Einleitung
Nachdem in Kapitel 1 die Liebe aufgeblüht und in Kapitel 2 abgekühlt war, war sie durch das Suchen und Finden des Bräutigams in Kapitel 3 in eine innigere Phase eingetreten. Kapitel 3 endete damit, dass die Braut von der Wüste heraufzog. Dasselbe finden wir in den Entwicklungsphasen der Gläubigen. Nachdem sie nun zur Ruhe gebracht war, sah der Bräutigam weitaus tiefere Schönheiten in ihr. Diese Schönheiten beschreibt er nun in einem siebenfachen Vergleich:
Körperteil | Vergleich | |||
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1 | Augen | Wahrnehmungsvermögen | Tauben | Einfalt |
2 | Haar | Zeichen der Unterordnung | Herde Ziegen | Absonderung, Weihung |
3 | Zähne | Nahrungsaufnahme | Herde geschorener Schafe | Sanftmut und Selbstgericht |
4 | Lippen | Das Sprechen | Karmesinschnur | königliche Herrlichkeit |
5 | Schläfe | Die Gedanken | Schnittstück einer Granate | Heiligkeit (Röm 6,22) |
6 | Hals | Haltung | Turm Davids | im Kampf brauchbar |
7 | Brüste | Weitergabe von Nahrung | Zwillingspaar junger Gazellen | Ausgewogenheit |
Einteilung
Erste Beschreibung der Schönheiten der Braut (V. 1‒5)
Die Braut geht zum Myrrhenberg und Weihrauchhügel (V. 6)
Von den Bergen zurück ins Land (V. 7.8)
Was die Braut dem Bräutigam bedeutet (V. 9‒15)
Die Braut verlangt nach Nord- und Südwind, damit sich die Wohlgerüche entfalten (V. 16)
Vers 1
Siehe, du bist schön, meine Freundin, siehe, du bist schön: Deine Augen sind Tauben hinter deinem Schleier. Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die an den Abhängen des Gebirges Gilead lagern: Die Beschreibung beginnt mit den Augen, die wie Tauben sind. Die Augen sind ein Symbol für die Fähigkeit des geistlichen Aufnahmevermögens (Eph 1,18). Das Auge der Braut ist nur auf den Bräutigam gerichtet. Die Taube ist ein Bild der Einfalt (2Kor 11,3). Die Braut kennt nur den Bräutigam. Außerdem ist die verschleiert: Ihre Schönheit war ausschließlich für ihn bestimmt (vgl. 1Mo 24,65).
Dein Haar: Das lange Haar ist das Bild der Unterordnung (vgl. 1Kor 11 und 4Mo 6). Diese Unterwürfigkeit ist durch die Ziege als Bild des Sündopfers symbolisiert. Alles, was im Tod Christi als Sündopfer sein Ende gefunden hat, findet durch die Unterwürfigkeit der Braut zum Bräutigam keinen Eingang in ihr Handeln. In allem fragt sie ausschließlich nach der Autorität dessen, der sie liebt. Es ist Unterordnung in Absonderung von allem, was nicht in Übereinstimmung mit dem Herrn ist.
Herde Ziegen: Das sollte nicht nur jeden individuellen Gläubigen auszeichnen, sondern das ganze Volk Gottes, indem es gemeinschaftlich diese Charakterzüge offenbart. Allein die Unterordnung der Gläubigen unter die Autorität Christi führt zu einem friedlichen Miteinander und zu echter Einheit.
Gebirge Gilead: fruchtbare Landschaft und daher ein Bild der Segnungen (Mich 7,14; Jer 50,19).