Behandelter Abschnitt Heb 3,1-6
Abschnitt 3 (Heb 3,1-6): Der dritte Abschnitt des zweiten Teils führt uns von der Erniedrigung des Herrn Jesus zu seiner Herrlichkeit. Als Sohn Gottes ist er über das Haus Gottes. Dass er Sohn Gottes ist, bildet die Grundlage seines Priestertums. Darin liegt hier auch die direkte Verbindung. Das Vorbild auch für diese Stelle ist noch immer der Sühnungstag, obwohl die Wirklichkeit über die Schatten hinausgeht. Der Hohepriester in Israel stand – mit gewissen Einschränkungen – über dem Haus Gottes. Im zehnten Kapitel wird das bestätigt: „Und einen großen Priester haben über das Haus Gottes“ (Heb 10,21).
Dieser Gedanke wird also nicht nur an der vorliegenden Stelle vorgestellt. Wenn man das aus dem Auge verliert, ist es schwierig, zu verstehen, was hier gemeint ist. Wenn man das nicht bedenkt, ist es schwierig, zu verstehen, was hier gemeint ist. Mose ist der „Apostel“, während Aaron der Hohepriester ist. Wir werden dazu aufgefordert, beide als „Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses“ zu betrachten. Mose und Aaron erscheinen in der Geschichte Israels an vielen Stellen zusammen als ein Doppelbild des Herrn. Und so wie Mose (in gewissem Sinn) der Erbauer des Zeltes der Zusammenkunft war, so übertrug er nach ihrem Bau die Verantwortung für das Zelt an Aaron.
Das Haus, in dem Mose als Diener treu war, war nur ein „Gegenbild des wahrhaftigen“, über das Christus ist. Wie angedeutet wird und leicht zu erkennen ist, ist das Zelt der Zusammenkunft ein Abbild des Universums, von „allen Dingen“, die Gott geschaffen hat. Mose war selbst in „dem Abbild und Schatten der himmlischen Dinge“ nur ein Diener, der Anweisungen ausführte. Wie unendlich groß ist daher der Gegensatz zwischen Mose und Christus, dem Schöpfer all dessen, was durch das Zelt der Zusammenkunft vorgebildet wird – dem Schöpfer des Universums, das die Wohnung Gottes ist. Und nachdem Christus es geschaffen hat, gibt er es nicht in die Obhut eines anderen, sondern ist als Sohn über sein Haus gesetzt.
Es ist klar, dass der Brief hier von Mose spricht. Doch Aaron hier nicht namentlich erwähnt wird, spielt der Schreiber doch auf ihn an. Wenn der Sohn die Oberhoheit im Universum Gottes trägt und die Sünde als Störung in die herrliche Ordnung eintritt, führt das nicht dazu, dass er auf seine Position verzichtet. Es dient dazu, dass noch deutlicher wird, wie sehr diese Position zu ihm passt. Angesichts der Sünde wird der Sohn zum Priester, Mittler und Versöhner. Und in dem Moment, wo hinzugefügt wird: „Dessen Haus wir sind“, steht Aaron vor uns, und der Priester ist über uns, weil wir sein Haus sind.
Die Bretter des Zeltes der Zusammenkunft sind die bildliche Erklärung dafür, wo hier die Erlösten zu finden sind. Es ist dabei wunderbar, den Zusammenhang mit der Sichtweise auf das Zelt der Zusammenkunft zu erkennen. Wir erinnern uns: Das Zelt ist ein Abbild des gesamten Universums. Im Inneren dieser Hütte finden wir ein „geistliches Haus“, das von Sündern gebildet wird, die durch das Blut des Lammes erlöst und geheiligt sind. Dass es sie gibt, ist das Ergebnis eines Werkes, das noch größer ist als das Schöpfungswerk. So können wir verstehen, dass sie das Heiligtum Gottes bilden. Hier wird seine Heiligkeit, seine Gnade und seine mannigfaltige Weisheit wie nirgends sonst sichtbar. Und hier hören die Fürstentümer und Gewalten des Himmels das schönste Loblied.
Das priesterliche „Haus“ kann nicht von dem Gedanken des Universums als Haus Gottes getrennt werden. Dieses „Haus“ ist ein lebendiges Haus, ein Haus, das aus Menschen besteht. So wird es nicht nur als bloßes Haus gezeigt, sondern als ein Haus, in dem es lebendige Aktivität gibt. Psalm 22 beantwortet die Frage, warum Christus das Kreuz erdulden musste, damit, dass der „Heilige“ „bei den Lobgesängen Israels“ wohnt. Die Verbindung zu dem großen Sühnungstag ist offensichtlich, denn sein Hauptzweck bestand darin, dass der Herr weiterhin in der Mitte Israels wohnen konnte. Das vorliegende Kapitel steht in direktem Zusammenhang damit, obwohl es darüber hinausgeht wie die Wirklichkeit über den Schatten. Das Haus ist ein geistliches, ein priesterliches Haus, und darin erklingt das Lob eines Volkes, das ihm nahe gebracht ist. Für dieses Volk wird das größe Opfer des Versöhnungstages gebracht. Und da unser Hoherpriester nicht für sich selbst opfern musste, wurde der Ochse ausschließlich für das priesterliche Haus geopfert.
Es ist also nicht verwunderlich, dass die priesterliche Familie hier genannt wird. Es wäre indes seltsam, wenn sie nicht in Erscheinung treten würde. Petrus verbindet diese beiden Gedanken, die auf den ersten Blick zu unterschiedlich sind, um verbunden zu werden: „Ein geistliches Haus, zu einer heiligen Priesterschaft, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus“ (1Pet 2,5). Die Aussage „dessen Haus wir sind“ zeigt, dass der Sohn, der über das Haus ist, jetzt der „große Priester über das Haus Gottes“ ist. Außerdem identifiziert diese Aussage das Zelt der Zusammenkunft mit denen, die priesterlich anbeten. Der Ausdruck „wen wir . . . festhalten“ leitet den vierten Abschnitt ein und wird daher dort betrachtet.