Behandelter Abschnitt Joh 19,38-42
Bei einem Reichen in seinem Tod
Verse 38-42. Wie wenig entspricht doch das, was in der Welt äusserlich vor sich geht, der Wirklichkeit! Skrupel und Brutalität beeilten sich, das Leben der beiden Übeltäter zu beenden. Doch sie dachten nicht im Geringsten daran, dass sie auf diese Weise den armen Glaubenden direkt ins Paradies schickten! Die Schriften mussten sich in jedem Punkt erfüllen. Nicht ein Knochen von Jesus wurde gebrochen, sondern seine Seite durchbohrt.
Nun sorgte Gott für den reichen Mann, bei dem Jesus in seinem Tod sein sollte. Joseph von Arimathia bekam den Leib des Erlösers von Pilatus, und er und Nikodemus legten Ihn mit Gewürzsalben in eine neue Gruft, die noch nie für eine Beerdigung benutzt worden war. Da der Sabbat gerade begann (um sechs Uhr abends), legten sie den Leib dorthin, um nach Ablauf des Sabbats alles geziemend herzurichten. Welch ein ernster Augenblick, als die Erde den toten Leib des Sohnes Gottes empfing und die Welt nun nichts mehr von Ihm hatte!
Es ist auch beachtenswert, wie Ungerechtigkeit in ihrem höchsten Ausmass dazu führt, dass Schwache sich als treu erweisen. Diese beiden Männer, die an Jesus glaubten, deren Stellung und Reichtümer sie jedoch daran hinderten, sich offen zu Ihm zu bekennen (das heisst, einer tat es, aber nur furchtsam und indirekt), treten nun kühn hervor. Sie tun es zu einem Zeitpunkt, da alle anderen, ausser einigen wenigen Frauen, sich angstvoll verbargen. Das Böse in der Mitte der Juden war für sie unerträglich geworden. Ihre Stellung erwies sich nun als nützlich und vorteilhaft für ihre Hingabe. Es war die geduldige Gnade Gottes und seine Vorsehung, die den Reichen zu diesem Zeitpunkt für diesen Dienst hervortreten liess.
Der Tod wird Ihn nicht festhalten können
In der unsichtbaren Welt war Jesus im Paradies. In dieser Welt war ein unterbrochenes Begräbnis alles, was Er hatte. Sünde, Tod, Satan und das Gericht Gottes hatten alles getan, was sie tun konnten. Sein irdisches Leben war beendet, und damit waren alle seine Beziehungen zu dieser Welt und zum Menschen als Teil dieser Welt zu Ende. Äusserlich herrschte der Tod, sogar über den Sohn Gottes. Ernste Seelen, die dies erkannten, waren bestürzt.
Doch die Welt ging weiter wie bisher. Das Passah wurde ganz normal gefeiert. Jerusalem blieb, was es gewesen war. Sie waren die beiden Räuber losgeworden. Was aus ihnen beiden geworden war, interessierte die Gesellschaft nicht. Ihre Selbstsucht war von ihnen beiden befreit; und nicht nur von ihnen, sondern auch von einem Anderen, der sie verärgert hatte, weil Er diese Selbstsucht zu sehr angeprangert hatte. Doch nicht das Äussere einer Sache ist die Wahrheit. Einer der Räuber war mit Christus im Paradies; der andere war von aller Hoffnung weit entfernt. Die Seele des dritten Gekreuzigten war in der Ruhe des vollkommenen Segens, im Schoss der Gottheit. Und die Welt hatte ihren Heiland verloren und würde Ihn nie mehr sehen.
Aufgrund seiner Person war es unmöglich, dass Jesus unter der Macht des Todes bleiben konnte, obwohl Er sich ihr unterworfen hatte, und das für uns. Wegen der göttlichen Gerechtigkeit konnte Er nicht dort bleiben. Er war der wahre Sohn Gottes, und die Ehre des Vaters wachte darüber, dass Er nicht im Tod gehalten wurde. Er konnte nicht zulassen, dass sein Heiliger die Verwesung sehen sollte.
Die vollkommene Finsternis, die über die Welt gekommen war, redete in Bezug auf Gottes Seite von der Dämmerung eines neuen und ewigen Tages, der über dem Tod aufgehen würde. Jener Tag würde zu Gottes Verherrlichung für die aufgehen, die mit Jesus verbunden waren und in Ihm die Sonne der Gerechtigkeit sahen. Dort, wo Glaube vorhanden ist, mag die Traurigkeit eine Nacht lang dauern, aber am Morgen wird Freude sein. Für die Gerechten geht das Licht auf, und zwar mitten in der Finsternis. Der Mensch muss verdammt werden, doch Gott ist souverän in seiner Gnade, herrlich in seiner Gerechtigkeit. Gemäss dieser Gnade und gemäss der Gerechtigkeit gegenüber der Sünde musste Christus als Mensch sterben. Doch gemäss der unfehlbaren Gerechtigkeit Gottes musste Er auferweckt werden.
Es ist die Grundlage der Wahrheit hinsichtlich des Werks von Christus, aber es ist auch die Grundlage aller Wege Gottes mit uns. Wir müssen mit Ihm sterben und mit Ihm auferweckt werden. Wenn wir uns diese Wahrheit stets zu eigen machen - denn dies ist ein Vorrecht für uns gemessen wir ein Leben, das nicht von dieser Welt ist, indem wir in unserem Körper allezeit das Sterben des Herrn Jesus tragen. Wenn in irgend einem Bereich unseres Lebens die Auswüchse des Fleisches nicht getötet werden, muss der Tod darüber verhängt werden. Wir erfahren dies in den Wegen Gottes. Es ist die Geschichte unseres Christenlebens hier auf der Erde. Grundsätzlich aber ist unser Gestorbensein mit Ihm ein für alle Mal am Kreuz geschehen.