Einleitung
Gott benutzte den Traum des Königs dazu, dass Daniel in diesem Kapitel der Herrscher über die ganze Landschaft Babel und Obervorsteher über alle Weisen von Babel wurde. Die wahre Weisheit liegt bei einem jüdischen Überrest, den wir in Kapitel 1 gefunden haben: Daniel und seine Freunde. Bei ihnen findet man Treue gegenüber Gott, die zur Einsicht in die Wege Gottes und seine Offenbarungen führt. Nebukadnezar hatte schon in Kapitel 1 anerkennen müssen, dass sie all seinen Weisen zehnmal überlegen waren.
Der Traum zeigt mit wenigen Worten den Verlauf der Weltgeschichte, einschließlich der Errichtung des messianischen Friedensreiches. Ohne Daniel 2 und 7 und 9 würden wir nicht viel von der Prophetie verstehen.
Israel hatte völlig durch Götzendienst versagt. Das Volk ist nicht mehr im Land, der Thron Gottes steht nicht mehr in Jerusalem, Nebukadnezar wird bald den Tempel Salomos zerstören. Israel ist nun Lo-Ammi (= nicht mein Volk). Gott ist nun nicht mehr der Gott der ganzen Erde, sondern der Gott des Himmels. Gott hat gleichsam seine Macht einem heidnischen König übergeben, das ist nun Nebukadnezar.
Dieses Kapitel beantwortet besonders drei Fragen:
Woher hat der König seine Macht? – Er hat sie weder vererbt bekommen noch durch eigene Tüchtigkeit erworben, sondern sie ist ihm von dem Gott des Himmels verliehen (alle Obrigkeiten sind von Gott).
Wie lange wird der König diese Macht haben? – Die Herrschaft ist ihm nur für eine Zeit verliehen; andere Reiche werden folgen. Die großen Reiche in diesem Kapitel sind zeitlich und werden einmal von einem ewigen Reich ersetzt werden. Das ewige Reich wird dem Messias vom Gott des Himmels gegeben werden.
Wie erfährt der König die Bedeutung seiner Träume? – Obwohl Gott dem König den Traum gab, brauchte er Männer vom jüdischen Überrest, die ihm den Traum deuteten; er war also von ihnen abhängig.
Einteilung
Der Traum des Königs; die Wahrsager können den Traum nicht deuten (V. 1–11)
Die die Hinrichtung aller Wahrsager befohlen (V. 12–16)
Daniel erhält von Gott die Deutung des Geheimnisses (V. 17–23)
Daniel teilt dem König den Inhalt des Traums mit (V. 24–35)
Daniel deutet den Traum (V. 36–45)
Nebukadnezars Anerkennung der Größe Gottes – Daniels Geschenke und Ehrung (V. 46–49)
Vers 1
Und im zweiten Jahr der Regierung Nebukadnezars hatte Nebukadnezar Träume, und sein Geist wurde beunruhigt, und sein Schlaf war für ihn dahin: Nebukadnezar ist der mächtige Herrscher des Weltreiches Babylon: Gott hat ihn in seiner Vorsehung zum Herrscher bestimmt. Der König hat nun einen Traum und fragt sich, was aus dem großen Reich wird, an dessen Spitze er jetzt steht. Er ist beunruhigt und kann nicht mehr schlafen. Nebukadnezar muss lernen, dass alle Macht und Weisheit in den Händen Gottes liegt.
Gott offenbart diesem Herrscher seine Gedanken, allerdings durch Träume, die von anderen gedeutet werden müssen. So soll er seine Ohnmacht empfinden:
Die Geschichte wird ihren Verlauf nehmen
Niemand ist in der Lage, den Traum zu deuten
Im zweiten Jahr: Bei der ersten Eroberung Jerusalems wurden Daniel und seine drei Freunde weggeführt. Wahrscheinlich bekam Nebukadnezar seinen Traum im dritten Jahr der Ausbildung Daniels und seiner Freunde. Dann wäre das zweite Jahr Nebukadnezars 603 oder 602. Das bedeutet auch, dass die Eroberung Jerusalems geschah, als der Vater Nebukadnezars noch König war und Nebukadnezar neben ihm regierte.