Behandelter Abschnitt Röm 7,1-3
Erlösung von dem Gesetz: Kapitel 7
Im sechsten Kapitel werden wir über den Weg der Befreiung von der Macht der Sünde belehrt. Im siebten Kapitel lernen wir etwas über den Weg der Befreiung vom Joch des Gesetzes.
Offensichtlich gibt es einen großen Unterschied zwischen „Sünde“ und „Gesetz“. Sünde kam durch einen Menschen in diese Welt. Das Gesetz wurde durch Gott gegeben. Das eine war vollkommen böse, das andere „heilig und gerecht und gut“ (Röm 7,12). Es ist einfach zu erkennen, dass wir Befreiung nötig haben von etwas, das böse ist. Es ist nicht so einfach zu lernen, dass wir als Gläubige auch befreit werden müssen von dem Grundsatz des Gesetzes.
Das Gesetz
Dennoch sollte uns die Beschäftigung mit der Natur des Gesetzes und mit seinen Auswirkungen davon überzeugen, dass wir die Befreiung von seiner Herrschaft nötig haben.
Wir sollten uns erinnern, dass das Gesetz dem natürlichen Menschen gegeben worden ist, um ihm den Maßstab des Lebenswandels zu zeigen. Gott erwartet von einem Menschen das Einhalten dieses Maßstabs, wenn er auf der Grundlage seiner eigenen Werke auf dieser Erde gesegnet werden möchte.
Dadurch, dass Gott dem Menschen bekannt macht, was Er von diesem erwartet, offenbart das Gesetz die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes.
Das Gesetz macht die vollkommene Schwachheit und Unfähigkeit des Menschen offenbar, das Gesetz zu halten und so auf die gerechten Ansprüche Gottes eine passende Antwort zu geben.
Während das Gesetz die Ansprüche Gottes gegenüber dem Menschen geltend machte und zugleich die Schwachheit des Menschen zeigte, gab es ihm kein Hilfsmittel, um diesen Anforderungen zu entsprechen.
Schließlich verurteilte das heilige und unnachgiebige Gesetz den Menschen auf vollständige Weise, der das Gesetz nicht in allen Punkten einhielt.
Man könnte den Grundsatz des Gesetzes, der auf den Menschen angewendet wird, in kurzer und knapper Weise so zusammenfassen: Es offenbart die Ansprüche Gottes an mich, für deren Erfüllung mir die Kraft fehlt. Es gibt mir keine Kraft, um den Ansprüchen zu entsprechen; und wenn ich darin versage, verurteilt es mich vollständig. So wird das Gesetz zu einem Mittel, die Heiligkeit Gottes, meine Schwachheit und in seiner Folge meiner Verurteilung zu zeigen, wobei es selbst heilig ist sowie Leben und Segen denen gibt, die es halten.
So wird offenbar, dass der Gläubige Befreiung vom Gesetz nötig hat. Und nicht nur das, er braucht eine andere Unterstützung, um Frucht für Gott bringen zu können. Vers 4 macht sehr deutlich, dass Gott den Wunsch hat, dass sein Volk Frucht für Ihn hervorbringt und dadurch zu seiner Freude ist. Damit das möglich wird, brauchen wir Befreiung von Sünde, Gesetz und Fleisch.
Das führt uns zu dem großen Thema des siebten Kapitels, in dem wir Gottes Weg der Befreiung von der Knechtschaft des Gesetzes lernen. Wir sehen auch, dass ein neues Band zwischen dem Gläubigen und dem auferstandenen Christus geformt worden ist, damit wir Frucht für Gott hervorbringen. Das Kapitel schließt mit der Erfahrung, durch die wir hindurchgehen müssen, um unser wahres Bedürfnis kennenzulernen, damit wir Gottes Weg der Befreiung annehmen.
Gliederung von Kapitel 7
Man kann das Kapitel wie folgt einteilen:
In den Versen 1–3 wird der Grundsatz vorgestellt und illustriert: Das Gesetz herrscht über einen Menschen, so lange er lebt.
In den Versen 4–6 wird dieser Grundsatz auf den Gläubigen angewandt und illustriert.
In den Versen 7–13 lernen wir den Nutzen und die Wirkung des Gesetzes, wenn es auf den Menschen im Fleisch angewandt wird.
In den Versen 14–25 werden uns die Erfahrungen eines Menschen vorgestellt, der durch das Mittel des Gesetzes die wahre Natur des Fleisches und damit auch das Bedürfnis eines Befreiers kennen lernt.
Zusicherung und Darstellung des Grundsatzes, dass die Herrschaft des Gesetzes mit dem Tod endet (7,1–3)
„Oder wisst ihr nicht, Brüder (denn ich rede zu denen, die das Gesetz kennen), dass das Gesetz über den Menschen herrscht, solange er lebt? Denn die verheiratete Frau ist durch Gesetz an den Mann gebunden, solange er lebt; wenn aber der Mann gestorben ist, ist sie losgemacht von dem Gesetz des Mannes. Also wird sie denn, während der Mann lebt, eine Ehebrecherin genannt, wenn sie eines anderen Mannes wird; wenn aber der Mann gestorben ist, ist sie frei von dem Gesetz, so dass sie keine Ehebrecherin ist, wenn sie eines anderen Mannes wird“ (7,1–3).
Der große Grundsatz, der hinter der Lehre der Kapitel 6 und 7 steht, heißt: Wir können nicht in dem lebendig sein, dem wir gestorben sind. In Kapitel 6 wird dieser Grundsatz auf Sünde angewandt. Wenn wir der Sünde gestorben sind, können wir nicht mehr in Sünde leben. In Kapitel 7 wird dieser Grundsatz auf das Gesetz angewandt. Wenn wir dem Gesetz gestorben sind, können wir nicht länger unter Gesetz leben.
Der Apostel schreibt solchen, die das Gesetz „kennen“. Das schließt sowohl Heiden als auch Juden ein. Die Juden waren „unter“ Gesetz. Die Heiden, und dazu gehört auch der größte Teil der Christenheit, befanden sich zwar streng genommen nicht unter Gesetz, „kannten“ jedoch zweifellos das Gesetz. Der Apostel erinnert sie alle an das gut bekannte Prinzip, dass „das Gesetz über den Menschen herrscht, solange er lebt“.
Dieser Grundsatz wird anhand des Falls einer verheirateten Frau illustriert. Das unantastbare Eheband wird also herangeführt, um die Unantastbarkeit des Gesetzes zu zeigen. So lange der Ehemann lebt, ist die Frau durch das Gesetz an ihren Ehemann gebunden. Wenn der Ehemann stirbt, ist sie frei vom Gesetz ihres Ehemanns. Er hat keine Herrschaft mehr über sie. Tod hat das Band zerrissen. Sie ist frei, sich mit einem anderen Mann zu verheiraten. So wird das große Prinzip etabliert, dass wenn Gott dem Menschen ein Gesetz gibt, ein göttliches Band zwischen dem Gesetz und denen, die unter Gesetz stehen, geformt worden ist. Dieses kann nicht anders als nur durch den Tod aufgelöst werden.