Unsere heilige und königliche Priesterschaft
Behandelter Abschnitt 1Pet 2,4-5
Nachdem Petrus uns in dem ersten Kapitel (1Pet 1) gezeigt hat, dass der Christ erlöst, erneuert und durch den Heiligen Geist befähigt ist, in Neuheit des Lebens zu wandeln, geht er nun dazu über, unsere neuen Beziehungen zu entfalten. Er zeigt, dass Christen nicht nur als ein geistliches Haus zusammengefügt sind, sondern eine heilige und königliche Priesterschaft sind. Heilig im Blick auf Gott und königlich im Blick auf Menschen. Das alles ist eine Folge davon, dass man zu Christus gekommen ist.
„Zu welchem kommend, als zu einem lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar, werdet auch ihr selbst als lebendige Steine aufgebaut, ein geistliches Haus, zu einer heiligen Priesterschaft, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus“ (1Pet 2,4.5).
Petrus gebraucht sehr gerne das Wort „lebendig“. Wir erinnern uns an die Worte, die er zu Jesus sprach: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16). Hier sagt er nun, dass wir zu einem „lebendigen Stein“ gekommen sind, auserwählt und kostbar; das ist Gottes Wertschätzung.
Es heißt „zu welchem kommend“, d. h. es ist eine Person, mit der wir es zu tun haben und zu der wir gebracht sind. Wissen wir, was das bedeutet? Haben wir in unserer Lebensgeschichte mit dem Sohn Gottes als einer lebendigen Person zu tun gehabt? Wenn ja, was ist das Ergebnis davon? „Auch ihr selbst werdet als lebendige Steine aufgebaut.“
Ein Christ ist ein „lebendiger Stein“. Ein Stein ist ein Teil eines Felsen. Was für eine Sicherheit gibt uns das! Wo finden wir zum ersten Mal diese Veranschaulichung? Bei Petrus, als er zu dem Herrn Jesus gebracht wird. Der Herr sagt zu ihm: „Du wirst Kephas heißen (was übersetzt wird: Stein)“ (Joh 1,42).
Diese Handlung der Namensänderung durch den Herrn ist äußerst bedeutsam. Es zeigt, dass Er der Herr und Besitzer von Petrus war. Wenn der Name einer Person geändert wurde, so deutete dies immer darauf hin, dass er der Besitz desjenigen geworden war, der die Namensänderung veranlasste. Wie fand diese Namensänderung statt? Der Herr sprach zu Petrus. Wie werden wir lebendige Steine? Dadurch, dass wir die Stimme des Sohnes Gottes gehört haben. „Es kommt die Stunde und ist jetzt, da die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie gehört haben, werden leben“ (Joh 5,25).
Ein Christ ist, als er zu Christus gekommen ist, ein lebendiger Stein geworden. Was für ein Gefühl der Sicherheit wird der Seele dadurch gegeben! Wir hatten mit dem Lebendigen zu tun! Er ist ein lebendiger Stein, und wir sind jetzt lebendige Steine. Wir haben das „Felsenleben“. Es ist dasselbe Leben wie sein Leben. Könnten wir jemals von Ihm getrennt werden? Niemals! Sein Leben ist jetzt unser Leben und es ist „verborgen mit dem Christus in Gott“ (Kol 3,3).
Das „geistliche Haus“, von dem Petrus hier spricht, ist vergleichbar mit der Lehre des Paulus von dem einen „Leib“. Was Paulus den „Leib“ nennt, nennt Petrus das „Haus“. Es ist aber keineswegs das, was Paulus meint, wenn er von dem Haus spricht. Wenn Paulus von dem Haus spricht, meint er damit die große Masse christlicher Bekenner.
Wenn wir das geistliche Haus in seiner Vollkommenheit sehen möchten, so müssen wir Off 21 lesen. Wie wunderbar glänzen dort diese Steine! Die Steine sind genau dieselben wie die, die hier in unserem Kapitel aufgebaut werden. Jedoch werden wir bis zu diesem Zeitpunkt alle bis zum Äußersten auf dem Schleifstein des großen Edelsteinschleifers gewesen sein. Jeder Schmutz und unschöner Auswuchs wird weggenommen sein, so dass der Stein funkeln und glänzen wird. Die Steine, die dort so schön glänzen, sollen aber schon hier für Christus glänzen! Wie schön wäre es, wenn bereits jetzt die Welt in dir und in mir Christus sehen könnte! Nach und nach werden die Nationen in das Licht jener Stadt kommen. Sie werden dann die Herrlichkeit Christi hervorstrahlen sehen, und bereits jetzt sollen sie seine Gnade und Liebe sehen, wie sie sich in unserem Leben und auf unseren Wegen Tag für Tag widerspiegeln.
Die Gläubigen sind jedoch neben dem geistlichen Haus auch eine „heilige Priesterschaft“. Die Vorstellung der Menschen von einem Priester ist, dass der Priester sich zwischen die Seele und Gott stellt und die Angelegenheiten der Seele mit Gott regelt. Dies war in der Tat im Alten Testament so. Aber jetzt ist jede gerettete Seele ein Priester. Üben wir unsere Priesterschaft aus? Dies ist eine Frage von tiefgehender Bedeutung für jeden Gläubigen. Wir sind nicht alle Prediger, denn Gott hat nicht jedem von uns die Kraft gegeben, das Wort des Herrn zu predigen. Aber wir sind alle Priester.
Das Predigen ist die Ausübung einer geistlichen Gabe und das göttlich vorgesehene Mittel, um den Menschen die Wahrheit Gottes zu vermitteln. Daher sollte jeder, der zum Predigen aufsteht, eine tiefe Einsicht in seinem Herzen haben, dass er den Menschen vor sich etwas von Gott austeilt. Aber während das öffentliche Predigen der Gabe entsprechend begrenzt ist, so ist die Priesterschaft das Teil des jüngsten, des schwächsten, des kraftlosesten Gläubigen, sowohl der Frauen als auch der Männer.
Wenn die heilige Priesterschaft ausgeübt wird, ist das Resultat Anbetung. Wenn hingegen eine Gabe, die der Herr einem Diener gegeben hat, ausgeübt wird, ist das Resultat z. B. die Predigt. Anbetung ist von Menschen zu Gott gerichtet, der Dienst des Wortes von Gott zu uns. Die heiligen Priester sollen geistliche Schlachtopfer bringen. In Heb 13,15 steht: „Durch ihn nun lasst uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.“ Aus den Herzen der Gläubigen sollte beständig Preis, Lob und Anbetung aufsteigen.
Der Herr hat uns zuallererst zusammengefügt, damit wir Gott preisen, danken und loben. Wir müssen Gott an die erste Stelle setzen. Das, was Ihm gebührt, muss Ihm gegeben werden. Wir dürfen auch nicht die Predigt des Evangeliums an die erste Stelle setzen. Hierin hat die Christenheit versagt. Die Welt wurde an die erste Stelle gesetzt, und die Rettung verlorener Seelen wurde zur höchsten Priorität gemacht. Dies ist allerdings nicht das, was Gott als unsere erste Priorität haben möchte. Es ist durchaus wichtig und hat seinen Platz; wir können uns nicht ernstlich genug darum bemühen, verlorene Seelen zu retten, aber Gottes Ansprüchen gegenüber uns, seinen Gläubigen und heiligen Priestern, muss zuerst entsprochen werden. Danach gehen wir mit all unserer Energie verlorenen Seelen nach.
Worin besteht das Werk Gottes vom Tag der Pfingsten an? Was sucht Er seitdem? Der Vater sucht Anbeter –, und weil Er Anbeter sucht, ist es die Absicht des Sohnes, hinzugehen, Sünder zu suchen und zu finden und sie zu Anbetern zu machen. Wenn wir zu Anbetern und heiligen Priestern gemacht sind, ist es einfach, unseren Aufgaben als königliche Priester nachzukommen. Sind wir königliche Priester? Im Blick auf Gott sind wir heilige Priester und auf unserem Weg durch diese Welt sollen wir königliche Priester sein. Diese königliche Würde verleiht uns eine ehrenvolle Stellung. Was könnte es Ehrenvolleres geben, als Gottes Botschafter in einer Welt zu sein, die seine Gnade ablehnt!