennen hingegen. Das Feuer ist ein Bild für die Gerechtigkeit Gottes, die alles prüft und erprobt. Goldene und silberne Gefäße weisen auf Gläu- bige hin. Wenn Gott sie in seiner Gerechtigkeit prüft und erprobt, wird deutlich, dass sie in Christus Gottes Gerechtigkeit besitzen.
Hölzerne und irdene Gefäße sind Ungläubige. Wenn sie von Gott in seiner Gerech- tigkeit geprüft und erprobt werden, kommen sie um, denn ihnen fehlt Christus als ihre Gerechtigkeit. Wenn du noch einmal an das Siegel denkst, hast du hier die eine Seite des Siegels, auf der steht, dass der Herr die Seinen kennt. Um mit dem Bild von Paulus zu reden: Der Herr weiß, wer ein goldenes oder silbernes Gefäß ist und wer ein hölzernes oder irdenes Gefäß ist, auch wenn wir das nicht immer erkennen kön- nen.
Aber auch deine Seite kommt in dem Bild zur Sprache. Wegen der Verwirrung inner- halb der Christenheit kannst du oft nicht erkennen, um welches Material es sich han- delt. Wohl aber kannst du und sollst du auch beurteilen, ob jemand ein Gefäß zur Ehre oder ein Gefäß zur Unehre ist. Hier hast du die andere Seite des Siegels. Ein Ge- fäß zur Ehre ist jemand, der den Namen des Herrn nennt, und das zeigt sich dadurch, dass er von der Ungerechtigkeit absteht.
Bis jetzt scheint es so, als gehe es nur darum zu beurteilen, was andere tun. Doch die entscheidende Frage ist natürlich, ob du ein Gefäß zur Ehre sein willst. Die Antwort auf diese Frage sollte „ja“ lauten. Doch damit ist eine Bedingung verknüpft. Um ein Gefäß zur Ehre zu sein, musst du dich von den Gefäßen zur Unehre wegreinigen.
Und wer sind die Gefäße zur Unehre? Menschen, die nicht von der Ungerechtigkeit abstehen.
Was heißt das nun: von der Ungerechtigkeit abstehen? Dieses Abstehen hat zwei Sei- ten. Es heißt einerseits, sich von Menschen zurückzuziehen, die eine verkehrte Lehre vertreten. Es bedeutet auch, sich von Menschen zurückzuziehen, die selbst zwar keine verkehrte Lehre vertreten, aber doch bewusst mit solchen in Verbindung bleiben, die eine verkehrte Lehre vertreten. Sie unternehmen nichts, wenn Dinge ge- predigt werden, die der Schrift direkt entgegenstehen. Ein Beispiel dafür sind christ- liche Gemeinschaften, wo liberale Theologen ungehindert ihre verderblichen Lehren verkünden können oder wo eine unbiblische Lebensweise, wie zum Beispiel das Zu- sammenleben von Unverheirateten, geduldet wird, ohne dass Gemeindezucht ausge- übt wird.
Ich möchte dich ausdrücklich darauf hinweisen, dass es in diesem Abschnitt um deine persönliche Treue und deine persönliche Verantwortung geht. Du solltest den Zusammenhang dieses Abschnittes gut beachten. Dann siehst du, dass dein Abste- hen von der Ungerechtigkeit eine persönliche Sache ist. Das Wort Gottes sagt hier nicht, dass du das von anderen fordern sollst. Jeder muss für sich selbst in Überein- stimmung mit diesem Schriftwort handeln. Du musst dich sowohl von Sünde in dei- nem eigenen Leben reinigen als auch von Sünde in der Gemeinschaft, in der du bist. Wenn die Gemeinschaft den Sauerteig (ein Bild der Sünde) nicht hinaustut (1Kor 5,7.13), hast du hier die Aufforderung, dich selbst davon zu reinigen.
Ich möchte dich auch noch nachdrücklich darauf hinweisen, dass es hier um Lehren oder Praktiken geht, die die Grundlagen des christlichen Glaubens antasten, also Christus, sein Werk und sein Wort. Es geht nicht um Erkenntnisunterschiede bei be- stimmten Wahrheiten der Schrift. Leider gibt es unter Christen eine ganze Reihe sol- cher Unterschiede, zum Beispiel was die Zukunft oder die Gemeinde angeht. Doch darum geht es hier nicht. Ich sage damit nicht, dass das, was die Schrift über die Zu- kunft oder über die Gemeinde sagt, nicht wichtig sei. Alles in der Schrift ist wichtig, denn es ist alles das Wort Gottes. Dennoch darf man ein anderes Verständnis einer biblischen Wahrheit nicht mit dem Antasten der Person der Herrn Jesus oder der Fundamente unseres Glaubens gleichsetzen. Und genau das Letztere wird in diesem Abschnitt behandelt, denn es geht um Ihn und sein Werk. Darüber darf es keine un- terschiedlichen Auffassungen geben.
Dass ich mich auch im Blick auf das Gemeindeleben von anderen Gläubigen abson- dere, hat nicht nur damit zu tun, dass wir hier aufgefordert werden, von der Unge- rechtigkeit abzustehen. Ich schließe mich auch solchen Gemeinschaften nicht an, wo es zwar nichts Böses im Sinn einer fundamentalen Irrlehre gibt, wo aber die Gemein- deform nicht dem entspricht, was ich im Wort Gottes gefunden habe. Wenn ich zum
Beispiel an Apostelgeschichte 2,42 oder 1. Korinther 14 denke, möchte ich gern da sein, wo man bestrebt ist, das in die Praxis umzusetzen.
Ich bin auf diese Verse auch deshalb etwas ausführlicher eingegangen, weil aufgrund dieses Abschnittes vielen Gläubigen Unrecht getan worden ist und getan wird. Das geschieht dann, wenn man sie als „Gefäße zur Unehre“ bezeichnet, obwohl auch sie alles verwerfen, was Christus, sein Werk und sein Wort antastet. Obwohl sie das Le- ben als Gemeinde in einer anderen Form praktizieren, als es nach meiner Überzeu- gung richtig ist, halten sie doch die Ehre des Herrn hoch. Sie weisen verkehrte Leh- ren zurück und lassen ein Leben in der Sünde nicht zu. Auch sie möchten gern „ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn“.
Glücklicherweise finden sich auf der ganzen Welt dem Herrn hingegebene Christen, die Ihn durch ihr Leben ehren. Sie sind echte Gefäße zur Ehre. Sie führen ein gehei- ligtes Leben und bekommen deshalb auch die Schmach und Verfolgung der Welt zu spüren, manchmal mehr als wir. Sie bekennen nicht nur mit ihrem Mund den Herrn Jesus als ihren Herrn (ein Titel, der die absolute Autorität Christi über ihr Leben zum Ausdruck bringt), ihr ganzes Leben zeugt davon.
Ich hoffe, dass das auch für dich gilt. Dann bist du „zu jedem guten Werk bereitet“, das heißt, du bist einsatzfähig, um einen Dienst zu tun, der „gut“ ist. Das möchtest du ja auch gern, und darüber kann man nur jubeln. Bevor du jedoch aus den Startlö- chern schießt, um den dann aufgezählten Dingen nachzujagen, wird dir etwas ge- sagt, was du dir gut merken solltest. Du hast nämlich mit „jugendlichen Begierden“ zu tun. Vielleicht denkst du, dass sich das auf sexuelle Begierden bezieht. Die gehö- ren sicher auch dazu, aber es beschränkt sich nicht darauf, und ich glaube auch gar nicht, dass es hier in erster Linie darum geht. Es sind Begierden, die für Jugendliche kennzeichnend sind. Dabei solltest du an das Geltungsbedürfnis denken, sich Gehör zu verschaffen und mitreden zu wollen.
Was sich bei jungen, eifrigen Gläubigen oft zeigt, ist ein scharfer Blick für die Fehler anderer, während man sein eigenes Herz noch gar nicht so recht kennengelernt hat. Wenn du merkst, dass Geltungsbedürfnis dein Handeln bestimmt, musst du fliehen und dich aus der Situation zurückziehen, bevor du etwas kaputtmachst (vgl. 1Mo 39,12; siehe auch 1Tim 6,11; 1Kor 6,18; 10,14). Bedenke, dass du dich selbst noch nicht so gut kennst und noch nicht die geistliche Reife hast, in bestimmten Fällen etwas zu sagen oder zu tun, selbst wenn du die Situation richtig beurteilen magst.
Mit solch einer Haltung kannst du dann anfangen, etwas Positives zu tun. Das Ab- stehen ist einerseits notwendig, es ist allerdings nur die negative Seite. Deshalb gilt andererseits, nach dem zu streben, was mit dem Herrn übereinstimmt. Das ist zual- lererst „Gerechtigkeit“, nämlich so zu handeln, wie es vor Gott und Menschen recht ist. Auch Glauben oder Glaubensvertrauen ist ein unverzichtbares Kennzeichen, wenn alles um dich her verwirrt ist und der Herr und sein Wort dein einziger Halt sind. Dazu kommt die Liebe. Ohne Liebe in deinem Herzen werden Gerechtigkeit und Glauben zu Äußerungen eines gesetzlichen Geistes. Schließlich heißt es hier noch, dass du nach Frieden streben sollst. Du sollst keine Unruhe stiften, sondern ein Friedensstifter sein.
Wenn du jetzt denkst, dass du das alles ganz allein schaffen musst, hörst du am Ende von Vers 22, dass das ein Irrtum ist. Nirgendwo in der Schrift begegnet dir eine Auf- forderung, als Christ ein Einzeldasein zu führen. Sich von Gefäßen zur Unehre zu trennen, ist notwendig. Wenn du dich aber darauf beschränkst, führt das zu Pharisä- ismus, einer Haltung, bei der du dich für heiliger als andere hältst. Deshalb be- kommst du nun zu hören, dass du dich denen anschließen sollst, „die den Herrn an- rufen aus reinem Herzen“. Mit der Hilfe des Herrn wirst du erkennen können, ob der andere ein reines Herz hat, ebenso wie der andere das bei dir erkennen muss. Dazu muss man miteinander reden. Lass dabei Christus, sein Werk und sein Wort das Thema sein. Dann wird schnell deutlich, ob Er aus einem reinem Herzen angeru- fen wird.