Behandelter Abschnitt Joh 10,14-15
Ich bin der gute Hirte; und ich kenne die Meinen und bin gekannt von den Meinen, wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne; und ich lasse mein Leben für die Schafe (10,14.15).
Hier zeigt sich die Güte des Hirten im gegenseitigen Kennen des Hirten und der Schafe; und dies, wie durch ein Wunder, nach dem Muster, wie der Sohn den Vater kennt und wie der Vater den Sohn kennt. Es ist ein Kennen nach göttlicher Art, und ebenso wahr in seiner Abwesenheit wie in seiner Gegenwart. Es war nicht eine solche beschützende Fürsorge, wie sie der Messias seinem Volk geben könnte und wird, wie zärtlich sie auch immer sein mag; denn „Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte, die Lämmer wird er auf seinen Arm nehmen und in seinem Schoß tragen, die Säugenden wird er sanft leiten“ (Jes 40,11). Aber es hatte nie eine so offensichtliche Vertrautheit gegeben wie zwischen Ihm und seinem Vater, als Er auf der Erde war; und nach diesem Muster und keinem anderen sollte sie zwischen Ihm in der Höhe und den Schafen hier auf der Erde sein.18
Der Herr kehrt zurück, dass Er sein Leben für die Schafe hingegeben hat. Wir brauchen uns auch nicht wundern; denn wie Er keinen größeren Liebesbeweis geben konnte, so gibt es nichts, was unser so stärkt und zugleich demütigt, nichts, was Gott so verherrlicht, und keinen anderen Wendepunkt für den Segen des Universums. An diesem Punkt aber ist es die Liebe des guten Hirten zu den Schafen.
Hier kann der Herr zum ersten Mal deutlich von anderen Gegenständen seiner Liebe sprechen. Er könnte als Diener der Beschneidung für die verlorenen Schafe des Hauses Israel kommen (Mt 15,24). Aber seine Liebe konnte nicht so eingegrenzt werden, als sein Tod die Schleusen öffnete. Die Erwähnung seines Todes führt Ihn dazu, von dem zu sprechen, was ganz außerhalb Israels war.
18 Dieses gegenseitige Kennen verschwindet in der Autorisierten Version fast vollständig durch den unglücklichen Punkt zwischen den Versen 14 und 15 und die daraus folgende falsche Übersetzung des früheren Abschnitts von Vers 15.↩︎