Behandelter Abschnitt Joh 16,7-11
Das Herabkommen des Sachwalters und die Welt
Verse 7-11. Doch diese Bemerkung führt nicht die himmlische Herrlichkeit des Herrn ein, obwohl das, was Er sagt, eng mit ihr verknüpft ist, sondern spricht von den Folgen für die Jünger auf der Erde. Damit sollten auch wir uns beschäftigen. Es ist das Herabkommen des Sachwalters. Seine Gegenwart in der Welt würde diese von Sünde, von Gerechtigkeit und von Gericht überführen. Dabei geht es nicht darum, dem Gewissen eines Menschen die Sünden, die er begangen hat, vorzustellen, sondern um ein Zeugnis in Bezug auf den Zustand der Welt durch die blosse Gegenwart des Heiligen Geistes, obwohl Er sein Zeugnis natürlich auch den Menschen gegenüber ablegt.
Die Welt überführt
a) von Sünde
Sünde hatte sich seit langem in der Welt offenbart. Das Gesetz war übertreten worden. Doch nun war Gott selbst in Gnade gekommen. Alle seine Vollkommenheiten, seine Güte, seine Macht, die Er entfaltet hatte, um von den Auswirkungen der Sünde zu befreien, waren in der Welt offenbart worden. Alles war in Gnade den Menschen gegenüber geschehen, und zwar mit einer Geduld, die bis zum Ende vollkommen blieb. Doch der Mensch wollte Gott nicht haben. Gott war in Christus, die Welt mit sich selbst versöhnend, indem Er ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnete. Doch der Mensch wollte nichts davon wissen.
Dies ist Sünde: nicht die Verurteilung von schamlosen Begierden oder von Übertretungen des Gesetzes Gottes, sondern die endgültige und offizielle Verwerfung von Gott selbst. Der Heilige Geist wäre nicht hier, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre. Darüber hinaus haben wir die feierlich ernste Szene, wie der einzige Gerechte, der Gott in allem verherrlicht hatte und Ihm in jeder Prüfung gehorsam gewesen war, von Gott verlassen wurde, als Er sich, verfolgt von den Menschen, an Ihn wandte. Nun ist es für die Welt vorbei. Da ist keine Gerechtigkeit, ausser in der Verurteilung der Sünde in der Person Dessen, der Sünde nicht kannte, sondern von Gott zur Sünde gemacht worden war, nachdem Er sich selbst Gott zu diesem Zweck geopfert hatte, damit Gott darin verherrlicht würde.
b) von Gerechtigkeit
Wo können wir hier auf der Erde nach Gerechtigkeit suchen? Nicht in der Verwerfung Gottes durch den Menschen, auch nicht in dem Verlassenwerden des Gerechten durch Gott. Wo können wir sie dann suchen? Droben! Der Mensch Christus, indem Er dies erduldet hat, hatte Gott in allem, was Er ist - Gerechtigkeit gegenüber der Sünde, Liebe, Majestät, Wahrheit -, vollkommen verherrlicht. Dafür gab Er sich selbst dahin. Und die Gerechtigkeit wird darin gefunden, dass Er, der sich selbst dahingab, um Gott zu verherrlichen, nun auf dem Thron des Vaters ist, sitzend zur Rechten Gottes (siehe Joh 13,31-32; 17,4-5).
Davon zeugt die Gegenwart des Heiligen Geistes, mit der schrecklichen Konsequenz, dass die Welt Ihn nicht länger als Erlöser in Güte und Gnade sehen würde. Deshalb sagte Er: «Von jetzt an werdet ihr den Sohn des Menschen zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen» (Mt 26,64). Das wird im Gericht sein. Welch ein grosser und schrecklicher Augenblick für diese Welt, obwohl die Gnade noch viele aus ihr heraus in die himmlische Herrlichkeit sammelt, und obwohl ein jüdischer Überrest durch dieselbe Gnade und kraft desselben Opfers die Auswirkungen der Verheissungen geniessen wird. Es sind jene Verheissungen, auf die das Volk jedes Recht verloren hat, weil sie die Person Dessen, in dem die Verheissungen erfüllt werden, verworfen haben.
c) von Gericht
Doch, obwohl der Wille und die Begierden der Menschen, ihr Hass gegen das Licht und ihre Feindschaft gegen Gott sie für dieses Verbrechen verantwortlich machen - wer hat sie gelenkt und ihre Feindseligkeit auf einen einzigen Punkt konzentriert? Wer hat die hochmütige Gleichgültigkeit und Grausamkeit eines Pilatus hervorgerufen, dass er, obwohl er gewarnt und aufgerüttelt war, sich mit dem unvorstellbaren Hass der Neid erfüllten Führer des Volkes und den leeren Vorurteilen der Volksmenge verband, um den Sohn Gottes zu verwerfen? Wer verbündete sie zu Partnern in diesem Verbrechen? Es war der Teufel.
Er ist der Fürst dieser Welt, was durch den Tod des Heilands durch die Hand der Menschen gezeigt und kundgetan wurde. Doch durch diesen Tod wurde er auch gerichtet. Er, der über diese Welt herrschte, ihr Fürst, zeigte sich als solcher im Tod des in Gnade gekommenen Sohnes Gottes. Vorher und nachher konnte er Leidenschaften wecken, den Menschen zu bösen Begierden verlocken, Kriege hervorrufen, die Ungerechtigkeiten des einen gegen den anderen entfachen, den verdorbenen Wünschen des Herzens Vorschub leisten. Doch dies alles war egoistisch und immer nur ein Teil vom Ganzen. Als aber der Sohn Gottes hier war, konnte er all jene, die einander hassten und verachteten, gegen diese Person - Gott in Güte offenbart - vereinen.
Der Fürst dieser Welt ist der Widersacher Gottes. Der Zeitpunkt für das Gericht dieser Welt ist noch nicht gekommen. Doch ihr Gericht ist sicher, denn ihr Fürst, der sie gänzlich beherrscht, ist Satan, der Widersacher Gottes, wie das Kreuz von Jesus es gezeigt hat. Nun ist die Anwesenheit des Heiligen Geistes der Beweis, nicht nur für die Tatsache, dass Gott Jesus als seinen Sohn anerkannt hat, sondern auch dafür, dass Er als Sohn des Menschen zur Rechten Gottes verherrlicht ist. Tatsächlich ist dies das Zeugnis von Petrus, d.h. des Geistes, in Apostelgeschichte 2. Der Heilige Geist wäre nicht in der Welt, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre. Der Riss zwischen der Welt und Gott war vollständig und endgültig: eine ernste Wahrheit, die nicht ausreichend beachtet wird. Die Frage, die Gott der Welt stellt, lautet: «Wo ist mein Sohn? Was hast du mit Ihm gemacht?»
Gottes Gnade in der von Ihm verurteilten Welt
Aber ist nicht gerade die Gegenwart des Heiligen Geistes ein Vorteil, etwas Besseres für die Welt? Ist es nicht eine gesegnetere Beziehung als alles, was vorangegangen ist? Gott sei gepriesen! Souveräne Gnade ist kraft des Todes von Christus gegenüber der Welt am Wirken. Aber ausser seinen Rechten an diese Welt hat Gott keine Beziehung zu ihr. Der Heilige Geist ist unter den Heiligen und in ihnen. Doch die Welt kann Ihn nicht empfangen. Er ist den Gläubigen gegeben.
Zwischen der Verwerfung und dem Wiederkommen von Christus zeugt Er von der Gnade, die im Tod von Jesus offenbart wurde, und von der Herrlichkeit, in der Christus nun ist. Er tut dies, um jene, die an Ihn glauben, in eine himmlische Beziehung zum letzten Adam zu bringen, indem Er sie von diesem gegenwärtigen bösen Zeitlauf befreit. Und es bleibt immer wahr, dass «wenn jemand die Welt liebt, die Liebe des Vaters nicht in ihm ist»; und dass «die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist».