Behandelter Abschnitt Röm 7
In Kapitel 7 wird als Thema das Gesetz sowohl in seiner Praxis als auch in seinen Grundsätzen eingehend besprochen. Es begegnet dort denselben Waffen von erprobter und unfehlbarer Schärfe. Auch hier ist es nicht das Blut, sondern der Tod - Christi Tod und Auferstehung. Das Bild der Beziehung zwischen Mann und Frau in der Ehe wird eingeführt, um die Sache deutlich zu machen. Ausschließlich der Tod löst dieses Band in rechtmäßiger Weise und sonst nichts. Folglich sind wir, sagt der Apostel, dem Gesetz gestorben. Das heißt nicht, wie wir zweifellos fast alle wissen, dass das Gesetz gestorben ist. Stattdessen sind wir durch den Tod Christi dem Gesetz gestorben. Vergleiche Vers 6 mit Vers 4! Das ist der Grundsatz. Der Rest der Kapitels (V. 7-25) gibt eine lehrreiche Beschreibung, welche die Unfähigkeit und das Elend einer erneuerten Gesinnung, die versucht, unter dem Gesetz zu leben, ausführlich erörtert. Zuletzt wird die Befreiung (nicht die Begnadigung) in Christus gefunden.
Somit beschreibt der letzte Teil des Kapitels genau genommen nicht die Lehre, sondern liefert vielmehr den Nachweis von den Schwierigkeiten einer Seele, welche nicht ihren Tod vor dem Gesetz in dem Leib Christi verwirklicht. Wird dadurch das Gesetz, welches verdammt, als böse verurteilt? „Das sei ferne!“, sagt der Apostel (V. 13). Die Schwierigkeiten kommen durch unsere böse Natur, nicht durch das Gesetz. Das Gesetz befreit niemals; es verdammt und tötet uns. Seine Bedeutung besteht darin, die Sünde außerordentlich sündig zu machen. Demnach behandelt Paulus hier nicht die Vergebung der Sünden, sondern die Befreiung von der Sünde. Kein Wunder, dass Seelen nie die Befreiung in der Praxis erleben, wenn sie diese beiden Wahrheiten durcheinanderwerfen! Damit eine bewusste Befreiung auch Gott gemäß auf festem Grund stehen kann, muss sie mit seiner Wahrheit übereinstimmen. Es ist sinnlos, Seelen klar machen zu wollen, dass sie in Heiligkeit frei geworden sind, wenn ausschließlich Römer 3 oder sogar 4 gepredigt wird.
Ab Vers 14 erkennen wir einen Fortschritt. Wir sehen die christliche Erkenntnis hinsichtlich des betrachteten Themas; und doch ist es die Erkenntnis eines Erlösten, der sich selbst nicht in diesem Zustand befindet, aber von einer Seele in Letzterem spricht. Wir müssen uns sorgfältig vor der Ansicht hüten, als spräche Paulus von seiner eigenen Erfahrung, weil er sagt: „Ich hätte nicht erkannt“ (V. 7), „Ich aber lebte“ (V. 9). Es gibt keinen guten Grund für diese Annahme; es spricht sogar vieles dagegen. Es mag mehr oder weniger das Los eines jeden Menschen sein, diese Wahrheit zu lernen. Ich will auch nicht sagen, dass Paulus diese Erfahrung nicht kannte. Es geht jedoch darum, dass der Grund für die Folgerungen und die allgemeine Idee seiner Ausführungen in gleicher Weise missverstanden werden, wenn wir diese Verse im Wesentlichen auf Paulus selbst beziehen. Zu unserer Belehrung überträgt Paulus manchmal etwas im Bild auf sich selbst, was nicht unbedingt seine eigene Erfahrung beinhaltet, ja, was er vielleicht niemals erlebt hat.
Das mag indessen nur ein vergleichsweise kleines Problem sein. Außerordentlich wichtig für unsere Beachtung ist indessen dieses wahre Bild einer lebendig gemachten Seele, die elend unter dem Gesetz tätig und keinesfalls bewusst zur Freiheit gelangt ist. Die letzten Verse des Kapitels führen indessen die Befreiung ein, zwar noch nicht in ihrer Fülle, aber sozusagen ihren Angelpunkt. Die Seele macht die Entdeckung, dass die Quelle ihres inneren Elends darin liegt, dass die Gesinnung, obwohl erneuert, immer noch das Gesetz als ein Mittel für den Umgang mit dem Fleisch ansieht. Daher lässt gerade die neue Geburt einen Menschen sein Elend umso tiefer empfinden. Gleichzeitig besitzt die Seele keine Kraft, solange sie nicht weg von sich selbst auf den blickt, der gestorben und auferstanden ist. Er hat alle Schwierigkeiten vorausgesehen; und ausschließlich Er beantwortet völlig alle unsere Bedürfnisse.