Einleitung
1. Einteilung
Kapitel | Verse | Inhalt |
---|---|---|
1 | Jerusalem redet, wird beschimpft und von niemandem bemitleidet, sehnt sich nach Trost | |
1‒11 | Klage Jeremias über das Elend der Stadt | |
12‒17 | Leiderfüllte Klage und reuevolles Bekenntnis der Stadt | |
18‒22 | Zions Gebet zu Gott um Hilfe und um Rache an den Feinden | |
2 | Die Verwüstung Judas und Jerusalems durch das Gericht Gottes | |
1‒10 | Schilderung des Unheils, von dem Land und Volk und besonders Jerusalem betroffen sind | |
11‒17 | Gedanken und Empfindungen Jeremias und der Außenwelt: Gott hat seinen Ratschluss ausgeführt | |
18‒22 | Aufforderung an Zion, zu Gott um Erbarmen zu schreien | |
3 | Leiden und Des Volkes Gottes | |
1‒24 | Verzweiflung und Klage Jeremias über die schweren Prüfungen ‒ Bitte um Gnade und Hoffnung auf Errettung | |
25‒51 | Hinweis auf Gottes Güte und Erbarmen | |
52‒66 | Bitte um Rettung und um Rache an den Feinden | |
4 | Neue Klage über den Untergang des Volkes | |
1–11 | Die Fürsten und die Bewohner Jerusalems befinden sich in einen bedauernswerten Zustand, denn ihre Sünde war größer als die Sodoms | |
12–16 | Jerusalem ist überliefert worden in die Hände ihrer Feinde wegen ihrer Propheten und Priester, die das Blut der Gerechten vergossen haben | |
17–20 | Die Menschen haben ihr Vertrauen auf die eitle Hilfe von Menschen gesetzt | |
21.22 | Wegen dieser Sünden muss das Volk büßen; augenblicklich triumphiert der Feind. Die Schuld der Tochter Zions wird abgetragen werden, dann wird das Gericht ihre Feinde treffen | |
5 | Gebet der bedrückten Gemeinde um Erbarmen und Wiederherstellung | |
1‒18 | Klage der Gemeinde über ihr trauriges Schicksal ‒ die schmachvolle Schreckensherrschaft im Land | |
19‒22 | Bitte um erneue Gnade |
Kapitel 1 und 2 | je 22 Verse à 3 Zeilen |
Kapitel 3 | je 66 Verse à 2 Zeilen – jeweils 3 Verse beginnen mit demselben Buchstaben des Alphabets |
Kapitel 4 | je 22 Verse à 2 Zeilen |
Kapitel 5 | je 22 Verse à 1 Zeile (ohne alphabetische Reihenfolge) |
Folgende Psalmen sind ebenfalls alphabetisch angeordnet; 25; 34; 37; 111; 112; 145. Siehe auch Sprüche 3,10‒31.
2. Diverse Punkte
Die Klagelieder sind im Jahre 586 entstanden, kurz nach dem endgültigen Fall Jerusalems.
Die Umstände der Eroberung waren entsetzlich (2Kön 25,1-10; Hes 5,12). Wegen dieser Umstände übten die Menschen Kannibalismus (Klgl 2,20; 4,10; 5,10).
Jeremia blieb mit einigen Treuen in Jerusalem (Jer 40,1-7).
Einige der Nöte, die Jeremia beschreibt:
als Ausgeworfener behandelt (4,15)
eine Waise werden (5,3)
für niedrige Arbeiten bestimmt (5,13)
physische Tortur (5,12)
Vergewaltigung von Frauen (5,11)
Verlust des Ehegatten (1,1; 5,3)
Verlust einer geachteten Stellung (1,1.9; 3,47; 5,8)
keinen Tröster haben (1,2.9.16.17.21)
Freunde wenden sich ab (1,2.17.19)
keine Ruhe für Leib und Seele (1,3.22; 2,18; 3,19.55; 5,17)
glückliche Zeiten sind vorbei (1,4; 2,6; 5,14)
die Kinder in großer Not sehen (1,16; 4,4)
der Kinder beraubt (1,5)
Verlust materieller Güter (1,7; 4,1.5; 5,2)
verspottet und verachtet (1,7.8; 2,15.16; 3,14)
Fehlen der Grundbedürfnisse (1,11.19; 4,9; 5,4.9)
niemand versteht einen (1,12)
großer emotionaler Stress (1,20)
Feinde herrschen über einen (1,21; 2,16; 3,46)
Trauer über tragischen Verlust (2,10; 3,51)
nicht möglich, den Tod der Kinder zu verhüten (2,11.19.22)
opfern der Kinder für das eigene Wohlergehen (2,20; 4,10)
sich bewusst sein, dass man falscher Belehrung gefolgt ist (2,14)
Anlass für die Verspottung Gottes (1,10; 2,7)
sehen, wie der Herr den Segen entzieht (2,9; 3,17; 5,20)
Bewusstsein, unter der Zucht Gottes zu stehen (1,13; 2,1.22; 3,1–18.43; 4.6.11.16; 5,7.17)
3. Trost für Gläubige
Gott nimmt Anteil am Leid seines Volkes, darum hat Er die Klagelieder in die Bibel aufgenommen.
Jeremia ist der Schreiber der Klagelieder; er hat sehr unter dem Elend der Stadt und Volkes gelitten. Der Geist Gottes hat diese Empfindungen in Jeremia bewirkt.
Jeremia spricht für Gottesfürchtigen, die noch im Land Israel übriggeblieben waren.
Es sollte für das Kind Gottes in jeder Zeit von tiefem Interesse sein, zu wissen, dass es oben jemanden gibt, der alle seine Sorgen mitfühlend zur Kenntnis nimmt und in all seinem Leid betrübt ist. Nichts könnte dies deutlicher demonstrieren als die Aufnahme des Ausdrucks des Herzensschmerzes von Jeremia in die Heilige Schrift, als er das überwältigende Leid seines Volkes und die Verwüstung der Heiligen Stadt sah. Diese Gefühle waren richtig und angemessen – ja, sie wurden durch den Geist Gottes im Herzen seines Dieners Jeremia hervorgerufen. Er, der Gott Israels, war kein kalter, gleichgültiger Zuschauer der Qualen, der Erniedrigung und des Leids des von ihm auserwählten Volkes. Seine Heiligkeit verlangte, dass er sie für ihre Missetaten züchtigte; und er hatte den König von Babel zu diesem Zweck benutzt, aber sein Herz war immer noch betrübt über sie, so wie ein liebender Vater schmerzlich über seine eigene Zurechtweisung eines ungehorsamen Sohnes betrübt ist. Er schätzte daher die Seelenübungen seines kummervollen Propheten sehr und hielt es für angebracht, seine Klagen zu unserer Belehrung und zu unserem Trost zu Protokoll zu geben. In gewissem Sinne spricht Jeremia für die im Lande verbliebenen Gottesfürchtigen – sozusagen als ihr Sprachrohr (H. A. Ironside).
4. Weitere markante Punkte in diesem Buch
Das Buch der Klagelieder zeigt, dass die Buße Entwicklungsstufen durchmacht (vgl. Ps 32,5; 51,2).
Jerusalem empfand das gerechte Gericht Gottes nur sehr mangelhaft, Jeremia umso mehr. Am meisten hat der Herr Jesus das Gericht Gottes für unsere Sünden am Kreuz empfunden.
Nachdem Jeremia die Sünden schonungslos bekannt hat, gibt es wieder Hoffnung auf Wiederherstellung (Kap. 5).
5. Zu Hilfe genommene Literatur
Ironside, Henry A., Die Klagelieder auf
https://biblische-lehre-wm.de/wp-content/uploads/Die-Klagelieder-HAIronside.pdf
Kelly, William, Die Klagelieder auf https://biblische-lehre-wm.de/wp-content/uploads/AT-25-Klagelieder-WK-D.pdf
Rossier, Henry, Die Klagelieder des Jeremias, Neustadt (Ernst Paulus-Verlag), 1979.
Kapitel 1
Einleitung
Jeremia und die Übriggebliebenen trauern über die Zerstörung Jerusalems und erkennen ihre Sünde an, die das Gericht des Herrn über sie gebracht hat.
Prophetisch gesehen finden wir den Überrest in künftigen Tagen während der großen Drangsal. In diesem Buch findet dieser Überrest Worte, um seine Not vor Gott auszusprechen. Gott wird sich wieder über sein Volk erbarmen.
Die Versammlung Gottes ist heute in ähnlicher Weise ein Trümmerhaufen, so dass auch wir die Beschreibung des irdischen Jerusalems darauf anwenden können.
Wir wollen nicht vergessen: Die Sünde hat den Sohn Gottes ans Kreuz gebracht, wo Er unsäglich litt. Darum finden wir Ausdrücke in diesem Buch, die die Empfindungen des Herrn Jesus beschreiben könnten.
Einteilung
Klage Jeremias über das Elend der Stadt (V. 1‒11)
Leiderfüllte Klage und reuevolles Bekenntnis der Stadt (V. 12‒17)
Zions Gebet zu Gott um Hilfe und um Rache an den Feinden (V. 18‒22)
Vers 1
Wie1 sitzt einsam die volkreiche Stadt, ist einer Witwe gleich geworden die Große unter den Nationen! Die Fürstin unter den Landschaften ist fronpflichtig geworden: Jerusalem hat wunderschöne Zeiten unter König David und seinem Sohn Salomo erlebt. Es gab feierliche Festzeiten in dieser Stadt. Nun beschreibt Jeremia das Elend der Stadt. Es war die Gerechtigkeit des Herrn. die Jerusalem in dieses Gericht gebracht hat. Gott hatte das Volk durch Jeremia und durch viele andere Propheten gewarnt, doch sie haben alle Warnungen in den Wind geschlagen.
Die Große unter den Nationen: Jerusalem ist die „Stadt des großen Königs“ (Ps 48,2), doch nun ist sie wie eine Witwe, nicht etwa, weil ihr Gatte gestorben wäre, sondern weil die Bevölkerung weggestorben oder in Gefangenschaft geführt worden ist. Dabei hatte Gott Jerusalem eine überragende Stellung vor allen Hauptstädten der Nationen gegeben. Sie war eine Fürstin, und nun muss sie harten Dienst in Babylon ausführen. Schreckliche persönliche Schicksale waren mit der Eroberung dieser einst volkreichen Stadt verbunden. ‒ Früher haben die umliegenden Länder Tribut an Jerusalem gezahlt; nun ist Jerusalem in Knechtschaft.
1 Im Hebräischen bestehen die beiden ersten Lieder (Kap. 1 u. 2) aus dreizeiligen Strophen (mit Ausnahme von Kap. 1,7 und 2,19), deren Anfangsbuchstaben der alphabetischen Reihenfolge entsprechen.↩︎