Behandelter Abschnitt Joh 16,12-16
Was der Heilige Geist den Jüngern offenbart
Verse 12-16. Nun haben wir es mit dem letzten Adam, der vom Himmel ist, mit dem verherrlichten Sohn des Menschen, zu tun. Was jetzt besteht, ist ein vollständiger Bruch zwischen der Welt und Gott, und ein himmlischer Christus, der die Erlösung vollbracht hat. Doch das Zeugnis des Heiligen Geistes, die Wahrheit, von der Er der Beweis ist, ist zweifach und teilt sich hier auf. Was wir betrachtet haben, ist das Zeugnis seiner Gegenwart hier im Blick auf die Welt. Nun folgt das, was Er für die Jünger, unter denen Er sich befand, tun würde.
Welch ernstes Urteil aus dem Mund des Herrn hatten wir in den Versen 8-11 vor uns! Die ganze Welt liegt in Sünde, weil sie sich geweigert hat, den in Gnade gekommenen Erlöser zu empfangen. Göttliche Gerechtigkeit wird nicht gefunden, ausser auf dem Thron in der Höhe, wo sich Der gesetzt hat, den die Welt verworfen hat. Die Gerechtigkeit findet sich auch in der Tatsache, dass die Welt Ihn nicht mehr so sehen wird. Schliesslich ist die Ausführung des Gerichts, auch wenn sie noch aufgeschoben ist, deshalb nicht weniger sicher. Der Beherrscher der Welt hatte klar gezeigt, dass er der Widersacher Gottes ist, indem er die Welt, die er sich unterworfen hatte, zur Kreuzigung des Herrn geführt hat.
In die ganze Wahrheit leiten
Doch den Jüngern würde der Geist die Wahrheit vollständig offenbaren und sie in die Kenntnis der ganzen Wahrheit einführen. Die Wahrheit ist die Art und Weise, in der Gott alles betrachtet. Es ist das, was Er von sich selbst, von seinen eigenen Gedanken und Ratschlüssen, offenbart. Nun ist Christus der Ausdruck davon. Er ist Gott, der sich den Menschen offenbart, und Er ist der vollkommene Mensch vor Gott. Als das Licht offenbart Er aber auch alles, was nicht nach Gottes Gedanken ist.
Seitdem der Vorhang zerrissen und Christus als Mensch in den Himmel eingegangen ist und sich zur Rechten Gottes gesetzt hat, offenbart der Geist auch das, was nicht im Bereich menschlicher Erkenntnis lag: «das, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat.» Er offenbart sogar die Tiefen Gottes. Alles ist enthüllt, von Gottes ewigem Thron bis hinunter zum Hades, und vom Hades bis hinauf zum Thron Gottes, und auch die damit verbundene Erlösung. Und diese Offenbarung wird uns in Christus gemacht. Doch es ist auch wahr, dass alles, was vonseiten Gottes offenbart wird, Ihm gehört. «Alles, was der Vater hat, ist mein», sagt Er. Damit meint Er nicht nur das, was von Gott als Gott ist, wie z.B. die Schöpfung, sondern alles, was in den Ratschlüssen der Gnade die neue Schöpfung in Verbindung mit dem Vater bildet. Das alles gehört Ihm.
Daher würde der Heilige Geist von dem nehmen, was von Christus war, und es den Jüngern zeigen, und dies war alles, was der Vater besass. In Christus waren Gnade und Wahrheit in die alte Schöpfung gekommen. Der Mensch schlug diese Gnade aus und verwarf die Wahrheit. Doch nun würde Gott jenen, die an Christus glauben, die neuen Wahrheiten mitteilen, die in seinen Ratschlüssen waren und deren Zentrum und Fülle Christus ist.
Die Ratschlüsse der Gnade - etwas ganz Neues
In welch einen herrlichen Schauplatz werden wir hier eingeführt, ein Schauplatz, der das, was die Jünger durch den Tod des Messias verlieren würden, bei weitem ersetzte. Alle Herrlichkeit, die der Person des Sohnes gehört, ist vollständig offenbart, sei es die Herrlichkeit des Einen, auf den sich alle Ratschlüsse Gottes konzentrieren, oder das, was Er in sich selbst ist. Wenn wir in dem vorher Betrachteten das schreckliche, aber gerechte Gericht der Welt gesehen haben, welch herrliche Szene öffnet sich hier in den Offenbarungen, die der Heilige Geist uns in Bezug auf die neue Schöpfung mitteilt. Ihr Zentrum ist der zweite Mensch, der Sohn Gottes, der den Vater offenbart - wirklich eine andere Welt, wo alles, was im Vater und von Ihm ist, offenbart ist!
Doch dies schloss den Tod und die Auferstehung von Christus mit ein - das Ende jeder Verbindung zur alten Schöpfung - und einen neuen, der neuen Schöpfung entsprechender Zustand des Menschen. Die Herrlichkeit dieser neuen Schöpfung war zwar noch nicht offenbart, ja, nicht einmal wirklich aufgerichtet. Doch der persönliche Zustand des Menschen - unsterblich, rein, geistig, auch in Bezug auf den Körper - war in der Auferstehung verwirklicht, auch wenn die äussere Herrlichkeit noch auf sich warten Hess. Das Neue und Ewige existierte in der Person von Christus. Für Ihn persönlich wurde es dadurch verwirklicht, dass Er zu seinem Vater ging, der Quelle von allem, zum «Vater der Herrlichkeit», wie es an anderer Stelle heisst.
Nun wurde dieser neue Zustand den Jüngern während den 40 Tagen, die der Herr nach seiner Auferstehung auf der Erde verbrachte, bevor Er zum Himmel auffuhr, in vertrautem Umgang offenbart. Beim Wiederkommen des Herrn, wenn Er in seiner Herrlichkeit kommen wird, wird seine Herrschaft über alles aufgerichtet werden. Dann wird Gott alles seinen Füssen unterwerfen, indem Er von seiner Autorität und Macht Gebrauch machen wird, um sich alles zu unterwerfen.
Nun ist das, wovon wir sprechen - sei es in Bezug auf den Zustand des Menschen oder in Verbindung mit der Herrlichkeit - offensichtlich mehr als die Gegenwart des Heiligen Geistes, so kostbar diese auch ist. Und es ist das, was den Herrn beschäftigt. Der Heilige Geist sollte den Jüngern gegeben werden. Doch mehr als das: Er würde sie Wiedersehen. Zweifellos werden sie Ihn sehen, wenn Er in Herrlichkeit wiederkommt. Doch dann geht es nicht mehr darum, Zeugnis abzulegen. Vor jenem Augenblick würden sie Ihn noch eine kurze Zeit sehen, denn Er würde dann zu seinem Vater gehen.
Christus als Auferstandener
Dies war die Einführung der Jünger in die Verwirklichung dieses neuen Zustands, den Christus durch seine Auferstehung als Sohn Gottes in Macht einleitete. Sie sollten den zweiten Menschen jenseits des Todes sehen und in lebendiger Verbindung mit Ihm stehen. Es war nicht die Offenbarung der herrlichen Dinge der neuen Schöpfung durch den Heiligen Geist. Diese würde ihnen gegeben werden. Es war Christus selbst, Ihn, den sie in den Tagen seines Fleisches gekannt hatten. «Seht meine Hände und meine Füsse, dass ich es selbst bin; betastet mich», sagte Er (Lk 24,39).
Welch ein kostbares Wort! Er war es, den sie gekannt und Tag für Tag begleitet hatten, der ihre Schwachheiten ertragen, ihren Glauben gestützt und ihre Herzen ermutigt hatte. Es war derselbe Jesus, der sich ihnen in derselben vertrauten Weise zeigte wie zuvor, obwohl in einem ganz anderen Zustand. Er zeigte sich, sagt Petrus, «nicht dem ganzen Volk, sondern den von Gott zuvor erwählten Zeugen, uns, die wir mit ihm gegessen und getrunken haben, nachdem er aus den Toten auferstanden war» (Apg 10,41).
Es war derselbe Christus, aber - und dies ist von grösster Wichtigkeit für uns, die Grundlage von allem - es war Christus jenseits des Todes, der Macht Satans, des Gerichts Gottes und der Sünde. Es geht um Ihn, der für uns zur Sünde gemacht worden ist, der unsere Sünden getragen und weggetan hat, damit Gott nicht mehr an sie denkt. Wir sehen hier die Verbindung zwischen Jesus, den sie in seiner Erniedrigung in Gnade in ihrer Mitte gekannt haben, und dem Menschen in seinem neuen Zustand nach den Ratschlüssen Gottes, in dem Er weder dem Tod unterworfen noch auf die Probe gestellt werden konnte.
Der Heilige Geist ist die gesegnete Quelle unserer richtigen Zuneigungen. Doch Er kann nicht, wie der Herr Jesus, ihr Gegenstand sein. Als Gott lieben wir Ihn. Doch wir wissen, dass Er weder für uns Mensch wurde, noch dass Er für uns starb, und dass wir auch nicht mit Ihm verbunden werden können. Von Ihm können wir nicht sagen, was wir von unserem Herrn und Heiland bezeugen: «Denn sowohl der, der heiligt, als auch die, die geheiligt werden, sind alle von einem; um welcher Ursache willen er sich nicht schämt, sie Brüder zu nennen» (Heb 2,11).
Es geht hier nicht um Vorzug oder Vergleich. Es wäre eine Torheit, so von den göttlichen Personen zu sprechen. Doch der Heilige Geist als Person hat sich niemals in diese Vertrauensbeziehung gestellt, in die der Herr Jesus mit uns eingetreten ist. Er ist ein Mensch, der die Seinen seine «Freunde» nennt, der gleichzeitig der Sohn Gottes in Macht ist. Doch Er ist ein Mensch und bleibt es für immer; der gleiche, der als der Dienende unter uns war.