„Ich bin der gute Hirte“
„Ich bin der gute Hirte; und ich kenne die Meinen und bin gekannt von den Meinen“ (Joh 10,14).
Als der Hirte stillt der Herr die Bedürfnisse der Schafe. Er gibt ihnen Ruhe, richtet sie auf, leitet sie auf dem richtigen Weg, ermuntert sie, beschützt sie und bringt sie auch sicher ans Ziel. Das Bild des Hirten ist eins der schönsten Bilder, mit denen der Herr Jesus beschrieben wird. Viele der Glaubensmänner in Alten Testament waren Hirten, wie z. B. Mose, Joseph, Jakob, David und andere. Sie alle spiegeln einige Charakterzüge des Herrn Jesus als den vollkommenen Hirten wieder.
David, der Mann nach dem Herzen Gottes, griff Goliath ohne Waffenrüstung an, weil er in ihm einen Wolf gesehen hatte, der der Herde schaden würde. Er hatte einen Löwen besiegt und mit einem Bären gerungen als sie versuchten, ein Lamm aus der Herde zu stehlen. Und Goliath war nur ein anderer Löwe, der der Herde Gottes Schaden zufügen wollte. David riskierte sein Leben, um ein kleines Lamm aus dem Rachen des Löwen zu befreien. Der Herr Jesus riskierte nicht nur sein Leben, sondern er gab es sogar in den Tod. Er starb, um uns aus der Macht Satans und dem ewigen Verderben zu erretten, das auf jeden Sünder wartet. Er geht dem Schaf nach, bis er es findet. Wie groß ist doch die Erlösung und der Preis, den er dafür bezahlt hat!4
Großer Heiland der Verlornen, Gottes heil‘ges Opferlamm, dorngekrönt, mit Fluch beladen, hingst du an des Kreuzes Stamm.
Der Mietling flieht, wenn er den Wolf kommen sieht. Aber der Herr sammelt die Schafe um sich und beschützt sie in seinem Arm. In Jes 40,11 lesen wir, dass Jesus die Lämmer an seiner Brust trägt. In Lk 15,5 trägt er das Schaf auf der Schulter. In Joh 10,27 sehen wir, dass er vor den Schafen her geht, um ihnen den Weg zu zeigen. Die Lämmer werden nah an seinem Herzen getragen, so wie die jungen Gläubigen besonders die Zuneigung des Herrn Jesus benötigen. Aber die älteren Gläubigen, die Schafe, werden auf seiner Schulter getragen, der Ort der Kraft. Sie benötigen die unterstützende Kraft der Gnade in dem Kampf des Lebens. Es ist oft bemerkt worden, dass Jes 9,6 davon spricht, dass die Herrschaft über das Universum auf seiner Schulter ruht. Der Herr setzt für die Fürsorge eines Gläubigen dieselbe Kraft und Sorgfalt an, wie er es mit dem ganzen Universum tut. Was gibt das doch den Gläubigen ein Bewusstsein der Sicherheit! Jesus trägt den Christen, bis er ihn ins Vaterhaus gebracht hat. Schließlich leitet er die Schafe und geht vor ihnen her und weist ihnen den richtigen Weg.
Als der gute Hirte ist er einmal für uns gestorben und lebt jetzt im Himmel, um für uns zu sorgen. Wir lesen von Jakob, der in einigen Dingen ein Vorbild auf den Herrn Jesus ist, dass er den Feind nicht daran hindern konnte, einige Schafe seiner Herde zu stehlen. Aber der Herr kann im Hinblick auf seine Herde sagen, dass die, die der Vater ihm gegeben hat, nicht verloren gehen werden.
Jesus ist nicht nur der gute Hirte, sondern auch der große Hirte (Heb 13,20). Liebe und Kraft werden beide in ihm vereint, er gibt uns die Kraft, seinen Willen zu erfüllen, indem er in uns das bewirkt, was ihm wohlgefällig ist. Er ist auch der Erzhirte (1Pet 5,4). Es gibt noch mehr Hirten, die unter seiner Anweisung arbeiten. Petrus war einer dieser Hirten und er ermahnt die Ältesten, die Herde, die bei ihnen ist, zu weiden. Der Erzhirte wird seinen Dienern eine Krone der Herrlichkeit geben, die nicht verwelken wird. Es gibt keine höhere Aufgabe, als für das geliebte Volk Gottes Sorge zu tragen, ohne den Gedanken an eigenen Gewinn zu haben. Petrus selbst wurde der Auftrag gegeben, die Lämmer und Schafe zu weiden (Joh 21). Er hatte mit einem Schwur den Herrn in jener Nacht verleugnet, aber der Herr hat seine Seele wiederhergestellt (Ps 23,3) und gab ihm die Aufgabe der Fürsorge über seine Herde. Wie berührt uns doch diese Gnade und dieses Vertrauen unseres Herrn! Nur solche Gläubige, die etwas von der Bosheit ihres Herzens und von der Nutzlosigkeit des Fleisches kennen gelernt haben, sind in der rechten Weise für das Volk Gottes zubereitet. Wenn er etwas von der eigenen Schwachheit und dem eigenen Versagen kennt, wird er Langmut haben mit den Gläubigen.
Möchten wir alle danach trachten, einen Hirtendienst nach dem großen Vorbild des vollkommenen Hirten auszuführen. Die Krone der Herrlichkeit, die den Hirten angeboten wird, ist der in der Schrift erwähnte höchste Lohn, der den Gläubigen angeboten wird, der höchste Lohn für den niedrigsten Dienst. Niemand ist dem Herzen Christi so nahe wie diejenigen, für die der Herr gestorben ist. Möchtest du ihn verehren? Dann sei ein Hirte für seine Schafe!
Ein Zusammenfassung über die sieben Ich-bin-Aussagen des Herrn befindet sich im Abschnitt "Die 7 Mal 'Ich bin'" unter Joh 8,58.
4 Das englische Original führt hier ein englisches Lied an: „But none of the ransomed ever knew How deep were the waters crossed; Nor how dark was the night that the Lord passed through, Ere He found His sheep that was lost.↩︎