Behandelter Abschnitt Nehemia 5,1-4
Einleitung
Anstelle einer Fortführung der Erzählung über den Bau der Mauer wendet Nehemia sich nun der Beschreibung des inneren Zustandes unter dem Volk zu. Dies ist äußerst lehrreich. Wenn wir mit dem Umgang mit Bösem von außen beschäftigt sind, können wir es uns nicht leisten, unsere eigene moralische Verfassung oder den Zustand der Versammlung zu vernachlässigen. Zu oft ist dies der Fall gewesen. So ist es manchmal zu beobachten, dass eifrige Verfechter der Wahrheit das Selbstgericht und die Disziplin im Hause Gottes völlig vernachlässigen. Es gibt kein traurigeres Schauspiel als eine Versammlung, die beispielsweise keine Sorge für ihren eigenen Zustand und ihre eigene Unterordnung unter das Wort Gottes trägt, während sie die Notwendigkeit der Absonderung von Übeltätern oder falschen Lehren lauthals verkündet. Gefäße zur Ehre, geheiligt und nützlich für den Gebrauch des Meisters, werden zu jedem guten Werk vorbereitet, indem sie sich von allem reinigen, wovon sie beschmutzt oder entehrt sein könnten. Dies ist auch die Lektion dieser Kapitel. Kapitel 4 ist durch Kämpfe gekennzeichnet. In Kapitel 5 muss jetzt die Lektion gelernt werden, dass die Bauleute und Krieger den „Brustharnisch der Gerechtigkeit“ (Eph 6,14) tragen müssen, wenn sie den Angriffen des Feindes erfolgreich widerstehen wollen.
„Und es entstand ein großes Geschrei des Volkes und ihrer Frauen gegen ihre Brüder, die Juden. Und es gab solche, die sprachen: Unsere Söhne und unsere Töchter, wir sind viele; und wir müssen Getreide erhalten, damit wir essen und leben! Und es gab solche, die sprachen: Wir mussten unsere Felder und unsere Weinberge und unsere Häuser verpfänden, damit wir Getreide erhielten in der Hungersnot. Und es gab solche, die sprachen: Wir haben Geld geliehen auf unsere Felder und unsere Weinberge für die Steuer des Königs“ (5,1–4).
Im ersten Vers wird die innere Schwierigkeit aufgezeigt: „Und es entstand ein großes Geschrei des Volkes und ihrer Frauen gegen ihre Brüder, die Juden“ (vgl. Apg 6). Das Volk und ihre Frauen sind offensichtlich arm, während „ihre Brüder, die Juden“ zu den Reichen gehören. Durch Unterdrückung seitens Letzterer, die die Gelegenheit nutzten, um sich an der Armut der anderen zu bereichern, war es zu einer Trennung gekommen (vgl. Jak 5 und 1Kor 11,17-22). Einige hatten ihre Söhne und Töchter den Reichen für Getreide verkauft, damit sie essen und leben konnten. Andere hatten aus demselben Grund unter dem Druck der Hungersnot ihre Felder, Weinberge und Häuser verpfändet. Wieder andere hatten Geld auf die Felder und die Weinberge für die Steuer des Königs geliehen. Die Reichen hatten die Bedürfnisse ihrer ärmeren Brüder ausgenutzt, um selbst reicher zu werden und sie gänzlich unter ihre Macht zu bringen.
Die Armen, zur Erde gebeugt unter der schweren Last ihrer Knechtschaft und ihrer Bedürfnisse, erhoben ein „großes Geschrei“ und sagten: ( Siehe Neh 5,5)