Behandelter Abschnitt Phil 3,2-3
(Vers 2–3) Nachdem der Apostel unsere Blicke auf Jesus Christus als Herrn gelenkt hat, vor dem sich jedes Knie beugen wird, warnt er uns vor bestimmten Gefahren, denen wir begegnen. Wir sollen uns vor den „Hunden“, den „bösen Arbeitern“ und der „Zerschneidung“ hüten. Diese drei Übel scheinen sich auf judaisierende Lehrer innerhalb des christlichen Kreises zu beziehen, die versuchten, Gnade und Gesetz zu vermischen.
Das bedeutet das Beiseitesetzen des Evangeliums, das Gnade verkündete, und das Wiedereinsetzen des Fleisches, welches das Evangelium beiseite setzte. Da Paulus erkennt, dass dieses Übel die Grundlage all unserer Segnungen angreift, ist er schonungslos in seinem Urteil. Der Hund ist einer, der zu seinem eigenen Gespei zurückkehrt und keine Scham kennt. Wenn man sich in einer Weise verhält, die offenkundig böse ist, und ablehnt, das Böse anzuerkennen, handelt man ohne Gewissen oder Scham.
Zudem versteckten diese judaisierenden Lehrer ihre bösen Werke unter einem religiösen Deckmantel. Vor solchen warnt der Herr seine Jünger, wenn Er sagt: „Tut nicht nach ihren Werken“ (Matthäus 23,3). Solche Leute mögen bezeugt haben, dass sie die Beschneidung sind und daher das Fleisch abgelehnt haben. In Wirklichkeit aber gaben sie sich dem religiösen Fleisch hin, anstatt es zu beschneiden, indem sie das Gesetz mit der Gnade zu vermischen suchten. Das enthüllt der Apostel mit verachtenden Worten.
Im Kontrast zu diesem System judaisierender Lehrer stellt uns Paulus die herausragenden Eigenschaften des Christentums vor. Im Christentum beten diejenigen, die das Fleisch ablehnen – und so die wahre geistliche Beschneidung bilden – durch den Geist Gottes an und nicht in Verbindung mit religiösen Zeremonien. Sie rühmen sich Christi Jesu, nicht der Menschen und ihrer Werke. Sie setzen kein Vertrauen auf das Fleisch, sondern ganz auf den Herrn.
Es gibt wirklich die Lüste des Fleisches, die wir zu richten haben, aber hier warnt der Apostel uns vor der Religion des Fleisches. Diese ist eine weit raffiniertere und fast unbemerkbarere Gefahr für Christen, denn das religiöse Fleisch hat eine schöne Erscheinungsform, wogegen die Lüste des Fleisches offensichtlich als falsch eingestuft werden, sogar vom natürlichen Menschen. Jemand hat einmal gesagt: „Das Fleisch hat sowohl eine Religion als auch Lüste, aber das Fleisch muss eine Religion besitzen, die das Fleisch nicht zerstört.“
Die Worte des Apostels stellen zweifellos eine besondere Warnung für uns in den letzten Tagen dar, wo sich diese judaisierende Belehrung, die bereits in der frühen Kirche der Anfangstage eine derartige Gefahr war, in der Christenheit ausgebreitet hat, die zu einer verdorbenen Mischung von Judentum und Christentum geworden ist. Das Ergebnis ist, dass ein gewaltiges Bekennertum aufgekommen ist, in dem Formen und Zeremonien den Platz der Anbetung durch den Geist eingenommen haben.
In diesem äußerlichen Bekennertum haben die Werke der Menschen, die aufgrund des Gesetzes getan werden, das Werk Christi gemäß des Evangeliums beiseite gesetzt. Diese Religion spricht den Menschen im Fleisch an, indem sie keine Frage nach der neuen Geburt oder dem persönlichen Glauben an Christus aufkommen lässt. Indem es sich nach dem jüdischen Vorbild gebildet hat, ist das Christentum die Nachahmung des jüdischen Lagers geworden: Es hat zwar noch eine Form der Gottseligkeit, verleugnet jedoch ihre Kraft (2. Timotheus 3,5).
Der Apostel ermahnt uns in einem anderen Brief, uns von dieser Verderbtheit abzuwenden und zu Christus hinauszugehen, „außerhalb des Lagers Seine Schmach tragend“ (Hebräer 13,13).