Behandelter Abschnitt 1Pet 2,4-5
1Pet 2,4.5: Zu welchem kommend, als zu einem lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar, werdet auch ihr selbst als lebendige Steine aufgebaut, ein geistliches Haus, zu einer heiligen Priesterschaft, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus.
Die Gläubigen selbst bildeten jetzt das geistliche Haus Gottes, das heilige Priestertum. Sie waren gekommen zu dem lebendigen Stein – Jesus Christus, der von Menschen zwar verworfen, von Gott aber auserwählt, kostbar war. Und sie waren als lebendige Steine auf Ihn aufgebaut. Der Apostel liebt dieses Wort „lebendig“. Ihm hatte der Vater offenbart, dass Jesus der Sohn des lebendigen Gottes war (Mt 16,16.17). Kein anderer als er, Petrus, hatte Ihn bis dahin so bekannt, und der Herr hatte ihm gesagt, dass Er auf diesen Felsen seine Versammlung bauen werde. Mit dem Felsen war das gemeint, was Petrus in seinem Bekenntnis über den Herrn ausgesagt hatte, das heißt, es ging um die Person des Sohnes Gottes in der Kraft des Lebens, die sich in seiner Auferstehung bewies. Dadurch hat Er sich als der Sohn des lebendigen Gottes erwiesen (s. Röm 1,4).
Petrus (sein Name bedeutet „Stein“) nahm durch seinen Glauben teil an der Natur dieses lebendigen Felsens, und hier in Vers 5 dehnt er diesen Charakter auf alle Gläubigen aus. Sie alle sind solche lebendigen Steine. Er zeigt, wie das heilige Haus auf den lebendigen Stein, Christus, gebaut ist. Gott selbst hatte Ihn als den auserwählten und kostbaren Eckstein gelegt. Wer an Ihn glaubte, sollte nicht in Verlegenheit geraten!
Dies ist übrigens ist die einzige Stelle, wo Petrus die Lehre von der Gemeinde berührt. Er tut das unter dem Charakter eines Gebäudes, nicht eines Leibes oder einer Braut. Er spricht von dem, was Christus baut, nicht von dem, was mit Ihm vereinigt ist. In Epheser 2,20.21 stellt uns Paulus die Gemeinde ebenso dar. Wenn man die Gemeinde in dieser Weise sieht, dann ist sie das Werk Christi. Es ist ein Werk, das auf der Erde vor sich geht, ein Werk, das immer weiter fortdauert. Es wird hier auch kein menschliches Werkzeug erwähnt. „Ich will bauen“, sagt Christus. Der Bau „wächst“, sagt Paulus. Lebendige Steine „kommen“, sagt Petrus. Dies darf nicht mit dem Bauwerk, an dem Menschen mit Holz, Heu und Stroh bauen können, durcheinandergebracht werden, als ob beides derselbe Bau wäre. Obwohl es natürlich so ist, dass das, was nach außen sichtbar wird, an diesem von Gott gut aufgebauten Bauwerk, von dem Menschen – wie alles andere auch – verdorben wurde, nachdem es seiner Verantwortlichkeit überlassen worden war. Einzelne Personen werden durch die Gnade aufgebaut und das Haus wächst zu einem heiligen Tempel. Alles das steht in Beziehung zu Matthäus 16, wo der Herr davon spricht, dass Er seine Versammlung bauen will. Die Verantwortlichkeit des menschlichen Dienstes in dieser Hinsicht finden wir in 1. Korinther 3, und in Übereinstimmung damit wird die Gemeinde dort von einem ganz anderen Gesichtspunkt aus betrachtet. Die Gemeinde als der Leib ist wieder eine ganz andere Sache, über die uns Epheser 1 und 4 sowie 1. Korinther 12 und andere Stellen Belehrung geben.
In den Versen 1. Petrus 2,5 und 9 wird die Priesterschaft des Gläubigen in zweierlei Hinsicht beschrieben. Es geht hierbei um zwei Seiten des christlichen Lebens oder besser gesagt um zwei Seiten, wie dieses Leben geistliche Kraft offenbart. Diese Kraft zeigt sich in der doppelten Priesterschaft. Die heilige Priesterschaft in Vers 5 entspricht der gegenwärtigen Stellung Christi, so wie Er jetzt im Himmel erhoben ist. Die königliche Priesterschaft in Vers 9 entspricht dem, wie sich die Herrlichkeit Christi auf der Erde zeigen wird, wenn Er auf die Erde zurückgekommen ist und sich hier offenbart hat. Vers 5 entspricht der Priesterschaft Aarons, Vers 9 entspricht der Priesterschaft Melchisedeks. Christus befindet sich jetzt – um mit dem
Bild von 3. Mose 16 zu sprechen – innerhalb des Vorhangs, wie damals Aaron hinter den Vorhang ging. Später wird Christus Priester auf seinem Thron sein und das wird die öffentliche Entfaltung seiner Herrlichkeit auf der Erde bilden. Melchisedek war in ähnlicher Weise Priester und König zugleich.
Auch die Gläubigen besitzen eine heilige Priesterschaft (1Pet 2,5), um geistliche Opfer des Lobes und der Danksagung darzubringen. Das ist ein großartiges Vorrecht, das die Christen besitzen! Der Gläubige ist so nahe wie möglich zu Gott gebracht. Er bringt Gott seine Opfer dar mit der Gewissheit, dass sie Ihm angenehm sind, da er sie durch Jesus Christus darbringt. Dieser Teil des christlichen Lebens ist der erste, der großartigste und wesentlichste. Er ist die Quelle des anderen Teils – der königlichen Priesterschaft, die der Ausdruck jenes Lebens auf der Erde ist. Er ist deshalb der großartigste Teil des christlichen Lebens, weil wir, wenn wir diese Priesterschaft ausüben, dabei in unmittelbarer Verbindung mit dem göttlichen Gegenstand unserer Zuneigungen stehen. Die geistlichen Opfer sind der Widerhall der Gnade, die wir genießen. Sie werden durch den Heiligen Geist hervorgebracht. Unser Herz ist bewegt durch die wunderbaren Gaben Gottes und durch die Liebe, die uns diese Gaben geschenkt hat, und gibt Ihm dafür diese geistlichen Opfer zurück. Das Herz strahlt alles, was ihm in Gnade offenbart worden ist, durch die Kraft des Heiligen Geistes wieder zurück. Das geschieht dadurch, dass wir den Urheber und Geber all dieser Gnade und all dieser Gaben anbeten. Wir tun das gemäß der Erkenntnis, die wir aufgrund dessen, was wir empfangen haben, von Gott selbst bekommen haben. Die Früchte des himmlischen Kanaans – die himmlischen Segnungen, ausgedrückt in der Sprache von 5. Mose 26 –, die wir genießen, werden als Opfer Gott dargebracht. Wir treten ein in die Gegenwart Gottes selbst, um Ihn zu loben und anzubeten. Das ist die heilige Priesterschaft, entsprechend dem Vorbild der Priesterschaft Aarons und des Tempels in Jerusalem, den Gott als sein Haus bewohnte.