Behandelter Abschnitt Joh 1,29-34
Das Lamm Gottes
Verse 29-34. Der Herr Jesus ist «das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt». Die Sünde muss vor Gott weggenommen werden. Die Zeit wird kommen, wenn es sowohl vor Gottes Augen als auch vor unseren Augen keine Sünde mehr geben wird - eine Zeit der ewigen Ruhe für Gott und für unsere Herzen. Welch ein Segen wird das sein!
Es gab ein Paradies der Unschuld, das von der Treue des Geschöpfs abhing. Es war ein Zustand der unsicheren Unschuld, der abrupt verloren ging. Die Folge davon war eine Welt der Sünde, in der Gott trotzdem in Gnade handelt.
In Zukunft wird es einen neuen Himmel und eine neue Erde geben, in denen Gerechtigkeit wohnen wird. Dieser Zustand wird nicht erschüttert werden und ist in moralischer Hinsicht unwandelbar, denn der Wert des Werks von Christus wird immer derselbe bleiben. Dies wird kein Zustand der Unschuld sein, wo alles von einem auf die Probe gestellten Gehorsam abhängt, worin der Mensch versagt, sondern eine Glückseligkeit, wo der Gehorsam in vollkommener Weise auf die Probe gestellt und vollendet wird. Die Gerechtigkeit stellt diesen Zustand sicher, denn Gott kann zu seiner eigenen Verherrlichung die Vollkommenheit des Werks von Christus nicht ignorieren. Dort wird es auch nichts als Heiligkeit geben. Alles wird dort Gott verherrlichen, und zwar in allem, was Er ist. Nichts wird seinem Wesen entgegengesetzt sein. Im neuen Himmel und auf der neuen Erde wird die Sünde vor den Augen Gottes entfernt sein. Der Herr Jesus ist es, der sie wegnimmt: Das Werk ist vollbracht, das Resultat jedoch ist jetzt noch nicht sichtbar.
Die Stelle sagt nicht «das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt weggenommen hat», auch nicht «das die Sünde der Welt wegnehmen wird». Sie zeigt den Charakter Dessen, der vor Johannes dem Täufer stand: Es ist der, der die Sache ausfuhrt. Die Stelle behandelt offensichtlich nicht die Schuld, in der wir stehen (ein an und für sich wichtiges Thema), sondern spricht von einem Zustand der Dinge vor Gott. Der Apostel Johannes behandelt die Dinge gewöhnlich in ihren grossen Grundzügen. Gott ist erschienen, und im Licht seiner Gegenwart ist alles gerichtet. Seine Heiligkeit und auch seine Majestät - weil Er heilig ist - verlangen, dass die Sünde vor seinen Augen entfernt wird.
Er, der das Werk ausführte, war damals auf der Erde gegenwärtig. Er war «das Lamm Gottes», das der Herrlichkeit Gottes vollkommen entsprach, das Lamm, das nur Gott für sich selbst bereitet haben konnte. Er war das Lamm, das dort, wo die Sünde herrschte, die überragende Herrlichkeit Gottes aufrichten konnte; das Lamm, das sich selbst freiwillig für diese Herrlichkeit hingab. Dadurch wurde ein Werk vollbracht, das die moralische Grundlage eines gottgemässen, ewigen Segens bilden sollte.
Das Kreuz ist die Grundlage dieses Segens. Alle moralischen Grundbegriffe von Gut und Böse sind dort klar hervorgetreten, und jedes dieser Elemente ist im richtigen Licht gezeigt worden. Christus befindet sich jetzt als Mensch zur Rechten Gottes in der himmlischen Herrlichkeit, weil Er jede Frage, die in dieser Hinsicht gestellt wurde, gelöst hat.
Beim Kreuz konnte man den Menschen in seinem absoluten Hass gegen das Gute und gegen Gott sehen, der sich ihm in Güte offenbart hatte. «Jetzt aber haben sie gesehen und doch gehasst sowohl mich als auch meinen Vater.» Man konnte auch die ganze Macht Satans sehen: «Denn der Fürst der Welt kommt»; «aber dies ist eure Stunde und die Gewalt der Finsternis.» Ebenso konnte man in Christus den Menschen in seiner absoluten Vollkommenheit sehen: «Aber damit die Welt erkenne, dass ich den Vater liebe und so tue, wie mir der Vater geboten hat.»
Als diese beiden Extreme so klar ans Licht traten, sehen wir Gott in seiner Gerechtigkeit gegen die Sünde wie nirgendwo sonst: gegen die Sünde in uns, doch in unendlicher Liebe zum Sünder. Deshalb ist der Mensch in der Person des Sohnes Gottes in eine ganz neue Stellung eingetreten, in die Herrlichkeit, ausserhalb der Reichweite von Sünde, Tod, der Macht Satans und dem Gericht Gottes - nachdem Er durch dasselbe hindurch gegangen ist. Dies ist der Mensch nach den Ratschlüssen Gottes, der ein vollkommen positives Siegel auf die Verantwortlichkeit des Menschen als Geschöpf drückte, indem Er sich den Folgen dieser Verantwortlichkeit stellte. Dabei verherrlichte Er Gott auf eine solche Weise, dass Er von Gottes Liebe und Gerechtigkeit einen Platz für den Menschen erhalten hat, der zur ewigen Verherrlichung Gottes in seinen souveränen Ratschlüssen und zu seiner Ehre dient. Es ist die Verherrlichung Dessen, der den Menschen dort als Nutzniesser in diese Stellung einführt, während gleichzeitig die Schöpfungsordnung vor Gott fortbestehen sollte, und zwar in einem Zustand, in dem Er die Ruhe seines Wesens finden würde. Dort wird Christus, der verherrlichte Mensch, das Zentrum aller Wege Gottes in ihrem gesegneten Ergebnis sein.
Das Kommen des Heiligen Geistes
Der Erlöser sollte jedoch zuerst noch etwas anderes tun, und zwar mit Heiligem Geist taufen. Dies wird durch eine bemerkenswerte Tatsache eingeleitet: Jesus empfängt als Mensch den Heiligen Geist. Die Schrift gebraucht in Bezug auf Ihn dieselben Ausdrücke wie bei uns: «Jesus, den von Nazareth, wie Gott ihn mit Heiligem Geist und mit Kraft gesalbt hat» (Apg 10,38); und der Herr selbst sagte: «Denn diesen hat der Vater, Gott, versiegelt» (Joh 6,27). Der Herr Jesus ist als Mensch hier auf der Erde auf Grund seiner eigenen Vollkommenheit und seiner eigenen Beziehung als Sohn zum Vater versiegelt worden. Wir hingegen sind versiegelt, weil wir durch den Glauben an Ihn Söhne sind (Gal 3,26; 4,6), und dies auf Grund der Erlösung, die Er vollbracht hat. Folglich konnten wir nicht versiegelt werden, bevor Er seinen Platz als Mensch im Himmel eingenommen hatte, was gleichzeitig sowohl von der Wirksamkeit der Erlösung als auch davon zeugte, was die Erlösung für uns erworben hat. «Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht» (Joh 12,24). Deshalb lesen wir in Johannes 7,39: «Denn noch war der Geist nicht da (d.h. in den Gläubigen auf der Erde), weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.» Seine Taufe mit Heiligem Geist war das Zeugnis, dass Er der Sohn in Person war. Jetzt, nachdem die Erlösung vollbracht und der Herr Jesus nach vollbrachtem Werk verherrlicht ist, wurde uns, die an Ihn glauben, der Heilige Geist gegeben.
Das Ergebnis des Opfers von Christus, der die Sünde der Welt wegnimmt, ist zwar noch nicht greifbar, doch wir wissen, dass das, was die Grundlage dieses gesegneten Resultats bildet, vollbracht ist. Wir geniessen seine Wirksamkeit, indem wir wissen, dass unsere Gewissen vollkommen gereinigt sind. Dazu besitzen wir die herrliche Hoffnung, einmal bei Christus im Himmel und Ihm gleich zu sein. Der Heilige Geist selbst sichert uns das eine ebenso zu, wie Er das Pfand des anderen ist. Christus hat die Seinen mit Heiligem Geist getauft, wodurch Er uns das Bewusstsein gibt, als Söhne in völliger Freimütigkeit vor dem Vater zu sein. Johannes der Täufer empfing dieses Zeichen, was ihn befähigte zu bezeugen, dass Jesus der Sohn Gottes ist.
Johannes sah deutlich, dass der Herr Jesus eine herrliche Person ist, dessen er nicht würdig war, Ihm den Riemen seiner Sandale zu lösen, und er fühlte, dass es für ihn nicht angemessen war, diese Person zu taufen. Doch das Herabkommen des Heiligen Geistes auf Jesus ist das klare Zeugnis vom Himmel, das zeigt, wer der Herr Jesus war, und zwar in Bezug auf seine Person als Sohn Gottes. Johannes sah und bezeugte dies. Es ist sehr kostbar für uns (obwohl es an dieser Stelle nicht um uns, sondern um die souveräne Gnade Gottes geht), wenn wir uns vorstellen, dass Er, der in die Herrlichkeit aufgestiegen ist und uns mit Heiligem Geist getauft hat (was bezeugt, dass wir Söhne sind und uns auch das praktische Bewusstsein davon gibt), dass Er, der ewige Sohn, als Mensch hier auf der Erde als erstes dasselbe Zeugnis erhalten hat: das Siegel und die Salbung des Geistes, die uns befähigen, «Abba, Vater» zu rufen. Es ist der Vorgeschmack jener Wahrheit, dass der, der heiligt, und die, die geheiligt werden, alle von einem sind (Heb 2,11).