Dieser Abschnitt behandelt Römer 7,1-6
Vom Gesetz ist hier die Rede und zur Erklärung dessen, was der Apostel ausführen will, braucht er ein Bild, das Bild der Ehe. Das Weib ist durch das Ehegesetz an ihren Mann gebunden, so lange derselbe lebt. Bei allem Nachdenken und Forschen kann ich in dem Manne (Römer 7,2) nichts anderes sehen, als den Leib der Sünde, an den wir gebunden sind und durch dessen Tod wir erst frei werden. Durch den Leib Christi sind wir dem Gesetz getötet (Römer 7,4), es hat kein Recht mehr.
Das Ehegesetz hört für das Weib auf, sobald der Mann gestorben, sie also Witwe geworden ist. Das Gesetz bleibt dasselbe, sie aber ist vom Gesetz los und kann sich mit einem andern Manne verbinden. Tod ist Trennung vom Leibe. Ehe Christus starb, waren wir mit unserm Sündenleib, dem alten Menschen, unlöslich zusammengewachsen und nur durch den Tod Christi konnten wir von diesem Gesetz erlöst werden. Unser alter Mensch musste sterben, damit wir frei würden vom Leibe der Sünde. Durch den Tod Christi wurde der Sünde der Prozess gemacht, sie kann uns nicht mehr knechten (Römer 7,6), und dieser Wirkung Seines Opfertodes werden wir nur durch den Glauben teilhaftig. (Römer 7,7-11).
Die Sünde in unsern Gliedern wird gereizt durch das Gesetz und zwar mit Macht (Römer 7,8), und schließlich bricht der Mensch zusammen. Erst durch gläubige Aneignung der Wirkung des Todes Christi wird der Leib, der vorher der Sünde dienen musste, nunmehr eine Pflanze mit Christo (Römer 6,5); die Glieder, welche früher im Dienste der Eitelkeit standen, werden nunmehr Christi Glieder, über die ER verfügt, und ich bin gleich dem freigewordenen Weibe, das sich wieder vermählen kann, und darf diese meine Glieder als meines Heilandes Glieder betrachten.
Die Quelle meines Daseins und die Wurzeln meines Lebens liegen nun in meinem Heilande und ER nimmt Besitz von mir. Ich bin durch Christi Leib dem Gesetz getötet, erlöst von dem Sündenleibe. So wahr ich verkauft war an die Sünde, so wahr bin ich jetzt Jesu Eigentum. Und nun will er vom Zentrum meines Herzens aus alle Linien bis zur Peripherie unter Seine Herrschaft bringen. ER bringt mich so weit, dass es das Schrecklichste für mich ist, auch nur einen Augenblick im alten Wesen wieder leben zu müssen.
Gedanken aus Röm 6,7 u. 8. Nachgeschriebenes aus Versammlungen
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Behandelter Abschnitt Röm 7,1-2
Der Sündenleib
Dieser Abschnitt des Römerbriefes, der an sich ja eine besondere Stellung im neutestamentlichen Kanon und seine besondere Bedeutung für die Gemeinde Jesu Christi hat, auf den sich überdies die ganze Reformation gründet, deren Kinder wir sind, hat auch seine besondere Schwierigkeit. Der Grundgedanke - um es gleich zu sagen - ist der, dass unser Leib ein Sündenleib, Sitz der Sünde, geworden ist durch den Fall und die Glieder dieses Leibes in folge dessen Sündenglieder.
Mit diesem Sündenleibe sind wir in einer Weise zusammengebunden, dass wir nur durch den Tod Christi gelöst werden konnten. Damit, dass Christus Seine Glieder am Kreuz und sich selbst geopfert hat, können wir uns nun mit Ihm zusammenschliessen und werden damit durch den Tod von dem Zusammenhang mit unseren Sündengliedern gelöst, so dass wir sie nun dem Herrn hingeben können, auf dass Er sie gebrauche im Dienste der Wahrheit und Gerechtigkeit im Zusammenhang mit Ihm.
Der Apostel geht zunächst von einer allgemein bekannten Tatsache aus, wenn er von unserer Beziehung zum Gesetz redet, nämlich davon, dass das Gesetz es nicht mit Toten, sondern mit Lebendigen zu tun hat. Der Verstorbene weiss nicht, was man mit seinem Leichnam macht.
Das Gesetz herrscht über den Menschen solange er lebt. Der Mensch ist eine Dreiheit: Geist, Seele und Leib. Der Geist steht zwischen Seele und Leib. Und wie ein verheiratetes Weib durchs Gesetz, dem sie sich nicht entziehen kann, an den Mann gebunden ist, so sind wir an unseren Sündenleib gebunden. Der Mann, das werden wir je länger je mehr verstehen , ist unser Sündenleib, von dem wir uns nicht losmachen können, dem wir durch Sündigen verfallen sind. Die Sünde hat sich in den Gliedern unseres Leibes festgesetzt und ein an ihren Mann gebundenes Weib kann nur durch den Tod ihres Mannes von ihm gelöst werden. Davon geht der Apostel, wie gesagt aus. Stirbt der Mann, so hat das Gesetz, welches das Weib an den Mann bindet, keine Macht mehr über sie. Sie kann sich wieder verheiraten. „Wisset ihr nicht, liebe Brüder.“ heisst es in Vers 1, „dass das Gesetz herrschet über den Menschen, solange er lebt?“
Im ersten Vers redet der Apostel also von dem Menschen, Vers zwei hingegen von Mann und Weib. „Denn, fährt er fort, ein Weib, dass unter dem Manne ist, während der Mann lebt, ist an ihn gebunden durch das Gesetz; so aber der Mann stirbt, so ist sie los vom Gesetz, was den Mann betrifft. „Unter dem Manne, an den das Weib gebunden ist, kann ich also nichts anderes verstehen als unseren Sündenleib, der zum Sitz der Sünde geworden ist. Unsere Glieder, in denen sich fortan die Sünde regt, sind Sündenglieder geworden aber durch die Opferung des Leibes Christi sind wir diesem Gesetz, dieser Gebundenheit an den Leib, an unseren Sündenleib enthoben, Soweit wir uns mit Ihm (dem Herrn) zusammenschliessen. Wir nehmen dann unserem Sündenleib gegenüber die gleiche Stellung ein, die ein Weib, deren Mann gestorben ist, dem Ehegesetz gegenüber einnimmt. Er ist abgetan worden am Kreuze und wir haben nun auf Grund der Erlösung Macht, die Sünde zu überwinden, uns mit Christo zusammenzuschliessen, wie wir vorher mit unserem Sündenleibe zusammengeschlossen waren. Es sind dies Gesetze über die niemand hinweg kann.
Das Weib ist gebunden an ihren Mann, solange er lebt und wir sind gebunden an unseren Sündenleib, solange wir nicht so eng mit Christus zusammengebunden sind, wie wir mit unserem Sündenleib zusammengebunden waren und Christus hat uns von der Sünde losgemacht. Aber - und damit kommen wir auf einen schwierigen Punkt. Wir müssen uns daran erinnern, dass Gott auf dem Boden der Erlösung gar nicht willkürlich eingreift, dass er nicht einfach schafft, sondern von tief von innen heraus ein neues anbahnt. Der Herr Jesus Christus, der ewige Sohn Gottes, musste Fleisch werden, unsere Natur an sich nehmen, damit wir göttlicher Natur teilhaftig werden. Er ist aber nicht in die Menschheit eingetreten, wie der erste Adam in die Schöpfung hineingestellt wurde. Er ist aus dem heiligen Geiste gezeugt, also eine neue Schöpfung von oben, die aber zugleich an die alte Schöpfung anknüpft, in sie hineingreift und noch verwertet.
Unser Herr und Heiland ist von der reinsten aller Jungfrauen geboren. Er ist nicht durch den Willen eines Mannes, sondern von Gott gezeugt durch den heiligen Geist; aber Er ist Seiner leiblichen Natur mit dem Blute der Maria, im Mutterleibe der Maria gebildet worden. War sie auch die reinste aller Jungfrauen, so hatte sie doch sündiges Blut in sich. Das Blut mit dem Jesus gebildet wurde, war nicht das reine Blut, das der erste Adam in sich hatte, mit anderen Worten, es handelte sich um ein wirkliches, tatsächliches sich zusammenschliessen mit der sündlichen Menschheit seitens Jesu. Er ist zur Sünde gemacht worden und nur dadurch, dass unser Heiland von frühester Kindheit an Sein ganzes Leben lang unter Geistesleitung blieb, ist das, was Er von Seiner Mutter her in sich trug, nie zum Ausdruck gekommen. Es sind das Wahrheiten, von denen wir nicht absehen dürfen, wenn wir einen Blick haben wollen in die Tiefen der Erlösung, in die Herrlichkeit Seines auf Golgatha vollbrachten Sieges und Seiner ununterbrochenen Gemeinschaft mit dem Vater. „Ich kann nichts von mir selbst,“ hat unser Heiland gesagt. Schon in dem zwölfjährigen Knaben hat sich diese göttliche Natur auf's herrlichste geoffenbart.
Wer aus dem Geiste gezeugt ist, der nährt sich aus Gottes Wort. Das ist die Muttermilch und das ist das Fleisch, die starke Speise, mit der alles, was aus Gott geboren ist nährt. Von der Stunde an, wo der Knabe nach dem Gesetz in den Tempel durfte, war Er im Tempel zu finden. „Wusstet ihr nicht,“ fragte Er Seine Eltern, „dass ich sein muss in dem was meines Vaters ist?“ das heisst da wo Gottes Wort gelehrt und verkündet wird? Was aus Gott gezeugt ist, nährt und stärkt sich durch Gottes Wort und hat in - Kraft des Wortes Gottes - Macht auszuscheiden, fernzuhalten, in den Stand der Unfruchtbarkeit zu setzen, was wir, die wir den Geist Gottes haben, nebenher durch unsere Abstammung von gefallenen Eltern alter Natur in uns haben. Es kann sich aber nicht offenbaren - das alte abgestammte von den Eltern - soweit wir unter Geisteszucht stehen und mit dem fleischgewordenen Wort Gottes in organischer Lebensverbindung sind. Da ist Sieg und Freiheit, aber nur da im Masse des Zusammenschlusses mit Ihm, so dass er sich Augenblick für Augenblick in uns offenbaren kann, wie Er selbst in jedem Augenblicke vom Geiste regiert ward.
Soweit das Wort Gottes Raum in uns gewinnt und uns beherrscht, muss die Sünde weichen. Sie wird zu einer verborgenen Macht, die sich nicht offenbaren kann, wenn wir unter der Zucht des Geistes stehen, zusammengeschlossen mit Jesu.
Auszug aus seinem Buch „Aus Glauben in Glauben“)
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