Behandelter Abschnitt Joh 16,12-15
Die kommende Welt wird offenbart (Joh 16,12-15)
Joh 16,12-15: 12 Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. 13 Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht von sich selbst aus reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen. 14 Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er empfangen und euch verkündigen. 15Alles, was der Vater hat, ist mein; darum sagte ich, dass er von dem Meinen empfängt und euch verkündigen wird.
Der Herr ist dabei, die gegenwärtige Welt zu verlassen, und geht jetzt in Gedanken in einen Bereich über, von dem Er vieles zu sagen hat, obwohl dies im Augenblick noch das Verständnis der Jünger übersteigt. Wenn aber der Geist der Wahrheit gekommen ist, wird Er den Jüngern „das Kommende“ entfalten. „Er wird sie in die ganze Wahrheit leiten.“ Wenn wir in dieser Welt treue Zeugen für Christus sein sollen, genügt es nicht, den wahren Charakter dieser gegenwärtigen Welt zu erkennen. Wir benötigen auch das Licht einer anderen Welt, um unsere Schritte durch diese dunkle Welt zu leiten. Wenn der Geist allerdings die Herrlichkeiten der neuen Welt ans Licht bringt, so entfaltet Er sie doch heute noch nicht. Wenn Christus kommt, wird Er selbst diese herrlichen Dinge darstellen. Durch den Geist wandelt der Glaube im Licht der zukünftigen Herrlichkeiten. Der Morgenstern geht in unsern Herzen auf, ehe die Sonne der Gerechtigkeit über der Welt erstrahlen wird.
Außerdem deutet der Herr nicht an, dass das Kommen des Geistes der Wahrheit den Lauf dieser gegenwärtigen Welt verändern würde. Seine Gegenwart verurteilt die Welt. Seine Leitung befreit die Gläubigen von gegenwärtigen Dingen, indem Er uns das Licht der zukünftigen gibt. Leider wollen viele das Christentum gebrauchen, um diese Weit zu verbessern. Sie werden aber nur festzustellen, dass solche Anstrengungen zum Verderben des Christentums führen und das Böse dieser Welt mit einem religiösen Anstrich übertüncht wird. Der Herr deutet auch nicht an, dass das Kommen des Geistes seinem Volk weltliche
Bequemlichkeit und irdischen Wohlstand sichern würde, während es durch diese Welt geht. Was die Lebensumstände und die Umgebung in dieser Welt betrifft, so mag es unter dem Volk des Herrn oft große Unterschiede geben, aber was die wahren Reichtümer der Welt der Ratschlüsse des Vaters angeht, stehen alle auf dem gleichen Boden. Das gegenwärtige Licht aus der Welt der Herrlichkeit ist das Teil aller Heiligen. Was auch immer unsere Umstände in diesem Leben sein mögen, es steht uns wenigstens offen, im Geist in die überragenden und ewigen Herrlichkeiten der kommenden Welt, in die wir bald wirklich gelangen werden, einzutreten und diese zu genießen.
Im Blick darauf, dass unsere Herzen in jene neue Welt getragen werden, lesen wir, dass der Heilige Geist uns in die ganze Wahrheit leiten wird. In der Kraft des Heiligen Geistes ist uns die volle Bandbreite der Wahrheit zugänglich: hinsichtlich des Vorsatzes Gottes, der Herrlichkeit Christi in der Versammlung, der Segnung der Versammlung mit Christus und der Segnung der Menschen im Königreich während des tausendjährigen Friedensreichs bis zu den Herrlichkeiten des neuen Himmels und der neuen Erde. In diese unermessliche Bandbreite der Wahrheit wird Er uns leiten; aber Er wird uns weder zwingen noch treiben. Die Frage an jeden Einzelnen wie einst an Rebekka lautet: „Willst du gehen?“ Der Knecht war da und bereit, sie zu Isaak zu führen, genauso wie der Geist gekommen ist, um uns zu Christus zu führen. Der Knecht konnte sagen: „Haltet mich nicht auf …, dass ich zu meinem Herrn ziehe.“ Und dürfen wir nicht sagen, dass es der Wunsch des Heiligen Geistes ist, nicht diese Welt zu verbessern oder die Heiligen hier auf der Erde anzusiedeln, sondern zu dem zurückzukehren, von dem Er ausgegangen ist, indem Er die Braut für Christus mit sich nimmt? Leider hindern wir den Heiligen Geist oft, indem wir uns auf irgendeinen selbst gewählten Pfad abwenden, und so verlieren wir die Führung des Heiligen Geistes. Irgendeine weltliche Verstrickung oder eine falsche religiöse Verbindung mögen uns aufhalten, und solange wir von dieser Verbindung nicht frei sind, wird der Geist aufhören, uns in die weitere Wahrheit zu leiten. Die Christen scheinen wenig Verständnis dafür zu haben, wie leicht der Fortschritt der Seele in die Wahrheit durch unschriftgemäße Verbindungen behindert werden kann.
Der Herr sagt nicht nur, dass der Geist leiten werde, Er sagt auch dreimal: „Er wird euch verkündigen“ (Joh 16,13-15). Wir können uns nicht selbst in die ganze Wahrheit leiten, wir können uns nicht selbst die kommenden Dinge oder das, was Christus betrifft, verkündigen. Wir sind da völlig vom Geist abhängig. Wie besonders wichtig ist es also, koste es, was es wolle, alles abzulehnen, was den Geist hindern könnte, uns in die Fülle des Segens zu leiten.
Der Herr spricht sehr ausdrücklich zu uns von dem dreifachen Charakter des Segens, in den der Heilige Geist uns leiten will:
Johannes 16,13 spricht von dem„Kommenden“;
zweitens lesen wir in Joahnnes 16,14 von den Herrlichkeiten Christi;
schließlich zieht in Johannes 16,15 „alles, was der Vater hat“, an uns vorüber.
Das sind die Dinge, in die der Heilige Geist uns leiten will, wenn wir Ihn nicht hindern:
Er will die ganze Glückseligkeit der kommenden Welt vor uns entfalten;
Er will von den Herrlichkeiten Christi nehmen und sie uns verkündigen;
Er will uns den ganzen Bereich der Ratschlüsse des Vaters, die Christus als ihrem Mittelpunkt haben, enthüllen.
Wenn wir doch nur völliger erkennen würden, dass es eine Welt des Glücks und der Wonne ganz außerhalb des natürlich sichtbaren Bereichs und jenseits der Reichweite des menschlichen Geistes gibt: Dinge, von denen es heißt: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben; uns aber hat Gott es offenbart durch seinen Geist, denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes“ (1Kor 2,9.10).
Der neue Tag (Joh 16,16-33)
Der Herr hat jenen Teil seiner Rede beendet, der den Jüngern die große Erleuchtung ihrer Gedanken ankündigt, die das Ergebnis des Kommens des Heiligen Geistes sein würde. Jetzt, da die Reden sich ihrem Ende nähern, spricht Er nicht länger von dem Geist, sondern von „jenem Tag“ – dem neuen Tag, der kurz vor seinem Anbruch steht – mit seiner neuen Offenbarung Christi in der Auferstehung (Joh 16,16-22); dem neuen Charakter des Umgangs, den sie mit dem Vater haben werden (Joh 16,23.24), und der neuen Form, in der der Herr sich mit ihnen austauschen würde (Joh 16,25-28).
Es ist gut, wenn wir uns daran erinnern, dass „jenen Tag“ zwei Ereignisse kennzeichnen: das Hingehen Christi zum Vater und das Kommen des Geistes, um in den Gläubigen zu wohnen. In dem Abschnitt der Rede, die der Herr gerade abgeschlossen hat, wurde „jener Tag“ in Verbindung mit dem Kommen des Trösters gesehen. In diesem letzten Teil wird „jener Tag“ in Verbindung mit dem Hingehen Christi zum Vater gesehen und mit allem, was mit seiner Anwesenheit beim Vater zusammenhängt.