Anweisungen für verschiedene Angelegenheiten
Anweisungen für kirchliche Angelegenheiten (Tit 1,5-7; Tit 1,12-16)
Um mit den kirchlichen Angelegenheiten zu beginnen, erinnert er ihn daran, dass er ihn in Kreta zurückgelassen hatte, damit er Dinge in Ordnung bringen würde, die noch ungeordnet waren, und um in jeder Stadt Älteste einzusetzen. Hierbei führt der Apostel die Bedingungen für jemanden an, der einen solchen Dienst ausführen sollte. Denn der Dienst des Ältesten und des Aufsehers ist, wie wir hier sehen, derselbe (vergleiche Tit 1,5 mit Tit 1,7). Der Begriff Ältester war ein Titel des Respekts, während der Begriff Aufseher oder Vorsteher die Arbeit charakterisierte. Die Bedingungen, die hier aufgezählt werden, sind denen im Timotheusbrief angeführten sehr ähnlich. Doch da in Timotheusbrief eine bedeutendes Anliegen die Fürsorge für die Versammlung Gottes ist, wird Timotheus daran erinnert, dass der Aufseher lehrfähig sein sollte, seinem eigenen Haus wohl vorstehend, seine eigenen Kinder in Unterwürfigkeit haltend mit würdigem Ernst. Hier, wo der Umgang mit Widersprechenden der vorherrschende Gedanke ist, wird Titus daran erinnert, dass die Kinder eines solchen gläubig sein sollten (Tit 1,6) und der Aufseher selbst dem zuverlässigen Wort nach der Lehre anhängen soll, um in der Lage zu sein, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen. Dies war in Kreta mehr als nötig, denn es gab dort viele zügellose 2 Schwätzer und Betrüger, besonders die aus der Beschneidung, deren Münder gestopft werden sollten, die ganze Häuser umkehrten, indem sie schändlichen Gewinnes wegen lehrten, was sich nicht geziemt. Dies war nicht überraschend. Es war in Übereinstimmung mit dem kretischen Charakter, beschrieben von Epimenides, einem derer, die Paulus hier zitiert: „Kreter sind immer Lügner, böse, wilde Tiere, faule Bäuche“ (Tit 1,12). Kein Wunder, dass solche ohne Rücksicht auf die Zuverlässigkeit ihrer Lehre mit der Wahrheit Handel trieben. Sie wurden von zeitlichen Beweggründen gesteuert, nicht von dem Wunsch, Gegenstand der Lehre des Geistes zu sein oder die Anerkennung des Meisters zu erlangen. Solche mussten gestoppt werden, und die Aufseher in den verschiedenen Versammlungen würden ihre Pflicht tun, indem sie aufpassten, dass solche Lehren in ihrer Mitte keinen Platz fanden. Zum Schutz der durch solche Lehren, die mit der natürlichen Neigung des kretischen Charakters übereinstimmten, Betrogenen sollte Titus solche „streng zurecht[weisen], damit sie gesund seien im Glauben und nicht achten auf jüdische Fabeln und Gebote von Menschen, die sich von der Wahrheit abwenden. Den Reinen ist alles rein; den Befleckten aber und Ungläubigen ist nichts rein, sondern befleckt ist sowohl ihre Gesinnung als auch ihr Gewissen. Sie geben vor, Gott zu kennen, aber in den Werken verleugnen sie ihn und sind abscheulich und ungehorsam und zu jedem guten Werk unbewährt“ (Tit 1,13-16).
Unter einem solchen Volk hatte Gott gewirkt, sie zu seinem Eigentum ernannt, die moralisch mit ihren vergangenen bösen Wegen brechen und alle solchen Lehren und Praktiken ablehnen sollten, die hier verurteilt werden.
2 Bei Erwähnung des Wortes „zügellos“ beschreiben die folgenden Worte, Schwätzer und Betrüger, den Charakter ihrer Zügellosigkeit. Die Juden scheinen in Kreta zahlreich gewesen zu sein (Apg 2,11), wonach es viele jüdische Christen auf der Insel gegeben haben muss.↩︎