Einleitung
Nun beginnt die Leidensgeschichte, wie sie in jedem Evangelium beschrieben wird. Jeder Evangelist behandelt diese Geschichte auf seine Weise. Wir sehen hier insbesondere die Größe unseres Heilandes, seine persönliche Herrlichkeit. Hier ist Er der Sohn des Vaters, der eingeborene Sohn, das Wort [logoς].
Wir sehen aber auch die Bosheit des Menschen umso mehr hervortreten, dennoch finden wir hier nicht den Sohn des Menschen, wie er von Seiten der Menschen leidet; auch nicht die Angst im Garten Gethsemane; auch nicht, wie Gott Ihn verlassen hat.
Der Herr hat soeben in seinem Gebet über das vollbrachte Werk gesprochen, dem Vater die Jünger anbefohlen und Ihm seine Bitte über die Zukunft vorgelegt. Nun bleibt nur noch übrig, dass Er das Werk vollbringt.
In diesem Kapitel wird der Herr verraten (V. 1–11) und verleugnet (V. 12–27); Geistliche Lieder, Nr. 158.
Es ist ein überaus dunkles Kapitel, doch gerade deshalb scheint das wahrhaftige Licht umso heller (Joh 1,9).
Einteilung
Die Gefangennahme Jesu im Garten Gethsemane (V. 1‒11)
Jesu Verhör vor Annas und Kajaphas und die Verleugnung des Petrus (V. 12–27)
Das Verhör Jesu vor Pilatus (V. 28‒40)
Vers 1
Als Jesus dies gesagt hatte, ging er mit seinen Jüngern hinaus auf die andere Seite des Baches Kidron, wo ein Garten war, in den er hineinging, er und seine Jünger: Hat der Herr das, was wir in den Kapiteln 15–17 finden auf dem Weg vom Obersaal zum Garten gesprochen?
Ging er ... hinaus: Er ist es, der die Initiative ergreift (vgl. 18,4; 19,5.17). Er geht freiwillig (10,17.18). Niemand nimmt Ihn gefangen. Er gibt sich selbst. Darin erstrahlt seine göttliche Herrlichkeit. Er ist das freiwillige Brandopfer: Er erfüllt das Wohlgefallen des Vaters.
Auf die andere Seite des Baches Kidron: Auch David ist früher diesen Weg gegangen. Er ging jedoch weinend und in Erinnerung an seine eigene Schuld. Der Herr geht, um die Schuld anderer auf sich zu nehmen.
Wo ein Garten war [oJvpou hj`n kh`poς]: Dieser Garten hieß Gethsemane = Ölpresse oder Öl (WK). Der Garten ist eigentlich der Ort der Gemeinschaft, der Freude, des Erquickung. Hier wird er ein Garten, wo sich die kaum übertreffende Bosheit des menschlichen Herzens offenbart. Es ist der Ort, wo der Herr von einem seiner Jünger verraten wird. Vom dreimaligen Gebet ist hier keine Rede, denn da litt der Herr im Blick darauf, dass Er zur Sünde gemacht werden würde.